Das Atomabkommen als Teil der Widerstandswirtschaft
Die Reaktionen auf das so genannte Atomabkommen zwischen den Westlichen Imperialisten mit ihren Vasallen sowie Russland und China auf der einen Seite und der Islamischen Republik Iran ganz allein auf der anderen Seite sind dieses Mal nicht halb so euphorisch wie bei der Ankündigung vor einem halben Jahr. Das hat auf beiden Seiten seine Gründe.
Auf der Seite der westlichen Imperialisten hält sich die Euphorie in Grenzen, weil noch gar nicht klar ist, ob man selbst das, was man unterzeichnet hat, überhaupt wird einhalten können. Noch scheint unklar, ob das Getöse vom zionistischen Apartheidsregime nur ein taktisches Theaterdonner ist oder ernst gemeint. Der Kongress und Senat der unersättlichen Superreichen in den USA hat bereits Widerstand angekündigt. Und es ist schon klar, dass in den nächsten 60 Tagen eine „Schlacht“ um das Abkommen in den USA selbst geschlagen werden muss. Der Chef des US-Regimes Obama hat zwar sein Veto angekündigt, sollten Repräsentantenhäuser, die nur die Superreichen der Welt repräsentieren, nicht aber das Volk, irgendwelche Gegenmaßnahmen ergreifen. Jenes Veto könne dann nur mit einer Zweidrittelmehrheit wiederum überstimmt werden, was aber angesichts der Käuflichkeit jener unersättlichen Superreichen gar nicht unmöglich erscheint. Kurz: Die Unsicherheiten auf Seiten der westlichen Imperialisten sind größer als die Unsicherheiten, die das Abkommen selbst in sich birgt. Möglicherweise ist das ganze Theater schon in wenigen Monaten wieder vorbei.
Die Vasallen der westlichen Imperialmacht sehen ihre enorme Chance, dem Götzen Wachstum mit reichlichen Gaben huldigen zu können. Der deutsche Wirtschaftsminister lässt kaum eine Minute verstreichen, um in den Iran zu fliegen und will gleich mehrere Tage dort zu bleiben. Er kommt nicht allein sondern mit einem Flugzeug voller Wirtschaftsbosse. Ganze Flugzeugkarawanen mit westlichen Klinkenputzern sollen schon bald folgen. Frankreich hofft den iranischen Automarkt zurückerobern zu können, den es einstmals beherrscht hat und Deutschland hofft auf den Maschinenbaumarkt. Zweifelsohne genießen deutsche Produkte nach wie vor ein hohes Ansehen im Iran. Aber Vorsicht! Die Flugzeuge sind voll mit westlichen Bazaris. Denen geht es ausschließlich um das Geschäft und den Wachstumsgötzen. Doch sobald eine zu große Abhängigkeit von jenen Produkten erzielt wird, kann sofort wieder der Hahn zugedreht werden – bzw. man könnte damit drohen, falls Iran nicht politisch so tickt, wie es das Imperium wünscht – und dann wäre der Schaden größer als heute auf jene Produkte zu verzichten. Imam Chamene’i hat nicht umsonst seit vielen Jahren darauf gedrängt eine Widerstandswirtschaft aufzubauen.
Die Euphorie auf iranischer Seite hält sich auch in Grenzen. Zuverlässige Zeugen aus der Hauptstadt Teheran haben davon berichtet, dass selbst auf den belebtesten Plätzen kaum jemand gefeiert hat. Nur einigen Motorradfahrern wurden von westlichen Kamerateams einige Anweisungen gegeben (möglicherweise verbunden mit gewissen „Zuwendungen“), um immer wieder grölend an den Kameras vorbei zu fahren. Jene Bilder müssen aber selbst den imperialistischen Medien zu blöd vorgekommen sein, so dass sie kaum gesendet wurden.
Unter den Iranern selbst gibt es sehr unterschiedliche Ansichten zum Abkommen. Die einen betrachten das, was Außenminister Sarif da auf dem Balkon an Freudentheater veranstaltet hat nicht nur für äußerst peinlich, sondern sie vergleichen das Gehabe mit dem historischen Auftritt Abu Musas. Abu Musa war Imam Ali (a.) als Vertreter gegen seinen Willen aufgezwungen worden. Nach der Schlacht von Siffin war er als erster auf dem „Balkon“ und verkündete die Einigung der Verhandlungen, worauf der Gegenpart auftrat und verdeutlichte, wie er Abu Musa reingelegt hat. Manche, die abgestoßen sind von Sarifs Auftritt, würden den Außenminister am liebsten wegen Hochverrats anklagen und das Bild ungeschehen machen, das er in der Welt hinterlassen hat. Einige der Abkommenpunkte entsprechen tatsächlich in keinster Weise der Würde des revolutionären Volkes des Iran. Andere sehen das Abkommen pragmatischer und vergleichen es mit dem Abkommen von Hudaybiya. Damals haben die Muslime einem ziemlich ungerecht erscheinenden Waffenstillstandsabkommen zugestimmt, bei dem die Gegenseite fast alle Trümpfe in der Hand hatte. Aber die Muslime hatten Zeit gewonnen, um sich innerlich wie äußerlich zu entwickeln.
Bei beiden Szenen gab es historisch Widerstand gegen den Propheten (s.). Nach dem Betrug an Abu Musa spaltete sich eine Gruppe von Abtrünnigen von Imam Ali (a.) ab und bekämpfte ihn. Die Gedankenwelt jener Abtrünnigen ist bis heute wirksam in manchen Turbanträgern, die aus London senden. Nach dem Abkommen von Hudaybiya waren einige Gefährten – darunter spätere Kalifen – enttäuscht über die Vorteile der Gegenseite und meuterten so lautstark, das der Prophet einen neuen Treueschwur einfordern musste. Solch eine Situation wird es bei Imam Chamene’i sicher nicht geben, verfügen doch seine Anhänger über ein tiefsinnigeres Bewusstsein.
Beide historischen Vergleiche sind ohnehin nur bedingt anwendbar. Es mag Elemente geben, die übertragbar sind, aber es gibt Umstände, die heute sicherlich anders sind. Tatsache ist, dass das so genannte Atomabkommen kaum etwas Substantielles an der Ausgangslage der Islamischen Republik Iran ändert. Imam Chamene’i hat dazu aufgerufen eine Widerstandswirtschaft aufzubauen, und jener Aufruf ist heute wichtiger als je zuvor! Widerstandswirtschaft bedeutet nicht, dass man über irgendwelche Waffen verfügt, mit dem man das Land verteidigen kann. Widerstandswirtschaft bedeutet ein völlig alternatives Wirtschafts- und Finanzsystem.
Viel zu lange haben die Denker der Islamischen Republik Iran die Fragestellung eines islamischen Finanzsystems vernachlässigt bzw. nicht im hinreichenden Maß umgesetzt. Dabei geht es nicht um irgendwelche kosmetische Maßnahmen, mit denen das westlich-kapitalistische System in eine Art islamkonforme Akzeptanz ummodelliert wird. Vielmehr geht es um ein grundlegend anderes System! Und die islamische Widerstandswirtschaft – wenn sie denn nach und nach Erfolge aufweisen kann – kann zum Vorbild für viele unter dem Joch der kapitalistischen Imperialisten leidenden Völker werden. Erste Ansätze dazu wurden im Iran bereits angedacht und Grundlagen gelegt (z.B. mit dem noch viel zu geringen Grundgehalt für alle). Genau diese im Hintergrund wirkende Gefahr wurde von denjenigen, die das Goldene Kalb anbeten, als viel größere Gefahr angesehen, als es irgendwelche Waffen jemals sein könnten. Auch daher haben sie dem Abkommen zugestimmt. Das könnte der Grund dafür sein, dass die Sanktionen aufgehoben werden – falls es jemals dazu kommt – und der Iran plötzlich mit 100 Milliarden Devisen überflutet wird. Eines der Skandale der imperialistischen Berichterstattung besteht darin, die Freigabe dieser Gelder als eine Art Gnadenakt der Westlichen Welt darzustellen. Tatsächlich handelt es sich um Gelder, die von Anfang an der Islamischen Republik Iran gehört haben und von der Westlichen Welt gestohlen worden sind (hier heißt es „eingefroren“). Iran hat nur das zurückbekommen, was ihm ohnehin gehört hat.
Widerstandswirtschaft bedeutet aber auch, dass ein Wirtschaftssystem etabliert wird, bei dem die Reichen nicht immer reicher und die Armen nicht immer ärmer werden (im Vergleich zu den Reichen). Sämtliche westliche Wirtschaftsordnungen funktionieren so, dass alle Maßnahmen immer die Reichen bevorzugen. „Rettungsmaßnahmen“ in astronomischen Größenordnungen für Banken und Bänker passieren problemlos die Parlamente. Vergleichsweise extrem geringere Summen für Flüchtlinge oder z.B. das griechische Volk stoßen auf enorme Widerstände. Die Widerstandswirtschaft in der Islamischen Republik Iran muss diese Zustände umdrehen, um als Vorbild für die Völker zu wirken. Das ist aber gar nicht so einfach. Einflussreiche Superreiche im Iran versuchen das zu verhindern. Sie verfügen über den gleichen geistigen Horizont und die gleiche unstillbare Gier wie ihre unersättlichen Kollegen im Westen. Sie nachhaltig zu entmachten ist nicht einfach!
In den letzten Jahren haben jene superreichen Kräfte im Iran mit allen ihren Möglichkeiten versucht die Liebe des Volkes gegenüber der geistig-spirituellen Führung abzuschwächen. Denn ihnen ist bewusst, dass so lange das Volk diese demütige Führung liebt, sie ihrer unstillbaren Gier nach immer mehr nicht problemlos nachkommen können. Die Sanktionen waren dabei ein willkommenes Geschenk der Westlichen Welt an jene Superreichen, so dass sie sämtliche Unzulänglichkeiten – an denen sie maßgeblich Mitschuld tragen – auf die Sanktionen schieben konnten. Wenn jetzt die Wirtschaftslage sich spürbar bessern sollte, können jene Kräfte dann wieder darauf verweisen, dass man mit dem kapitalistischen Westen freundschaftlich umgehen müsse, damit es einem nicht schlechter geht. Jene Supereichen sind damit Handlager der Imperialisten.
Doch die Bevölkerung in der Islamischen Republik Iran verfügt – anders als hier bekannt –über ein enormes Bildungspotential gepaart mit einem starken politischen Bewusstsein. Selbst die Gegner einer islamischen Ordnung im Iran wissen um die Verbrechen der Westlichen Welt. Dort ist bekannt, dass der Jemen, Syrien und Irak im Auftrag USsraels überfallen wurden. Dort weiß jedes Schulkind, dass die Monster der IS von der Westlichen Welt aufgebaut, finanziert und bewaffnet werden. Und selbst die Tatsache, dass in Afrika jeden Tag 30.000 Menschen an Hunger sterben und dieser Umstand mit dem Kapitalismus zu tun hat, ist im Iran bekannt. Schließlich studiert jeder dort den Regierungsauftrag Imam Alis (a.) an Malik al-Aschtar.
Sicherlich hat es seine Bedeutung, dass Imam Chamene’i gestern beim Empfang der Regierungsvertreter zum Iftar aus besagten Regierungsauftrag zitiert hat. Imam Chamene’i sagte auch, rechtschaffene Taten seien der beste Vorrat, den jeder Verantwortliche während einer Amtszeit (als Gewand) anlegen könnte und erklärte, die Bevölkerung würde sich nicht irren, wenn sie überlegt ein Gesamturteil fällt. An solchen Urteilen der Bürger könne man daher ablesen, welcher Verantwortlicher den rechten Weg geht und welcher nicht. Das war schon ein sehr deutlicher Hinweise darauf, die Euphorie über das so genannte Atomabkommen nicht ausarten zu lassen um die Entwicklung abzuwarten. Denn bisher ist faktisch gar nichts passiert (außer dem Balkonjubel und dass lauter Staubsaugervertreter an der Tür Irans klingeln)!
Eines werden sowohl Anhänger als auch Gegner der Islamischen Republik Iran niemals vergessen. Der Einsatz gegen den Imperialismus und der Beistand für alle unterdrückten Menschen der Welt hat in der Islamischen Republik Iran Verfassungsrang! Das kann auch ein Atomabkommen nicht ändern. Es ist möglich dass die imperialistisch-kapitalistische Welt nachdem drei Jahrzehnte Krieg auf allen Ebenen gegen diese Befreiungstheologie gescheitert ist, jetzt einen neuen 30-Jahre Plan ausgearbeitet hat. Es ist möglich, dass man darauf setzt, den Iran zu stärken, das Land reich zu machen, um dann von der trägen Bevölkerung zu profitieren. Beispiele anderer Länder würden ihnen Recht geben, denn z.B. können sie mit dem reichen Deutschland machen, was sie wollen, ohne dass sich jemals ernsthafter Widerstand regt. Den Anbetern des Goldenen Kalbes ist jedes Mittel recht, um ihre Macht zu erhalten und auszubauen. Als sie durch die Apartheid in Südafrika reicher werden konnten, haben sie die Apartheid gestützt. Als das nicht mehr ging, haben sie die gleichen Leute, die sie zuvor gestützt haben, ausgeliefert. So lange der Zionismus ihren Interessen diente, wurde er ausgebaut. Wenn aber der Zionismus zu teuer wird, sozusagen das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht mehr stimmt, würden sie ihn fallen lassen. Das saudische Königshaus dient den Interessen des Westens. Sobald mit einem anderen System im Land mehr Wachstum angebetet werden kann, werden die Saudis in ihre Bordelle nach Monako fliehen müssen. Und genau so ist es mit allen Konflikten. Die Goldanbeter „rechnen“ langfristig. Wenn sie sich ausrechnen, dass ein „reicher Iran“ aufgeplustert mit verschenkten Teilen des Irak, Syriens, Jemens und einigen anderen Regionen sich früher oder später vom Imam verabschieden würde, dann würden sie den Iranern alles schenken! Wären sie sicher, dass die Iraner den Imam im Stich lassen, falls sie Israel aufgeben, dann würde es morgen Israel nicht mehr geben.
Aber die Heiligkeit unserer Zeit Imam Chamene’i stellt einen Widerstandsanker dar, der nicht so leicht auszuhebeln ist. Denn immer mehr Menschen in der Welt (nicht nur im Iran), haben zurück gefunden zu ihrer Menschlichkeit und sind nicht mehr käuflich. Immer Menschen sympathisieren mit der Befreiungstheologie des wahren Islam und kennen die Geschichte von Aschura. Das ist die größte Gefahr für das System der Unterdrücker. Möglicherweise befinden wir uns wirklich in der Zeit, in der die erwartete Rückkehr Jesu und Imam Mahdis nicht fern ist. Mögen sie bald erscheinen.
Die Bedeutung der Widerstandswirtschaft wurde erst vor wenigen Tagen in einem wunderschönen Video ins Netzt gestellt. In der Vorfreude auf das bevorstehende Fest leiten wir den Link gerne weiter:
Widerstand bis zum Fortschritt - [url]https://www.youtube.com/watch?v=8O0orQDMubM[/URL]