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Der Kapitalismus im Krieg mit der Befreiungstheologie des Islam

#1 von Yavuz Özoguz , 16.07.2015 10:24

Der Kapitalismus im Krieg mit der Befreiungstheologie des Islam

Das gigantische Verbrechersystem Kapitalismus wird in der Regel mit den letzten Jahrhunderten in Verbindung gebracht. Tatsächlich ist der Kapitalismus so alt wie die Menschheitsgeschichte und im Heiligen Qur’an sehr prägnant beschrieben.

Wird bei gängigen Lexika nach dem Begriff „Kapitalismus“ gesucht, beginnt deren Geschichte frühestens im 17. Jh. Demnach sei Kapitalismus eine Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die auf Privateigentum an Produktionsmitteln und Selbstregulierung von Produktion und Konsum über den Markt beruhe. Weiteres Merkmal sei die so genannte Akkumulation, bei dem es stets darum ginge, den bestehenden Gewinn zu erhöhen. Im heutigen Sinn funktioniert Kapitalismus nicht ohne „Wachstum“. Daher beten westliche Politiker diesen Begriff förmlich an. Alle jene teils sehr hochintellektuell geschriebenen, teils wissenschaftlich übertrieben verklausulierten Darstellungen verheimlichen, dass sowohl in der Theorie als auch in der Praxis der Kapitalismus sich vor allem dadurch auszeichnet, dass er eine rein materialistische Wirtschaftsordnung ist, deren „Wachstum“ die Welt und – falls möglich – das gesamte Universum zu beherrschen sucht und bei dem eine kleine Gruppe Superreicher immer reicher und die überwiegende Mehrheit der Menschheit immer ärmer wird. Das „Geniale“ am Kapitalismus ist, dass eine derartige Trägheit bei deren Söldnern eintritt (siehe z.B. Deutschland), dass selbst mit der extremsten Kapitalismuskritik der Kapitalismus vorangetrieben werden kann. Bücher, die den Kapitalismus als größten Raubzug der Geschichte beschreiben, werden in Deutschland zu Bestseller, bereichern die Verlage und die Autoren und geben dem Unmut im Volk ein Ventil, so dass der Raubzug ungehindert weitergeführt werden kann. Widerstand scheint zwecklos.

Bei der Betrachtung des Kapitalismus darf man nicht dem Fehler unterliegen zu glauben, er wäre ein Merkmal der Westlichen Welt. Die Westliche Welt hat den Kapitalismus als Verbrechen in sehr hohe Dimensionen der Perfektion geführt. Aber so genannte alternative Systeme, wie diejenigen in China oder Russland, sind genau so materialistisch-kapitalistisch aufgebaut. Der Unterschied besteht nur darin, dass sie sich dem Wachstumswahn der Westlichen Welt noch nicht unterworfen haben und lieber konkurrieren. Ansonsten spielen sie bei den gleichen Mechanismen mit. Prägnantes aktuelles Beispiel des kapitalistischen Raubzuges ist Griechenland, das jetzt gewaltsam dazu genötigt wird, sämtliches Volkseigentum den Kapitalisten zu überlassen. Selbst den Namen des Islam verwendende Systeme, wie dasjenige in der Türkei, sind durch und durch kapitalistisch aufgebaut, weshalb die türkische Regierung auch nie auf ernsthaften Widerstand in der kapitalistischen Welt gestoßen ist. Differenzen betrafen eher politische Auffassungen und Unterwerfungsgesten, die die Westliche Welt verlangt, nie aber das grundlegende Glaubensbekenntnis zum Kapitalismus.

Der einzige in der aktuellen Welt verbleibende ernsthafte ideologische wie auch praktische Widerstand gegenüber dem Kapitalismus besteht in der Befreiungstheologie der Islamischen Revolution im Iran. Das ist der Grund für die über drei Jahrzehnte Krieg, die der Kapitalismus mit allen nur erdenklichen brutalen Mitteln gegen den Iran geführt hat und weiterhin führt. Doch der Kapitalismus ist wandlungsfähig, wenn es darum geht die eigene Macht zu sichern und auszubauen. Zuletzt wurde selbst der Islam in Form des IS dafür missbraucht, den Kapitalismus voranzutreiben. Die Leute treten gegenüber Menschen wie die brutalsten Monster auf, aber ihr Wirtschaftssystem ist kein Stück islamisch sondern durch und durch kapitalistisch.

Da über drei Jahrzehnte Wirtschaftskrieg mit Ölkrieg, Giftgaskrieg, mörderischer Waffenkrieg, Sanktionskrieg, dem IS-Krieg und vielem anderen mehr bei den Anhängern der Islamischen Revolution im Iran genau das Gegenteil dessen bewirkt haben, was der Kapitalismus verlangt – nämlich die Unterwerfung – kommt der Kapitalismus jetzt mit seiner letzten Waffe: Er bietet den Iranern (zumindest einigen) eine Teilhabe am Kapitalismus an und fordert im Gegenzug zunächst einmal nur einige symbolische Unterwerfungsgesten. Im Iran wollte man nie Atomwaffen bauen, und zunehmend bekommt man auch Zweifel an der Atomenergie aufgrund der unlösbaren Endlagerfrage. Daher verlangt der Kapitalismus, dass sich Iran diesbezüglich unterwirft, nicht weil es eine echte Unterwerfung wäre, sondern weil der Iran sich daran gewöhnen soll, dass es „reicher“ werden kann, wenn es sich dem Kapitalismus unterwirft. Es mag sein, dass man einige Iraner damit verführen kann, wie man Ostdeutschland mit Milka, Schokoriegel und Westautos verführen konnte, aber im islamisch-revolutionären Iran gibt es ein Hindernis, auf das die Ostdeutschen nicht zurückgreifen konnten. Im Iran besteht ein revolutionären Verständnis über den Heiligen Qur’an, das von der Heiligkeit unserer Zeit Imam Chamene’i interpretiert wird. Und jenes Verständnis erläutert den Kapitalismus in aller Deutlichkeit. Im Folgenden sollen dazu einige beispielhafte Eckpunkte wiedergegeben werden.

Die erste Geschichte zum Kapitalismus kann in der 5. Sure ab Vers 28 nachgelesen werden in der Erinnerung an Kain und Abel. Kain war ein reicher Großgrundbesitzer, der über sehr viele Tiere verfügte. Abel hingegen war ein Hirte mit wenigen Tieren. Abel war bereit von seinen wenigen Tieren abzugeben, wohingegen Kain trotz seines übertriebenen Maßes an Besitz nie satt wurde und nur widerwillig abgab. Nicht etwas Abel war neidisch auf Kain sondern Kain wollte auch das Wenige haben, was Abel besaß. Abel betrachtete die Feindseligkeit Kains mit Gnade und blieb friedlich trotz Kains Übergriffen. Kain hingegen ermordete letztendlich Abel, um auch dessen Besitz zu erhalten. Das kann als die Urgeschichte des Kapitalismus beschrieben werden.

Hauptursache für die Urgeschichte des Kapitalismus ist das im Heiligen Qur’an beschriebene Verhalten des Satans, das als Ursünde aller Sünden und Verbrechen betrachtet wird. Als die Wesen allesamt von Gott aufgefordert werden, sich vor dem Menschen um Gottes Willen niederzuwerfen, weigert sich Iblis, der in der christlichen Welt als „Luzifer“ bekannt ist. Sein Hauptargument für seine Weigerungshaltung ist: Ich bin besser als er (38:76). Genau das ist die Vorstellung des Kapitalismus, besser zu sein als alle anderen Systeme, Menschen und Gedanken. Alles und jeder hat sich dem Kapitalismus zu unterwerfen. Nicht die Wirtschaft hat dem Menschen zu dienen, sondern die Menschen der Wirtschaft. Darin ist der Kapitalismus auch selbstzerstörerisch. Erst gestern haben einige „Forscher“ festgestellt, dass die Alterspyramide in Deutschland in Zukunft nicht mehr genügend „Verdiener“ bereitstellen kann, um die nicht verdienenden Älteren zu versorgen. Anstatt Umstände zu schaffen, in denen Frauen wieder mehr bereit sind das Glück der Kindererziehung zu tragen, wurde der Vorschlag unterbreitet, dass noch mehr Frauen in Vollzeitberufen arbeiten sollten. Insofern ist der Kapitalismus auch die moderne Art der Versklavung.

Ein wesentliches Merkmal des Kapitalismus ist der unaufhörliche Wahn zum ewigen Wachstum. Diesem Phänomen widmet der Heilige Qur’an eine ganze Sure. Die 102. Sure heißt sinngemäß übersetzt „das Streben nach Mehrung“, was durchaus mit dem Kapitalistischen Begriff des „Wachstums“ übereinstimmt. In der Sure heißt es sehr unmissverständlich, dass jenes Streben eine Art Besitz vom Menschen ergreift. Der versklavte Mensch wird von diesem Wachstumswahn ergriffen, und diese Krankheit verfolgt ihn bis in die Gräber. Dieser Wachstumswahn wird als Spiegelbild der Höllenglut bezeichnet und die Sure endet mit dem Vers: „Daraufhin werdet ihr gefragt, an jenem Tage, nach dem Wohlstand.“ Denn nichts davon kann der Mensch mitnehmen in sein Grab.

Eine weitere sehr prägnante Geschichte zum Kapitalismus befindet sich in der 2. Sure ab den Versen 51. Dort wird beschrieben, wie das zuvor unter dem Joch des Pharao versklavte Volk Israel unter Führung Mose zum Berg am Sinai kommt. Dort soll Moses nun den Wertekanon erhalten, der das Volk wirklich befreien kann. Denn die rein materielle Befreiung vom damaligen Oberkapitalisten Pharao ist keine wirklich Befreiung, so lange die geistige Befreiung nicht vollzogen ist. 40 Nächte verbringt Moses auf dem Berg um die Zehn Gebote der Menschheit zu erhalten, die Grundlagen der Menschenrechte. Aber das auf die Verkündung der Befreiungstheologie wartende Volk will sich gar nicht befreien lassen. Eine Gruppe von Unterdrückern fordern alle anderen auf, ihnen zu folgen und ein Goldenes Kalb zu bauen. Alle Leute wurden aufgefordert ihren Goldschmuck zu „opfern“ (siehe dazu 7:148). Obwohl die Übeltäter zunächst nur wenige sind, kontrollieren sie fast alle, denn die schweigende Mehrheit ist nicht opferbereit. Die wahnsinnigen Kapitalisten gingen sogar so weit, dass sie den anwesenden Heiligen, Aaron, gezwungen haben, das Kalb herzustellen, denn sonst hätten sie unschuldige Frauen und Kinder ermordet. Das Kalb ist inzwischen ein ausgewachsener Bulle und steht als Statue vor den Börsen der Welt. Wie viele unschuldige Frauen und Kinder sterben unter dem Bombenhagel, der diesem Bullen geopfert wird? Aufrüttelnd fragt der Heilige Qur’an: „Sehen sie denn nicht, dass es nicht zu ihnen sprechen und sie nicht auf einen Weg führen könnte?“ Ja sehen die Menschen denn nicht, dass sämtliche Dollarnoten, die uns zum Fraß vorgeworfen werden, wenn wir nur dem kapitalistischen Imperium dienen, wertlos sind?

Die Geschichte um das Goldene Kalb macht aber vor allem deutlich, dass die materielle Befreiung vom Oberkapitalisten seiner Zeit Pharao nicht hinreichend ist, so lange die geistige Befreiung nicht erfolgt ist. Wenn Befreiungstheologie nicht Einzug in die Herzen nimmt, führen die Menschen den gleichen Unterdrückungswahn fort, unter dem sie selbst gelitten haben.

Die Islamische Revolution im Iran ist bereits durch viele Glutöfen der Erziehung gegangen. Jetzt steht eine der schwersten Prüfungen bevor. Die kapitalistische Welt bietet dem Iran „Wachstum“ an. Die Heiligkeit der Zeit stellt die „Widerstandswirtschaft“ dem entgegen. Die Menschen im Iran (aber auch außerhalb) müssen sich entscheiden für Moses oder das Goldene Kalb. Das Goldene Kalb lockt mit Wohlstand, sexueller Ausschweifung, Völlerei und allen irdischen Gütern, selbst wenn es sie nur einem Bruchteil der Anbetenden gewährt. Alles, was es verlangt, ist die Versklavung! Die Heiligkeit der Zeit lockt mit Frieden im Herzen, Freiheit und Gerechtigkeit und zeigt den Weg zur Gottesliebe als größten Gnadenerweis für die Menschheit. Wir müssen uns entscheiden.

Der Heilige Qur’an ist voller Geschichten von Menschen, die sich versklaven lassen vom Kapitalismus. Aber es gibt auch Gegenbeispiele. Die im Haus des damaligen Oberkapitalisten Pharao lebende Asia opfert ihr ganzes Leben und alle ihre finanziellen Möglichkeiten, um die Heiligkeit der Zeit Moses aufzuziehen. Die gesegnete Chadidscha, die damals wohlhabendste Frau Mekkas, die sich stets für die Armen eingesetzt hatte, opfert ihr gesamtes Hab und Gut und schließlich sogar ihr Leben, um als Ehefrau der gelebten Barmherzigkeit das Licht Gottes verbreiten zu helfen.

An diesen exemplarischen Beispielen – es gibt noch Dutzende im Heiligen Qur’an – wird deutlich, dass der Kampf Kapitalismus gegen Menschlichkeit ein Urkampf der Menschheitsgeschichte ist. Angriffskriege werden von Kapitalisten geführt (auch in der Geschichte des Islam). Sich verteidigen müssen immer die Armen und Unterdrückten. Prophet Muhammad hat nie einen Angriffskrieg geführt, auch wenn die Hundertschaften westlicher Wissenschaftssöldner das verbreiten müssen, um ihren einen IS-Söldnern das geistige Rüstzeug für ihre Unmenschlichkeit zu liefern. Die Islamische Republik Iran hat seit ihrer Gründung noch nie ein Land angegriffen, wurde aber schon von allen Seiten angegriffen, stets unter Aufsicht und mit Unterstützung des kapitalistischen Imperiums USrael.

Moses ist vom Berg heruntergestiegen und bietet uns Menschen an, das Goldene Kalb in unseren Herzen und auf den „Märkten“ zu zerstören. Nur wer das Goldene Kalb im eigenen Herzen zerstört, ist in der Lage bei diesem universellen Weltkrieg an der Seite der Heiligkeit unserer Zeit zu stehen. Gott gebe allen nach Gerechtigkeit strebenden Menschen die Kraft und Einsicht dazu, damit das Licht in ihrem Herzen scheinen möge.

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RE: Der Kapitalismus im Krieg mit der Befreiungstheologie des Islam

#2 von Fatima Özoguz , 16.07.2015 14:06

Eine ähnliche Geschichte ist im Quran überliefert, als einer von zwei Brüdern, der 99 Mutterschafe besaß, das einzige Schaf, das sein Bruder hatte, auch noch von ihm nehmen wollte. Wer am meisten hat, will immer mehr und den Armen das Letzte noch wegnehmen!

Ist zu dir die Kunde von den Widersachern gekommen? Als sie über die Mauern in die Andachtsräume einstiegen.

38:22
Als sie bei Dāwūd eintraten. Da erschrak er vor ihnen. Sie sagten: „Fürchte dich nicht. (Wir sind) zwei Widersacher, von denen der eine den anderen unterdrückt hat. So urteile zwischen uns der Wahrheit entsprechend, handle nicht ungerecht und führe uns zum rechten Weg.

38:23
Dieser da, mein Bruder, hat neunundneunzig weibliche Schafe, ich aber (nur) ein einziges Schaf. Dann sagte er: ‚Vertraue es mir an‘, und er überwand mich in der Rede.“


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