Für welche Einheit treten wir mit den Gelehrten ein?
Wenn Schiiten in Deutschland an drei verschiedenen Tagen den Monat Ramadan beginnen, dann stimmt irgendetwas am System nicht, das dazu führt. Der Islam aber ruft zur Einheit.
Die Realität der letzten 37 Jahre ist ernüchternd. In Deutschland driftet der Beginn des Fastens im Monat Ramadan immer weiter auseinander. Gab es vor 37 Jahren nur einen einzigen Beginn für Deutschland und haben sich damals noch alle an dem Islamischen Zentrum Hamburg orientiert, so missbrauchen viele die neuen Freiheiten, die ihnen die Islamische Revolution im Iran gebracht hat. Kombiniert mit den neuen Kommunikationstechnologien gibt es für Schiiten in Deutschland in den letzten Jahrzehnten stets zwei bis drei Tage des Beginns und genau so viele Tage des Endes des Monats Ramadan. Wie kann das sein angesichts der Einheit, zu der uns Allah auffordert? Wie soll eine Einheit bei viel komplexeren und wichtigeren Dingen möglich sein, wenn wir uns noch nicht einmal auf den Anfang eines Monats einigen können, an dem wir gemeinsam fasten sollen?
Hintergrund dieser Uneinheit besteht darin, dass jeder Mardscha (Vorbild der Nachahmung) nach seinem eigenen System die Mondsichtung bewertet und seine Anhänger auffordert an diesem oder jenem Tag anzufangen zu fasten. Wollte man es hart ausdrücken, so fordern die Maradscha uns letztendlich zu einer Art Uneinigkeit auf. Natürlich tut das kein Mardscha mit dieser Absicht, aber er ist der Überzeugung, dass sein Urteil das maßgebliche ist, und alle seine Anhänger ihm zu folgen haben. Das Ergebnis ist die Uneinheit, die Dörfer und sogar Familien spaltet. So lange die Maradscha das Fasten in der Mitte des 20. Jahrhundert n. Chr. für ihr von der restlichen Welt abgeschnittenes Dorf ausgerufen haben, waren die Auswirkungen vernachlässigbar. Und ihre eigenständige Führung war notwendig. Wenn aber im 21. Jahrhundert der eine Gelehrte im Iran mittels moderner Kommunikationstechnologie den einen Tag ausruft und ein anderer im Iran einen anderen Tag, kommt es nicht nur in Deutschland zu Verwirrungen. Gelehrte im Irak oder Pakistan wurden hier noch gar nicht in die Betrachtung einbezogen.
An dieser Stelle kann man die berechtigte Frage stellen, welches Konzept der Einheit denn die einzelnen Maradscha vorgesehen haben. Selbst wenn heute noch Uneinigkeit besteht, so muss es doch bei solch hohen Gelehrten zumindest ein Konzept geben, wie man diese Uneinigkeit überwinden kann. Die Islamische Revolution ist immerhin 37 Jahre alt, und in 37 Jahren kann sich auch ein Gelehrter einmal Gedanken darüber machen, ob seine persönliche Mondbeurteilung wichtiger ist oder die Einheit. Und selbst wenn er seine eigene Mondbeurteilung als wichtiger einschätzt, so muss er doch auch ein Konzept für die Einheit der Umma entwickeln, ist doch die Einheit eines der wichtigsten Elemente im Islam. Doch recherchiert man nach diesen Konzepten, findet man bei fast allen im medialen Vordergrund stehenden Maradscha nur eine Antwort: Einheit gibt es, wenn alle ihm folgen. Das wiederum ist kein ernstzunehmendes Konzept, da sein Neben-Mardscha es auch für sich beansprucht. Sucht man aber nach Maradscha, die sich nicht in die vorderste mediale Front bringen, findet man auch große Gelehrte, die ihre Schüler einfach dazu auffordern, bei solchen Fragen, welche die Einheit der Umma betreffen, Imam Chamene’i zu folgen. Es bleibt aber die Frage offen, was das generelle Konzept ist, um eine für alle realisierbare Einheit anzustreben, nicht nur für ein Jahr, sondern als Gesamtkonzept.
Tatsächlich gab es einen großartigen Gelehrten, der hierfür ein Konzept entwickelt hat. Er hat ein System entwickelt, bei dem das Volk die ca. 80 besten Gelehrten des Landes direkt wählt. Jene 80 wiederum bestimmen den Imam unter sich und folgen ihm in allen Dingen der Einheit. Es war der geehrte Imam Chomeini (q.), der mit der Verfassung der Islamischen Republik Iran erstmalig ein Konzept entwickelt hat, in dem solch eine Einheit der schiitischen Gelehrten möglich geworden ist. Obwohl in jenem Gremium sehr viele Maradscha sitzen, stellen einige von ihnen ihre eigene Meinung zur Mondsichtung zurück. Die Ansicht des gewählten Ober-Mardscha – dem sie auch liebend gerne zuarbeiten – ist hinreichend und sichert die Einheit. Es gibt viele Maradscha, die keine eigene und schon gar nicht eine abweichende Meinung verbreiten. Andere Maradscha – selbst im Iran – bestehen weiterhin darauf, ihre eigene Meinung zu verbreiten. Wenn die Mondkonstellation so eindeutig ist, wie in diesem Jahr, können sie nicht viel abweichen. Aber in früheren Jahren ist es ihnen durchaus gelungen, die Einheit zu zerstören.
Imam Chamene’i ist einer der Maradscha, die diese Einheitskonzept von Imam Chomeini übernommen und weitergeführt hat. Dabei hat Imam Chamene’i im Laufe der Jahre immer wieder seine eigene Meinung – obwohl sie die Maßgebliche war – lange zurückgehalten, um Einheit zu wahren. Das hatte teilweise kuriose Auswirkungen auf die Ankündigung des Monats. Imam Chamene’i hat stets versucht die anderen Maradscha dahingehend zu erziehen, dass die Einheit wichtiger ist. Einige Personen im Iran – alle voran ein Gelehrter namens Schirazi – sind aber resistent gegenüber solchen Einheitsbemühungen. Immer wieder hat sein Büro eine „eigene“ Meinung verbreitet, selbst wenn sie manchmal mit der Meinung des Imams übereinstimmt. Warum gibt es eigentlich nur wenige Maradscha, die ihren Anhängern sagen, sie sollen dem Urteil des Imam-ul-Umma folgen? Und warum sagt z.B. jener Schirazi (aber auch einige andere) nicht zumindest in jenen Jahren, in denen seine Meinung derjenigen Imam Chamene’is entspricht, dass die Ankündigung Imam Chamene’is maßgeblich ist. Sie leben doch im gleichen Land!? Hier spielt ein Faktor eine Rolle, der extrem gefährlich ist, selbst für einen Gelehrten. Wer in diesem Zusammenhang auf seiner Meinung besteht, könnte das Gefühl entwickeln: „Ich bin besser.“ Dieses Gefühl zerstört im Kleinen wie im Großen!
An dieser Stelle setzt unser aller Verantwortung ein. Wenn wir bei solchen die Einheit substantiell betreffenden Fragen dem Imam folgen und den eigenen Mardscha bitten auch die Einheit zu wahren, dann werden wir unseren Anteil zur Einheit leisten können. Wenn wir aber das gewählte Oberhaupt im Stich lassen, sind wir kaum besser als die Leute von Kufa. Das System der Mardschaiyya war eine der größten Stärken der Schia. Wenn aber jene Stärke zur Schwäche wird, müssen wir unseren bescheidenen Anteil leisten, die Mardschaiyya weiterzuentwickeln.
Die Stärke der Umma hängt unter anderem von der Beziehung des Imams zu seinem Volk ab. Das Volk von Kufa hatte mit Imam Ali (a.) den bestmöglichen Imam. Aber sie haben ihn im Stich gelassen, so dass jene Gemeinschaft nicht das erreichen konnte, was wir heute erreichen könnten. Wir haben zwar keinen Imam Ali (a.), aber wir haben einen Ali Chamene’i. Und wenn wir erheblich besser sind als die Leute von Kufa, dann können wir im Gesamtergebnis Größeres erzielen inschallah. Dieses Größere wird dann in die Führung eines Menschen führen, dem Imam Alis (a.) Flagge übergeben wird. Es liegt also an uns. Der Monat Ramadan gibt uns die Gelegenheit, einmal in aller Ruhe über dieses Konzept der Einheit nachzudenken.
PS: Einige Leser werden jetzt die berechtigte Frage aufwerfen, warum in dem Artikel explizit ein Schirazi erwähnt wird und nicht z.B. ein Ayatollah Kamal Haydari oder andere, die ebenfalls ihre eigene Mondsichtungsbeurteilung veröffentlichen. Der Grund liegt darin, dass es im Iran nur einen sich Großayatollah nennenden Gelehrten gibt, der zusammen mit seiener Clique eine extreme Feindschaft gegenüber Imam Chamene’i hegt und weil nur die Anhänger jenes Gelehrten in Deutschland immer wieder große Zwietracht gegenüber Imam Chamene’i stiften. Die Anhänger der revolutionären Befreiungstheologie unter dem Dach der Statthalterschaft des Rechtsgelehrten müssen hier in Deutschland dafür sorgen, dass ihre Stimme nicht mehr ernst genommen wird indem ihre Schandtaten und ihre Hintermänner offen gelegt werden. Das Ziel der Briten und Imperialisten ist es mit Hilfe der Schirazis den Geist des revolutionären Islams und der islamischen Befreiungstheologie zu schwächen. Dagegen müssen wir uns wehren. In früheren Jahren haben wir es versucht, indem wir immer noch ein Tor zur Einheit offen gelassen haben. Unser Verhalten diesbezüglich wurde uns als Schwäche interpretiert mit einer unvorstellbaren Steigerung der Unverschämtheiten und stetig zunehmenden Angriffe auf Imam Chamene’i. Es wird keine Einheit mit Schirazis geben! Meine Wenigkeit wird inschaallah so oft und so heftig gegen sie schreiben, bis sie zumindest im deutschsprachigen Raum und im deutschsprachigen Wirkungsbereich so weit zurückgedrängt sind, dass sie es nicht mehr wagen, Imam Chamene’i anzugreifen. Und mit Allahs Erlaubnis werde ich alles, was Allah meiner unwürdigen Wenigkeit durch den Fleiß so vieler gutherziger Geschwister an Ansehen geschenkt hat in die Waagschale der Verteidigung Imam Chamene’is in Deutschland legen, denn er ist im Namen Allahs unser Schutz! Wenn es unter Schirazis in Deutschland noch halbwegs vernünftige Muslime gibt, dann pfeifen sie alle ihre hervorgepreschten Aktivisten zurück, denn sie werden in dieser Auseinandersetzung alles an Ansehen verlieren, was sie sich so mühevoll aufgebaut haben. England habt ihr unterwandert, aber Deutschland überlassen wir den Takfiri-Schiiten der Schirazis nicht ohne erheblichen Widerstand! Und Allah entscheidet über den Erfolg in beiden Welten.