Die Nacht der Macht beginnt
Heute Nacht ist die Nacht der Macht, die Nacht der Herabsendung des Heiligen Qur’an in das Herz des besten aller Menschen, die Nacht, in der das Schicksal des Einzelnen wie auch der gesamten Menschheit sich ändern kann. Es ist die Nacht, in der vor über 1400 Jahren Imam Ali (a.) von einem Terroristen schwer am Kopf verletzt wurde. Damals nannte man sie aber noch nicht so. Zwei Tage später, in der zweiten der drei wichtigen Nächte der Macht, ist Imam Ali (a.) Märtyrer geworden.
Seit dem Jahr 941 n.Chr. warten die Anhänger der Prophetenfamilie auf das Erscheinen des Erlösers Imam Mahdi. Seit 1075 Jahren beten Schiiten jeden Tag darum, dass der Erlöser erscheinen möge. Er wird zusammen mit Jesus erscheinen nach Vorstellung der Muslime. Die Christen warten noch viel länger! Es bedarf allerdings einer revolutionären Nacht der Macht, damit das Herz des Menschen geläutert wird und damit die gesamte Menschheit gerettet werden kann. Die historischen Ereignisse dieses Tages müssen auf dem Kopf gestellt, ja revolutioniert werden, damit wir den Segen der Nacht der Macht spüren.
In der Nacht der Macht ist der Heilige Qur’an in das Herz des Propheten des Islam und besten Geschöpf der Schöpfung, der Gnade für die Universen, eingegeben worden. Doch dort sollte er nicht nur aufgehoben sein. Stück für Stück sollte er das Licht Gottes auf Erden verbreiten. Wir Muslime haben dieses Licht über 1000 Jahre lang verdunkelt. Es wird Zeit, dass wir es durch ein Leben der Gnade, ein Leben der Barmherzigkeit, ein Leben des Vergebens und der Nächstenliebe wieder erstrahlen lassen. Die Nacht der Macht gibt uns dazu die große Chance der Läuterung und Selbstreinigung. Ja, die Reinigung, des „Selbst“, die Reinigung vom befehlswütigen „Ich“ ist die Basis für den Segen der Macht der Nacht.
Fast zwei Drittel des Monats Ramadan liegen hinter uns. Jeden Tag haben wir das Ich aufs Neue in seine Schranken verwiesen. Nicht das Ich bestimmt, wann der uns von Gott anvertrauten Körper speisen und trinken darf, sondern die unter Gottes Befehl stehende Sonne. Nicht das Ich bestimmt über unsere Befindlichkeit von Hunger, Durst und damit zusammenhängenden Gefühlen der Schwäche und Gereiztheit, sondern die Dankbarkeit für den Hunger und den Durst lässt unsere Leistungsfähigkeit steigern und unsere Herzen erleuchten. Das Ich wird aus dem Haus verbannt, aus dem Haus des Propheten (s.), aus dem Haus Gottes, aus der Kaaba und aus dem Herzen des Einzelnen, damit der Geist Gottes darin erstrahlen kann, denn es ist Sein Thron!
Das Fasten haben wir fast drei Wochen lang praktiziert und sind nun vorbereitet. Denn wir haben die Ereignisse des Monats aufgesogen und in uns wirken lassen. Stellvertretend für alle unsere Verwandten, unsere Eltern, unsere Beschützer und unsere Lieben ist Abu Talib (a.) am siebten Tag gestorben. Wir haben seinen Abschied betrauert im festen Bewusstsein, dass alle Hilfe und jeder Schutz allein von Allah kommt.
Wir haben den schmerzlichen Verlust der geliebten Chadidscha (a.) ertragen, sie, die die beste Gefährtin des besten Gefährten aller Zeiten war, sie, die die Urgroßmutter aller Imame ist, sie, deren Schönheit Himmel und Erde erleuchten könnten. Wir mussten sie mit den Tränen des Propheten (s.) in ihr Grab einbetten in der festen Überzeugung, dass Allah die Quelle aller Schönheit ist und in der Hoffnung, dass der lebendige Prophet (s.) sich mit seinem großen, ihm von Allah anvertrauten Geschenk wiedervereinigt hat. Das war der zehnte Tag des Monats, ein Tag, der in vielen Monaten zu Tränen rührt.
Am zwölften Tag war die Verbrüderung. Wir haben alle Ketten des Rassismus, des Nationalismus, des Trennung von Brüdern in arm und reich und sonstige Spaltversuche überwunden und uns in einer einzigen Gemeinschaft der Menschen vereinigt, von nah und fern. Jeder Migrant stand zu einem Einheimischen und jeder Einheimische zu einem Migranten, mit dem er so Vieles geteilt hat. Nur ein einziger Migrant durfte nicht mit einem Einheimischen Verbrüderung feiern, denn er gehörte zum Propheten (s.). Er war sozusagen die Seele des Propheten, mit der er sich demonstrativ verbrüdern musste.
Am fünfzehnten Tag haben wir uns alle zusammen mit Imam Ali (a.) und Fatima (a.) gefreut über die Geburt seines Sohnes Hasan (a.). Der Monat Gottes ist auch der Monat der Ahl-ul-Bait und der Monat des Qur’an. Sie trennen sich nicht voneinander. Der Vollmond erstrahlte mit der Freude im Gesicht des Propheten (s.), Imam Alis (a.) und Fatimas (a.).
Gestärkt mit der Selbsterziehung der Hälfte der Fastenzeit und in der Erinnerung an diese Ereignisse waren wir bereit zur Abwehrschlacht von Badr am 17. Tag des Monats Ramadan. Der weltweite Imperialismus hat erkannt, dass er die Vertreter der Wahrheit vernichten muss, damit er seine Raubzüge seit Kain fortsetzen kann. Sonst droht das Ende der Raubzüge. Die Menschen hungern nicht, weil es zu wenig zu Essen gibt, sondern weil der Hunger der Wahnsinnigen nicht stillbar ist. Imam Ali (a.) lehrt uns, dass jeder Überreiche mitschuldig an der Armut dieser Welt ist. Wir sind bereit, den Propheten (s.) und seine Familie (a.) zu schützen. Wir sind bereit die Wahrheit zu schützen an der Seite der unterdrückten der Erde, seien sie Muslime oder nicht. Der Prophet (s.) ist eine Gnade für die Menschheit; für alle Menschen! Obwohl wir in der Schlacht von Badr zahlenmäßig total unterlegen sind, erringen wir einen Sieg bei sehr wenigen eigenen Verlusten. Denn die Wahrheit ist Stärke als das Falsche, Liebe stärker als Hass. Und wer sein Herz für die Liebe öffnet, ist unbesiegbar.
Doch dieser Sieg steigt vielen von uns zu Kopf. Manche wähnen sich auf der sicheren Seite, nur weil sie sich zum Islam bekennen. Islam ohne Wahrheit ist eine tote Religion. Islam ohne wahrhaftigen Anführer ist nicht lebensfähig. Und so werden wir Zeuge eines dramatischen Ereignisses in der Nacht von 18. auf den 19 des Monats. Imam Ali (a.) wird von einem Schergen der Kapitalisten bei der Niederwerfung in der Moschee schwer verletzt. Es ist die Nacht der Macht! Und zwei Tage später wir er (a.) Märtyrer.
Doch wir können die Ereignisse hier und heute umkehren! Wir können durch unsere Gebete, unsere guten Taten und unser Bewusstsein die Welt retten. Wir können das Schicksal der Menschheit verändern, wenn wir uns selbst läutern. Imam Ali (a.) liegt schwer blutend am Boden. Er wird nicht wieder aufstehen können. Sein lebendiger Nachfolger musste in die Verborgenheit entschwinden, weil wir ihn nicht schützen wollten oder konnten. Aber jetzt ist die Zeit gekommen, da wir das Schicksal der Menschheit ändern müssen. Wir müssen dem Erlöser signalisieren, dass wir bereit sind, ihn zu schützen. Wir müssen ihm signalisieren, dass wir bereit sind, uns zu vereinigen unter einer einheitlichen Führung. Ja, wir müssen es ihm beweisen. Nie zuvor in über einem Jahrtausend war die Chance dazu so groß wie heute und in dieser Nacht. Wir können das Schwert des Hasses, das auf Imam Ali (a.) niedergegangen ist, heute umwandeln in ein Lichtstrahl der Liebe in der rechten Hand von Imam Chamene’i! Dann wird unser Imam Ali (a.) auch in zwei Tagen nicht sterben, sondern schon bald erscheinen. Dann können wir gemeinsam mit ihm am 20. Tag des Monats Mekka und damit die ganze Welt befreien, absolut kampflos, ohne Blutvergießen! Und dann wird die dritte Nacht des Schicksals zum Tag der Befreiung für alle Menschen.
Diese Befreiung fordern wir auch auf deutschen Straßen am letzten Samstag des Monats Ramadan. Imam Chamene’i hat dazu aufgerufen, und jeder Imam-Liebende, der es sich leisten kann und dazu in der Lage ist, folgt dem Aufruf weltweit bereits am Freitag.
Heute Nacht ist die Nacht der Macht und des Schicksals. Atheisten haben in dieser Nacht die Chance, den Geist Gottes in ihren Herzen zu entdecken. Juden haben in dieser Nacht die Chance die Geschwisterlichkeit aller Menschen zu erkennen ohne Abstammungsunterschiede. Christen haben in dieser Nacht die Chance, den wahren Geist Gottes in ihrem Herzen strahlen zu lassen. Muslime haben in dieser Nacht die Chance, die Geschichte des Islam neu zu schreiben. Jeder kann sich weiterentwickeln auf seinem Weg, und der Weg ist das Ziel. Doch wenn jemand glaubt, dass er vorankommen wird, indem er seinem Ich folgt, wird scheitern.
Hingabe bedeutet auch, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Wer in der Zeit der Abwesenheit Mose (a.) auf dem Berg, sich nicht dem Aaron (a.) in seiner Nähe zuwendet, der wird vom Samiri in die Irre geführt. Nur wer bereit ist, Aaron (a.) zu unterstützen, obwohl sein Imam verborgen ist, kann sich schützen. So viele Menschen warten auf das Erscheinen des Erlösers. Alle haben in der bevorstehenden Nacht eine besondere Chance dazu.
Meine Wenigkeit wird in dieser Nacht auch dafür beten, dass ich eines Tages mit Imam Chamene’i auferstehen darf, selbst wenn viele Sünden mich davon abhalten. Denn er wird mich dann zu jenen führen, deren Namen auszusprechen ich mich am Ende dieses Textes kaum mehr wage, da sie alle reine Namen Gottes sind.