Ein Lichtblick
Vor wenigen Tagen hat die islamische Freiheitsbewegung Hamas eine wichtige Personalentscheidung
getroffen. Sie bestimmte Jahia Sinwar zum Chef ihrer Organisation in Gaza.
Mit ihm wird wohl auch- und dies ist in diesem Zusammenhang das wichtigste- gewährleistet sein,
dass die Bezeichnung "Kampforganisation" endlich wieder einmal mit Leben erfüllt werden kann.
Denn ähnlich wie die Fatah im Westjordanland, schien ja auch die Hamas das Opfer von Korruption
und Lethargie geworden zu sein, welche ihre Entschlossenheit, offensiv gegen Israel vorzugehen,
erkennbar lähmten.
Infolgedessen haben sich mittlerweile in dem nach wie vor von den Zionisten eingeschlossenen
Gaza-Streifen zahlenmäßig nicht eben unbedeutende salafistische Gruppen als Opposition gegen
die dort seit über einem Jahrzehnt tonangebende Hamas formiert, es bislang aber auch nicht
vermocht, dem eigentlich so bitter nötigen Kampf gegen die israelischen Belagerer neue Impulse
zu geben.
Genau dies erhoffen sich aber jetzt viele von Jahia Sinwar, dessen Biographie sich so ganz
anders wie die vieler "Bürosoldaten" der palästinensischen Befreiungsbewegung liest.
1962 im Flüchtlingslager Chan Junis geboren, war er später Mitbegründer der
"Essedin-al-Kassem-Brigaden", deren mutige Aktionen die Okkupanten aus Israel immer wieder
aufhorchen und erschrecken ließen.
1988 geriet dieser Freiheitskämpfer dann aber selber in deren Hände.
Daraufhin sass er geschlagene, unvorstellbar lange, 23 Jahre in israelischer Einzelhaft und wurde
aus ihr erst durch die Gefangennahme des Zionisten Gilad Schalit befreit.
Schon allein diese einzigartige, bittere Erfahrung prädestiniert Sinwar, mit den Aggressoren
keine faulen Kompromisse einzugehen, sondern- stattdessen- diese erbittert zu bekämpfen.
Eine derart konsequente Haltung, welche ja die einzige Sprache ist welche in Tel Aviv
wirklich verstanden wird, war demgegenüber seinem Vorgänger Ismail Hanija, zumindest in der
jüngsten Zeit, aber eher fremd geworden.
Jener wird trotzdem mittlerweile als Nachfolger des im katarischen Exil lebenden Chaled
Maschaal gehandelt, der bekanntlich die Hamas als Vorsitzender von deren Politbüro führt.
Ob dies tatsächlich geschieht, bleibt natürlich abzuwarten.
Er bekäme es dann in dieser Position aber sofort mit einer von diesem zu verantwortenden
Hypothek zu tun.
Dessen vorschnelle Solidaritätserklärung für die von den USA und Israel ausgehaltenen syrischen
Rebellen verstimmt ja noch heute viele Menschen im nahöstlichen Raum.
Schließlich war es ebenso unverantwortlich wie auch dem Ansehen Palästinas in der islamischen
Welt absolut abträglich gewesen, sich mit Leuten einzulassen, welche nur als Banditen und
Gangster im Solde Washingtons und Tel Avivs bezeichnet werden können.
Eine derartige Schmach und Schande wird aber nun sicherlich nur mit Blut abgewaschen werden
können.
Und dies kann und darf wiederum nur eines bedeuten: Einsatz bis hin zur Opferung des eigenen
Lebens im Ringen mit denen, die schon vor mehr als siebzig Jahren den Boden Palästinas
stahlen und ihn bis zum heutigen Tag seinen rechtmäßigen Besitzern vorenthalten!