Umgefallen
Das was kommen musste, konnte natürlich jeden, der etwas von der Nahost-
Problematik versteht, nicht überraschen.
Herr Sigmund Gabriel, seines Zeichens geschäftsführender Außenminister der
Bundesrepublik Deutschland, fiel um.
Was hat es aber nun mit dieser vielleicht allzu plakativ oder gar polemisch
erscheinenden Feststellung auf sich?
Zu deren Beantwortung ist ein Blick zurück dringend notwendig.
Vor neun Monaten war nämlich dieses erwähnte Schwergewicht der bundes-
deutschen Politik schon einmal in Israel, nur bekam er damals dort Benjamin
Netanjahu nicht zu Gesicht.
Der war bekanntlich wegen seiner dortigen Gesprächspartner ernsthaft
verstimmt gewesen, soll es sich bei ihnen doch um "regierungskritische
Organisationen" gehandelt haben.
Infolgedessen war- selbstverständlich-deswegen dieser Oberzionist für ihn nicht
zu sprechen gewesen.
Der jüngste Gabriel-Besuch verlief nun allerdings ganz anders, aber um welchen
Preis!
Man erklärte den Streit um die seinerzeitigen Kontakte für beigelegt, was im
Rückschluss bedeutet, es wurde vom Minister nur mit zionismuskonformen
Vereinigungen konferiert.
Dies bedeutet wiederum, dass er, wenn überhaupt, die Forderung nach einer Zwei-
Staaten-Lösung auch höchst zurückhaltend vorgetragen haben musste.
Denn etwas anderes hätte Netanjahu, der bekanntlich dieser Idee in Todfeindschaft
gegenübersteht, keinesfalls akzeptiert.
So bleibt denn auch der Wunsch des Präsidenten der palästinensischen Autonomiebehörde
Mahmud Abbas eine bloße Illusion, wonach Deutschland eine namhafte Rolle bei einer
nahöstlichen Friedensregelung spielen könne.
Dafür sorgt schon der vor kurzem gefasste Bundestagsbeschluss, welcher jede Kritik an der
Politik Israels gleich in das Reich des Antisemitismus verbannt.
Nein: der dortige Friede kann und wird n u r den einheitlichen Kampf möglichst vieler
Palästinenserinnen und Palästinenser herbeigeführt werden (können).
Für dieses so ehrenwerte Ziel nun buchstäblich alle Mittel einzusetzen, bleibt daher die
Aufforderung an das Volk von Palästina.
Alles andere, also beispielsweise auf westliche oder gar US-amerikanische Phrasen zu
vertrauen, wäre hingegen eine tödliche Gefahr für seine Menschen!