Gefangen im Sog des Liebesmagneten
Es ist erst wenige Wochen her, da wir aus Kerbela zurückgekehrt sind, und schon sehnen wir uns wieder nach dem Ort, der die Herzen der Liebenden wie ein Magnet anzieht und nie wieder loslässt.
Was ist das für eine Kraft, die jedes Jahr weit über 10 Millionen Menschen aus aller Welt dazu bringt 80 Kilometer durch die Wüste zu marschieren, um vom Mausoleum des Imam Ali zum Mausoleum des Imam Husayn zu Fuß zu gelangen. Welche Regierung der Welt könnte so viele Menschen aus aller Welt gleichzeitig mobilisieren, selbst wenn sich mehrere Regierungen zusammenschließen würden? Welche Liebe könnte so viele Millionen Menschen dazu bewegen 80 Kilometer durch die Wüste zu marschieren. Welche Kraft ist das, die weitere Hunderttausende mit Glück erfüllen lässt, diese Wanderer der Liebe zu betreuen, zu versorgen, zu beherbergen, zu unterstützen? Der Wegrand ist erfüllt von freiwilligen Versorgern. Mitten im Weg warten Hunderte, die Dich geradezu entführen wollen zu ihrer Herberge, die wenige Kilometer vom Wanderpfad entfernt liegt. Sie wollen teilhaben an dem größten Friedens- und Liebesmarsch dieser Welt, indem sie ihre eigene Wohnung zur Verfügung stellen. Sie fahren Dich mit ihren Pickups zu ihrem Heim, versorgen Dich mit Abendessen und Frühstück, wollen Deine schmutzige Wäsche waschen und fahren Dich am nächsten Morgen wieder zurück zum Weg. Doch wenn Du auf die dumme Idee kommen würdest, ihnen auch nur einen Cent als Dank anzubieten, würdest Du diese Menschen zu Tode beleidigen! Ein kleines „Dankeschön“ ohne materiellen Wert als Erinnerung an diese Begegnung ist das Äußerste, was möglich ist. Was ist das für ein Marsch?
Imam Husayn ist der oberste Befehlshaber aller Kämpfer für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit auf Erden. Er ist das Vorbild aller, die an der Seite der Unterdrückten stehen und ihr Leben aus Liebe aufopfern. Er ist der gelebte Prophet und der lebendige Quran. Er ist derjenigen, der im Herzen eines jeden den Geist Gottes erkennt. Doch wer zu ihm will, muss bei seinem Bruder Abul-Fadhl Abbas vorbei. Jener Flaggenträger hat nicht einen einzigen Tropfen Wasser in seine verdurstete Kehle gespendet, bevor nicht die durstigen Kinder Wasser trinken dürften. Seine rechte Hand liegt in einem Schrein, seine linke Hand in einen zweiten Schrein und wenige Meter davon entfernt sein restlicher Körper. Er bekam diesen Tropfen nicht, und die Kinder auch nicht, aber seine Liebe regnet seit 14 Jahrhunderten über uns! Die Heilige Zaynab beobachtete das Geschehen von einem nahe gelegenen Hügel. Die Sandkörner unter ihren Füßen liegen heute noch da und werden von Millionen von Menschen mitgenommen in die ganze Welt. Diese Körner kleben an der Kleidung, an den Schuhen in der Lunge und erinnern jeden Tag aufs Neue: Jeder Tag ist Aschura und jeder Ort ist Kerbel, weil kein Tag so war wie Dein Tag o Imam Husayn. Die Arche der Errettung wurde im nahe gelegenen Kufa gebaut, von wo der Pilger losmarschiert. Heute ist die Arche der Errettung die Liebe zu Imam Husayn und seinem Urenkel, der die Welt erlösen wird. Es ist noch fast ein ganzes Jahr hin, bis der nächste Marsch stattfinden wird. Aber – wenn Allah es erlaubt – dann sind wir wieder dabei. Denn die Flagge der Heiligkeit unserer Zeit muss auf diesen 80 Kilometern getragen werden: Mit Al-Husayni zu Imam Husayn (a.).
Gott, der Erhabene, der Schöpfer allen Seins und Quelle aller Liebe braucht unseren Marsch nicht, aber jeder Schritt auf jenem Weg mit der Heiligkeit unserer Zeit ist ein Weg zu Gott. Welchen Sinn haben das Gebet, die Pilgerfahrt zum Haus Gottes, die Spenden und alle anderen Riten, wenn sie nicht unter der Flagge der Heiligkeit unserer Zeit erfolgen? Welchen befreienden Charakter hat ein Gebet, das ohne Imamat erfolgt?
Abul Fadhl Abbas hat keinen Tropfen trinken können. Hurs Witwe brachte den Überlebenden Wasser. Es war das Wasser, das Hur vor seinem Wechsel zur Seite der Wahrheit von Imam Husayn erhalten hatte. Jenes Wasser fließt heute noch. Es fließt in die Münder von Millionen Wandernden. Sie wandern für die Liebe.
Der Statthalter der Liebe wandert möglicherweise mit, ohne dass wir ihn erkennen. Aber wir können seinen Vertreter erkennen. Und wer jenen Vertreter erkennt und sich gegen ihn stellt, der marschiert umsonst! Die Heftigkeit, mit der Imam Chamenei (Gott schütze ihn) heutzutage von den satanischen Vertretern eines teuflischen Imperialismus angegriffen wird, ist eines der vielen Zeichen für jene, die die Zeichen erkennen möchten. Die von Wahnsinn geschlagenen Vertreter des Kapitalismus können tierische Triebe bei manchen erzeugen und die Befriedigung verkaufen. Aber sie können niemals so viele Menschen für wahre Liebe mobilisieren. Die Zionisten dieser Welt können mit der Antisemitismuskeule viele Verbrechen Israels totschweigen lassen, sie können das gesamte jemenitische Volk ausrotten lassen, sie können den Iran einkreisen und mit Atomwaffen bedrohen, aber sie können nicht die Liebe zu Imam Husayn (a.) vermindern. Dazu haben sie nicht die Fähigkeit. Alle ihre Atombomben zusammen können die Welt mehrfach zerstören, aber sie sind nicht so stark wie ein einziges Staubkorn aus der Wüste von Kerbela.
Wer in der heutigen Zeit und der heutigen Sprache „labbayk ya Husayn“ (wir sind bereit o Husayn) rufen möchte ruft „labbayk ya Chamenei“. Und alle Macht und Kraft der Verbrecher genügt nicht, um das Licht auszulöschen, das Gott in den Herzen der Liebenden entzündet hat. Eines Tages liegen alle, die heute so viele Kilometer laufen und solche Zeilen in allen Sprachen der Welt verfassen unter der Erde. Doch die Erde, in der sie dann liegen, wird dieses „labbayk“ weitertragen bis hin zum „labbayk ya Allah“.