Gibt es richtige Islamismus-Experten in Deutschland?
Eine aktuelle Debatte über einen falschen „Islamismus-Experten“ [1], dessen Lügen so offensichtlich waren, dass selbst die Mainstream-Medien ihm nicht mehr glauben konnten, hat mich zum Schmunzeln gebracht.
Ich erinnere mich, wie ich als damals noch als junger Student in den 1980er Jahren im ARD eine Reportage über den Iran lauschte, als ein Interviewter Iraner aus einem Dorf auf eine komplexe Frage mit den Worten begann „Man schahsen...“, was so viel bedeutet wie „Ich persönlich (denke/glaube)…“. Die Synchronübersetzung sagte: „Der Mann, der sich uns als „Schahsen“ vorgestellt hat.“ Wie bitte? So dilettantisch konnte man doch nicht sein, habe ich damals gedacht. Hat der Reporter denn gar keine Ahnung von der Sprache? Warum schicken sie solch einen Vollidioten in den Iran? Das klang ja fast wie „Ich Schahsen, Du Jane“.
Später musste ich feststellen, dass dieser Dilettantismus, was Islam und Muslime angeht, geradezu Methode hatte. Im Jahr 2010 gab es einen Höhepunkt der „Islamismus-Experten“, als eine bekannte „Expertin“ mit angeblichem “Arabistikstudium“ behauptete, auf einer antizionistischen Quds-Tag-Demonstration wäre „Tiere Tiere, o Juden“ gerufen worden. Auf arabisch würde das „Haywan Haywan ya Yahud“ heißen. Tatsächlich hatten die Demonstranten „Chaybar Chaybar ya Yahud“ gerufen. „Chaybar“ ist ein historischer Ort auf der arabischen Halbinsel, in der Juden, die Krieg gegen Muhammad geführt hatten, geschlagen wurden, während andere Juden, die ein Friedensabkommen mit den Muslimen hatten, ungestört ihren Glauben praktizieren konnten. Meines Erachtens ist es grundsätzlich falsch, arabische Parolen auf deutschen Demos zu rufen, aber was die „Expertin“ daraus gemacht hat, war schon skurril [2].
Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass derartige Fehltritte nur die Spitze des Eisberges waren und im Prinzip fast alle „Islamismus-Experten“ mehr oder weniger keine Ahnung vom Islam und den Muslimen haben. Die Handvoll Experten, die doch zumindest etwas verstehen, sind völlig überfordert angesichts der Flut von Möchtegernexperten, die so viel Unsinn verkaufen; kein Wunder, denn „Islam-Experte“ ist ein sehr lukrativer Job. Die Ausbildung beschränkt sich darauf, dass man irgendetwas gegen den Islam und die Muslime veröffentlicht und bereit ist, seine eigene Seele zu verkaufen. Eine besonders lügenhafte Gruppe unter jenen „Experten“ sind viele Journalisten. Jene Presstituierten lügen sich einfach etwas zusammen, dass dann zu eigenen kuriosen Meldungen führt: „Viele Islamisten in Berlin haben auch kriminelle Karrieren“ titelte die Berliner Morgenpost erst vor wenigen Tagen [3]. Das solch eine Überschrift bereits ein Widerspruch in sich beinhaltet, fällt jenen Presstituierten gar nicht auf.
Angewidert von dieser Vorgehensweise hat meine Wenigkeit bereits im Jahr 2009 in einem Buch geschrieben: „Es kann doch nicht sein, dass jeder dahergekommene Bengel, der mit seiner “Freundin“ ohne Ehe zusammen lebt und einige Böller zu Hause hat (wie im angeblichen Heidelberger Supermarkt-Fall), oder jeder glattrasierte Typ mit Goldkette, der kurz vor seinen angeblichen Terroranschlägen Diskos besucht, Nackttänzerrinnen Geld zusteckt und Alkohol konsumiert, als “Islamist“ bezeichnet wird. Es kann doch nicht sein, dass für jeden Verbrecher, der aus einem muslimischen Land stammt, aber für den nicht eine einzige der in diesem Buch beschriebenen “echten“ Merkmale zutrifft, durch schlagzeilensüchtige Journalisten mit unserer Beruf(ung)sbezeichnung missbräuchlich betitelt wird. Denn es ist – wie man durch die Lektion in diesem Buch sicherlich erkennen konnte – gar nicht so einfach und mit einer gewissen Ausbildung und unaufhörlicher Anstrengung verbunden, über einen längeren Zeitraum hinweg “fundamentalistischer Islamist“ zu sein und zu bleiben, so dass wir uns diese Berufungsbezeichnung weder von jedem dahergekommenen Möchtegernreligiösen und den zumeist noch ahnungsloseren Journalisten verwässern lassen wollen, noch von irgendwelchen Agenten und V-Leuten, die in einem Schnellkurs durch Lektüre von Karl May gelernt haben, im missbrauchten Namen Allahs Angst und Schrecken zu verbreiten.“
Allerdings können jene „Experten“ nur in einer Atmosphäre gedeihen, in dem eine nicht unerhebliche Gruppe im Volk solche „Experten“ fördert. Die Leute schreiben das, was sich verkaufen lässt. Viele im Volk wollen gar nicht die Wahrheit erfahren, sondern lediglich ihre Vorurteile bedienen. Genau dieses Verhalten wird von den wahren Verbrechern dieser Welt dazu missbraucht zu teilen und zu herrschen [5]. Damit wird ein Großteil des Volkes zu Fußsoldaten eines Krieges degradiert, der sich gegen sie selbst richtet. Und die „Experten“ sind ihre frei gewählten Offiziere. Die Befreiung aus dieser Art der modernen Sklaverei wird es erst dann geben, wenn der Mensch zu seiner Menschlichkeit zurückfindet und sein Handeln nicht von Hass, sondern von wahrer Menschlichkeit und damit von Liebe und Nächstenliebe geprägt ist.
Von praktizierenden „Islamisten“ geht weder in diesem Land noch in irgendeinem anderen Land irgendeine Gefahr für die Menschen im Allgemeinen, die Sicherheitsbehörden im Speziellen oder Sachgüter aus! Das wissen die Sicherheitsbehörden auch, aber sie sind selbst Sklaven der eigenen Propaganda. Aber von jedem „Islamisten“ geht eine echte Gefahr für den Kapitalismus als menschenverachtendes verbrecherisches System aus. Denn ein praktizierender Muslim setzt sich mit der Kraft seines Glaubens für Frieden und Gerechtigkeit in Freiheit ein, da er fest davon überzeugt ist, dass jeder Mensch – unabhängig von seinem Glauben – Träger des Geistes Gottes in seinem Herzen ist. Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit sind aber das Letzte, was der Kapitalismus vertragen könnte. Und so wird diese Auseinandersetzung weitergehen, bis zum Erscheinen des Erlösers. Der Muslim kann in dieser Auseinandersetzung nur wahrhaftige Methoden einsetzen. Seine Gegner setzen alle Methoden ein, auch die Methode der Lüge und Verleumdung. Doch am Ende liegen alle in der gleichen Erde. Und spätestens dann wird sich herausstellen, wer wahre Glückseligkeit erreicht hat.
[1] https://www.journal-frankfurt.de/journal...euGaBgFmZsv-QFo
[2] http://www.muslim-markt.de/forum/messages/1557.htm
[3] https://www.morgenpost.de/article2162259...-Karrieren.html
[4] http://www.eslam.de/manuskripte/buecher/...and_widmung.htm
[5] Wer den Weltkrieg nicht erkennt, kann auch die Kämpfe an der Front nicht einordnen