Abwehr der Türkengefahr durch Türkendrucke, Türkenkalender und Türkenbulle
Der deutsche Hass auf den Islam und die Muslime ist weder neu noch originell. Aber er verdeutlicht die Einstellung eines Volkes, das nicht bereit ist, aus den Fehlern seiner Vergangenheit zu lernen.
Was ist den meisten Deutschen eigentlich noch heilig? Jesus und Maria sind es sicherlich nicht, die sind ja keine Deutschen! Und Religiosität wie auch Spiritualität gehören ins Land fernöstlicher Urlaubsreisen aber nicht in den sachlich-deutschen Materialismus. Wer kennt schon noch die als mystisch eingestuften Werke eines Meister Eckhart vom Anfang des 14. Jh., die zuweilen auch von einem muslimischen Mystiker stammen könnten. Und wer weiß, dass jener deutsche Mystiker deswegen sogar vor einem päpstlichen Gericht der Häresie angeklagt worden ist. Er entging seinem Urteil nur durch vorzeitiges Ableben.
Was also ist einer Mehrheit von Deutschen heute noch heilig? Zunächst ist da sicherlich der deutsche Schäferhund stellvertretend für alle Hunde. Schließlich gibt es mit rund 10 Mio. Hunden genau so viele Hunde in deutschen Haushalten wie Kinder unter 14 Jahren. Genauso heilig ist dem Deutschen sein Bier – Ausnahmen bestätigen die Regel. Und die freie Fahrt für freie Bürger ist am heiligsten, damit uns ein Porsche mit 260 Stundenkilometern auf der Autobahn überholen kann, falls wir nicht beide im Stau stehen.
Was schweißt die meisten Deutschen zusammen? Die Sprache ist es definitiv nicht, denn so, wie die deutsche Sprache in den letzten Jahren verhunzt worden ist durch aufgezwungene Rechtschreibregeln über Gendersprache bis hin zu Anglizismen, freut man sich über den bayerischen Dialekt, den wenigstens kaum einer versteht, um ihn zu verhunzen. Aber da gibt es eine Sache, die wirklich viel zu viele Deutsche zusammenschweißt: Es ist der Hass gegen den Islam und die Muslime!
Wollte man die Ursache für den Hass gegen den Islam und die Muslime wissenschaftlich, soziologisch oder psychologisch analysieren, wird man sicherlich viele Ansatzpunkte über die soziale Stellung bis hin zu andersartigen Lebenspraktiken und latenten Rassismus finden. Doch dann müsste man sich mit dem Islam beschäftigen und mit den Fragen: Was ist Religion, was ist Kultur? Man käme zu dem Schluss, dass auch der christliche Türke „anders“ ist usw. Kurz, das ist alles viel zu kompliziert. Daher wird der Hass einfach auf den Türken fokussiert. Jeder Muslim ist Türke und der Türke ist schuld.
Ein wenig Neid schwingt sicherlich auch mit: Der Türke hat eine Familie und Kinder und keinen Hund. Und jener – nicht der Hund, sondern der Nachkomme – schiebt einen nicht ins Altersheim ab! Der Türke hat Berührungsexklusivität bei seiner Ehefrau und umgekehrt, der Deutsche ist froh, wenn er eine Patschworkfreundin hat. Beim Türken darf der Mann männlich und die Frau weiblich sein – zumindest für den Ehepartner – und der Deutsche muss dem Sohn seiner Lebensabschnittspartnerin erklären, warum sein Freund zwei Väter hat und es jetzt eine dritte Toilettenkategorie in seiner Schule gibt. Der Deutsche muss heute noch für den Holocaust büßen, während der Türke sich damit rühmt, dass seine Vorfahren die Opfer aufgenommen haben.
Als wenn das alles nicht schon genug wäre, hat der Ali-Normal-Türke auch noch eine Religion und glaubt an Gott. Der Otto-Normal-Deutsche hat zwar auch eine Religion, aber er glaubt nicht mehr an den Weihnachtsmann und den Osterhasen, und die Dreieinigkeit hat er ohnehin nie verstanden. Der Türke betet fünf Mal am Tag, der Deutsche nur wenn er in einem Flugzeug sitzt, das gerade abstürzt. Der Türke fastet einen Monat lang im Jahr, der Deutsche nur, wenn die Weight Watchers es vorschreiben. Am meisten aber ärgert sich der Deutsche, wenn er sich von einem Türken beim Autokauf übers Ohr ziehen lässt. Der Türke ist zwar im Autohandel ein Libanese, aber das spielt keine Rolle, denn auch der gehört zum Oberbegriff Türke. Lieber lässt sich der Deutsche von seinem deutschen Bänker betrügen. Die Tatsache, dass es auch noch Kurden, Araber und andere Kanacken gibt, spielt keine Rolle, es sind alles Türken und die gehören in die Türkei! Viele von denen sind bereits in dritter Generation Deutsche aber na und! Deutsches Blut bekommt man nicht von einem türkischen Vater! Und Mischlinge mögen wir Deutsche schon gar nicht, siehe dazu den reinrassigen deutschen Schäferhund, dessen Hintern so weit heruntergezüchtet ist, dass er kaum noch laufen kann.
Wenn der Türke nicht wäre – zumindest nicht hier wäre – dann würde es uns Deutschen sicherlich besser gehen. Das ist die unterschwellige Meinung, die viele Deutsche heute haben. Da er die Geschichte hasst, weil er von der deutschen Geschichte hauptsächlich nur die Judenverfolgung im Zweiten Weltkrieg kennen darf, denkt er auch, dass der Türkenhass mit dem Türken zu tun hat, der in den 1960er das Land überfallen hat. Die „Umvolkung“ ist also schon lange im Gange!
Schade! Schade, dass er nicht etwas weiter in die deutsche Geschichte zurückschauen darf. Dabei gibt es Errungenschaften, die es wert sind, darüber mehr wissen zu haben. Wie ist es z.B. mit der Erfindung des Buchdrucks? Gutenberg ist eben nicht nur ein Politiker, der seine deutsche Doktorarbeit nicht ganz sauber geschrieben hat, sondern vor allem der Erfinder des modernen Buchdrucks. Was aber waren die ersten Drucke jenes berühmten Johannes Gutenberg, der eigentlich Gensfleisch hieß? Nein, es war nicht die Bibel! Die kam später.
Zu seinen allerersten Drucken um 1455 gehörten die sogenannten Türkendrucke. Das waren Propagandaschriften gegen die Osmanen übelster Art, deren Autoren heutzutage wegen Volksverhetzung verurteilt worden wären. Die Osmanen bestanden zwar aus Türken, Kurden, Arabern, Persern und vielen anderen Volksgruppen, aber für den Deutschen waren es alles einfach nur Türken. Eine ganz besondere Form jener Türkendrucke war der Türkenkalender. Sie erschienen ab 1454 n.Chr. in der Folge der Eroberung von Konstantinopel. In der jährlichen Schrift wurden vergangene und zukünftig erwartete Gräueltaten an den Christen geschildert als immerwährende propagandistische Mahnung an die Christen, die Türkengefahr nicht zu vergessen. Ja, auch zukünftige Gräueltaten wussten jene prophetischen Deutschen zu schildern. Auch damals musste man sich für Fake-News nie entschuldigen. In jedem Monat des Kalenders wurde ein geistlicher oder weltlicher Herrscher zitiert, der zum Kampf gegen die Osmanen aufrief. Unter anderem wurde über die angeblichen Sitten und Gebräuche der Türken berichtet, wobei das Augenmerk darin lag, das Verhalten der Osmanen als barbarisch darzustellen. Kalender hießen die Drucke, weil auch die Neumondzeiten und andere Daten wiedergegeben wurden. Rückwirkend betrachtet muss man feststellen, dass die Autoren absolut keine Ahnung von den Sitten und Gebräuchen hatten! Aber darum ging es ja auch nicht. Es ging darum, dass der Türke einfach nur böse ist, von Natur aus böse und daher bekämpft werden muss! Der Türkenkalender war der erste in deutsche Sprache jemals gedruckte Kalender. Was für ein Skandal, dass der erste deutsche Kalender ausgerechnet Türkenkalender heißt!
Noch spannender wird es, wenn wir – wiederum eine der ersten deutschen Drucke – die Türkenbulle vorstellen. Was war denn eine – nicht ein – Bulle? Eine Bulle war eine Art öffentlich verkündete Fatwa eines Papstes. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Man muss dem heutigen Deutschen den katholischen Begriff „Bulle“ dadurch erklären, indem man auf den islamischen Begriff „Fatwa“ zurückgreift. Papst Calixtus III. rief in der am 29. Juni 1455 verkündeten Bulle zu einer Teilnahme und Unterstützung eines Kreuzzuges auf. Jene Türkenbulle gibt es im deutschen Original noch in der Bayerischen Landesbibliothek.
Das, was wir heutzutage als Hass auf „Türken“ in Deutschland wiederaufflackern sehen, ist nichts Neues. Es ist viele Jahrhunderte alt. Dabei geht es auch gar nicht um den Türken oder Muslim, sondern um politische Ziele. Genauso wenig wie die Türken vor Wien den Islam verbreitet haben, haben die Verteidiger Wiens das Christentum verteidigt. Es ging um Macht. Und „teile und herrsche“ ist viel älter als Deutsche und Türken zusammen!
Zurück zur heutigen Realität: Die Welt ist aus den Fugen geraten und die Mächtigen dieser Welt müssen um ihre Macht und ihr Vermögen bangen. Inzwischen fahren sie alle Machtmittel auf, die sie noch besitzen. Mit ihren Presstituierten erklären sie einfach jede Bewegung, die sich für die Unterdrückten dieser Welt einsetzt, für antisemitisch, ob der Einsatz für unterdrückte Palästinenser, unterdrückte Jemeniten oder unterdrückte Franzosen. Gleichzeitig soll jeder gegen jeden kämpfen. Alt gegen Jung, Mann gegen Frau, Türke gegen Deutschen, Muslim gegen Christen, Migrant gegen Asylanten, Nordstaaten gegen Südstaaten; kurz: Am besten jeder gegen jeden! Nur so kann das alte Herrschaftssystem an der Macht gehalten werden. Wenn aber eines Tages Mann und Frau, Jung und Alt, Türke und Deutscher, Muslim und Christ usw. zusammenhalten und sich für Gerechtigkeit auf Erden einsetzen, dann ist es vorbei mit der Macht der Mächtigen!
Dieser Kampf ist nicht neu, er wird seit Kain und Abel ausgefochten. Wer aber seine eigene Geschichte einmal studiert, der weiß, dass er mit dazu beitragen kann, die Geschichte zu ändern. Es gibt Völker, die das geschafft haben. Wir Deutschen können das auch, Hand in Hand mit unseren deutschen Mitbürgern aus der ganzen Welt. Und dann können wir ein Deutschland weiterentwickeln, das frei von den USA sich für Gerechtigkeit und Frieden in der Welt einsetzt! Deutschland ist reich genug, um Vorbild für soziale Gerechtigkeit zu sein, wenn wir uns von den Fesseln der „teile und herrsche“ Regisseure befreien. Wie sagte doch einstmals eine berühmte Deutsche, die jetzt angesichts ihres Machtverlustes anfängt ehrlich zu werden, auch gegenüber den USA: Wir schaffen das!