Eine kommunistische Antwort auf das „Schwarzbuch des Kommunismus“ von Rene´Lefort--- Übersetzung aus dem Französischem von Dr. Falkenhagen
Anlässlich des 80. Jahrestags der Oktoberrevolution, mehrere Jahre nach dem Hinscheiden der UdSSR und des sozialistischen Lagers, nach der Zersetzung und momentanen Schwächung der kommunistischen Bewegung, hat die Bourgeoisie eine frenetische Offensive zur Kriminalisierung des Kommunismus gestartet, indem sie antikommunistische Radio und Fernsehsendungen und die Veröffentlichung von antikommunistischen Artikeln und Büchern um ein Vielfaches gesteigert hat. Dessen derzeitiger Höhepunkt ist gegenwärtig das „Schwarzbuch des Kommunismus“.
Die Bourgeoisie manifestiert so in der Phase der sich in der vollen strukturellen Krise befindlichen Globalisierung des kapitalistischen Systems, deren monetären und finanziellen Schocks und Konvulsionen sowie ihrer Unfähigkeit, ein signifikantes und dauerhaftes Wirtschaftswachstum zu gewährleisten, was ihre große Schwäche und Brüchigkeit zeigt, ihr Bestreben, ihre tiefe Krise mit Beschwörungen in den Griff zu bekommen.
Es handelt sich um den Versuch, einer öffentlichen Meinung, die noch weitgehend durch die schweren Niederlagen, die die revolutionäre Arbeiterbewegung unlängst erlitten hat, desorientiert ist, glaubhaft zu machen, dass der Kommunismus noch schlimmer sei als der Faschismus. Eine makabre Buchführung kumuliert unterschiedslos Kadaver, die wahr oder erdichtet sind, von Dutzenden von Millionen bis hinauf auf das Phantasieziel von Hunderten von Millionen Opfern, die der Renegat Stephane Courtois (der vom Maoismus auf die Seite des faschistischen Rechtsextremismus übergewechselt ist) willkürlich fixiert hat, um die „braven“ Bürger gemeinhin vor Schrecken erschaudern zu lassen.
Diese Kampagne der Lüge muss kraftvoll bekämpft werden und es gilt Stück für Stück die wahre Geschichte des Kommunismus zu verteidigen.
Es geht hier darum, sich nicht im Lügengestrüpp der Bilanz von Toten, Gefangenen oder Deportierten zu verfangen, es geht dabei nicht darum, den einen oder anderen Zahlen entgegenzutreten, dazu hat ohnehin objektiv niemand die Mittel. Man kann sie nicht alle vor Ort nachzählen. Soweit Korrekturen anhand von Statistiken und Archivmaterialien möglich sind, müssen diese vorgenommen werden.
Es geht darum, aufzuzeigen, dass die Pseudovorführungen des „Schwarzbuches“ vom Irrealen; Karikaturhaften bis zum Monströsen und Monsterhaften reichen. Es geht um die Widerherstellung der Realität der Bilanz der ersten sozialistischen Gesellschaften, dessen Existenz den Lauf der Geschichte des XX, Jahrhunderts stark geprägt hat und dessen Werte, die sie repräsentiert haben, integer sind und integer bleiben müssen, um den notwendigen Kampf für eine revolutionäre Umgestaltung der Gesellschaft am Leben zu erhalten und weiterzuführen können.
I. Der antiwissenschaftliche Charakter des Buches
Dieser Charakter wurde durch die Polemik offenkundig, die unter sich die Koautoren (J. L. Margolin und N. Werth gegen Courtois) über den Wahrheitsgehalt der vorgelegten Zahlen sowie die dazu gegebene politische Interpretation geführt haben. Es wurde im Verlauf dieser Polemik voll sichtbar, dass es sich nicht um eine wirkliche Arbeit von Historikern handelt, die auf authentischen Informationen basiert, sondern um eine Arbeit der politischen Propaganda, um eine politische Operation mit pseudowissenschaftlichen Charakter, dessen „sichere“ Behauptungen intellektuellen Schwindel, Betrug und Hochstapelei offenbaren, die darauf angelegt sind, den Kommunismus zu kriminalisieren.
Bezeichnend sind die harten Kritiken, die in diesem Sinne von einer Anzahl von Persönlichkeiten formuliert wurden, die keinerlei besondere Bezug zum Kommunismus (s. insbesondere die Artikel in „Le Monde“ oder in der „Le Monde Diplomatique“ von Alain Blum, Anette Wievorka, Georges Minc, J. Ch. Szurek, Lili Marcou, Giles Perrault, Michel Dreyfus, Serge Halimi, Maurice Lemoine usw.), von denen wir übrigens gewisse Auffassungen nicht teilen, aber die dem „Schwarzbuch“ ein schlechtes Zeugnis ausstellen und praktisch seiner ganzen Glaubwürdigkeit einen vernichtenden Schlag versetzen.
II. Eine Operation zur Kriminalisierung des Marxismus
Die Aufzählung der so genannten „Verbrechen des Kommunismus“ hat kein anderes Ziel, als dass man behauptet, beweisen zu können, dass der Kommunismus in seiner Form eines autoritären und brutalen Etatismus vor allem antidemokratisch und repressiv gewesen ist und dies im Wesen seiner Ideologie begründet war. Stephane Courtois liefert hier eine Vorstellung davon, die im höchsten Grade groteske ist.
„Der Klassenkampf sei eine Politik der Auslöschung von sozialen Schichten, er führt zum Klassengenozid, der völlig vergleichbar mit dem „Genozid von Rassen“ sei, wird erklärt. Der Kommunismus gleiche dem Hitlerismus. Der „arme Karl Marx“ hat eine solche Auswirkung des Klassenkampfes nicht vorausgesehen. Das wird von den Antikommunisten so in den Raumgestellt.
Dabei hat Karl Marx den Klassenkampf gar nicht erfunden, es handelt sich nicht um eine Ideologie, da er nichts anderes ist als die Konstatierung einer objektiven Realität der Geschichte. Was die Republikaner und die französischen Demokraten anbetrifft, so haben sie zweifellos nicht das Bewusstsein, dass die französische Revolution bis zum Klassengenozid der Aristokraten geführt hat und dass ihre Unterstützung dieser Revolution auch aus ihnen Kriminelle gemacht hat. Die Diktatur des Proletariats setzt „wie jede Diktatur“ die Ermordung der politischen Feinde voraus, wird behauptet. Welch’ argumentative Raffinesse!
S. Courtois prätendiert überheblich, den Klassencharakter des Staates zu ignorieren, der immer in der einen oder anderen Form selbst unter der demokratischsten Erscheinungsform Klassencharakter hat.
Die Diktatur des Proletariats schließt in ihrer Definition selbst die am weitesten und am tiefsten entwickelte Demokratie für das Proletariat d. h, für die gewaltige Mehrheit der Bevölkerung moderner Staaten per se ein. Außerdem bedeutet die politische Außergefechtsetzung der alten Ausbeuterklassen und ihrer Agenten durch den proletarischen Staat niemals politischer Mord im Sinne von deren physischer Liquidierung.
III. Aufruf zur Repression
Die Schlussfolgerung ergibt sich von selbst. Die Kommunisten müssen als Kriminelle nicht nur getadelt, sondern bekämpft werden. S. Courtois sagt es ausdrücklich, indem er sein Erstaunen über den Fakt zum Ausdruck bringt, dass in unseren Tagen revolutionäre Gruppen offen aktiv sind, die sich ganz legal artikulieren. Also sehen wir, diese Leute sind gefährliche Verbrecher, man muss sie in die Illegalität zurückführen. Also man müsse auf Jagd gegen die Kommunisten und Sozialisten gehen, ist seine Schlussfolgerung.
IV. Und es ist eine Eröffnungspartie für den Faschismus
Alle diese von den Kommunisten begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verlangen einem Superprozess. Hier baut Stephane Courtois direkt die Brücke zur „Front National“, einer faschistischen Organisation, die den Nürnberger Prozess gegen den Kommunismus zu organisieren beabsichtigt. Die katholischen Integristen jubeln, sind begeistert und fügen dem hinzu, sie hätten das volle Recht, ganz legal die Kommunisten Mörder zu nennen und das geschah anlässlich ihres Meetings vom 9. November unter der Devise „Vaterland, Gott, Familie“, was dem bekannten Slogan „Arbeit, Familie, Vaterland“ ähnelt. Es ist weder die Verurteilung von Vichy-Frankreich noch der Prozess gegen den Nazi-Verbrecher Papon, den man veranstalten muss, nein es ist der Prozess gegen den Kommunismus, der stattzufinden hat.
Wir erinnern daran, dass ein solches Unternehmen unmittelbar eine faschistische Inspiration ist. Es soll in direkter Linie in der Reihe des antikommunistischen Prozesses gegen Dimitroff in Hitler-Deutschland stehen. Die verlogenen Erfindungen und die groben politischen Attacken des „Schwarzbuches“ zielen in gleicher Weise und haben die gleiche Aufgabe, den Kommunismus imaginärer Verbrechen anzuklagen. Das ist der tiefere Sinn des „Schwarzbuches“ über die prätendierten Demonstrationen, die nun kommen sollen.
V. Die Anzahl der „Opfer
Die Zahl von 85 Millionen Toten als „Opfer des Kommunismus“ ,für sich selbst als Beweis zahlreicher Historiker und Forscher genommen, ist im höchsten Maße phantastisch, völlig missbräuchlich in den Raum gestellt, von der Faktenlage ungeklärt und beruht auf keiner seriösen Quelle. Darunter werden Menschen gezählt, die eines natürlichen Todes gestorben sind und es sind Opfer von Kriegen, die den sozialistischen Staaten aufgezwungen wurden, und es sind auch darunter z. B. Opfer von Naturkatastrophen. Eine Mischung von überall her, die Toten aller Art und jeden Ursprungs undifferenziert addiert, welche aus Vorgängen sehr unterschiedlicher Natur in der Geschichte der sozialistischen Länder resultieren, werden automatisch dem Kommunismus zugerechnet. Es handelt sich, um einen Begriff der zitierten kritischen Autoren aufzugreifen, um eine wirkliche Manipulation, um Manipulation und Fälschung im wahrsten Sinne des Wortes!
Die Methodologie von Stephane Courtois besteht in Folgendem:
Nehmen wir an, dass im Verlauf einer Volksmanifestation „Ordnungskräfte“ in die Masse schießen und es eine bestimmte Anzahl von Toten gibt, wie das in der Geschichte der Arbeiterbewegung oft geschehen ist. Trägt dafür nicht der bürgerliche Staat die Verantwortung? Nein, nach der Methode von Courtois gäbe es keine Opfer, wenn da nicht Manifestationen und Demonstrationen stattgefunden hätten, wofür die Verantwortung auf das Konto der Organisatoren der Manifestationen und Demonstrationen sowie der kriminellen Ideologie, die sie angetrieben hat, sie zu organisieren, fällt. Alle die Bilanzen von „Opfern des Kommunismus“, die aus revolutionären Ereignissen und Bürgerkriegen resultieren, beruhen auf der gleichen Argumentationsmethode.
Und es kommt die Methode der Fälschung und Faktenverdrehung hinzu (die folgenden Zahlenangaben wurden vom Übersetzer ergänzt).
Was hatte es zum Beispiel mit der These von der Enthauptung der Roten Armee infolge der Säuberungen in deren Reihen ab 1937 auf sich? Hier wird auch im „Schwarzbuch“ von an die 400 000 Opfern allein in den bewaffneten Organen der UdSSR gefaselt. In Wirklichkeit entledigte sich Stalin bei den sog. Säuberungen von 1937/1938 nur von 1. aus Krankheits- und Altersgründen nicht mehr voll einsatzfähigen und 2. von unzuverlässigen Offizieren (die Unzuverlässigkeit betraf politische Unzuverlässigkeit sowie schwere politische und moralische Verfehlungen). Zudem verjüngte er das Offizierskorps beträchtlich. Und auch davon waren nicht 400 000 sondern nur an die 40 000 Offiziere der Roten Armee betroffen. Die exakt 36 898 von der sog. Säuberung (das war nicht die offizielle Bezeichnung) betroffenen Offiziere und politischen Kommissare waren in der Mehrzahl keine politischen Opfer, sondern schieden infolge zu hohen Alters und unzureichender Gesundheit, auch z. B. wegen Alkoholismus aus den Reihen der Roten Armee aus. 8579 Offiziere und politische Kommissare wurden verhaftet. Von den entlassenen und verhafteten Offizieren und politische Kommissaren wurden hauptsächlich auf Grund von Widersprüchen und Überprüfungen bis 1941 an die 15 000 wieder in ihren früheren Dienstgraden in der Roten Armee eingestellt. Von den 8579 verhafteten Generälen und Offizieren wurden über die Hälfte wieder freigelassen und rehabilitiert und zum größten Teil wieder in ihren alten Dienstgraden in der Roten Armee eingestellt (s. Marxistisch-leninistische Schriftenreihe der KPD (B), Heft 13, Prof. D. R. I. Kosolapow „Die Wahrheit über Stalin“. Schriftenreihe Heft 13).
Das Offizierskorps wurde auch zahlenmäßig nicht vermindert. Von einer Vernichtung des größeren Teils der Offiziere zu reden, wie es in dem Buch von Martin Amis „Koba der Schreckliche“, Übersetzung aus dem Englischen, Verlag Werner Hanser, München 2007 zu lesen ist , ist, wie alles andere in diesem Buch, Lüge und gleichzeitig Schwachsinn in Potenz. Während 1937 144 300 Offiziere und politische Kommissare in der sowjetischen Armee und Luftwaffe dienten, waren es Ende 1939 schon 282 300. Zu Anfang Juni 1941 waren es etwa 500 000 Offiziere und politische Kommissare. Sie hatten meist an Offiziersschulen und Militärakademien ihre Ausbildung erhalten und mussten sehr anspruchsvolle Intelligenz-, Wissens- und Körpertüchtigkeitstests bestehen (s. Marxistisch-leninistische Schriftenreihe der KPD (B), Heft 106, Ulrich Huar „Über die Sicherheitspolitik Stalins in der Zeit zwischen dem Abschluss des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vom 23. August 1939 und dem Überfall der faschistischen Wehrmacht auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941)
Ähnlich verhielt es sich in den Reihen des sowjetischen Staatsicherheitsdienstes.
Als Gorbatschow der oberste Führer von Partei und Staat in der UdSSR war, wurde eine wahrliche Antistalin-Hysterie entfacht und dazu war jedes Mittel recht. Zahlen von Stalinopfern wurden beliebig und ohne Beweise zu fordern, noch oben getrieben. So erhielt auch der sowjetische KGB den Auftrag, eine die eigenen Reihen betreffende Stalinopferbilanz zu präsentieren. Der damalige Vorsitzende des KGB der UdSSR, Tschebrikow, gab 1988 eine Anzahl von etwa 20 000 Tschekisten an, die unter Stalin Repressionen unterworfen gewesen seien, weil sie dem Stalin-Regime Widerstand geleistet hätten. Die 241 Verhaftungen und Verurteilungen von Offizieren des NKWD die in den Jahren 1934 bis 1940 tatsächlich stattfanden, betrafen aber fast ausschließlich solche Offiziere, die der groben Verletzung der sozialistischen Gesetzlichkeit beschuldigt wurden. Es gab also ein von der Führung der Partei und des Sowjetstaates organisiertes Überwachungssystem, das nicht nur über die politische Zuverlässigkeit und fachliche Kompetenz der Mitarbeiter der Sicherheitsorgane, sondern auch streng über die Einhaltung der sozialistischen Gesetzlichkeit wachte und besonders gegen Gesetzeswillkür des NKWD vorging. Was die angeblichen 20 000 repressierten Tschekisten angeht, so ist sie eindeutig zu hoch angegeben.
Am 1. März 1937 befanden sich im Kaderbestand des NKWD 25 000 Offiziere und Sergeanten, die den eigentlichen Sicherheitsapparat bildeten. Sergeanten (Angehörige des NKWD im Unteroffiziersrang) wurden aber nur sehr wenige verhaftet. Es bleibt also bei den 241 verhafteten Offizieren. Wenn es weitere Verhaftungen gab, so betrafen sie aus unterschiedlichen Gründen hauptsächlich die dem NKWD unterstellten Einheiten wie die Miliz (die Polizei), den Grenzschutz, die Feuerwehr, die Mitarbeiter des Strafvollzugs (des GULAG-Systems). Hier gab es verschiedene Bestrafungen, meist waren es aber Disziplinarstrafen. In der Zeit, als Ježow den NKWD (das Volkskommissariat des Inneren) vom September 1936 bis November 1938 leitete, gab es 2273 Verhaftungen von Mitarbeitern aller Organe des NKWD, von ihnen wurden 1862 konterrevolutionärer Verbrechen beschuldigt. Sie wurden aber nicht alle abgeurteilt.
Richtig ist, dass zu dieser Zeit eine Veränderung der nationalen Zusammensetzung des Offizierskorps des NKWD angeordnet wurde. Dabei wurde vor allem ab Ende 1938 und im Jahr 1939 bis 1940 der Anteil der NKWD-Offiziere russischer und ukrainischer Nationalität wesentlich erhöht. Während es unter den Mitarbeitern der höheren NKWD-Führung Anfang 1937, vom Generalkommissar bis zu Kommissaren 1., 2., und 3. Ranges (den Generalsrängen) und Starschi Majoren (Obersten) nur 35 Russen und 6 Ukrainer gab, stieg ihre Anzahl bis zum 1. 1. 1940 auf 118 Russen und 28 Ukrainer. Die Anzahl der Georgier erhöhte sich von 5 auf 12. Stattdessen sank die Anzahl der höheren Offiziere (Generäle und Oberste) jüdischer Nationalität von 42 auf 6. Unter den höheren Offizieren lettischer Nationalität gab es nur noch einen, statt vorher 8. Offiziere polnischer Nationalität schieden vollständig aus. Das lief hauptsächlich über Versetzungen.
(s. Petrow, N. V., Skorin, K.V., Wer leitete das NKWD von 1934 bis 1941 -russ.-, Verlag Zveni’ja, Moskau 1999 Seiten 491-502, -ISBN 5-7870-0032-3).
I
VI. Bürgerkrieg und Hunger
Was die UdSSR betrifft, so kommt die große Mehrheit der „Opfer des Kommunismus“ auf das Konto des Bürgerkrieges sowie der beiden großen regionalen Hungerperioden von 1921 – 1922 und 1932 bis 1933. Aber die Verantwortlichkeit für den Bürgerkrieg, der von zahlreichen Interventionen aus dem Ausland getragen war und des Hungers von 1921 bis 1922, bei denen es real eine große Opferzahl gab, kann man keineswegs dem Kommunismus anlasten. Die Große Oktoberrevolution von 1917 siegte praktisch ohne, dass ein Blutstropfen floss. Sie setzte im Gegenteil dem schrecklichen Gemetzel des 1. Weltkrieges ein Ende. Sie beendete die furchtbaren Leiden der großen wirtschaftlichen Katastrophe, die er zur Folge hatte. Es sind die konterrevolutionären Kräfte und ihre ausländischen Alliierten, die die volle Verantwortung für die Vorgänge (Bürgerkrieg und ausländische Interventionen) tragen, die der Großen Oktoberrevolution folgten. Sie tragen auch die volle Verantwortung für die komplette Desorganisation der Wirtschaft, die dann die Basis dafür bildete, dass es zu der Hungerkatastrophe von 1921/1922 kam. Das Gegenteil zu behaupten, das ist, als wolle man der FLN (der algerischen Befreiungsfront) sowie den Kommunisten und Patrioten von Vietnam die Verantwortung für die Millionen Toten in jedem der beiden Länder zuschieben, die das Ergebnis der schmutzigen Kolonialkriege waren, die den beiden Ländern aufgezwungen wurden, weil Frankreich und die USA gegen ihren Willen zur Unabhängigkeit Krieg führten, so wie sie das gegenwärtig vor allem im Irak und Afghanistan tun.
Die reale Verantwortlichkeit für den Hunger in der Ukraine 1932 und 1933 muss ebenfalls sehr klar präzisiert werden. Dieser Hunger resultierte aus der Verbindung mehrere Faktoren von denen zwei (ein Jahr großer Trockenheit und eine furchtbare Typhusepidemie) nicht dem politischen Regime, welches es auch sei, angelastet werden können. Aber einer der Faktoren von primärer Bedeutung waren die massiven Zerstörungen (Abschlachten des Viehbestandes, Vernichtung der Ernte, Brandstiftung in Getreidelagern, Desorganisation der Produktion und des Absatzes), die von Kulaken (den reichen Bauern) und auch polnischen Agenten, auch von Angehörigen der OUN (Organisation der ukrainischen Nationalisten, den Bandera-und Schuchewitsch-Banden) organisiert wurden, um sich mit allen Mitteln der Kollektivierung der Landwirtschaft zu widersetzen.
Es ist dumm, abscheulich und ungeheuerlich zugleich, wenn man davon spricht, wie es Courtois tut, dass der Hunger vorsätzlich von den Kommunisten provoziert worden sei, um die Kulaken zu bezwingen, zumal eines der wesentlichen Ziele der Kollektivierung die schnelle Steigerung der Arbeitsproduktivität in der Landwirtschaft war, und das auch um die notwendigen Arbeitskräfte zur Erfüllung der ersten Fünfjahrpläne in der Industrie und anderen Bereichen zu gewinnen. Arbeitskräfte brauchte man vor allem für die Industrialisierung, wobei darauf hinzuweisen ist, dass ohne sie die UdSSR einige Jahre später nicht siegreich der Kriegsmaschinerie Hitlers hätte widerstehen können. Wenn der Hunger provoziert war, so waren es die Kulaken und die genanten anderen Elemente selbst, deren konterrevolutionäre Aktivität und zeitweilige Desorganisation den Hunger ausgelöst haben und die somit die Hauptverantwortung dafür tragen.
Somit gibt es keinen Sinn, wenn der derzeitige ukrainische Präsident Juchtschenko die „internationale Staatengemeinschaft“ auffordert, den Hunger in der Ukraine von 1932/1933 unter der Ägide der UNO zum Genozid der Kommunisten am ukrainischen Volk zu erklären. Das hat zudem derzeit nicht nur eine antikommunistische, sondern auch einer antirussische Stoßrichtung und soll der Schürung von Feindschaft gegen die Russen dienen.
Der Kampagne zur internationalen Anerkennung des Hungers von 1932/1933 liegt zudem ein Zahlenspielertrick zu Grunde (s. website des Präsidenten zum Hunger (Golodomor) 1932/1933, zu erreichen unter www.rada.kiev.ua). Während es keine offiziellen Angaben zu den Opfern des Hungers von 1932/1933 in der Ukraine gibt, wird deren Zahl auf der website (www.rada.kiev.ua) des ukrainischen Präsidenten mit 8,1 Mio. angegeben. Das wurde wie folgt ermittelt: Die Bevölkerung der Ukraine habe lt. offizieller Statistik 1926 31,2 Mio. und 1939 28,1 Mio. betragen, was ein Minus von 3,1 Mio. ergibt. Die Bevölkerung der Ukraine hat demnach um 9,9 % abgenommen, während sie in Russland (der Russischen Föderation) in diesem Zeitraum um 16 % und in Belorussland um 11,2 % gestiegen ist. Daraus wird hypothetisch abgeleitet, dass die Bevölkerung der Ukraine ohne den Hunger von 1932/1933 36,2 Mio. hätte betragen müssen. Das ergibt dann rechnerisch die Minus- Differenz von 8,1 Mio. und das wird als Zahl der Hungertoten angegeben. Nun kann man natürlich in einer beliebigen offiziellen Statistik der früheren UdSSR und auch des heutigen Russlands sowie der Ukraine die richtigen Bevölkerungszahlen nachlesen. Sie betrugen bei der Ukraine für 1926 29,5 Mio. und für 1939 41,9 Mio. Das war ein Zuwachs von 12,4 Mio. Infolge der Angliederung polnischer Gebiete (s. Janusz Piekalskiewicz „Polenfeldzug“ Bergisch-Gladbach 1982, Seite 273, ISBN 3-88199-580-3) kamen am 17. 9. 1939 12 Mio. Menschen zur Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik und zur Belorussischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Davon waren 6 Mio. Ukrainer, 3 Mio. Belorussen sowie 3 Mio. Polen und Juden. Etwa 8 Mio. neue Einwohner erhielt die Ukraine. Wenn man die von dem laut amtlicher Statistik ausgewiesenen Bevölkerungszuwachs von 12,4 Mio. abzieht, war gegenüber der Zahl von 29,5 Mio. für 1926 unter Berücksichtigung der Bevölkerung der ehemals polnischen Gebiete in den Gebieten bis zum 17. 9. 1939 ein Zuwachs der Stammbevölkerung von mindestens 4, 6 Mio. (12,6 – 8 = 4,6 ). und nicht ein Bevölkerungsabnahme von 8,1 Mio. zu verzeichnen. Höchstwahrscheinlich betrug der Bevölkerungszuwachs sogar 7 Mio., denn mindestens 2 Mio. übernommene Einwohner gingen entweder in die von deutschen Faschisten besetzten polnischen Gebiete, wanderten in die Tschechoslowakei und nach Rumänien sowie andere Staaten aus oder wurden sofort in Gebiete östlich der Ukraine umgesiedelt. Die Juschtschenko-Leute haben somit den Bevölkerungsrückgang der Ukraine von 8,1 Mio. eindeutig manipuliert. Experten schätzen die wahre Zahl der 1932/1933 in der Ukraine an Hunger und ´Krankheiten wie Typhus Verstorbenen nicht höher als 2 Mio. Und Hunger infolge von Sabotageakten von Kulaken und ausländischen Agenten gab es 1932 und 1933 auch in Russland und Belorussland (s. in Deutsch auch Ludo Martens „Stalin anders betrachtet“, EPO-Verlag, Berchem, Belgien 1996, Seiten 115-143 - ISBN 906445 728 X).
Alle die Opfer dieser Ereignisse, auch übrigens, wenn man sie auf ihr richtiges Maß und Verhältnis zurückführt und nicht Bezug auf phantastischste Schätzungen nimmt, können keinesfalls dem Kommunismus angelastet werden.
VII. Deportation der Kulaken
Wenn wir die Kollektivierung im Zusammenhang mit der „Deportation“ der Kulaken betrachten, so muss ihre Umsiedlung in neue Gebiete richtig gewertet werden und kann nicht als Vernichtungsaktion hingestellt werden, wie das im Schwarzbuch des Kommunismus geschieht. Die angegeben erschreckenden Zahlen entziehen sich zunächst jeglicher Kontrollmöglichkeit. Nach den bekannten Archivmaterialien hat die Zahl der Umsiedlungen von Kulaken und ihrer Familienmitglieder kaum 1,8 Mio. überschritten. Das erlaubt eine richtige Einschätzung, denn das betraf 1,5 % der zu dieser Zeit bestehenden Bauernbevölkerung von 120 Mio. Gewiss gab es bei den Transporten Tote aus Erschöpfung und vor allem wegen dem grassierenden Typhus. Alle aus dieser Zeit bekannten Informationen beweisen, dass die sowjetischen Behörden alles getan haben, was möglich war, um die Sanitätsdienste gegen die Epidemie zu mobilisieren, besonders um eine maximale Zahl von Kindern zu retten, die am meisten bedroht waren. Es gab bei den Transporten und infolge der Transporte etwa 100 000 Tote, (das ist auf Grund der Dokumente die einzige authentische Zahl). Das sind 5 % der Umgesiedelten. Das steht, wie man sieht, im keinen Verhältnis zu den Toten der Nazi-Konvois. Wenn man dem 200 000 auf Grund natürlicher Todesursachen Verstorbene hinzufügt, die unter den Kulaken und ihren Familien zwischen 1932 und 1940 in den Neuansiedlungsgebieten registriert wurden, so weist das auf die richtigen Relationen hin. Es gibt Nichts, was unter den schwierigen Bedingungen der Epoche, was es erlauben könnte, von einem kriminellen Willen zu sprechen, die große Masse der Kulaken physisch zu vernichten.
VIII. Umsiedlungen von Bevölkerungen
Unter den Opfern der Deportationen, die auch auf das Konto des Kommunismus in der Sowjetunion geschrieben werden, lassen die Autoren des Schwarzbuches die aus Sicherheitsgründen umgesiedelten Bevölkerungsteile während des 2. Weltkrieges figurieren. Man kann es nicht besser machen als die Antwort von Gilles Perrault zu zitieren, der weit außer Verdacht steht, ein vorbehaltloser Bewunderer der Ex-Sowjetunion zu sein. Dieser schrieb zum Beispiel über die Wolgadeutschen in „Le Monde Diplomatique“ vom Dezember 1997.“ Ist es nicht, anstatt in das Inventar der Verbrechen ohne Kommentar die Deportationen der Wolgadeutschen 1941 einzuschreiben, nicht richtiger und gerechter, aufzuzeigen, dass strategische Erwägungen ihnen zumindest einen Hauch von Rechtfertigung in der Stunde gaben, wo das Land in höchster Gefahr den Kampf ums Überleben führte? Nach allem weiß man, dass die USA ohne irgend einen Prozess zu führen, während des gesamten Krieges Tausende von japanischen Einwanderern oft für eine sehr lange Dauer interniert haben und das diese sicherlich nicht einmal die gleiche Gefahr wie die Wolgadeutschen bildeten.“ In der Tat, hatten sich die noch 1941 bis 1942 vorrückenden Nazi-Truppen darauf vorbereitet, die Wolgadeutschen für ihre Zwecke zu missbrauchen. Es wurde auch intensiv versucht, Untergrundstrukturen in den deutschen Siedlungsgebieten der Sowjetunion aufzubauen. Man tat es z. B. auch bei den Krimtataren und Kalmücken.
IX. Ereignisse werden außerhalb ihrer Zusammenhänge gestellt
In einer allgemeinen Art und Weise, und das gilt auch für das Folgende, wurden sehr unterschiedliche Vorgänge und ohne Bezug der einen zu den anderen, deren Opfer („Opfer des Kommunismus“) maßlos und undifferenziert mit dem alleinigen Ziel aufaddiert, um eine Summe zu erreichen, die erschreckend genug erscheint, wobei der Zusammenhang völlig außer Betracht gelassen werden kann. In keiner Weise gab es eine wissenschaftliche Herangehensweise und es ist das, was auch den absolut unwissenschaftlichen Charakter des „Schwarzbuches des Kommunismus“ charakterisiert. Es wurden die objektiven Bedingungen des Aufbaus der ersten sozialistischen Gesellschaften, die Widersprüche und internen Spannungen, die Sabotageakte, die konterrevolutionären Subversionsversuche, die kapitalistische Umkreisung, die Drohungen und Erpressungen sogar mit dem Atomkrieg seitens der imperialistischen Mächte, die Ausübung von Druck jeder Art, die Provokationen sowie die militärischen Aggressionen feindlicher Mächte außer Acht gelassen. Den Anspruch zu erheben, das, was sich in den sozialistischen Ländern ereignet, mit einer „kriminellen Ideologie“ des Kommunismus zu erklären und nicht mit den konkreten Bedingungen des Klassenkampfes und der Notwendigkeit der Verteidigung der sozialistischen Gesellschaft in einem bestimmten Kontext, ergibt keinerlei Sinn. Das ist nichts anderes als pure Propaganda im Sinne, wie sie Goebbels zu praktizieren wusste.
X. Der GULAG
Auch mit der Mythologie des GULAGS muss Schluss gemacht werden. In der Tat, die Arbeitskolonien (Kolonien zur Arbeit zur Besserung) waren in ihrer Grundkonzeption weniger inhuman als die Einkerkerung in einem Gefängnis. Die Zahlen aus den Archiven sind heute bekannt. Die höchste Zahl nach dem 2. Weltkrieg beträgt 579 878 im Jahre 1951, davon waren 334 538 wegen Verrats während des Krieges Inhaftierte. Die Übrigen waren Häftlinge, die nach dem normalen Strafgesetzbuch verurteilt waren. Im Zeitraum 1941 -1942 hatte man ein Maximum vom rund 500 000 konstatiert. Das ist ein Verhältnis von 0,5 % der Gesamtbevölkerung im Erwachsenenalter dieser Zeit. Eine Zusatzfrage. Welchen Prozentsatz der erwachsenen Bevölkerung macht die Zahl der politischen Gefangenen oder generell der Gefangenen in der gesamten freien Welt heute aus?
Wenn man solche Zahlen unterstellt, wie sie von den Antistalinisten in Umlauf gesetzt wurden, wäre der wirtschaftliche Aufbau der UdSSR das Ergebnis der Zwangsarbeit der GULAG-Häftlinge gewesen. Aber mit 0,5 % oder vielleicht 1% bis 1,5 % der Bevölkerung im Erwachsenenalter, wenn man die wegen gewöhnlicher Kriminalität Verurteilten noch hinzurechnet, die Industrialisierung und den Aufbau der Infrastruktur zu vollziehen, widerspricht jeder Logik. Die Zahl der Gefangenen stieg dann im Verlauf des Krieges und in den ersten Nachkriegsjahren noch an. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass auch abgeurteilte Personen der Feindstaaten (Deutschland, Japan, Rumänien usw.) hinzukamen.
Bezüglich der Todesrate im GULAG gibt es noch phantastischere Zahlen. Es stimmt, dass die Todesrate während des Krieges relativ höher war, aber man muss hier auch die gewaltigen Verluste unter der Zivilbevölkerung unter Berücksichtigung der Bedingungen des Krieges berücksichtigen. Es fanden an die 8 Millionen Soldaten der bewaffneten Organe der Sowjetunion den Tod und an die 17 Mio. Zivilisten wurden von den Faschisten ermordet oder starben durch Kriegswirkungen. Es ist nicht einzusehen, warum Lagerhäftlinge im Verhältnisse zur Gesamtbevölkerung privilegierte Lebensbedingungen gehabt haben sollen. Auf alle Fälle beruhen jede Vergleiche der Vernichtungslager der Nazis, geschweige denn der Gefängnisse sowie der Folterzentren und gefängnisähnlichen Haftlager der „freien Welt“ mit den GULAGS auf reinen Erfindungen. Sie entsprechen nicht der Realität des vergleichsweise humanen Strafvollzugs in der Sowjetunion und anderen sozialistischen Ländern.
Und dann war die von Justizorganen verhängte Strafdauer bei Freiheitsstrafen in der Sowjetunion in der Regel kürzer als 5 Jahre. Die Masse der Verurteilten kamen also nach relativ kurzer Zeit wieder auf freien Fuß. Deswegen hat die Verfasser des „Schwarzbuches des Kommunismus“ die Dauer der Haftzeiten oder „GULAG-Zeiten“ gar nicht interessiert.
XI. Repression und Terror
Es sei hier gesagt, dass es unleugbar ist, dass es Tatbestände der Repression in den sozialistischen Ländern gegeben hat. Man muss sie aber auf ihre wahre Natur und ihre genauen Größenordnungen zurückführen. Man muss wissen, warum sie erfolgten und auch prüfen, in welchen Zusammenhang sie sich ereignet haben. Der sozialistische Staat, der noch isoliert ist, der noch verwundbar ist, der umzingelt und Aggressionen ausgesetzt ist, hat das Recht und die Pflicht, sich zu verteidigen. Die kapitalistischen Staaten haben keine Hemmungen, zu repressiver Gewalt zu greifen, wenn die herrschende Klasse ihre Ordnung bedroht sieht, für die der kapitalistische Staat der Garant zu sein hat.
Dass die Repressionen, die in der Sowjetunion genauso genommen im Zusammenhang mit dem Zustand einer belagerten Festung sowie der Angst vor der 5. Kolonne und der inneren Subversion erfolgten, ist unbestreitbar. Sie ist in einem gewissen Moment über ihr Ziel hinausgeschossen, als sich ungerechtfertigte politische Auswüchse während der großen Säuberung von 1936 bis 1938 ereigneten, Das ist seit langem bekannt. Es ist genau so bekannt, wie dass während des Terrors zur Zeit der französischen Revolution mit der Guillotine Aristokraten geköpft wurden. Das hat aber die Republikaner und Demokraten in unseren Ländern keineswegs veranlasst, die Französische Revolution, die erste Republik und Robespierre zu verleugnen.
Aber in sozialistischen Staaten werden die Opferzahlen maßlos aufgebauscht und bewusst ohne Rechtfertigung und ohne Bezug zur Realität übertrieben. Die Übertreibung nach dem Motto wer bietet mehr, das Hochspulen von verunglimpfenden Schimpfwörtern („gewaltige Verbrechen“, „Verbrechen eines Monsters“, „dramatische Bilanz der Massenausrottung des Volkes“, Egomanie der Macht usw.) verfolgt das einzige Ziel, den Beweis zu führen, dass die Vorgänge in den sozialistischen Ländern der Gipfel der Unmenschlichkeit sind und sich sogar außerhalb des normalen Ablaufs der Geschichte bewegen. Das ist aber ein vergeblicher Versuch eines Beweises. Das hat mit Beweisführung nichts zu tun.
Der beste Beweis kann man mit Zahlen erbringen, auch mit denen, welche offiziell von den statistischen Institutionen in der Welt über die demographische Entwicklung der UdSSR geliefert werden. Vom 1929 an, dem Datum der großen Wende zur Planwirtschaft und Kollektivierung der Landwirtschaft bis 1939 ist die Bevölkerungszahl der UdSSR von 154,2 Millionen auf 190,6 Millionen. Angestiegen. Wen man in Betracht zieht, dass die höchst mögliche aber am wenigsten wahrscheinliche Variante wäre, dass der Rhythmus des Bevölkerungszuwachses während dieses Zeitraums auf dem gleichen Niveau wie in den vorausgegangenen Jahren, nämlich 2,4 % jährliches Wachstum, verharrte, würde man auf ein Defizit von 6 Millionen kommen, also auf 184,6 Millionen. Wenn man in Betracht zieht, dass es wahrscheinlicher ist, dass der Wachstumsrhythmus dazu tendierte, sich abzuschwächen und eine Zwischenzahl zwischen 2,4 % wie vorher und 1,8 % die gängigerweise nach dem 2. Weltkrieg beobachtet wurde (das heißt ein Mittel von insgesamt 2,1 % pro Jahr) wäre das Defizit auf etwa 1 Millionen Menschen abgesunken. Es ist innerhalb dieser Spanne, das man am wahrscheinlichsten das reale Defizit der Bevölkerung, darunter den größeren Teil als Funktion der am häufigsten vorgebrachten Zahlen, die das Ergebnis von Hunger und Epidemien, die 1932/1932 tobten, suchen muss.
Was bleibt dann nach Abzug von Millionen sogar Dutzenden Millionen von so genannten Opfern der Massenrepressalien. Das was bleibt, hat in den richtigen Poportionen die Bevölkerung maximal zu 0,5 % ihrer Gesamtbevölkerung betroffen. Selbst wenn gewisse Leute nach Belieben eine höhere Zahl von Opfern finden können, dass müssen sie zumindest erkennen, dass es partout nichts zu sehen gibt, was mit den monströsen Erfindungen von denjenigen zu tun hat, die den Kommunismus oder zumindest die UdSSR in der Epoche von Stalin kriminalisieren wollen. Die von den Feinden des Kommunismus und Sozialismus erfundenen Zahlen stehen also in keiner Relation zu den realen Zahlen und sind eben maßlos übertrieben!
XII. Und was geschah außerhalb der UdSSR ?
Die Erfindungen und Lügen über angeblich in anderen sozialistischen Staaten begangene Verbrechen wiegen nicht weniger schwer. Sagen wir gleich am Anfang, dass wir auch tatsächlich reell nicht ganz der Abrechnung der Opfer des von Pol Pot begangenen Genozid zustimmen können. Es handelt sich hier um fanatische Ultralinke, die in keiner Beziehung, auch wenn man es behauptet hat, für sich in Anspruch nehmen können, mit dem authentischen Kommunismus etwas zu tun haben. Man sieht es übrigens noch besser heute, wo die Tätigkeit der Partisanen von Pol Pot ihren offenen antikommunistischen Charakter offenbart hat und man inzwischen weiß, dass er dem Agieren des Imperialismus in dieser Region Vorschub geleistet hat. Die Lügen über die so genanten Opfer der sandinistischen Revolution in Nicaragua oder der kubanischen Revolution und des sozialistischen Regimes in Kuba mit vorgetragenen Zahlen ohne irgendeinen Bezug zu seriösen Untersuchungen wurden in dem Artikel von Maurice Lemoine in der Monde Diplomatique vom Dezember 1997 ad Absurdum geführt, dem wir folgende Zitate entnehmen.
„ Es bleibt die gigantische Zahl von allen, nämlich die von 65 Millionen Toten in der VR China als „Opfer des Kommunismus“. Diese Behauptung, die im höchsten Maße phantastisch ist, basiert absolut auf nichts. Es gab in der VR China wie auch in der UdSSR Phasen der Repression gegen konterrevolutionäre Umtriebe, die durchaus gerechtfertigt waren, es gab auch Opfer von Hunger besonders nach dem Scheitern des Experiments des großen Sprungs nach vorn von 1958-1959, das ist unbestreitbar, Aber diese Zahlen, die da vorgebracht werden und die auch anhand von seriösen demographischen Studien widerlegt werden können, entlarven nur eine blühende Phantasie ihrer Autoren. Bezüglich der Episode der „Großen proletarischen Kulturrevolution“, als im Zeitraum von zwei Jahren das Wirtschaftsleben desorganisiert und die Entwicklung der VR China mit ihren negativen Konsequenzen um mehrere Jahre verzögert wurde, rechtfertigt in nichts die Behauptung, dass es dadurch selbst eine erhöhte Zahl von Opfern gegeben hätte. Die im Westen zu diesem Thema vorgebrachten Zahlen, die von Jahr zu Jahr ohne Begründung mehr und mehr aufgebauscht wurden, sind absolut aus dem Nichts gegriffen.
Die chinesische Realität ist, dass die Zahl der Opfer auf Grund von Hunger und Unterernährung, von Elend, fehlender Hygiene und medizinischer Versorgung, von Repressionen und mörderischen Kriegen zwischen Kriegsherren, im alten China eine viel wichtigere Rolle spielten als nach dem Erscheinen der Volksrepublik China. Eine vollständige Untersuchung muss dazu noch gemacht werden, aber das Ergebnis ist schon jetzt offenkundig. Es ist nicht weniger, sondern viel mehr, was das kommunistische Regime China gebracht hat. Und das gilt auch für die anderen sozialistischen Länder. Was die Bevölkerung betrifft, so ist sie in der VR China von 1950 bis 1980 auf mehr als das Doppelte angewachsen. Sie betrug schon in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts 1,2 Milliarden gegenüber weniger als 450 Mio. bis 1949 vor der kommunistischen Ära Mao Tse tungs. Und China wurde zum mächtigen Industriestaat.
XIII. Der Zuspruch und die Zuneigung der Volksmassen zum Regime
Es ist unmöglich den Zuspruch und die Zuneigung zu leugnen, den das kommunistische Regime über die Jahrzehnte durch die große Mehrheit des Sowjetvolkes erfahren hat. Dieser Zuspruch und diese Zuneigung wurde ausdrücklich anerkannt, um das dann zu bedauern, u.a. vom sowjetischen Dissidenten Sinowjew in einem Interview, das er schon vor Jahren der Zeitung „Le Monde“ gewährte. Viele andere Feststellungen in dieser Richtung bezeugen es, sie bezeugen den großartigen Elan, die höchste Solidarität mit dem Regime und seinen Führern, worüber das sowjetische Volk, alle seine vielen Nationalitäten bei der Verteidigung des sozialistischen sowjetischen Vaterlandes gegen die Hitlerhorden 1941 - 1945 bis zum Referendum vom 17. März 1991 mit 76,4 % der Wähler, die sich für den Erhalt der UdSSR ausgesprochen haben, Zeugnis abgelegt und den Beweis erbracht haben. Wäre das so gewesen, wenn die Existenz des Sowjetvolkes von nichts anderem gekennzeichnet und geprägt gewesen wäre, als von Erinnerungen an Terror, Repression und ungeheuerlichen Verbrechen?
Die Popularität von Stalin in seiner Rolle als der erste Mann, als der Führer im Staat in der ruhmreichsten Ära des Bestehens der UdSSR ist unbestreitbar. Die Art und Weise, in der sich S. Courtois bemüht, in karikaturhafter Form, das in sein Gegenteil zu verkehren, ist im Grunde ein zusätzlicher Beweis für die überragende Rolle Stalins. Man muss die Stelle zitieren, wo sich sein Disput vom Grotesken ins Abstoßende steigert, wie im Artikel im „Figaro“ vom 13. November 1997, als er schrieb, dass „die Russen Stalin beweint haben ,das aber wie devote Sklaven, die ihren Folterer beweinten, an den sie sich gewöhnt hätten“. Das ist Unsinn. Geweint haben sie vor allen aus der Emotion für die Idee des Sozialismus heraus, getrauert haben sie als Volk, das vom Kapitalismus befreit war. Getrauert haben sie um den Mann, der die maßgebliche Rolle dafür gespielt hat, dass das Sowjetvolk ein von Ausbeutung befreites Volk wurde, dass es nicht unter faschistische Knechtschaft geriet, dass es zur sozialistischen Großmacht wurde. Und S. Courtois erklärt, wenn sie stundenlang vor den sterblichen Überresten Stalins defilierten, so wäre das geschehen, um sich zu vergewissern, dass dieser Mann wirklich tot war. Welche Verachtung gegenüber der historischen Wahrheit und gegenüber dem Sowjetvolk verbirgt sich dahinter! Das ist so ungeheuerlich pervers, dass das man schon anhand dessen das definitive Urteil über das „Schwarzbuch“ fällen kann. Wie kann man erklären, wenn im Gedächtnis des Volkes das kommunistische Regime auf eine Abfolge von blutigen Repressalien reduziert wird, dass die demokratischen Wahlen, die nur sehr wenige Jahre nach dem Sturz des Kommunismus stattfanden, von neuem die alten kommunistischen Führer an die Macht gebracht haben, die sich allerdings zu Sozialdemokraten gewandelt haben, wenn die Mehrheit der Parlamente aus alten Kommunisten zusammengesetzt waren, wie dies über längere Zeiträume in Litauen, Bulgarien, Polen, in Ungarn und Albanien der Fall war? In der Tat wurden nach 1989/1990 noch vorwiegend ehemalige Kader der Kommunistischen und Arbeiterparteien in die Parlamente gewählt, die man, auch wenn sie sich sozialdemokratisiert hatten, erst schrittweise mit Intrigen, Verleumdungen sowie immer massiveren Wahlmanipulationen und -fälschungen aus den Parlamenten und Regierungen verdrängen konnte. In Litauen wurde z. B. 2002 ein ehemaliger Kommunist namens Rolandas Paskas zum Staatspräsident gewählt, der dann 2004 mittels einer gemeinen Intrige (einer angeblichen Verbindung zu einem russischen Unternehmer) gestürzt und durch den Amerikaner litauischer Abstammung, Valdas Adamkus, ersetzt wurde. Es gibt auch das Beispiel des ehemaligen Präsidenten von Polen Kwasniewski (er hatte dieses Amt von 1995 bis 2005 inne), der zu kommunistischen Zeiten ein Ministeramt bekleidete, aber dann durch Korruption entartete und zum Handlanger neoliberaler und imperialistischer Interessen der USA und der EU wurde. Seine Korruptheit konnten seine Gegner ausnützen, um ihn aus dem Präsidentenamt und seine Partei, das Bündnis der demokratischen Linken (SLD), von den Hebeln der Macht zu verdrängen. Bei den Parlamentswahlen 2007 hatte er und sein Bündnis keine Chancen mehr.
Aber immerhin ist es richtig, dass sich die Volksmassen von ehemaligen Kommunisten noch Linderung ihres durch die sog. Wende erfahrenen großen Leids erhofften.
Wie kann man erklären, dass die Kollektivierung auf dem Lande für die gesamte sowjetischen Bauernschaft nichts anderes als ein gewaltiges Drama gewesen war, als welches man sich alle Mühe gibt, sie zu beschreiben, wenn man dann verschweigt, dass die große Mehrheit der Kollektivbauern die Vorteile der Kollektivierung nicht aufgeben will, um zum Privateigentum mit seinen Ausbeutungsverhältnissen zurückzukehren? Dass die Kolchosen unter Stalin gut funktionierten, begründet auch der Publizist Saul Liwshiz. Er schreibt: „Ein größerer Fehler bei seinen Antritt wurde von Chruschtschow in der Landwirtschaft begangen. Das durchschnittliche Wachstumstempo der Landwirtschaftlichen Produktion sollte 8 % betragen und an das Tempo in der Stalinzeit anknüpfen, aber 1963 ergaben sich Minuskennziffern. Das lag nicht an einem schlechten Erntejahr. Die Ernährungslage im Lande erwies sich als so schlecht, dass Chruschtschow sogar die Einführung eines Lebensmittelkartenssystems vorschlug. Die Regierung begann Getreide im Ausland zu kaufen und wandte dafür 860 Tonnen Gold auf. Im Ergebnis führten die Schwierigkeiten bei Getreide zu einer schwierigen Lage bei Fleisch, Butter, Fett und anderen Produkten. Die Preiserhöhungen für Nahrungsmittel führten zum offenen Aufruhr der Arbeiter in Novotscherkassk, der auf Weisung von Chruschtschow grausam niedergeschlagen wurde. Chruschtschow sprach viel über die materielle Interessiertheit der Beschäftigten der Landwirtschaft, das aber ohne spürbare Ergebnisse. Wenn so z. B. vor dem Kriege für einen Kolchoshof zur Bezahlung der Arbeit 8,2 Zentner Getreide ausgegeben wurden, waren es 1961 5,8 Zentner und 1963 3,7 Zentner, und das, obwohl Chruschtschow oft erklärte, dass vor dem Kriege und bis 1953 die Arbeit der Mehrheit der Kolchosbauern nicht bezahlt worden sei. Auf Grund der Willkür von Chruschtschow taumelte man in der Landwirtschaft von einer Seite zur anderen und von Beschluss zu Beschluss. Mal forderte er den Maisanbau bis hinein in die nördlichen Regionen, dann verbot er die Aussaat von Graspflanzen, dann empfahl er und erklärte er, dass es zweckmäßig ist, die Flächen für Sonnenblumen zu erweitern und forderte die Erhöhung der Produktion von Sonnenblumenkernen usw.
Bei Stalin hatten die Kolchosen und Sowchosen nicht ihre schwere Technik. Diese war in den Maschinentraktorenstationen (MTS) konzentriert, die gleich für einige Dutzend von Landwirtschaftsbetrieben das Land bearbeiteten und die Ernte einbrachten. Unter Chruschtschow wurden die MTS beseitigt und ihre Technik den Kolchosen verkauft. Damit begannen Kostensteigerungen und Preiserhöhungen für Agrarprodukte.
Stalin schrieb 1952: „Was bedeutet die Forderung zur Übergabe der MTS in das Eigentum der Kolchosen? Das bedeutet in große Verluste hinein zutreiben, die Kolchosen zu zerstören, die Mechanisierung der Landwirtschaft zu untergraben und das Tempo des Aufbaus der Kolchosen zu verringern.“
Auf Drängen von Chruschtschow wurde im August 1959 der Beschluss angenommen, die Anzahl von Nutzvieh im persönlichen Eigentum zu begrenzen und die Größe der Nebenwirtschaften zu verringern. Im Ergebnis begann eine Massenabschlachtung von Nutzvieh. Es gab weniger Fleisch und Milch und auf dem von den Nebenwirtschaften getrennten Land wuchs Gras.
Ungelöst blieb das Problem des Aufschwungs des Lebensstandards der Werktätigen. Von 1953 bis 1963 sank das Tempo der Erhöhung des Lebensstandards auf ein Viertel. Stalin war 1953 verstorben.
Wie schreibt doch Jean-Jacques Becker, Professor für Geschichte in der „Humanité“ vom 7. November 1997: „Man begreift kaum, dass ein Regime als so schrecklich erschienen sein soll, das die Freiheit und die Würde des Individuums dermaßen negiert haben soll, wenn es in der UdSSR, in Europa, in allen Ländern der Welt so zahlreichen Anklang gefunden hat, wenn so viele Menschen ihm hingebungsvoll und dauerhaft gedient haben. Der Kommunismus war ein Appell, der allgemeinen Widerklang in der gesamten Menschheit fand.“ Das lässt sich nicht in Abrede stellen, das lässt sich nicht wegleugnen.
XIV. Die wahre Bilanz des Sozialismus
Die wahre Bilanz des Sozialismus, die man heute unter der schreckenseinflößenden Maske einiger negativer Erscheinungen, die maßlos aufgebauscht werden und bar jeder objektiven Erklärung sind, zu verbergen sucht, ist ganz anders.
Der Sozialismus hat ausnahmslos in allen Ländern, wo er real zum Tragen kam, unter den sehr schweren Bedingungen einer Ausgangslage der Unterentwicklung und eines ungünstigen internationalen Umfeldes für die Gesamtheit der arbeitenden Bevölkerung sehr wohltuende und erfolgreiche Umwandlungen vollbracht.
Er hat eine wirtschaftliche Entwicklung mit einem nie da gewesenem Rhythmus und Tempo gewährleistet und reale soziale Fortschritte zustande gebracht. Die Geisel der Arbeitslosigkeit und die prekäre Lage der Ungewissheit über die Zukunft, die Zukunftsangst sind schnell verschwunden. Das gilt auch für das große Elend der Volksmassen, die chronische Unterernährung, die schreiende soziale Ungleichheit. Die Entwicklung der Hygiene, die medizinische Versorgung für alle, die rapide Erhöhung der Anzahl der Ärzte, berechnet auf die Einwohnerzahl, alles das hat gewaltige Fortschritte auf dem Gebiet des öffentlichen Gesundheitswesens gebracht, die Lebenserwartung ist schnell gestiegen und die Kindersterblichkeit ist konstant gesunken (das kann man heute noch in Bezug auf Kuba feststellen).
Der Analphabetismus wurde mit Erfolg bekämpft, die Bildung wurde für alle auf allen Ebenen zugänglich. Das allgemeine Bildungsniveau erhöhte sich fortschreitend. Die Kultur wurde unter den Volksmassen umfassend verbreitet. Der soziale Schutz, die vollständige Unentgeltlichkeit der Bildung und Gesundheitsversorgung sind gewährleistet worden. Das Recht auf Wohnung, Urlaub, auf Rente im Alter oder bei Arbeitsunfähigkeit wurden Wirklichkeit. Die vollständige Gleichstellung der Frau wurde voll anerkannt und zusammen mit praktischen Begleitmaßnahmen, wie die Entwicklung der Mutterschaftsfürsorge, die staatliche Ehrung der Mutterschaft, die Vervielfachung der Krippenplätze und Kindertagesstätten in der Nähe der Arbeitstellen, den Zugang der Frauen zu allen Verantwortungsträgerposten, durch reales Handeln gefördert. Kriminalität und die Unsicherheit sind erheblich zurückgegangen und in gewissen Fällen komplett verschwunden. Man konnte nachts in beliebigen Vierteln von Großstädten der sozialistischen Länder ohne Furcht vor Überfällen spazieren gehen.
Es gab ein wirksames Garantiesystem der Grundrechte bis zur Staatshaftung zur Sicherung der Rechte der Bürger. So wurde z. B. jedem Bürger und jeder Bürgerin das Recht auf Arbeit, Bildung, Wohnung, Gesundheit, persönlichen Schutz garantiert.
Alles das ist unbestreitbar und von Menschen mit untadeliger Reputation anerkannt worden. Wie schrieb Moshe Lewin in der „Le Monde Diplomatique“ vom November 1997: „Das neue Regime verstand es, das in einer tiefen Krise und im Verfall befindliche Land zu retten, eine moderne Industrie aufzubauen, den Krieg zum siegreichen Ende zu führen, sein gewaltiges Territorium zu verwalten, seiner Bevölkerung schulische und universitäre Ausbildung zu geben. Das alles sind Faktoren, die von einem beträchtlichen Fortschritt im Verhältnis zum alten Russland zeugen.“
Schließlich spricht die positive Bilanz des Sozialismus auf internationaler Ebene für sich. Dank der Existenz der UdSSR und des sozialistischen Lagers konnten sich zahlreiche Völker bei dem so geschaffenen neuen Kräfteverhältnis und mit der Hilfe, die ihnen gewährt wurde, vom kolonialen Joch befreien und beginnen, sich auf einem Weg der Unabhängigkeit der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung zu begeben, d. h. eine sozialistische Orientierung einschlagen. Selbst in den entwickelten kapitalistischen Ländern hat die Furcht vor der revolutionären Ansteckung die Bourgeoisie gezwungen, den Arbeitern auf zahlreichen Gebieten Zugeständnisse zu machen, was soziale Fortschritte begünstigt hat, die während einer ganzen Epoche gemacht wurden. Damit war es ab 1990 auch in Westeuropa vorbei. Es kam zu einer reaktionären Rückentwicklung. Es wurde der Neoliberalismus als reaktionäres menschen- und volksfeindliches System eingeführt, das schlimmer als der Manchesterkapitalismus alter Prägung wurde.
XV. Der Sozialismus, Verteidiger des Lebens, der Zivilisation und der Humanität
Die UdSSR spielte eine entscheidende Rolle bei der Niederwerfung der Bestie des Hitlerfaschismus und der Befreiung Europas vom Faschismus. Der Preis waren 25 Millionen Tote, die man nun gewiss nicht zu den „Opfern des Kommunismus“ rechnen kann, wie es Moche Lewin in dem oben zitierten Artikel zum Ausdruck gebracht hat: „Die dem Naziaggressoren und -invasoren im Krieg 1941- 1945 beigebrachte Niederlage wäre ohne den industriellen Aufschwung im Verlauf der ersten Fünfjahrpläne nicht möglich gewesen.“ Aber diese Pläne hätten unter den Bedingungen der ursprünglichen sozialistischen Akkumulation, wie sie in der UdSSR gegeben waren, nicht ohne die zentrale Planung und ohne die Kollektivierung, die unerlässlich zwangsweise notwendig waren, nicht zum Erfolg geführt werden können.
Gehen wir mit einigen Worten auf die Kollektivierung ein, um die positiven Wirkungen unterstreichen zu können. Nachdem die härtesten Jahre von 1929- 1933 vorüber waren, in denen die konterrevolutionäre Gewalt der Kulaken und feindlicher Agenten in einigen Regionen eine wahre Bürgerkriegssituation geschaffen hat, sind die sehr positiven und vorteilhaften Ergebnisse für die Masse der Bauern schnell spürbar geworden. Die Entwicklung in den Kampagnen der öffentlichen Aufklärung, die Anhebung des Niveaus der technischen Qualifikation, die Verbesserung der Gesundheit, die Ausbreitung der Kultur schufen dafür Voraussetzungen. Die Getreideproduktion, die 1929 71,7 Mio. Tonnen betrug und die effektiv bis in die Jahre 1932/1933 aus den schon gezeigten Gründen absank, ist dann in der Folgezeit rapide angestiegen und erreichte 1940 95,5 Mio. Tonnen. 1913 waren es in ganz Russland 80,1 Mio. Tonnen und zu dieser Zeit war das zaristische Russland im großen Maße schon Getreideexporteur.
Der bereits zitierte Dissident Alexander Sinowjew konnte feststellen: „Bei meinen Rückkehrreisen ins Dorf… fragte ich oft meine Mutter und andere Kolchosbauern und -bäuerinnen, ob sie eine individuelle Ausbeutung durch Großbauern, wenn ihnen diese Möglichkeit geboten worden wäre, hingenommen hätten. Alle antworteten mit einem kategorischen Nein.“ Wo liegt hier also die Wahrheit? Offensichtlich darin, dass niemand die alten Ausbeutungsverhältnisse auf dem Lande wiederhaben wollte.
Die Lebensbilanz der Menschen musste sich entschieden in einer ganz anderen Art und Weise vollziehen. Das Leben lief anders ab als nach kapitalistischen Maßstäben. Wir sprachen davon schon anlässlich von China. Bezüglich Russlands stellten wir bereits fest, dass vor der Revolution jährlich mehr als zwei Millionen Kinder an Unterernährung und mangelnder Fürsorge starben. Im Vergleich dazu war die Bilanz des Sozialismus im Gegenteil immens positiv.
Man kann in gleicher Weise auf globaler Ebene argumentieren. Zwei Weltkriege spielten sich im Abstand von 20 Jahren ab, die zusammen über 60 Millionen Tote brachten. Dann hat über 50 Jahre ein dritter Weltkrieg im Wesentlichen dank der Politik des Friedens, der Entspannung und der Abrüstung der UdSSR nicht stattgefunden, er konnte verhindert werden, weil die sozialistischen Staaten in der Lage waren, durch ihre Verteidigungsfähigkeit (auch wenn man das das „Gleichgewicht des Schreckens“ nennen konnte) den imperialistischen Großmächten die Stirn zu bieten. Die imperialistischen Großmächte waren nicht in der Lage trotz ihres lebhaft gehegten Wunsches, für eine Neuaufteilung der Welt in den Kampf zu ziehen. Zu Recht kann man unter diesem Gesichtspunkt immer wieder betonen und bekräftigen, dass die Existenz des Sozialismus über diesen Zeitraum ein neues und schreckliches Blutvergießen, ein Massenhinschlachten menschlichen Lebens verhindert hat. Fern ab davon, negativ oder gar monströs zu sein, ist die Bilanz des Sozialismus somit immens positiv.
XVI. Und die Bilanz der Rückkehr zum Kapitalismus, wie sieht diese aus?
Ist wäre notwendig, sich jetzt lange bei der Bilanz der Rückkehr zum Kapitalismus aufzuhalten, zumal jeder heute darüber informiert ist.
Die Rückkehr zur so genannten Demokratie bedeutet heute das allgemeine Elend, die galoppierende Inflation und das dramatische Absinken der Kaufkraft, die tiefgehende Verschlechterung der Lebensbedingungen, der Verlust von allen sozialen Errungenschaften, das Ende der unentgeltlichen Bildung und Medizin, die Ausbreitung von längst überwundenen Krankheiten, Vervielfachung der SDF und der Bettler auf den Straßen. Kinderkrippen und Polikliniken wurden als unrentabel abgeschafft. Unternehmen entlassen ihre Arbeitskräfte oder werden geschlossen, Die Arbeitslosigkeit erlangt gewaltige Ausmaße. Die Lebenserwartung fällt auf das Niveau der dritten Welt zurück.. Wissenschaftliche Forschungen werden auf ein Nichts reduziert, weil Ressourcen fehlen. Die Zerstörung der sozialistischen Wirtschaft, die wilde Aneignung, der Raub des Nationalvermögens, das im Ergebnis des sozialistischen Aufbaus entstanden ist, durch Bürokraten und neue Emporkömmlinge, die sich in Mafia-Kapitalisten verwandelt haben, haben schreiende soziale Ungleichheiten erzeugt. Die nationalen Reichtümer wurden an ausländische kapitalistische Gesellschaften verschachert und verschleudert. Alle Übel der alten Gesellschaften. sind wiederauferstanden. Der Betrug grassiert. Das große Banditentum, die Erpressung werden wieder zu allgemeinen Erscheinungen. Die Kriminalität hat gewaltige Proportionen angenommen. Zehntausende junger Frauen sind Beute von Zuhältern, die sie in jeden Winkel der Welt in die Prostitution schicken. Was die Lage in der Ex-Sowjetunion betrifft, können wir nur jeden empfehlen, zu dem Buch „Der große Sprung zurück“ unseres Genossen Henri Alleg zu greifen, das ein lebendiges Zeugnis ablegt, was wirklich geschah. Die Situation ist übrigens die gleiche zum Beispiel in Rumänien, in Polen oder in der Tschechischen Republik, in Bulgarien usw.,wo die Arbeiter gegen die sog. Austeritätspolitik, den Schwund der Kaufkraft, den Zerfall der Sozialdienste, die allgemeine Korruption in gewaltigem Ausmaß demonstriert haben und demonstrieren.
In allen diesen Ländern gibt es nicht die angeblichen „Opfer des Kommunismus, sondern die Errichtung einer kriminellen Gesellschaft, in denen es massenweise wirkliche Opfer gibt, nämlich die Opfer von Hunger, Kälte, des Elends, der neuen Formen der Repression, der Unterdrückung, die immer zahlreicher werden, und das richtet sich dieses Mal gegen alle, die als Kommunisten abqualifiziert werden. Es richtet sich gegen Anhänger der sozialen Gerechtigkeit usw. Diese tauchen in der Rechnung der Autoren des „Schwarzbuches“ allerdings nicht auf.
XVII. Wofür ein Schwarzbuch des Kapitalismus?
Dieser Untertitel ist unsere Schlussfolgerung. Es ist das, was Jean Ferrat am Ende einer jüngsten Fernsehsendung von J. M. Cavade über das „Schwarzbuch“ postulierte.
Diejenigen, die diese Arbeit unternehmen würden, hätten viel Arbeit zu tun, wenn sie alle Opfer seit den Ursprüngen des Kapitalismus, alle seine unzähligen Opfer, die Genozide auf ganzen Kontinenten wie in Amerika, die massiven Deportationen von Bevölkerungen, des Handels mit Schwarzafrikanern (des Negerhandels), die Opfer von Konflikten und Kriegen jeder Art, der Kolonialkriege., der großen Kriege unter den Imperialisten, der gewaltigen und blutigen Repressionen zusammenrechnen wollten. Allein während eines sehr begrenzten Zeitabschnitts (denn man müsste weit darüber hinausgehen und zeitlich zurückgehen) ist der französische Imperialismus für drei Millionen Tote in Algerien, in Vietnam und Madagaskar verantwortlich. Allein im XX. Jahrhundert haben die Kriege und Konflikte aller Art, hervorgerufen durch gegensätzliche Interessen der Kapitalisten oder provoziert durch den Imperialismus, nach einer jüngsten Berechnung über 109 Millionen Tote verursacht. Und die USA-Kriege des 21. Jahrhunderts haben allein im Irak seit März 2003 bis zum 15. Juli 2007, 975 615 irakische Kriegstote (fast eine Millionen Opfer) verursacht (s. „Rabotsche-Krest’janskaja Prawda“, Kiew, Nr. 9/2007, Seite 1, diese Quelle stützt sich auf die unabhängige US-amerikanische Zeitschrift Just Foreign Policy-Gerechte Außenpolitik). Für Afghanistan gibt es reale Schätzungen von ebenfalls an die 1 Millionen Kriegstoten seit Oktober 2001.
Man muss dem noch die unzähligen Opfer der Zwangsausbeutung, der Auspowerung durch Arbeit, der vielen Arbeitsunfälle, der Arbeitslosigkeit, der Verelendung, des schwarzen Elends, der durch das kapitalistische System erzeugten Gewalt hinzurechnen.
Man muss darauf hinweisen, dass 12 Millionen Kinder (eine Zahl der UNICEF) Jahr für Jahr durch Unterernährung insbesondere in der Dritten Welt sterben, was allein in sieben Jahren ebenso viele Tote ergibt, die das „Schwarzbuch“ an angeblichen Opfern des Kommunismus angibt. Muss man daran erinnern, dass in der „freien Welt“ 250 Millionen Kinder unter Bedingungen arbeiten, die mehr oder minder der Sklavenarbeit ähneln? Ja man muss. Und dass 1,3 Milliarden Menschen, und es werden von Jahr zu Jahr mehr, in einem Zustand sehr großer Armut leben oder besser überleben und dahinvegetieren, dass mehr als eine Milliarde unter ihnen Analphabeten sind und das im Zeitalter des Internets?
Wir lassen es bei dieser Aufzählung bewenden, die man seitenlang fortsetzen könnte. Es sind diese Seiten des Kapitalismus, welche die monströsen Verbrechen unserer Gesellschaft sind und die sind beweiskräftig dokumentiert, im Gegensatz zu den unbewiesenen oder maßlos übertriebenen „Verbrechen des Kommunismus“. Das ist es, warum man die Errungenschaften des Sozialismus dem Vergessen anheim geben soll, sie vergessen machen soll, um den revolutionären Kampf gegen das kapitalistische System zu behindern, das ist die Ursache, warum der Faschismus entkriminalisiert wird, den man zunehmend versucht, als letzte Ausflucht zu benutzen, d. h. auf den man zurückgreift, um die Herrschaft der kapitalistischen Klasse aufrechtzuerhalten. Sarkozy in Frankreich ist das jüngste Beispiel des wieder auferstehenden Faschismus in Gestalt des Bonapartismus (s. „Trotz alledem“, Nr.11/20079 Zeitschrift der KPD (B).
Lasst uns wissen, die passende Antwort zu erteilen.
René Lefort
Am 19. Dezember 1997 wurde von H. J- Falkenhagen die Einschätzung von Rene Lefort an einigen Punkten aktualisiert !
Siehe : „Eine kommunistische Antwort auf das „Schwarzbuch des Kommunismus“ in:
Marxistisch-leninistische Schriftenreihe für Geschichte, Politik, Ökonomie und Philosophie, Ernst – Thälmann- Verlag, Berlin, 2008
Übersetzung aus dem Französischen von Hans-J. Falkenhagen