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Corona in Kerbela

#1 von Yavuz Özoguz , 18.03.2020 11:26

Corona in Kerbela

Oder was ist eigentlich die Aufgabe der Anhänger Imam Husains (a.) in solch einer ungewöhnlichen Zeit?



Bevor auf die obige Frage eingegangen wird, sollte ein Blick auf die von offizieller Seite veröffentlichten Zahlen geworfen werden, die für Europa relevant sind. Im Moment, als dieser Text verfasst wird hat Deutschland 9360 gemeldete Infizierte und Italien 31.506. An Corona verstorbene werden für Deutschland 26 angegeben und für Italien 2503. Bereits der Laie erkennt, dass an den Zahlen etwas nicht stimmen kann. Deutschland hat eine Todesrate von knapp 0,3% der infizierten und Italien von knapp 8%. Die Zahlen weichen so extrem voneinander ab, dass es einer Erklärung bedarf.

Zunächst einmal ist selbst für Deutschland bekannt, dass nicht jeder Verdachtsfall getestet werden kann. Denn wer keine ernsthaften Symptome hat, kann derzeit nicht getestet werden, da die Testkapazitäten für den vergleichsweise aufwendige Test nicht ausreichen [1]. Das heißt somit, dass die tatsächliche Todesrate aktuell viel tiefer liegen würde, würde man sämtliche Infizierte erfassen können. Doch dann wäre der Unterschied zu Italien noch größer. Wenn auf Basis des Allgemeinwissens über die Infrastrukturen und Wirtschaftsleistungen der Länder Italien und Deutschland die Frage aufgeworfen werden würde, welches Land wohl mehr testen kann, dann dürfte die Antwort wohl eindeutig ausfallen. Einer der Gründe, warum die Todesrate in Italien so hoch ist, dürfte daran liegen, dass in Italien noch weniger getestet wird als in Deutschland. Ein zweiter Grund dürfte darin liegen, dass Italien einfach wenige Beatmungsgeräte hat und daher die schweren Fälle eher sterben als in Deutschland.

Würde man ausgehend von den aktuellen Todesraten Deutschlands rückrechnen auf die Zahl der Infizierten in Italien, müsste es in Italien bereits über 800.000 Infizierte geben. Die Fachleute gehen von einer Verdopplung der Infizierten innerhalb von ca. 4 Tagen aus [2]. Nach diesen Annahmen ist die gesamte Bevölkerung Italiens in spätestens 3 Wochen infiziert, und entsprechend auch schon viele wieder geheilt und immun. Nach ca. 4 Wochen wäre der Spuk in Italien vorbei. Ähnliche Berechnungen ließen sich für andere Länder anstellen. Mögliche schnellere Abläufe aufgrund veränderter Wetterbedingungen wurden hier noch gar nicht mitberücksichtigt. Nehmen wir einmal an, die gesamte Bevölkerung Italiens würde tatsächlich infiziert, was kaum vorstellbar ist, und die Todesrate, die aktuell für Deutschland ermittelt worden ist, stimmt, dann hätte Italien am Ende, wenn alles vorbei ist, ca. 150.000 Tote aufgrund dieses Virus. Das ist natürlich eine gewaltige Zahl, die Angst einflößt. Auf dieser Basis sind die Maßnahmen europaweit nachzuvollziehen. Wohlgemerkt, bei obiger Rechnung handelt es sich lediglich um eine Einzelfallbetrachtung mit so vielen Annahmen, die allesamt falsch sein können, dass es am Ende auch viel harmloser oder schlimmer sein kann. Die Annahme von vier Wochen deckt sich aber mit den aktuellen Planungen der Bundesländer, vorerst das Land bis eine Woche nach Ostern auf Eis zu legen.

An dieser Stelle sei daran erinnert, dass Imam Chamenei schon recht früh vergleichsweise entspannt darauf hingewiesen hat, dass die aktuelle Katastrophe „nicht sehr groß“ sei und das Land bereits größere Katastrophen überwunden habe. Er beschrieb die Epidemie als „vorübergehend und nicht außergewöhnlich“ [3]. Das haben Menschen, welche die Stellung der Heiligkeit unserer Zeit bis heute nicht richtig verstanden haben, als Beschwichtigungsversuch gedeutet für ein Land, das arg gebeutelt sei. Aber die nahe Zukunft wird zeigen, dass er – wie immer – recht behalten wird. Wahre Befreiungstheologie beginnt damit, dass man dem größten Befreiungstheologen glaubt!

Was im Iran bezüglich Corona passiert, ist für uns in Deutschland aber wenig relevant, außer dass einige derzeit nicht mehr in den Iran fliegen können. Aber eine andere Frage stellt sich für diejenigen, die glauben mit ihrem Herzen an der Seite Imam Husains (a.) zu stehen. Betrügen wir uns nicht eventuell selbst?

In den Überlieferungen des Islam, insbesondere der Schia, gibt es für die Zeit des Erscheinens des erwarteten Erlösers die Prophezeiung des roten Todes und des weißen Todes [4], die jeweils ein Drittel der Menschheit dahinraffen werden. Viele Interpreten haben unter weißem Tod im Laufe der Jahrhunderte immer eine Art Seuche oder Krankheit verstanden. Die Überlieferung muss nicht eintreffen und manche glauben, dass sei schon mehrfach passiert. Doch nirgends in den Überlieferungen steht, dass zu jener Zeit alle Moscheen schließen und alle Muslime sich in Quarantäne begeben sollen. Gewisse Vorsichtsmaßnahmen gehören zum allgemeinen Leben eines jeden Muslims und Hygiene sollte nicht nur im Winter bei einem Grippeausbruch praktiziert werden. Ansteckungsgefahren sind in uralten islamischen Überlieferungen bereits beschrieben und dass Infizierte einen Abstand wahren soll usw. Aber nirgends steht, dass man Infizierte allein lassen soll. In den deutschen Medien wird dazu aufgefordert, die Großeltern derzeit nicht aufzusuchen zu ihrem Schutz [5]. Dabei ist es inzwischen wissenschaftlich erwiesen, dass einsame Menschen früher sterben [6]. Warum fällt den Presstituierten und auf deren Druck hin den Verantwortungsträgern nichts Besseres ein als die Alten zu isolieren?

Deutschland ist ein einem Ausnahmezustand. Der Ausnahmezustand hat Ausmaße angenommen, wie sie dieses Land seit dem Zweiten Weltkrieg nicht gesehen hat. Wir erleben nicht nur eine wirtschaftliche Krise und eine Versorgungskrise. Es geht nicht nur um Toilettenpapier und Nudeln. Es geht nicht nur um den Zusammenbruch der Aktienmärkte. Es besteht vielmehr auch eine Sinnkrise. Genau hier besteht die Chance für uns, die Befreiungstheologie vorzuleben und weiterzutragen, die Imam Husain (a.) in Kerbela vorgelebt hat. Selbst im Sterben hat er sich um das Seelenheil der Mitmenschen bemüht, selbst um das Seelenheil seines eigenen Mörders [7]. Mit der verqueren Argumentation der westlichen Medien könnte man behaupten, dass Imam Husain (a.) mit seinen Aktionen nicht nur sein eigenes Leben „gefährdet“ hat, sondern auch noch das Leben der heiligsten Menschen seiner Zeit. Aber er hat mit jener „Gefährdung“ die gesamte Menschheit gerettet.

Unsere Aufgabe in Deutschland ist vergleichsweise harmlos. Wir müssen unseren Gemeinden vorleben, dass wir keine Angst vor dem Sterben haben! Wir müssen den Nachbarn unsere Hilfsbereitschaft anbieten, für sie einkaufen, für sie da sein. Wir müssen uns – im jeweils geeigneten Rahmen – treffen und gerade jetzt den Islam gemeinsam leben. Wenn es gesetzlich nicht mehr erlaubt ist, dass wir uns in bestimmten Räumlichkeiten treffen, dann müssen wir uns im Internet treffen. Aber keineswegs müssen Muslime in solch einer Lage „vorsichtiger“ sein als Staat und Kirchen! Was wäre das für ein Signal des Islam, dessen Anhänger sich früher zurückziehen als alle anderen? Im Iran wurden zwischenzeitlich einige heilige Stätten geschlossen. Daraufhin kam es zu Ausschreitungen und Stürmungen der Heiligen Stätten. Das Brechen von Regierungsanordnungen ist sicherlich keine geeignete Maßnahme, aber sie zeigt, dass die amtierende Ruhani-Regierung mit Iranern nicht alles machen kann, nicht einmal angesichts einer tödlichen Gefahr.

Jetzt – und gerade jetzt – ist die Zeit, in der wir in Deutschland jeder Hinsicht die Befreiungstheologie des Islam vorstellen können. Wir müssen mehr schreiben als sonst, mehr reden als sonst, mehr präsent sein als sonst im Rahmen der Möglichkeiten. Die Verwerfungen des Kapitalismus mit wirtschaftlich optimierten Krankenhausbetten werden immer deutlicher. Das ist die Chance, um auf alternative Wirtschafts- und Lebenswege hinzuweisen. Nie zuvor war die Chance so groß, dass Deutschland aus der US-Hegemonie befreit werden kann [8]. Wir müssen jene Bestrebungen mit unseren Gebeten, Schriften und Aktionen unterstützen. Bereits vor neun Jahren hat Imam Chamenei darauf verweisen, dass die Welle des Erwachens bis in das Herz Europas reichen wird [9]. Doch wer sollte jenes Erwachen vorleben, wenn nicht wir?

Eines wird meiner Wenigkeit auch an diesen Tagen der extremen Verwerfungen in Deutschland immer deutlicher. Wer die Heiligkeit seiner Zeit nicht erkennt und sich nicht mit Herz und Verstand fest an ihn bindet, läuft Gefahr von anderen Kräften beeinflusst zu werden. Wer sich aber an die Heiligkeit seiner Zeit bindet, der ist stets gerettet, unabhängig davon, welche Verwerfungen es im Iran oder Deutschland oder an anderen Orten geben mag. Es ist sicherlich nicht leicht, diese Wahrheit in Deutschland der Mehrheitsbevölkerung zu vermitteln, die unter der Fuchtel aus dem Ausland gesteuerter Presstituierter bereits sind auf sämtliche Freiheitsrechte zu verzichten. Aber es ist eine Chance, die wir wahrnehmen sollten – so Gott will – denn Gott hat den Menschen für die Freiheit erschaffen die höchste Stufe der Liebe erklimmen zu können.

[1] https://www.wetterauer-zeitung.de/wetter...u-13603257.html
[2] https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/c...demie-1.4847259
[3] http://www.khamenei.de/imam_d/nachrichte...20.htm#03032020
[4] http://www.eslam.de/begriffe/w/weisser_tod.htm
[5] https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/a...orona-1.4843817
[6] https://www.spiegel.de/gesundheit/psycho...-a-1172927.html
[7] http://www.eslam.de/begriffe/a/as/aschura.htm
[8] https://offenkundiges.de/wann-wird-sich-...monie-befreien/
[9] http://english.khamenei.ir/news/1452/Lea...Heart-of-Europe

Yavuz Özoguz  
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RE: Corona in Kerbela

#2 von Dr.Josef Haas ( gelöscht ) , 18.03.2020 17:19

Dass wir hierzulande schon seit langem eine moralisch verkommene Gesellschaft haben, war ja
schon vor der hier beschriebenen Krise ebenso klar wie offensichtlich.
In derartigen Strukturen ist dann oft genug, das aktuelle Deutschland beweist es, die Feigheit vieler
Menschen geradezu vorprogrammiert. Sie fürchten allein um ihren materiellen Wohlstand, die
Verpflichtung gegenüber dem Nächsten ist ihnen von vorneherein wesensfremd, denn der Egoismus
wurde für sie zum Maß aller Dinge.
Die christlichen Konfessionen, welche normalerweise, dem Werk von Jesus Christus folgend, hier eine
Vorbildfunktion hätten, haben sich leider schon seit langem dem Zeitgeist unterworfen und sind so zum
billigen und willigen Werkzeug des Kapitalismus geworden.
Vor diesem perversen Hintergrund erhält dann die von der Katholischen Amtskirche angeordnete Aussetzung
aller Gottesdienste, auch über das Oster-Fest hinaus, sogar ihren logischen Sinn.
Der Protestantismus verhält sich in diesem Zusammenhang naturgemäß nicht anders, hat er sich doch stets
an seine Umgebung angepasst, seinen Frieden auch mit dem größten Unrecht geschlossen.
Jetzt zittern diese Kreaturen feige um ihr Leben, von dessen Ende doch allein Gott, der Schöpfer, weiß.
Ihr Verhalten macht jedem Sehenden allerdings deutlich, dass ihre Berufung auf Gott und die Bibel oft genug
doch nur dazu dient, die "Gläubigen" abzukassieren und mit diesem Missbrauch der christlichen Lehre das
eigene Leben materiell gut abzusichern.
Die Corona-Krise scheidet hier nun buchstäblich die Spreu vom Weizen, was selbstverständlich auch für die
in Deutschland und anderswo lebenden Muslime gilt, welche leider ebenfalls bereits häufig genug der Mehrung
des persönlichen Wohlstandes den Vorrang vor einer Glaubensausübung gegeben haben, welche diese Bezeichnung
wirklich rechtfertigen würde.
Daher kann ich Ihnen, lieber Herr Dr.Özoguz, als Christ nur zustimmen, wenn Sie zur menschlichen Solidarität
aufrufen. Nur deren Vorleben zeigt, ob man tatsächlich noch ein Mensch ist, oder- stattdessen- bereits der
Macht des Teufels in Gestalt individueller kapitalistischer Gesinnung verfallen ist.
Daher sollte man die heutige Situation auch durchaus als Chance verstehen, durch eine Änderung des eigenen
Lebensstils die Gesellschaft wirklich menschlich werden zu lassen.
Wahrscheinlich werden wir zukünftig vom Schicksal nicht mehr all zu viele derartige Gelegenheiten bekommen.
Daher sollten sie auch im Sinne einer grundlegenden Reform des eigenen Lebens genutzt werden.
Dies wiederum hätte dann, wenn diesem Beispiel viele folgen sollten, unweigerlich einen positiven Lawinen-
Effekt auf unser Land zur Folge.
Stellen wir uns dies, gerade jetzt, stets vor Augen und handeln danach!

Dr.Josef Haas

RE: Corona in Kerbela

#3 von Dörte Donker , 18.03.2020 18:19

Auch solche Zahlen muss man sich dann einmal betrachten:
Eine seltsame Verschiebung der Zahlenverhältnisse gibt es zwischen Italien und Deutschland auch in Bezug auf andere Erkrankungen, wie bei Infektionen mit MRSA, multiresistente Bakterien
Italien Infektionen pro Jahr 201.584- Sterbefälle pro Jahr 10.762

Deutschland Infektionen pro Jahr 54.509- Sterbefälle pro Jahr 2363
Das zeigt, dass etwas am Gesundheitssystem Italien nicht stimmt.
https://www.tagesschau.de/inland/antibio...istent-101.html

Übrigens waren die Kirchen niemals in der Geschichte der Menschheit geschlossen, nicht einmal in Zeiten der Pest.
Ich denke mal, dass jetzt die Ausgangssperren verhängt werden und wie die Telekom bereits angekündigt hat unsere Bewegungsprofile weitergibt.
https://www.fr.de/panorama/coronavirus-p...r-13604049.html
Es würde mich nicht wundern, wenn der eine oder andere dann plötzlich gezielt aufgegriffen wird.
https://www.tagesschau.de/inland/corona-handydaten-101.html

Es ist durchaus lobenswert, wenn man die Infektionsketten unterbrechen will, aber jetzt werden sämtliche Freiheitsrechte ausgehebelt und es gibt keinerlei kritische Stimmen. Zum Beispiel sind die Leute schon alle Zuhause; Ausgangssperren zu verhängen wäre übertrieben. Die Leute stehen alle weit genug auseinander, wenn sie sich unterhalten. Kinder dürfen nicht mehr draußen spielen, Spielplätze sind dicht. Ich darf meine Mutter nicht mehr besuchen?!
Ein Pfleger hat mir erzählt, dass man Alte aus Pflegeheimen mit Lungenentzündung zum Sterben früher zurück ins Pflegeheim geschickt hat. Lungenentzündung ist unter Menschen über 80 eines der häufigsten Todesursachen.
Was die Angst vor dem Tod angeht: es zeigt uns persönlich, wenn wir diese haben, dass unser Verhältnis zu Gott nicht stimmt.
Ich bin zumindest froh, dass meine Kinder sicher sind. Aber meine 85 Jährige Mutter werde ich weiter besuchen und meine Kinder sicher auch, auch bei Ausgangssprerren. Das ist wichtig für alte Menschen


Dörte Donker  
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