Tapfere Taliban
Die Nachricht in den hiesigen Medien war zwar in aller Regel nicht eben herausragend platziert, doch
dafür umso bemerkenswerter. Ihr Inhalt: Die Taliban kontrollieren mittlerweile 80 Prozent des af-
ghanischen Territoriums.
Davon konnten sie vor wenigen Jahren noch nicht einmal träumen, waren doch seinerzeit die Angehörigen
dieser Freiheitsbewegung nur noch in bestimmten Regionen des Landes präsent. Dies hat sich aber inzwischen
erfreulicherweise grundlegend geändert. Die in Afghanistan stationierten Söldner aus der BRD zogen daraus
bekanntlich inzwischen die Konsequenzen und verlassen demnächst dieses Land, wo sie ja wirklich nichts zu
suchen hatten und haben. Der USA-Befehl führte die Bundeswehr aber trotzdem in diesen so deutschfreundlichen
Staat, den mehr als fünfzig Angehörige von ihr nur noch als Leichen verlassen konnten.
Die amerikanischen Verluste liegen natürlich um einiges höher- von denen ihrer einheimischen Kollaborateure
sei hier gar nicht erst geredet.
Nach Vietnam, das die Vereinigten Staaten nach mehrjähriger Okkupation 1975 als Geschlagene verlassen mussten,
ist dies also nunmehr die zweite große Niederlage der US-Amerikaner, welche 2001 unter dem fadenscheinigen
Vorwand, die damals einen Großteil des Landes beherrschenden Taliban hätten Osama bin Laden beherbergt,
in Afghanistan eingefallen waren.
Nach einem Jahr waren die Taliban, nicht nur aus der Hauptstadt Kabul, sondern allen größeren Orten des Landes
vertrieben. Dennoch erlahmte, und dies stellt in diesem Zusammenhang das eigentlich bemerkenswerte dar, deren
Kampfgeist in keiner Weise.
Maos Gedanken, wonach ein echter Revolutionär, wie ein Fisch das Wasser, die Unterstützung der Bevölkerung benötigt,
wurde dabei zur Grundlage dieses anti-amerikanischen Freiheitskampfes.
Langsam, aber umso sicherer, nahm dessen Wirksamkeit zu und versetzte den US-Besatzern samt ihrem vielfältigen
Anhang immer furchtbarere Schläge.
Man muss nun selbstverständlich nicht mit allem, was die Taliban in Sachen Wahrung der öffentlichen Moral stattfinden
lassen, einverstanden sein, trotzdem nötigt deren Elan und revolutionäre Disziplin einem unbedingte Achtung und
Sympathie ab.
Dies unterscheidet sie auch grundlegend beispielsweise von uns Deutschen, die sich nach 1945 willenlos ihren Besatzern
aus Ost und West fügten, ihnen im schlimmsten Wortsinne die Füße küssten, statt für die Unabhängigkeit ihres
besetzten Vaterlandes zu kämpfen.
Mit ihrem gänzlich anderen Verhalten demonstrieren damit die Taliban ihre moralische Überlegenheit gegenüber den
verweichlichten Völkern des sogenannten "Abendlandes", deren alleiniger Gott in aller Regel nur das Geld darstellt.
Es bleibt daher für die Zukunft zu hoffen, dass der afghanische Volksbefreiungskampf seine Kraft und Intensität behält
und damit endlich und endgültig Afghanistan von seinen Feinden und ihren inländischen Unterstützern befreien kann.
Dies wäre zugleich ein Symbol für die palästinensischen Freiheitskämpfer, deren Situation in sehr vielem den Taliban
gleicht. Ähnlich wie diese, kann auch der Kampf des Volkes von Palästina kaum mit internationaler Hilfe rechnen, kommt
aber deswegen nicht zum Erliegen.
Denn letztlich entscheidet ja nicht das Material, sondern Geist und Haltung der es benutzenden Menschen über den Erfolg
im Volksbefreiungskampf.
Afghanistan und Palästina beweisen immer wieder aufs neue die Richtigkeit dieser These.
Dennoch bleibt die internationale Solidarität unverzichtbar, und an der mangelt es leider, gerade was Palästina anbelangt,
ganz gewaltig.
Die Taliban müssen leider sogar mit noch weniger Hilfe auskommen- selbst der Iran hat ihnen niemals irgendwelche
zukommen lassen, was als sehr bedauerlich bezeichnet werden muss.
Um es zu wiederholen: Dass auch ohne sie der Freiheitskampf weitergeführt werden konnte, ist und bleibt ein
einzigartiges Faktum im Geschehen unserer Zeit. Und genau diese Tatsache gibt verzweifelten Menschen Kraft und die
Fähigkeit, diesen so tapferen Kämpfern für die Freiheit ihres Volkes nachzueifern.
Möge dieser Kraftquell infolgedessen niemals versiegen!