Erkenntnis ohne Bewusstsein scheitert
Sehr oft liegt im politischen, sozialen und wirtschaftlichen Alltag einen Erkenntnis vor, die von nahezu allen Experten geteilt wird und von de man selbst auch überzeugt ist. Dennoch wird diese Erkenntnis nicht im Alltag umgesetzt, da das Bewusstsein fehlt.
Hat der Mensch etwas wahrhaftig erkannt, so hat er die Basis für die Annäherung an Wahrheit gelegt. Fast alle Menschen dieser Erde teilen den Wunsch nach Wahrheit, kulturübergreifend und unabhängig von der Religion. Insofern sollte man annehmen, dass die Annäherung an Wahrheit aufbauend auf der Erkenntnis gemeinsam möglich sein sollte. Aber an einer Reihe von aktuellen Beispielen mit Deutschlandbezug wird aufgezeigt, wie Erkenntnis ohne Bewusstsein nicht nur nicht zur Wahrheit führt, sondern sogar in die Irre leiten kann.
Beispiel Endlager Asse: Es liegt bundesweit die Erkenntnis vor, dass das Endlager Asse einer Katastrophe gleicht. Die dort gelagerten radioaktiven Fässer stellen eine ernsthafte Bedrohung für die Zukunft einer ganzen Region dar. Auch liegt die Erkenntnis vor, dass überhaupt die Findung einer Endlagerstätte aus wissenschaftlicher Sicht ein Ding der Unmöglichkeit ist. Man will irgendwelche noch so stabile Fässer in irgendwelchen Gesteinsschichten lagern, in denen sie einige hunderttausend Jahre “sicher“ aufbewahrt werden. Dabei kann jeder Geologieanfänger erklären, dass es keine einzige Gesteinsschicht auf diesem Planeten gibt, der sich in solch einem Zeitraum nicht enorm bewegt. Die Erkenntnis, dass die Endlagerung von Atommüllabfällen nicht nur die Politik sondern auch die Wissenschaft vor unlösbare Probleme stellt, liegt vor; ja selbst bei einigen Bundestagsabgeordneten! Aber das Bewusstsein wird verdrängt, geradezu verleugnet. Denn hätte man dieses Bewusstsein, würde man das Problem nicht immer späteren Generationen aufbürden. Man würde die Verursacher dieser Katastrophe zur Verantwortung ziehen, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik. Hier ist ein Schaden für die gesamte Gesellschaft verursacht worden, den organisierte kriminelle Vereinigungen in diesem Ausmaß kaum erreichen könnten. Doch das Bewusstsein wird verdrängt, weil man die Konsequenzen des Bewusstseins nicht bereit ist umzusetzen. So liegt zwar die Erkenntnis vor, aber das Bewusstsein nicht!
Beispiel 11. September: Selbst die hartgesottensten Anhänger der westlichen Kultur kommen ins Grübeln, warum denn ein riesiges Gebäude bei den Anschlägen vom 9/11 komplett in sich eingestürzt ist, dass von den Anschläge gar nicht betroffen war. Es liegt die Erkenntnis vor, dass jenes Gebäude von sich aus hätte gar nicht einstürzen können oder dürfen! Doch jene Erkenntnis gelangt nicht ins Bewusstsein. Es wird vielmehr verdrängt. Denn würde man es zulassen, dass es ins Bewusstsein vordringt, müsste man zugeben, dass hier ein Verbrechen unvorstellbaren Ausmaßes vorliegt. Und noch schlimmer wird es, wenn man als Teil der Westlichen Welt an diesem Verbrechen maßgeblich beteiligt ist. Welcher Bundestagsabgeordnete – der möglicherweise durchaus in der Lage ist zu erkennen, dass ein Gebäude nicht so ohne Weiteres einstürzen kann – will schon zugeben, dass er letztendlich an Massenmord, Krieg, Vertreibung und Besatzung mit seiner Stimme beteiligt war und ist!? Und selbst wenn er selbst damals gar nicht im Bundestag saß, wer will schon zugeben, einer Partei anzugehören, die jene Verbrechen mitgetragen hat? Also wird das Bewusstsein ausgeklammert, ja sogar ins Gegenteil verdreht.
Beispiel Kapitalismus: Inzwischen müsste jeder halbwegs vernünftige Mensch mit einem Minimum an Bildung verstanden haben, dass ein auf immer mehr Schulden basierendes System früher oder später zum Zusammenbruch verurteilt ist. Diese Erkenntnis liegt durchaus vor und wird inzwischen offen diskutiert. Ja, selbst einige Bundestagsabgeordnete haben diese Erkenntnis inzwischen erhalten. Dennoch gelangt diese Erkenntnis weder ins öffentliche Bewusstsein noch in das Bewusstsein jener Abgeordneten. Denn würde man die Bewusstseinsbildung jener Erkenntnis zulassen, müsste man zugeben, Jahrzehntelang ein falsches System unterstützt zu haben. Man müsste zugeben, ein die Menschheit ausbeutendes und für Millionen von Hungertoten mitverantwortliches System mitgetragen zu haben. Man müsste zugeben an so viel Unheil auf diesem Erdenrund mitverantwortlich zu sein. Und vor allem müsste man Abstand nehmen vom Raubtierkapitalismus und neue Wege bestreiten. Davor aber hat man Angst, und daher wäscht man sich die Hände in der Unschuld des Unbewussten. Das Bewusstsein wird getötet.
Die drei oben genannten exemplarischen Beispiele aus unserem heutigen Alltag ließen sich problemlos auf andere Krisenherde übertragen. Wir haben die Erkenntnis, dass Israel eine Besatzungsmacht ist aber verhindern das Bewusstsein, dass einer Besatzungsmacht entgegenzutreten ist. Wir haben die Erkenntnis, dass die NATO mit seinen selbstgezüchteten Söldnern im missbrauchten Namen eines pervertierten Islam einen Bürgerkrieg in Syrien angezettelt hat, scheuen aber das Bewusstsein, unsere eigenen Politiker der Kriegslust und Massenmordbeteiligung anzuklagen. Immer wieder liegt die Erkenntnis vor aber sie scheitert am Bewusstsein.
Was für die Alltagspolitik gilt, gilt auch in vielen religiösen Bereichen. Die noch verbliebenen Christen im Land haben die Erkenntnis, dass Advent und Weihnachtszeit keine Feste zur Huldigung der Konsumtempel sind und Weihnachtsbaum und Nikolaus nichts mit Jesus und Maria zu tun haben. Aber würde man diese Erkenntnis bewusst annehmen, müsste man sich gegen den Konsumwahn wehren und sich innerlich und spirituell darauf vorbereiten, dass Jesus eines Tages unerwartet zurückkehren wird. Man müsste auch seine eigene Kirche fragen, was denn jener Baum in der Kirche zu suchen hat. Selbst wenn diese Erkenntnis vorliegt, wird sie kaum im Bewusstsein umgesetzt.
Nicht anders ist es bei den Anhängern des Zwölften Imams unter den Muslimen. Alle haben die Erkenntnis, dass der erwartete Erlöser seit über einem Jahrtausend in der Verborgenheit lebt, weil wir, die wir uns seine Anhängern wähnen, uns nicht hinreichend auf sein Erscheinen vorbereitet haben. Erstmalig in der Geschichte des Islam liegt in der historisch betrachtet kurzen Zeit von drei Jahrzehnten ein Staat vor, dessen Verfassung den Erlöser als Staatsoberhaupt ansieht. Erstmalig in der 1400 jährigen Geschichte haben die Muslime solch einen Staat, der von der Heiligkeit unserer Zeit geführt wird. Das Licht jener Heiligkeit strahlt in seinen Worten und Taten derart klar und unzweifelhaft, dass selbst eine Reihe von Nichtmuslimen davon angezogen werden. Obwohl diese Erkenntnis vorliegt, lassen eine Reihe von Muslimen diese Erkenntnis nicht im Bewusstsein zu und lenken sich damit ab, dass es doch viele andere große Gelehrte gäbe, dass es viele Vertreter des Erlösers existieren würden usw. usf.. Sie verhindern damit ihre eigene Weiterentwicklung zur bestmöglichen Vorbereitung der Erlösung.
Es ist in allen Fällen das “Ich“, dass die Weiterentwicklung der Erkenntnis zum Bewusstsein verhindert, denn jenes “Ich“ will sich nicht ändern! Eine Erkenntnis, die aber keine Änderung bewirkt, ist wie ein toter Stein. Erst die Änderung, die Weiterentwicklung bringt das Leben des Bewusstseins.
Während der Pilgerriten (Hadsch) der Muslime muss der Pilger sein eigenes Herz Mekka verlassen und an den am weitesten entfernten Ort gehen. Jener Ort heißt “Arafat“ und beinhaltet im arabischen Namen den Begriff “Erkenntnis“. Man muss die Erkenntnis aufbauen, wer man ist, was man ist, woher man kommt, wohin man geht und was der Sinn des eigenen Lebens ist. Doch das allein genügt nicht. Wenn man diese Erkenntnis gewonnen hat, muss man weiterziehen in der Nacht zu dem Ort Maschar-ul-Haram. Der Name jenes Ortes beinhaltet den arabischen Begriff “Schuur“ (Bewusstsein). Man muss seine Erkenntnis in Bewusstsein wandeln unter dem Himmelszelt, ohne Dach über dem Kopf in der Nacht vor dem Sonnenaufgang. Entwickelt man jenes Bewusstsein, dann zieht man am nächsten Morgen weiter zu den Felsen, die den Teufel symbolisieren, um ihn mit einigen kleinen Steinchen zu bewerfen. Wenn die Erkenntnis vorliegt und in das Bewusstsein Einzug genommen hat, dann genügen klitzekleine Steinchen, um die Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Liegt aber das Bewusstsein nicht vor, dann nützt die Erkenntnis nichts. Sie verkümmert und dreht sich ins Gegenteil. Derjenige, der Erkenntnis und Bewusstsein in sich gedeihen lässt, wird sich jeden Tag aufs Neue erneuern!
Imam Chamene’i hat in seiner letzten Hadschbotschaft folgende Worte an die Muslime und alle wahrheitsliebenden Menschen in der Welt gerichtet: „Und er (der Pilger nach Wahrheit) entwickelt in sich selbst den festen Entschluss seine Selbsterneuerung anzustreben und für die Erneuerung der Umma (Islamischen Weltgemeinschaft) und die Erhöhung der islamischen Ideale zu arbeiten. Diese beiden Dinge, die Selbsterneuerung und die Erneuerung der Umma, sind niemals endende Aufgaben, deren Bedeutung nicht schwierig herauszufinden ist für jene, die die religiösen Verpflichtungen ausführlich studieren und Wahrheit und Einsicht gewinnen. Die Erneuerung des eigenen Ichs beginnt mit dem Kampf gegen satanische Begierden und der Bestrebung von Sünden Abstand zu nehmen. Die Erneuerung der Umma beginnt damit den Feind zu erkennen, seine Pläne zu verstehen und darum zu kämpfen seine Schläge, Listen und boshafte Machenschaften unwirksam zu machen. Dies wird realisiert durch die Vereinigung der Herzen, Hände und Zungen der einzelnen Muslime und der islamischen Länder.“
Imam Chamene’i hatte sein Botschaft an die muslimischen Pilger gerichtet. Im übertragenen Sinn aber gilt seine Aussage für alle wahrheitsliebenden Menschen der Welt.