Brief an meine Geschwister zur aktuellen Lage in Palästina
Liebe Brüder und Schwestern im Islam,
as-salamu-alaikum. Der Friede sei mit Euch! Dieser Brief richtet sich an alle Geschwister im Glauben und in Menschlichkeit ob Muslim oder nicht. Ich nutze diesen Weg der Kommunikation, um auf die vielen Anfragen vernünftig und gemeinsam antworten zu können. Immer wieder wird meine Wenigkeit gefragt: Sollen wir eine Demo durchführen oder daran teilnehmen? Sollen wir einen Büchertisch oder Infotisch in der Innenstadt organisieren? Sollen wir auf diesen oder jenen Rundbrief von diesem oder jenem Ministerium reagieren? Sollen wir eine Pressemitteilung herausgeben?
Liebe Geschwister, ich glaube nicht, dass ich hier allzu ausführlich erwähnen muss, dass ich mich in meinen über 45 Jahren politischer Aktivität vor keiner vernünftigen Auseinandersetzung gescheut habe, um die Wahrheit zu vertreten. Ich habe dafür meinen lukrativen Hochschuljob aufgeben müssen. Ich gelte als eine Art Aussätziger, der weder ein Konto bei einer deutschen Bank eröffnen darf noch irgendein Geschäft tätigen kann, ohne dass der Geschäftspartner Angst bekommt. Jeder, der mich lediglich aus den Medien kennt, denkt, ich wäre eine Art Monster in Menschengestalt, der seinen wie auch immer gearteten Fanatismus freien Lauf lassen würde. Das schreibe ich, damit klar wird, dass ich keine Angst habe vor irgendeiner Macht dieser Welt! Auch ist es mir völlig egal, welche Meinung über meine Wenigkeit in dieser Welt verbreitet wird. Es genügt, dass mein Schöpfer weiß, wie ich bin. Und da muss ich mich schämen für meinen viel zu geringen Einsatz für die Wahrheit, die der Schöpfer allen Seins und Quelle aller Liebe allen Menschen geschenkt hat. Ich habe weder Angst vor Hausdurchsuchungen noch vor dem Gefängnis noch vor irgendeiner anderen Androhung. Dieses kurze Vorwort ist bedeutsam, um meine folgenden Worte besser erläutern zu können.
Das Tor zur Stadt der Weisheit Imam Ali (a.) sagte: „Wer sich dieser (Zwietracht) nähert, den wird sie zerbrechen, und wer sich in ihrem Namen anstrengt, den wird sie zerschmettern. … So seid nicht die Zielscheiben der Zwietrachten … und haltet an dem fest, wofür das Seil der Gemeinschaft geknüpft und die Grundpfeiler des Gehorsams aufgebaut wurden. Geht zu Allah als Unrecht Leidende und geht nicht zu Ihm als die, die Unrecht begehen. Hütet euch vor den Pfaden Satans und den Niederlassungen der Feindschaft.“ [1]
Für fast alle Muslime dieser Welt – und nicht nur für sie – ist die über sieben Jahrzehnte anhaltende Unterdrückung der Palästinenser durch die Zionisten und die unaufhörliche Besatzung, der zionistische Traum von Groß-Israel, der inzwischen gar nicht mehr versteckt wird, ein Kampf zwischen Unterdrücker und Unterdrückten und damit ein Kampf zwischen Falschheit und Wahrheit. Und in solch einem Kampf ist die Position der Muslime klar. Jeder Mensch, der seine Menschlichkeit bewahrt hat, muss an der Seite der Unterdrückten stehen. Jeder Mensch muss den Sklaven helfen sich gegen den übermächtigen Pharao zu befreien. Daran gibt es keinen Zweifel!
Aber die Situation in Deutschland ist so, dass der Einsatz für Gerechtigkeit sehr leicht ins Umgekehrte verdreht werden kann! Nie zuvor habe ich Deutschland erlebt wie an diesen Tagen, nicht einmal nach dem 11. September 2001. Nie zuvor habe ich gesehen, dass das eigene Recht durch die gesamte Spitze der Politik inklusive sogenannter Alternativen derart mit Füßen getreten wurde wie heute, nicht einmal in der Corona-Krise. Das eigene Rechtssystem wird dem Zionismus geopfert [2]. Nie zuvor habe ich so viele Lügen in den Medien gesehen, obwohl sie stets voller Lügen sind. Weder hat es jene Bonbons gegeben, die irgendwelche Palästinenser auf deutschen Straßen verteilt haben sollen, noch die angeblich vierzig geköpften Babys. Ein Großteil des Volkes wird derart extrem indoktriniert, dass er dem wohl größten Massaker unseres Jahrhunderts, das jetzt vor unseren Augen stattfindet, zustimmen wird. In dieser Situation spielt es überhaupt keine Rolle, wie tief man sich vor dem Unterdrückungssystem verbeugt. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat sich zu 99 % verbeugt, alles geschrieben, was das System verlangt, aber dann gewagt den unterdrückerischen Zionismus zu hinterfragen. In der Folge wurden Verbotsrufe laut! Ein Muslim darf sich eben vor niemandem verbeugen außer vor seinem Schöpfer!
Aufgrund der aktuellen Lage empfehle ich allen wahrheitsliebenden Menschen, von Infoständen und Büchertischen abzusehen. Ich empfehle, keine Demos anzumelden oder daran teilzunehmen. Selbst wenn es euch gelingen sollte, mit einhundert der diszipliniertesten Muslime Deutschlands zusammen in bester denkbarer Form für die Wahrheit einzutreten, werden Agenten des Zionismus und/oder des Verfassungsschutzes sich einschleichen und so etwas wie „Juden ins Gas“ rufen. Vorbereitete Fotografen und Kameraleute werden es aufnehmen und schon habt Ihr keine Chance mehr, die Wahrheit der Unterdrückung der Palästinenser zu vermitteln. Das schreibt Euch jemand, der seit mehreren Jahrzehnten keine einzige Quds-Tag-Demonstration ausgelassen hat und selbst in den Jahren, in denen der Quds-Tag Corona-bedingt nicht möglich war, dieses online organisiert hat [3]. Jetzt ist die Zeit der Zurückhaltung und der Standhaftigkeit im Gebet und im Fasten. Unterschätzt niemals die Wirkung des Gebets!
Ich bete darum, dass meine Heimat Deutschland eines Tages zur Vernunft und Rechtsstaatlichkeit zurückkehren wird. Ich bete darum, dass Juden, Christen und Muslime eines Tages in Frieden und als gleichberechtigte Bürger in Jerusalem und drumherum leben können. Es gibt Zeiten, in denen andere Prioritäten im Vordergrund stehen müssen.
Alle Publizisten und aktiven Filmemacher, Blogger und Intellektuellen unter Euch sind hingegen aufgerufen, mehr denn je zuvor mitzuhelfen, die fehlinformierten Deutschen aufzuklären. Aber das muss auf die sachlichste Art und Weise geschehen. Auch soll jeder Aktivist nur das tun, dessen Konsequenzen der Einzelne persönlich jeweils schultern kann. Unangekündigte Polizeibesuche bei Aktivisten, die ihre Demonstration abgesagt haben, sind noch das Harmloseste, was geschehen wird. Habt niemals Angst, aber überschätzt auch nicht Eure Fähigkeiten und die Belastbarkeit derjenigen, die mit Euch sind. Das System kennt aktuell keine Schranken.
Selbst wenn wir mit unseren Online-Aktionen nur Wenige erreichen, im Islam genügt es, ein einziges Menschenleben zu retten, dann ist es so, als wenn man die gesamte Menschheit gerettet hat. Allen, denen es weh tut, nicht demonstrieren zu können, empfehle ich, die Schreiber und Filmemacher unter uns zu motivieren, sie zu unterstützen, ihnen zuzuarbeiten. Denn in der aktuellen Situation des Unfriedens kann die Botschaft der Wahrheit nicht durch Demonstrationen vermittelt werden.
Intensiver als je zuvor müssen wir an dem Dreistufenplan zum Paradies arbeiten [4]. Das ist ein großer Dschihad und beinhaltet drei Schritte: keine Sünden begehen, die religiösen Verpflichtungen erfüllen und die eigene Moral (Arabisch: Achlaq) vervollkommnen. Das ist eine Mammut-Aufgabe und Voraussetzung dafür, dass es uns eines Tages gelingt, den Mitmenschen erklären und vorleben zu können, dass der Islam die Rettung aller Menschen sein kann, auch der Nichtmuslime. Wir können die Menschen nur mit einer vorbildhaften Moral gewinnen! Daher müssen wir uns für die Zeit, wenn sich die Wogen des teuflischen Sturmes in Deutschland gelegt haben, intensiv vorbereiten.
In diesem Sinne wünsche ich allen friedliebenden Menschen den Frieden und Segen Gottes und entschuldige mich bei allen, denen diese Worte Schmerzen bereiten.
[1] http://www.eslam.de/manuskripte/buecher/...151_predigt.htm
[2] Wird das eigene Rechtssystem dem Zionismus geopfert?
[3] Live Quds-Tag am 23.4.2022 im Internet und auf der Straße
[4] http://www.eslam.de/begriffe/d/dreistufe...um_paradies.htm