Staatstragende Heuchelei
Bundespräsident Steinmeier erklärte am gestrigen Sonntag "den Schutz jüdischen Lebens zur hiesigen
Bürgerpflicht". Diese Aussage fiel bei einer Israel-freundlichen Demonstration vor dem Brandenburger
Tor. Demgegenüber spielt Palästina und das Leid seiner Menschen bei ihm, leider aber auch bei so vielen
anderen, nicht die geringste Rolle. Palästina-Demonstranten werden, und dies nicht nur von der Springer-
Presse, ständig diffamiert und als "Terroristen-Freunde" beschimpft.
Dies war zwar in den vergangenen Jahren hierzulande schon immer zu erleben- die jüngsten Geschehnisse
im Nahen Osten haben aber leider in diesem so traurigen Zusammenhang eine furchtbar zu nennende
Intensivierung herbeigeführt.
Wer in unseren Breiten das schlimme Leid der Palästinenserinnen und Palästinenser heute noch zu thematisieren wagt,
gilt deswegen sofort, nicht nur als extremer Außenseiter, er wird noch dazu beleidigt oder sogar in seiner sozialen
Existenz bedroht.
Dies ist der staatskonforme Rassismus, der hinter der Fratze der Weltoffenheit und Israel-Solidarität in brutaler
Weise in Erscheinung tritt.
Umso mehr bleibt der Mut all derjenigen zu bewundern, die trotzdem für Palästina auf die Straße gehen, wie dies an
diesem Wochenende in verschiedenen Städten der BRD Gott sei dank wieder der Fall war.
In London waren es sogar über 100.000, eine Zahl, an die hierzulande natürlich nicht zu denken war.
Aber dennoch: Jede und jeder Demonstrationsteilnehmer zählt, dem das Leid Palästinas nicht gleichgültig ist.
Genau dies bleibt auch das einzig hoffnungsvolle in einer Zeit der allgemeinen Israel-Euphorie, welche- demgegenüber-
Palästina in unvorstellbarem Elend und Leid versinken lässt.