Ukrael oder Israine?
Die Kriege um die Ukraine und in Palästina haben mehr Gemeinsamkeiten, als vielen bewusst ist. Durch die Gemeinsamkeiten kann eine politische Verflechtung erkannt werden, welche die Lösung beider Konflikte im Kontext eines untergehenden westlichen Imperialismus in einen direkten Zusammenhang stellt.
In der Westlichen Welt wird in der Regel den Russen ein Drang zum Imperialismus vorgeworfen. Aus deutscher Sicht ist das allein schon deshalb erstaunlich, da russische Soldaten das von ihnen eroberte deutsche Gebiet geräumt haben aber die USA bis heute Atomwaffen in einem Land lagern, dessen Bevölkerung nicht einmal die friedliche Nutzung von Atomanlagen wünscht. In ähnlicher Weise wird den Israelis der Stempel „westlich-zivilisiert“ aufgedrückt und allen ihren Gegnern eine Art Barbarei vorgeworfen, obwohl es die zumeist europäischen Zionisten waren, die Palästina kolonialisiert haben und kein Palästinenser jemals an eine Kolonisation Europas gedacht hat.
Es gibt zahlreiche Parallelen zwischen den Kriegen in der Ukraine und in Palästina, die jeder einzeln als Zufall der Geschichte betrachtet werden könnte, aber in ihrer Gesamtheit doch sehr viele Zufälle aufeinandertreffen.
In beiden Konflikten regiert auf der einen Seite ein Ministerpräsident, der sich selbst als „Jude“ betrachtet. Beide regieren mit dem Kriegsrecht und beide hätten keine Chance wiedergewählt zu werden, würde der Krieg aufhören. In beiden Fällen geht es um eine ethnische Säuberung, gegen die sich die zu „Säubernden“ gewehrt haben. In beiden Fällen beginnt die Geschichtsschreibung für den kollektiven Westen mit dem Moment des Widerstandes, wohingegen der Rest der Welt auch die Vorgeschichte einer Jahre (Donbass) oder Jahrzehnte (Palästina) andauernden Unterdrückung der jeweiligen Minderheit berücksichtigt. In beiden Fällen wehren sich Minderheiten (im Donbass und Gaza) gegen die vom Westen unterstützten Imperialisten. In beiden Fällen geht es darum, die Westliche Welt auszuweiten (Nato-Ausweitung und Groß-Israel). In beiden Fällen bekämpfen sich Brudervölker. In beiden Fällen soll jeweils eine Sprache in einem bestimmten Gebiet ausgelöscht werden. In beiden Fällen werden auch Christen unterdrückt – Orthodoxe in Dombass, alle Christen in Palästina – und dennoch steht die christlich-westliche Welt auf der Seite der Unterdrücker. In beiden Fällen wäre der Krieg schon längst zu Ende, wenn die Westliche Welt nicht massiv Waffen liefern würde. In beiden Fällen sind fast alle Nachbarregionen ebenfalls betroffen.
In beiden Fällen ist die westliche Propaganda übereinstimmend mit „Demokratie gegen Autokratie“ in der Ukraine und „Zivilisation gegen Terrorismus“ in Palästina, wobei die von Westen unterstützte Seite jeweils das Gute verkörpern soll. Dabei stehen in beiden Fällen auf der westlichen Seite rechtsradikale Rassisten. Es ist erstaunlich, dass ausgerechnet Deutschland in gleich zwei Konflikten auf der Seite derjenigen steht, die rassistische Auslöschungsphantasien verbreiten. In beiden Fällen spaltet der Krieg die Weltmeinung massiv, denn USA und EU unterstützen sowohl die Ukraine als auch Israel politisch, militärisch und diplomatisch, wohingegen der Rest der Welt auf der Seite der Unterdrückten steht.
Nie zuvor ist die Doppelmoral des Westens so offenkundig geworden, denn es gibt auch einige Unterschiede. Während z.B. jeder verletzte israelische Soldat betrauert wird, werden zehntausende ermordete palästinensische Kinder als Kollateralschaden verbucht. Wird ein Krankenhaus in der Ukraine getroffen, sind die Angreifer Kriegsverbrecher. Werden im Gaza sämtliche Krankenhäuser mutwillig zerstört, dient es der Selbstverteidigung. Während der Strafantrag des internationalen Gerichtshofes gegen Putin gefeiert wurde, wurde dem gleichen Gerichtshof jegliche Legitimation abgesprochen, als Netanjahu an der Reihe war. Die Gerichtsangehörigen wurden sogar bedroht. Für die Westliche Welt – und das wird immer mehr Völkern deutlich – gibt es nur ein Recht: Und das ist das Recht des Stärkeren, so lange der Westen sich stärker wähnt. Denn es gibt auch sehr deutliche Unterschiede in der Kriegsführung. Währens Israels Krieg ein Vernichtungskrieg ist, bei dem die komplette Vertreibung von zwei Millionen Menschen angestrebt wird, wirft selbst der Westen den Russen so etwas nicht vor. Dennoch gilt Israel als sich selbst verteidigend aber Russland als Aggressor. Der ukrainische Widerstand wird als heldenhaft gesehen, während der palästinensische Widerstand oft pauschal als „Terror“ verunglimpft wird. Ukraine wird das Recht auf Widerstand gegen Besatzer zugebilligt, aber Palästinenser haben in der Westlichen Welt niemals das Recht auf Widerstand gegen Israel, selbst wenn sie ausgehungert werden sollen! Das sorgt für Misstrauen, besonders im globalen Süden und in der islamischen Welt; ein Misstrauen, das der Westlichen Welt noch teuer zu stehen kommen könnte.
Noch interessanter wird der Blick auf beide Konflikte, wenn man weiß, dass der Zionismus, der im missbrauchten Namen des Judentums so viel Unheil über die Menschheit gebracht hat, in der Ukraine entstanden ist. Seit dem Mittelalter lebten große jüdische Gemeinschaften in der heutigen Ukraine, besonders in Städten wie Kyjiw, Lwiw (Lemberg), Odessa, Uman, Tscherniwzi und Dnipro. Die Ukraine war über Jahrhunderte Teil des polnisch-litauischen Königreichs, dann des Russischen Reichs – beides Gebiete mit hohem jüdischem Bevölkerungsanteil. Vor den Verbrechen an Juden durch die Nazikollaborateure gehörte die Ukraine zu den Ländern mit der größten jüdischen Bevölkerung Europas: Zwischen 1,5 und 2 Millionen Jüdinnen und Juden lebten dort – etwa ein Viertel der jüdischen Bevölkerung der damaligen Sowjetunion.
Die Ukraine war ein Zentrum des aschkenasischen Judentums mit hebräischen Druckereien, Talmudschulen (Jeschiwot), Rabbinerschulen. Der Chassidismus – eine spirituelle Bewegung innerhalb des Judentums – entstand im 18. Jahrhundert in der heutigen Westukraine: Rabbi Israel Baal Shem Tov, Gründer der chassidischen Bewegung, lebte in Medzhybizh (Westukraine). Ein bekannter Ort des Holocaust in der Ukraine ist Babyn Jar (Kiew), wo ein Massaker an mehr als 30.000 Juden in nur zwei Tagen (1941) stattgefunden haben soll. Doch die größte Auswanderungswelle nach Israel erfolgte erst in den 1970ern–1990ern Jahren, als Israel unbedingt um Siedler warb, damit man das eroberte Land besiedeln konnte. Hunderttausende ukrainische Juden zogen nach Israel. Auch durch den Krieg seit 2022 sind viele ukrainische Juden erneut nach Israel ausgewandert, während viele Israelis mit Doppelstaatsangehörigkeit Israel verlassen haben.
Die Ukraine hatte und hat eine zentrale Bedeutung für die Entstehung und Entwicklung des Zionismus – sowohl ideologisch als auch personell. Zahlreiche einflussreiche Persönlichkeiten des Zionismus stammen aus dem Gebiet der heutigen Ukraine: Leon Pinsker stammt aus Odessa und ist Autor des Buches „Autoemanzipation“ (1882), ein Vorläufer des politischen Zionismus. Ahad Ha’am (Ascher Ginsberg) stammt aus Kiew und gilt als Begründer des „spirituellen“ Zionismus. Wladimir Jabotinsky aus Odessa war Gründer des Revisionistischen Zionismus und Golda Meir stammt aus Kiew und wurde später Israels erste Premierministerin. Meir Dizengoff stammt aus Bessarabien (heute Ukraine/Moldawien) und ist Mitbegründer und erster Bürgermeister von Tel Aviv.
Odessa war im späten 19. Jahrhundert ein Hauptsitz zionistischer Aktivitäten im Russischen Reich. Hier wurde 1890 die Organisation „Chowewei Zion“ (Liebhaber Zions) offiziell anerkannt. Odessa war ein Ort zionistischer Bildung und Auswanderungsbewegungen nach Palästina. Ukrainische Juden haben bis heute hohen Einfluss in israelischer Politik und Kultur (z. B. Avigdor Lieberman, Natan Scharanski).
Wenn man verstehen will, warum Europa heutzutage so widersinnig für die Fortsetzung des Krieges in der Ukraine wirbt, während sie murrend beim größten Massaker unserer Zeit an palästinensischen Frauen und Kindern und der Vernichtung der Lebensgrundlage von zwei Millionen Palästinensern zusieht, muss man die Gesamtzusammenhänge und den Einfluss der zionistischen Lobbys in Europa berücksichtigen.
Frieden in der Ukraine würde bedeuten, dass keine ukrainischen Juden mehr nach Israel auswandern und ganz im Gegenteil, nach dem moralischen Bankrott des Zionismus in Gaza, viele ukrainische Israelis Israel verlassen würden. Ein Ende des Krieges in Palästina wäre auch ein Ende des Zionismus, denn die eroberten Gebiete im Libanon und Syrien könnten nicht gehalten werden und die ganze Welt könnte noch deutlicher als zuvor sehen, was in Gaza angerichtet worden ist. Es ist nicht Netanjahu, der um seine eigene Haut vor juristischer Verfolgung zu retten den Krieg aufrechterhalten will, es ist der Zionismus als Ganzes und alle seine Anhänger.
Die Westliche Welt hat sich in jeder Hinsicht in eine Sackgasse manövriert. Mit der Wahl von Trump versuchen die Hintermänner von BlackRock und anderen westlichen Oligarchen zu retten, was zu retten ist, indem er sich als Friedensbringer aufspielt, ohne eine echte Perspektive vorzulegen. Gelichzeitig wankt das westliche Finanzmonopol und das an seine Grenzen gelangte Fake-Geld-System.
So traurig ich darüber bin, dass wir in Deutschland über eine Regierung verfügen, die nach Ansicht von Pessimisten alles und jeden den Interessen der USA und des Zionismus verkaufen würden, so sehr bin ich dankbar unter einem Volk zu leben, in dem es immerhin noch einige Menschen gibt, die aufbegehren. Sie verlangen nach Aufklärung und Aufarbeitung (auch von Corona). Sie akzeptieren nicht die Feindschaft gegen Russland und gegen die muslimische Welt, die den Deutschen aufgezwungen wird. Sie wollen auch nicht, dass Deutschland als Vasall der USA und des westlichen Imperialismus mit untergeht.
Zugegeben es sind noch sehr wenige, aber mehr als in vielen anderen westlichen Ländern. Und es werden tagtäglich mehr, denn die Verbrechen des westlichen Imperialismus werden an der Spitze des Verbrechensberges in Gaza deutlicher als je zuvor. Deutschland ist demografisch in seiner heutigen Form nicht mehr zu retten. Aber moralisch gibt es noch ein Fünkchen Hoffnung, aus dem heraus dann auch neue Familien und ein neuer Kindersegen entstehen könnte – so Gott will; und sei es mit Neudeutschen.