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Zum Rücktritt des Papstes Benedikt XVI

#1 von Brigitte Queck , 17.02.2013 12:34

Zum Rücktritt des Papstes Benedikt XVI.
von Luz Maria De Stefano Zuloaga de Lenkait, Juristin und Diplomatin a.D.

Was bleibt von Papst Benedikt? Matthias Drobinski sieht es zutreffend, dass dieser Papst die grundsätzliche Lehre des Christentums in den Vorgrund gestellt habe, nämlich "die Liebe Gottes zu den Menschen und die Liebe der Menschen untereinander." Infolgedessen "tritt er für eine gerechte Sozial- und Wirtschaftsordnung ein". Eher als ein "konservativer Denker" ist Benedikt ein solider echter christlicher Denker, geprägt und überzeugt von der Botschaft Christi, die er nicht nur an die 1,2 Milliarden Katholiken in der Welt vermittelt, sondern an die ganze Menschheit in der Hoffnung, dass diese wunderschöne Botschaft das Leben und das Geschehen auf dieser Erde beleuchtet, bereichert und sinnvoll erfüllt. Deswegen hat Benedikt immer wieder betont, wie wichtig "das gemeinsame Christus-Zeugnis der Konfessionen" sei. Gerade Jesus hat entschieden die Religion, die Kultur, die Kunst und die Musik im Westen gekennzeichnet. Nach seiner Geburt richtet sich sogar weltweit die Zeitrechnung. Niemand hat wie Jesus Christus die Fragen und die Sorgen des Menschen so authentisch geäußert, niemand hat eine so große Macht über die Herzen wie Er. Nach zwei Tausend Jahren noch heute, als Ideologien, Religionen und Institutionen eine tiefe Krise erleben, nährt die Person Jesus und seine Botschaft immer weiter den Glauben von Millionen Männern und Frauen. Diese Botschaft als Inhalt und Leit-Motiv des Amtes des Nachfolgers Petrus wird bestehen bleiben. Strukturen einer Institution können sich allerdings ändern, um die christliche Botschaft noch transparenter leuchten zu lassen.

Als Summo Pontifex der Katholischen Kirche auf der ganzen Erde und auch als Staatsoberhaupt des Vatikans, Mitglied der Weltstaatengemeinschaft, der Vereinten Nationen, hat Benedikt XVI. unmissverständlich seine Forderung nach unbedingtem Gewaltverzicht immer wieder bekräftigt, vor allem in Bezug auf die jüngsten Konflikte, die enormes Leid und Menschenleben im 21. Jahrhundert gekostet haben aufgrund der gewaltsamen westlichen Intervention. Benedikt XVI. hat sich persönlich gegenüber dem Präsidenten Obama für den Stopp der Gewalt in Libyen und in Syrien manifestiert. Mehrmals. Das ist in deutschen Medien verschwiegen worden, weil der Gewaltverzicht nicht in die Politik der Regierungskreise passt.

Diese Hauptbotschaft vom Papst Benedikt XVI wurde bereits in seinem Vortrag an der Regensburger Universität (15.9.2006) offenkundig, nämlich seine Forderung nach unbedingtem Gewaltverzicht. Jedoch war und ist sie durch eine offensichtliche Fehleinschätzung der aktuellen Lage verdeckt worden. Kein öffentlich-rechtlicher Fernsehsender hat diese zentrale Botschaft des Papstes wiedergegeben, noch weniger sie kommentiert. Auch heute wird das dezidierte Engagement des Papstes für den Frieden und seine zentrale Botschaft für Gewaltverzicht völlig verschwiegen sowohl im ZDF-Spezial am 11.2. um 19.25 Uhr als auch im ARD-Brennpunkt am 11.2.

Der Leitartikel der SZ "Stellvertreter Gottes a.D." von Heribert Prantl am 12.2. verschweigt ebenso die Forderung nach Gewaltverzicht des Papstes und alle markanten Punkte einer christlichen Außenpolitik. Nur die Bundeskanzlerin Angela Merkel erkannte zutreffend damals: "... Was Benedikt XVI deutlich macht, ist eine entschiedene und kompromisslose Absage an jegliche Anwendung von Gewalt im Namen der Religion."

GEGENÜBER DEM ISLAM ZEIGT SICH BENEDIKT OFFEN !
Insbesondere ein Gelehrter wie er weiß, die islamische Zivilisation und Kultur zu würdigen: Eine Offenbarung vor allem in Europa, wenn man das andalusische Spanien besucht. Die christliche Welt hat sich von jeder Form von Fundamentalismus zu distanzieren. Das weiß Benedikt XVI. besser als jeder andere. Aber Journalisten und Kommentatoren können sich bisher nicht dessen voll bewusst werden. Vor allem, weil das mächtigste Land der Welt fatalerweise von christlichen Fundamentalisten im Kongress fehl gesteuert bleibt, was für das Land selbst und die Welt katastrophal ist. Journalisten sind aufgerufen, Agenturmeldungen genauer zu prüfen, um nicht einfach einer gezielten Kampagne zu verfallen.

Fehlgriffe bei Agenturen und Medien ausgerechnet angesichts des schwierigen internationalen Kontextes provozieren verständliche Empörung in den islamischen Ländern und Konfrontation zwischen den islamischen Gläubigen und der Christenheit, was gerade den Falken in Washington und Tel Aviv sehr gelegen kommt, aber absolut nicht im Sinne des Papstes ist und seiner gewünschten Friedenspolitik für Dialog und Annäherung der Kulturen.

Unsere gläubigen islamischen Mitmenschen haben keinen Grund, sich zu beunruhigen, wenn sie die zentrale Botschaft des Oberhaupts des Vatikans erkennen, nämlich der unbedingte Gewaltverzicht. Wenn auch in Deutschland die Medien das nicht klar kommunizieren, ist zu hoffen, dass die wichtige Friedensbotschaft des scheidenden Papstes in den islamischen Ländern an erster Stelle richtig dargestellt und gewürdigt wird. Es wäre nicht nur um der Wahrheit willen, sondern auch das richtige Signal, um einkalkuliert eingedrungene, gezielt manipulierende interessierte Kreise in die Schranken zu verweisen. Dieses hinterlistige Kalkül hat im Vatikan funktioniert und wird wahrscheinlich nicht das letzte gewesen sein. Es ist eigentlich ein Alarmsignal für mehr Wachsamkeit in der Umgebung des Papstes und in deutschen Medien, die jenseits jeder Naivität vorbereitet sein müssen, um solche Ränke und Fallen rechtzeitig aufzudecken.

Der Papst weiß, wie andere europäische Staatsoberhäupter, welche mächtigen Herren heute die Macht der Gewalt bis zum Extrem von Mord und Krieg ausüben, mittels Täuschung und konstruierten Lügen für die Öffentlichkeit. Man sollte nicht in die Vergangenheit der Geschichte zurückzugehen, um die Gegenwart zu verschonen. Ein Schuldbekenntnis zur Vergangenheit ist nicht glaubwürdig, wenn die Verbrechen der Gegenwart unangesprochen bleiben.

Die gegenwärtige Gottlosigkeit Europas schafft das verdorbene Klima des Verbrechens und der Unmenschlichkeit der sogenannten „christlichen“ Welt, wo angeblich „Freiheit und Demokratie“ herrschen. Der Summo Pontifex darf nicht länger blind und taub gegenüber den aktuellen Verbrechen erscheinen, die westliche Macht-Herren zu verantworten haben. Sonst muss der Vatikan-Chef noch ein Schuldbekenntnis wegen seiner Blindheit und Taubheit zur aktuellen Lage der Welt ablegen. Er darf sich zukünftig nicht hüten, mit klaren Worten die Terror-Gewalt des Westens, angeordnet von identifizierten Personen in führenden Stellungen Europas, eindeutig zu verurteilen. Eine hoch unangenehme harte, aber notwendige Pflicht für den neuen Nachfolger Petri.

Europa bekennt sich zur christlichen Zivilisation. Aber in der Rede des Nuntius vor der UN-Vollversammlung (September 2011) war kein Wort, kein Hinweis darüber zu erkennen. Im Gegenteil. Es war eine Enttäuschung für die katholische Welt und ein Irrweg für die Weltstaatengemeinschaft überhaupt, wenn der Vatikan in die Propaganda-Masche der NATO-Staaten öffentlich und offiziell verfällt, die Konstruktion der sogenannten Schutzverantwortung (Responsibility to protect) propagiert und den Prinzipien und Normen der UN-Charta keine Achtung schenkt. Und das auf der Bühne der Welt. Damit widersprach der UN-Nuntius blamabel den Worten des Papstes vor dem Bundestag, als Benedikt XVI. die Relevanz des Rechts für die Politik deutlich hervorhob.

Als Oberhaupt des Vatikans obliegt dem Papst, vor den Vereinten Nationen aufzutreten !!

Dort hätte er seine Rede über die Relevanz des Rechts (22.9.2011) halten und einen entgleisten Westen anmahnen müssen. Dass er es nicht tat, ist dem Einfluss einer ultrakonservativen rückständigen Kurie anzulasten, die durch Intrigen und Diktat diese Aufgabe und Pflicht des Papst Benedikt sicherlich zu verhindern wusste, neben vielen anderen seiner Aufgaben und Pflichten.

Bei der Sehnsucht der Menschen nach Sinn und Deutung des Lebens geht es um viel mehr als die Institution Kirche. Es geht um religiöse Substanz. Sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche in Deutschland haben sich ständig als Bundesmoralanstalt verhalten, anstatt „das Evangelium in Klarheit und Reinheit zu verkünden“, wie es die Frankfurter Allgemeine Zeitung auf den Punkt bringt (FAZ, 8.11.12). Unser Herr Jesus Christi führt eine wahre Revolution ein, als er anstatt eine diskriminierende und ausschließende Gesellschaft, den Code des Mitgefühls einführt, wobei eine mitfühlende Gesellschaft, barmherzig integrativ und einschließend zu schaffen ist. In diesem Gottes Reich sind alle Menschen willkommen als Gottes Kinder, sie alle sind eingeladen, niemand darf gedemütigt, ausgeschlossen oder von der Gemeinschaft getrennt werden. Religion auszuüben, einer kirchlichen Institution anzugehören, führt nicht unbedingt zum Reich Gottes. Glaubt man an das Ideal des Guten im Menschen, lehnt man es ab, das andere unter Armut, Unterdrückung und Überfall leiden, dass es ihnen schlecht geht. Das ist eine Herangehensweise, die mit keiner Institution etwas zu tun hat, sondern allein mit dem Sinn und der Botschaft des Evangeliums. Warum hat uns Gott diese unvollkommene Welt gegeben, wenn nicht um hier Sein Reich aufzubauen? Die Gottlosigkeit erfasst heute den gesamten europäischen Kontinent und aus dieser Gottlosigkeit ergeben sich die Verbrechen der westlichen Machthaber, die auf ihre Straflosigkeit setzen, während eine korrumpierte Öffentlichkeit sie als ganz normal hinnimmt. Nicht die Religionen sind zu ermahnen, sondern identifizierte bekannte Personen in führenden Stellungen, die sich durch ihre Untaten strafbar machen. Der Summo Pontifex hat die moralische Autorität, solche Verbrecher an den Pranger zu stellen. Sie widersprechen der christlichen Lehre und tun den Menschen in großem Maße Böses an.

Die Komplexität der heutigen internationalen Lage, wobei die USA/EU Achse an der Seite eines aggressiven Israels völlig diskreditiert ist, erfordert eine intelligente Wachsamkeit, wie sie das Berliner Kanzleramt gelegentlich reaktionsschnell demonstriert hat. Papst Benedikt XVI. war zutiefst daran gelegen, den Dialog zwischen den Weltreligionen zu vertiefen. Diese Annäherung ist fortzusetzen und wird uns alle bereichern.

Vor dem Hintergrund, die internationalen Beziehungen mit dem Iran und Syrien während der zweiten Amtszeit von US-Präsidenten Obama zu normalisieren und damit zur Entspannung der Außenpolitik beizutragen, hat Benedikt XVI auch eine klare Stellungnahme getroffen, die deutsche Medien ebenso totschweigen.
Das Unvermögen des Westens, sich der internationalen Aktualität und ihren Problemen zu stellen, ist ein Hindernis für eine friedliche zuverlässige Außenpolitik.

Sanktionen sind überflüssig und schädlich. Sie verursachen Hunger und Not bei den betroffenen Menschen. Dass die USA/EU unvernünftig darauf bestehen, ist nicht nur ein Zeichen ihrer diplomatischen Niederlage, sondern auch ein Zeichen ihrer weltweit destruktiven Außenpolitik und der Skrupellosigkeit der westlichen Machthaber.

Unter Verweis auf 13 Jahre UNO-Sanktionen gegen den Irak und mehr als ein halbes Jahrhundert lang gegen Kuba, in beiden Fällen mit katastrophalen Auswirkungen auf die Bevölkerung, warnen Diplomaten ständig vor Wirtschaftssanktionen. Lähmende Sanktionen, verdeckte Aktionen und Militärschläge sind kriminelle Handlungen und müssen von der Politik als solche gesehen und ausgeschlossen werden.

Gerade das Kirchenoberhaupt der Katholischen Kirche, Summo Pontifex Benedikt XVI., verurteilte die US-Blockade gegen Kuba, als er dieses Land im vergangenen März 2012 besuchte und erklärte, es sei der Auftrag Gottes, der Welt Liebe, Versöhnung und Frieden zu bringen. Diese wichtige aktuelle Botschaft ist nicht länger zu ignorieren. Sie muss in den Vordergrund einer ehrlichen und sachlichen Würdigung seines Pontifikats gestellt werden.

Die päpstliche Verurteilung der Wirtschaftssanktionen gegen die karibische Insel war zu erwarten und ist als grundsätzliche Ablehnung jeder Sanktionspolitik gegen welches Volk auch immer zu bewerten. Von allen Seiten nimmt deshalb derzeit der Druck auf das mächtigste Land der Welt zu, seine aggressive Politik gegenüber Kuba und anderen Völkern zu revidieren.

Benedikt XVI. stellte das Wort Gottes, das Evangelium in den Mittelpunkt seines Pontifikates, in den Mittelpunkt des christlichen Glaubens und Handelns. Daher sein überzeugender Aufruf zum Gewaltverzicht und Ablehnung einer aggressiven Politik gegenüber Menschen und Völkern.

Der pontifikale römische Katholizismus ist ein Teil, ein Aspekt des Christentums und zwar ein historischer. Der Papst von Rom repräsentiert diesen Teil. Der römische Katholizismus war aber nicht primär in der Geschichte des Christentums. Viel älter und auch viel kultivierter als Rom war die christliche Orthodoxie mit Byzanz als Zentrum. Im Mittelalter bei einem barbarisch gebliebenen Europa war Byzanz Stätte einer unvergleichlichen Raffinesse und Kultur.

Die christliche Orthodoxie lebt und identifiziert sich mit allem. Sie sympathisiert mit der gesamten Humanität, ohne Unterschied der Nation, der Abstammung oder Landesherkunft. Sie besitzt den Instinkt der menschlichen Universalität. Dogmen sind ihr fremd.

Im November 2006 reiste der Papst nach Istanbul, das alte Konstantinopel oder frühere Byzanz, während die schwindende Religiosität in Europa auffälliger denn je geworden war.

Die römische Kirche kann selbstverständlich nicht weiter bestehen, wie sie jetzt ist. Die römische Kirche hat die Idee des römischen Imperiums über den Glauben an Gott gestellt. Zu diesem Zweck dient die Unfehlbarkeit des Papst, die als Dogma im Ersten Vatikanischen Konzil 1878 deklariert wurde, eine Deklaration, die auch im historischen Kontext anzusehen und zu verstehen ist.

Es fehlt eine selbstkritische Betrachtung der westlichen Geschichte bei deutschen Medien und bei den regierenden Parteien, was in vieler Hinsicht ein großes Problem in Europa geworden ist. Unaufgeklärt bleiben so die Defizite der westlichen Zivilisation. Sie werden zu wenig bewusst:

Die hässliche Geschichte von Plünderung, Raub und geplantem Mord an anderen Völkern und Menschen durch die Kreuzfahrten, die gewaltsame Kolonisierung, die Sklaverei, die Vernichtung und Ausrottung der Völker in Übersee, vor allem der Einheimischen von Nordamerika, Australien, Teilen von Afrika und Lateinamerika. Diese massenmörderische Geschichte ging weiter im 20. Jahrhundert mit dem Ersten und Zweiten Weltkrieg und mit weiteren Angriffskriegen in den letzten Jahrzehnten, auch in das 21. Jahrhundert hinein. Diese grausamen, bösen Untaten sind keine Zeichen christlicher Aufklärung sondern eher Zeichen des Anti-Christ.

Benedikt XVI. hat gewiss diese Abnormität des Westens erkannt, vor allem nach seinem offenen Gespräch mit Fidel Castro in Kuba. Sich mit solchen Fehlschritten zu konfrontieren und sie zu bekämpfen, verlangt viel Kraft und Entschlossenheit, eine Kraft und Entschlossenheit, die ein neuer jüngerer Pontifex erbringen soll. Es handelt sich um massenmörderische Attentate der sogenannten christlichen Welt, orchestriert von Macht-Eliten an der Spitze westlicher Regierungen. Christliche Journalisten sollten sich damit befassen, anstatt sie zu verdrängen oder zu ignorieren. Warum hat sich Deutschland in diesen Schmutz ziehen lassen? Politiker und Journalisten haben das offenbar gar nicht bemerkt. Journalisten und Politiker gehen täglich mit Leuten um, die sich ständig außerhalb des Rechts und Gesetzes bewegen, Leute, die mit dem Recht und Gesetz nichts zu tun haben wollen, und das geschieht sogar im Scheinwerferlicht des Fernsehens, vor der Presse, auf internationalen Konferenzen. Merken sie nicht, dass sie so den Weg in eine umgedrehte Wertewelt gehen, den Weltanschauungskriegern folgen nach einer spezifisch antichristlichen, unmenschlichen Moral? Wird ihnen erträglich, sich von Blut beschmutzen zu lassen, wenn sie bei den Macht-Spielen ungestört hinter ihren Schreibtisch mitspielen und dabei bleiben? Wie kann sich ein Mensch so aufgeben?

Die Verbreitung des Christentums von Byzanz aus hatte puren religiösen Charakter im Gegensatz zu seiner Verbreitung in Germania, wo die Religion sich als Konsequenz eines militärischen Siegs durchsetzte. Mit anderen Worten: Das byzantinische Christentum verbreitet sich nicht vorrangig mittels militärischer Eroberungen, sondern friedlich als eine Religion getragen von dem menschlichen Prestige einer erhabenen Zivilisation. Man empfängt sie mit Sympathie, man akzeptiert sie freiwillig. Das Prestige, das sie unterstützt, ist ein menschliches Prestige. Daher die Spiritualität im Orient, die als eine Bereicherung für die Katholische Kirche anzuerkennen ist.

Der Individualismus des christlichen Abendlandes hat sich in einen ekelhaften Egoismus verwandelt. Ein extremer Egoismus, der die EU-Länder als Egomanen auftreten lässt, die ihren Sinn für Mitmenschlichkeit verloren haben. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass immer mehr Menschen das Bild von Christus außerhalb der kirchlichen Institutionen suchen, indem sie wahrnehmen, dass christliche Liebe durch Brüderlichkeit und Annäherung von Mensch zu Mensch wachsen kann, weniger aber in einer Macht-Institution, die sich von der etablierten Macht abhängig macht oder sich ihr andient. Menschliche Liebe, Brüderlichkeit und der tiefe Glaube an einen Gott gibt es in dem Islam genauso wie in der christlichen Orthodoxie. Das gestaltet eine Bindekraft.

Als eine säkulare Religion bildet der Islam eine soziale Moral für alle Menschen auf der Basis der Gleichheit und Brüderlichkeit. Einfacher als das Christentum ist der Islam eine soziale Vorstellung des Lebens für jeden Menschen.

Um sich kritisch mit beiden, christliche Orthodoxie und Islam, auseinanderzusetzen, muss man sich zuerst kritisch mit seiner eigenen westlichen Religiosität oder ihrem Mangel befassen. Das erfordert Realismus, Bescheidenheit, Demut.

Papst Bendikt XVI. gab Deutschland die Chance, sich weiter der Welt zu öffnen, aber Deutschland hat diese schöne Chance verpasst, nicht erkannt. Mit anderen Worten hat Deutschland den Papst Benedikt nicht verdient. Kaum zu fassen: Die Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihm niemals ein Besuch im Vatikan abgestattet. Hätte sie und ihre sogenannte "christliche Union" eine Vision und ein Konzept für eine Außenpolitik im Einklang mit christlichen Werten, hätte sie weltweit im Papst Benedikt einen wertvollen Unterstützer gehabt.

Katholizismus bedeutet Universalismus. Die Katholische Kirche ist eine universale christliche Gemeinschaft, wobei Europa und hiermit Deutschland nur ein kleiner Teil davon ist, und schon gar nicht das Zentrum des Universums.

Benedikt XVI. wollte den Dialog zwischen den Religionen fördern. Allerdings waren seine Absichten und Projekte von fremden Interessen manipuliert und ausgenutzt worden. Man soll nicht außer Acht lassen, dass eine fundamentalistische Organisation wie das Opus Dei eine zentrale Rolle im Vatikan spielt mit unbekannten verhängnisvollen weltweiten Konnotationen in dem aktuellen komplexen internationalen Kontext. Diese verheerende diktatorische Organisation wurde vom Papst Johannes-Paul II im Vatikan eingeführt. Der blinde Antikommunismus des polnischen Papstes hat ihn so sehr verblendet, dass er das Übel einer fundamentalistischen mächtigen Organisation innerhalb der Katholischen Kirche nicht erkannte.

Der Rücktritt des Papstes Benedikt öffnet die Möglichkeit, die Stellungen durch neue Personalien zu ersetzen und so mit dem Beginn eines neuen Pontifikates frischen Wind und eine Renaissance, eine aggiornamento in Rom zu schaffen.

Allerdings bleiben Jesus Christus und seine Botschaft der Mittelpunkt der Kirche, da Jesus das beste ist, das wir in der Kirche haben und das beste, das wir der modernen Gesellschaft anbieten können. Sollte sich der Papst in die Krallen einer korrupten Kurie als Befangen erweisen, muss sich die Katholische Kirche völlig anders gestalten, weit entfernt von einer korrupten diktatorischen Institution, die sich anmaßt, Christus und seine Botschaft einzuschließen.

Immerhin ist als gläubiger Christ das Reich des Himmels auf dieser Erde zu erobern.

Brigitte Queck  
Brigitte Queck
Beiträge: 727
Registriert am: 02.01.2012


   

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