In fast allen Publikationen zu diesem Thema wird der Tierschutz im Islam als äußerst positiv beschrieben. Bei Way-to-Allah.com wird z.B. folgendes erklärt:
Zitat
Tierschutz ist eine islamimmanente Verpflichtung, die auf der Basis von Quran und Sunna beruht. Die Scharia unterscheidet bei den islamischen Tierschutzbestimmungen verschiedene Kategorien:
1. physischer Tierschutz
2. psychischer Tierschutz
3. ethisch-moralischer Tierschutz
Diese islamischen Tierschutzbestimmungen sind wie alle anderen Rechte und Pflichten unabhängig von Gruppen- oder Personeninteressen allgemeingültig, d.h. verbindlich für alle Muslime und in allen Gesellschaften und basieren ausschließlich auf den beiden Hauptquellen des Fiqh, dem Qur'an und der Sunna. Muslime sind nach den rituellen islamischen Gesetzen zwingend verpflichtet mit allen Mitgeschöpfen (u. a. mit allen Tieren) respektvoll, liebevoll, rücksichtsvoll und artgemäß umzugehen. Abgeleitet wird diese Fürsorge- und Schutzpflicht und die damit verbundene Verantwortung der Muslime für alle Geschöpfe aus der islamischen Schöpfungsvorstellung, der Gleichstellung aller Geschöpfe vor dem Schöpfer.
Der Alltag allerdings stellt sich mir anders dar. Ich reise viel in islamische Länder und bin immer wieder unangehm überrascht, mit welcher Gleichgültigkeit bis hin zur Brutalität man dort Tiere behandelt. Ich spreche jetzt ausdrücklich nicht von Schlachtmethoden, da haben wir hier im Westen wohl auch große Defizite. Nein, ich meine den normalen Muslim, der Nutztiere hat oder der in seinem Umfeld Tieren begegnet.
Eigentlich sollte jedem, der ein Nutztier hat, klar sein, dass man dieses allein schon aus Eigennutz pfleglich behandeln sollte, denn es ist z.B. für einen Bauern oder einen Kutscher ein Teil seines Betriebskapitals. Dass es sich dabei auch noch um ein lebendiges Wesen handelt, ist noch ein zusätzlicher Grund, dem Tier Pflege und Aufmerksamkeit zu schenken. Diese Einstellung, so meine ich, sollte auch an die Kinder weitergegeben werden.
Was ich allerdings erlebe, ist das völlige Gegenteil. Die Tiere werden bis zur Erschöpfung ausgebeutet, Pflege und Gesundheitsvorsorge finden fast nicht statt und ich beobachte immer wieder Kinder, die Tiere nur so zum Scherz grässlich misshandeln.
Es gibt z.B. in Luxor/Ägypten inzwischen zwei Tierschutz-Organisationen, die beide von Europäern gegründet worden sind, wo man vor allem die Nutztiere kostenlos bei Krankheiten und sonstigen Mängeln wieder auf die Beine gebracht werden können. Die Organisationen leben fast ausschließlich von Spenden aus dem Ausland und von Entgelten, die Ausländer für die Pflege und Betreuung ihrer Haustiere bezahlen. Tierärzte in Ägypten sind ohnehin selten, sie werden sehr oft hauptsächlich zum Vergiften oder sonstigen Tötungsaktionen verwildeter Katzen und Hunde in Anspruch genommen. Alternative Aktivitäten zur Reduzierung der Population verwildeter Tiere wie Kastrationen werden scheinbar überhaupt nicht angedacht oder wenn von der Regierung empfohlen, nicht durchgeführt.
Scheinbar sind es auch nur diese von Europäern betriebenen Tierschutz-Organisationen, die versuchen, Kindern in den Schulen etwas über Tierschutz beizubringen und sie für die Bedürfnisse von Tieren zu interessieren, mit wohl mäßigem Erfolg.
Können Sie mir diese Diskrepanzen erklären?
B.K.