Der Monat Ramadan ohne Imam ist unvollständig – Grüße des Muslim-Markt
Den meisten Muslimen ist die Überlieferung bekannt, dass ein Muslim den Tod der sogenannten Dschahiliyya – also der Zeit der Unwissenheit – stirbt, wenn er ohne Imam stirbt, aber nur wenige sind sich der Auswirkungen auf den Fastenmonat bewusst.
Das Wort Imam kommt im Heiligen Qur’an in vier Derivaten vor: imaamin (mit der Bedeutung Imam 2x), imaaman (Imam 4x), imamihim (sein Imam 1x) und aimmah (Imame 5x), also insgesamt 12 Mal – wie sollte es auch anders sein. Und die Personen, die im Heiligen Qur’an namentlich als Imam erwähnt werden, erreichen diese hohe Stufe des Daseins erst, nachdem sie bereits jahrzehntelang große Gesandte und Propheten waren, sozusagen als Krönung ihres Daseins, wie z.B. Abraham (a.): „Und als sein Herr Abraham geprüft hat mit Worten, dann vollendete er sie. Er sprach: Ich werde dich errichten zu einem Imam für die Menschen. Da bat Abraham: Auch von meinen Sprösslingen…“ (2:124). Zunächst scheint Allah das Ansinnen Abrahams abzulehnen, denn der Vers endet mit „Er sprach: Mein Versprechen erstreckt sich nicht auf die, die Unterdrücker.“ Tatsächlich aber war Gottes Aussage nicht eine Antwort auf Abrahams Frage, sondern ein deutlicher Hinweis darauf, dass Menschen, die sich nicht dem Imam anschließen, letztendlich Unterdrücker sein werden, denn zumindest unterdrücken sie die ihnen von Gott anvertraute Seele, die in der Wirkung des Geistes Gottes erstrahlen könnte! Die eigentliche Antwort auf Abrahams (a.) Frage kommt dann vier Verse später in einem Bittgebet Abrahams (a.), dass wie alle Bittgebete der Reinen angenommen wird: „Unser Herr, errichte uns dir beide ergeben und unter unseren Sprösslingen eine Muttergemeinde (Ummah), dir Ergebene. Und lasse uns sehen, wie wir Dich anbeten sollen und kehre um zu uns; denn wahrlich Du, Du bist der Reueannehmende, der Begnadende.“ (2:128)
Hier steht der Begriff Muttergemeinde, oder Basisgemeinde (Ummah) als Gebet eines Imams! Ummam und Imam haben den gleichen Wortstamm; so enge hängen sie miteinander zusammen. Es sei erwähnt, dass sämtliche Propheten im Heiligen Qur’an letztendlich das durchstehen, was der Größte und Beste aller Propheten in der Sammlung aller Prüfungen überstehen muss. Abraham (a.) sollte seinen Sohn opfern, musste es aber letztendlich nicht. Prophet Muhammad (s.) hat nicht nur seinen eigenen Sohn verloren, ihm wurde auch offenbart, wie sein geliebter Enkel eines Tages regelrecht abgeschlachtet werden sollte. Ohne Zweifel, Prophet Muhammad (s.) ist der Imam aller Imame. Er ist der vollkommene Mensch, der in seinem Dasein die Vollkommenheit vorgelebt hat, für die der Mensch erschaffen wurde. Während er (s.) das ideale Vorbild für den Mann ist, ist seine Tochter Fatima (a.) das ideale Vorbild für die Frau.
Unter den Sprösslingen Abrahams (a.) werden Imame erwachsen, wie es der Heilige Qur’an prophezeit. In der so berühmten Sure Yasin gibt es einen Vers, der bedingt durch die falschen Übersetzungen leider von vielen Nichtarabischsprachigen nicht sofort in der großartigen Dimension erkannt werden kann. Ausgerechnet im 12. Vers der Sure heißt es: „...Und jedes etwas, wir haben sie registriert in einem verdeutlichten Imam.“ Ein verdeutlichter „Imam“ kennt eben alles, schlicht und einfach dadurch, dass Allah in seiner majestätischen Wir-Form es ihm eingegeben hat!
Zweifelsohne will Allah die Erde von Imamen regieren lassen, denn sie sollen die Erde erben:
„Und wir bezwecken denjenigen, die geschwächt waren auf der Erde, Huld zu erweisen und wir errichten sie zu Imamen und wir errichten sie zu Erben“ (28:5). Und selbst die Wiederauferstehung erfolgt zusammen mit dem Imam, den man sich gewählt hat: „An jenem Tage rufen wir jede Menschengruppe mit ihrem Imam.“ (17:71)
Während sunnitische Muslime die Verse mit dem Begriff „Imam“ mehr in einem metaphorischen Sinn verstehen (wollen), bezieht sich der Begriff für Schiiten nach dem Propheten Muhammad (der Imam der Imame ist) auf die Zwölf Imame, und in der heutigen Zeit auf den zwölften Imam, der in der Verborgenheit lebt. Ihr immerwährendes Dasein auf Erden ist ebenfalls eine qur’anische Aussage: „Und wir haben unter ihnen Imam errichtet, die nach unserem Gebot leiteten, weil sie standhaft gewesen sind und fest an unsere Zeichen glaubten.“ (32:24)
So ist jede muslimische Kleinstgemeinde so aufgebaut, dass es letztendlich einen „Imam“ gibt. Sei es in der Familie das Familienoberhaupt oder in der Gemeinde der Gemeindevorsteher bis hin zum Imam der Ummah, die sich jede Ummah selbst bestimmen muss. Sehr eindeutig wird ein Vers diesbezüglich: „Oh ihr diejenigen, die überzeugt sind, gehorcht Allah und gehorcht dem Gesandten und Vorderen des Gebots unter euch…“ (4:59) Dieser Vers ist ein eindeutiger Vers, der so verfasst ist, dass er für kundige Menschen gar keinen Zweifel daran lässt, dass die „Vordere des Gebots“ nur die Imame sein können. Denn jene Personen müssen so urteilen, dass ihnen gleichermaßen gefolgt werden muss wie Allah und seinen Gesandten. Und hatte nicht bereits der oben erwähnte Vers 32:24 darauf verwiesen, dass es die Imame sind, die nach dem Gebot leiten? Gleichzeitig haben verkommene Könige und Prinzen seit über einen Jahrtausend den Befolgungsvers für ihre Macht missbraucht. Das aber konnte natürlich nicht die Bedeutung sein, denn sie haben ja nie nach Allahs Gebot regiert.
Was aber hat das alles mit dem Heiligen Monat Ramadan zu tun? Es gibt keinen Zweifel darin, dass die größte Schwäche der Muslime derzeit in ihrer Uneinigkeit begründet liegt. Sei es der Anfang des Monats Ramadan, das Ende der Monats aber auch noch viel gravierende Dinge, wie der Krieg in Syrien, der Aufstand und Putsch in Ägypten, die verheerende Lage im Irak, die Katastrophe in Afghanistan, die Verschandelung der Heiligsten Stätten des Islam durch die Saudis und vieles andere mehr. Gerade erst haben die Saudis ein merkwürdiges Gebilde um die Kaaba herum aufstellen lassen, das, wenn es fertig ist, den segenreichen Blick auf das Haus Gottes für alle Drumherum Sitzende sehr stark einschränken wird! Niemand soll den Segen dieses Gebäudes frei genießen können, während der teuflische Uhrenturm in unmittelbarer Nähe alles überragt. Ja, die Muslime stehen vor vielen Herausforderungen der Zeit hilflos da, weil sie keinen Imam haben. In Ägypten gibt es keine einheitliche Führung der Muslime. Jene Interessegruppe kocht ihr eigenes Süppchen, so dass die von den USA ausgebildeten Offiziere selbst die antiamerikanische Stimmung im Land für ihren proamerikanischen Putsch nutzen konnten. Zuvor hatte allerdings ein Möchtegernimam regiert, der die Muslime gespalten und Sunniten auf Schiiten gehetzt hatte mit Toten und Verletzten. Konflikte zwischen Sunniten und Schiiten hat es in Ägypten seit Jahrzehnten nicht gegeben, warum ausgerechnet jetzt? Liegt es nicht daran, dass die Muslime sich nicht auf einen Imam einigen können, und wenn es in einer Region rein regional geschieht, die Person ungeeignet für das Imamat ist?
Auch unter Schiiten gibt es manche Muslime, die sich einfach nicht überwinden können, die Heiligkeit der Zeit zu erkennen. Sie behaupten, dass jeder Mardscha, also jeder Rechtsgelehrte mit der Fähigkeit zur Führung, eine Art Imam sei. Sie hängen selbst dann noch an ihm, wenn er längst zu seinem Herrn zurückgekehrt ist. Eine solche merkwürdige Konstellation ist derzeit beim „Büro“ des verstorbenen und gesegneten Großayatollahs Fadhlullah zu beobachten – Gott habe ihn selig. Sozusagen posthum verkündete er den Beginn des Monats Ramadan für Dienstag. Das ist nicht deshalb so erstaunlich, weil zuvor noch kein Mardscha nach seinem Ableben derartige Fatwas von sich gegeben hat, sondern dass es so viele Muslime gibt, die dem Folge leisten. Entweder gibt es in jenem Büro jetzt einen neuen Mardscha, dann ist das dessen Aussage, oder es gibt keinen Mardscha, dann kann das Büro auch nicht den Monat Ramadan ankündigen.
Über 1400 Jahre lang haben Muslime (Sunniten wie Schiiten) gebetet, gefastet, die religiösen Abgaben gezahlt und viele andere wohltätige Zwecke erfüllt. Das Ergebnis ist, dass Muslime bis vor Kurzem weltweit zum Abschaum der Menschheit geworden waren. Vor der Islamischen Revolution haben sich die allermeisten Muslime geschämt, als Muslim geboren worden zu sein. Und wenn man die heutigen USlamisten sieht, dann kann man sich nur entsetzt abwenden von solch einer Perversion des Islam. Aber seit dem Sieg der Islamischen Revolution im Iran vor nunmehr über drei Jahrzehnten scheint auch das Licht des wahren Islams in die ganze islamische Welt. Und alle Muslime (ob Sunniten oder Schiiten) profitieren davon! Der wahre Islam ist der Islam der Ummah mit einem (aber nur einem) Imam! Und jener Imam wird sich nicht dadurch auszeichnen, dass er Araber, Iraner, Türke ist oder einer sonstigen Nationalität angehört, sondern durch seine Fähigkeiten. Wir Muslime müssen dieses Gift des Nationalismus endlich überwinden. So lange wir das Gift trinken dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir vergiftet werden. Türken müssen aufhören, einen türkischen Kalifen zu wünschen und Ägypter werden niemals mit einem ägyptischen Imam erfolgreich sein, wenn zur gleichen Zeit ein viel geeigneterer Imam ignoriert oder gar bekämpft wird! Kleinste Gruppe, die durch ihre Hinwendung zur wahren Heiligkeit der Zeit den größten Unterdrückungsmaschinerien der Welt erfolgreich Widerstand leisten konnten, sind der Beweis für den befreienden Charakter einer wahren Befreiungstheologie.
Und so kann der Monat Ramadan, der in eine der kritischsten Zeit in der jüngeren islamischen Geschichte fällt, ein Segen für uns alle sein, uns zu besinnen auf die wahren Werte des Islam. Dazu gehört, dass das Iftar nicht zu einem Festmahl wird, sondern zu einem Mahl der Dankbarkeit in Demut. Dazu gehört, dass der Körper und die Seele wirklich entschlackt werden, auch indem der Gläubige Fastende abnimmt. Ein Fastender, der in diesem Monat zunimmt, verdreht mindestens einen der vielen göttlichen Sinne des Fastens. Und wir können uns gemeinsam dem wahren Imamat-Prinzip zuwenden in der Hoffnung, dass der Gnädige und Begnadende Allmächtige uns mit der Erlösung segnet. Diese Hoffnung auf den Erlöser teilen die wahren Imam-Anhänger auch mit gläubigen Christen und Juden, die zum Iftar einzuladen eine Form der Nächstenliebe ist. Die Nächstenliebe steht im Vordergrund des Monats Ramadan, dem Monat Gottes, in dem Er uns beschenkt, auch mit der Gnade des Fastens, der Gnade des damit zusammenhängenden Durstes und Hungers!
Das gesamte Muslim-Markt-Team wünscht allen unseren Lesern einen gesegneten Monat Ramadan, die gelebte Nächstenliebe, empfangen als Gnade von Allah und weitergegeben an den Nächsten, und die Annäherung an die Liebesquelle des Daseins. Auch unseren vielen nichtmuslimischen Lesern wünschen wir einen gesegneten Monat Ramadan, denn der Monat ist eine Einladung des großzügigsten Einladenden an alle Menschen.