Demonstrationen von Muslimen in Deutschland
Es ist erfreulich, dass das politische Bewusstsein der Muslime in Deutschland gestiegen ist. So konnte man in d en letzten Wochen beobachten, dass Muslime zum Unrecht in Ägypten oder zum drohenden Krieg gegen Syrien ihre Stimme erhoben und es schafften, spontan in mehreren Städten Demonstrationen zu veranstalten, teilweise mit beachtlicher Teilnehmerzahl, so wie am 31. 08. in Hannover. Das ist alles wunderbar, möge Allah diese aktiven Geschwister belohnen.
Die traditionelle Quds-Demonstration am letzten Samstag im Monat Ramadan in Berlin hätte zwar zahlreicher frequentiert werden können, aber es gingen immerhin 1000 Menschen auf die Straße.
Demonstrationen sollen aber nicht dem reinen „Frustablassen“ dienen, noch eine Art Alibi-Aktionismus darstellen, damit man sagen kann, man hat etwas getan.
An der Art und Weise müssen wir auf jeden Fall noch arbeiten, wenn wir wirklich unsere Botschaft verständlich machen wollen. Es hilft wenig, wenn wir „Allahu akbar“ rufend durch deutsche Straßen laufen. Die Mehrheitsbevölkerung bekommt dabei höchstens Angst, weil sie durch die Medien „Allahu akbar“ eher als kriegerischen Schlachtruf denn als Gottesgedenken kennengelernt haben.
Auch arabische und türkische Parolen und Transparente sind wenig sinnvoll, wir sind in Deutschland, und daher müssen auch die Parolen auf Deutsch gerufen werden.
Weiterhin, welcher Sinn liegt darin, mit Symbolen durch die Straßen zu ziehen, die den meisten Deutschen völlig fremd sind, wie etwa das Rabi3a-Zeichen, die Hand, die vier Finger zeigt, eine Anspielung auf die gewaltsame Räumung eines Camps der Muslimbrüder in Ägypten? Das versteht doch kein Mensch hier. Es wäre doch besser, man würde Flugblätter (neudeutsch: Flyer) verteilen, wo all das erklärt wird. Fremde Symbole, fremde Sprache, das alles erzeugt Angst, und Angst kann wiederum zu Hass führen.
Genauso machen manche schiitische Geschwister Aschura-Prozessionen am 10. Muharram. Viele Brüder entblößen dabei auch den Oberkörper, was ich nicht angemessen finde, da auch Frauen anwesend sind, auch wenn es vielleicht religionsrechtlich „ausreichend“ ist, wenn ein Mann sich zwischen Knie und Nabel bedeckt. Man muss auch ein wenig berücksichtigen, was in einem Land oder in einer Kultur üblich ist. Wenn dann auch noch Lieder in fremder Sprache gesungen werden, haben wir nichts erreicht, außer im besten Fall ein Folklorespektakel geboten, oder im schlimmsten Fall wiederum Ängste hervorgerufen zu haben. Wollen wir, dass man vor uns Angst hat, oder wollen wir die Botschaft Imam Hussains (a.s.), die Befreiungstheologie von Aschura, nahebringen? Wenn wir solche Veranstaltungen in deutscher Sprache machen würden, könnten wir sehr viel effektiver unser jeweiliges Anliegen vorbringen. Es wird ohnehin Zeit, dass der Islam nicht mehr als Religion der Ausländer und Fremdsprachigen wahrgenommen wird.