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Zur demonstrativen Missachtung eines bedeutsamen lokalen Ereignisses

#1 von Yavuz Özoguz , 19.11.2013 10:11

Leserbrief an das Delmenhorster Kreisblatt bzgl. der demonstrativen Missachtung eines bedeutsamen lokalen Ereignisses

Kopien des Leserbriefes gehen an benachbarte Medien und die Ansprechperson des Islamischen Weg e.V. bei der Polizei


Sehr geehrte Damen und Herren vom Delmenhorster Kreisblatt,

am letzten Samstag gab es durch die Delmenhorster Innenstadt eine Trauerkundgebung, wie es sie in Delmenhorst noch nie gegeben hat. Es war die Erinnerung an das heldenhafte Martyrium von Imam Husain in Kerbela am Tag Aschura vor 14 Jahrhunderten. Über 120 Muslime haben sich versammelt und sind friedlich durch die Straßen von Delmenhorst gelaufen. Über 100 Rosen wurden zusammen mit 400 Flugblättern verteilt und es kam dabei zu sehr anregenden und von den Verteilern geschilderten wunderbaren Gesprächen. Während des gesamten Trauermarsches gab es keinerlei negative Vorkommnisse. Die Abschlusskundgebung hat auf den friedvollen Charakter des Gedenkens hingewiesen. Selbst anwesende Polizisten haben ihren Respekt zu dem disziplinierten Charakter der Veranstaltung geäußert. Alle mitgeführten Plakate waren in deutsche Sprache. Es gab keine einzige ausländische Parole. Auch alle Reden waren in deutscher Sprache und die geführten Interviews auch.

An das epochale Ereignis von Aschura wird in der muslimischen Welt seit Jahrhunderten erinnert. Dieses Jahr haben sich selbst Christen im Libanon und in Syrien den Trauernden angeschlossen. Im Iran trauern die Christen schon seit über 30 Jahren mit den Muslimen, zumal auch ein Christ auf die Seite von Imam Husain gewechselt war. Die syrisch-orthodoxe Kirche, die in Delmenhorst immerhin einen deutschlandweiten Schwerpunkt bildet, hat sich in Syrien mit dem Trauermarsch solidarisiert, zumal jene muslimischen Demonstranten zu denen gehören, die auch die Christen mit ihrem eigenen Leben gegen Extremisten schützen.

Unmittelbar nach der Veranstaltung in Delmenhorst gab es eine sehr umfangreiche Fotoserie zu den Ereignissen in Facebook. In den Tagen darauf haben überregionale Medien von dem Ereignis berichtet. Selbst im Iran gab es einen Medienbericht, der im Internet ausgestrahlt wurde. Es kommt nicht oft vor, dass ein Ereignis aus Delmenhorst selbst im Iran berichtet wird. In gleich mehreren Internetforen haben Demonstranten ihre Eindrücke geschildert und auf den positiven Charakter der Veranstaltung hingewiesen. In der nächsten regelmäßigen Ausgabe der Muslim-Nachrichten von Muslim-TV wird es sogar bewegte Bilder zu sehen geben.

Bei all dieser Berichterstattung fällt auf, dass das Heimatblatt von Delmenhorst, das Delmenhorster Kreisblatt, scheinbar demonstrativ nicht über das Ereignis berichten will, weder im Vorfeld, als in einer Pressemitteilung der Trauermarsch angekündigt wurde, noch in Nachhinein. Das ist auch deshalb so erstaunlich, da eine renommierte Journalistin des Delmenhorster Kreisblattes anwesend war und intensiv recherchiert und Interviews geführt hat. Und es ist zu berücksichtigen, dass nahezu jede unbedeutende Gedankenwindung einiger weniger Delmenhorster Politiker, die sich gegen den Islam und die Muslime äußern, beschleunigt abgedruckt wird.

Daher stellen sich den Veranstaltern folgende Fragen: Gab es in den letzten drei Tagen so viele erheblich bedeutsamere Ereignisse in Delmenhorst, dass kein Platz für solch einen Bericht blieb, nicht einmal als Kurzmeldung? Finden durch die Delmenhorster Innenstadt so viele Trauermärsche und Kundgebungen statt, dass man nicht von allen berichten kann? Oder war der Trauermarsch einfach nur zu positiv für Muslime, so dass das Delmenhorster Kreisblatt nicht davon berichten wollte? War der konstruktive und liebevolle Trauermarsch eine derart einflussreiche Werbung für ein gegenseitiges Verständnis, dass das Delmenhorster Kreisblatt ihren seit Jahrzehnten boykottierten Dialog zwischen praktizierenden deutschsprachigen und deutschen Muslimen der eigenen Stadt mit der Mehrheitsgesellschaft auch weiterhin verhindern will?

Die Veranstalter des Islamischen Weg e.V. haben den Verantwortlichen des Delmenhorster Kreisblattes im Laufe eines Jahrzehnts inzwischen nahezu ein Dutzend Gesprächsangebote unterbreitet, um etwaige Missverständnisse, die zu solche einer absurden Situation führen, wie oben geschildert, zu klären oder zumindest den Versuch zu starten, ein besseres Verständnis für das jeweilige Verhalten aufzubauen. Das Delmenhorster Kreisblatt hat dieses Angebot nunmehr ein Jahrzehnt lang (bei wechselnden Redaktionen und Journalisten) zurückgewiesen oder ignoriert.

Die Veranstalter des Trauermarsches haben nach dem grandiosen Erfolg die Absicht geäußert, diesen Trauermarsch in Delmenhorst zu etablieren und jährlich an das epochale Ereignis zu erinnern, auch als eine Befreiungskultur für Delmenhorst. Die Trauer um Imam Husain verbindet in Indien (dort staatlicher Trauertag) Hindus und Muslime, verbindet im Iran, Libanon und Syrien Christen und Muslime und war Vorbild für Mahatma Gandhi und zahlreiche europäische Größen im Laufe der Geschichte. Warum sollte die regelmäßige Erinnerung an das Opfer zur Befreiung der Menschheit nicht auch für unser kleines beschauliches Delmenhorst ein Funke zum Frieden in unserer Heimat durch gegenseitigen Respekt sein?

Eine Lehre der Erinnerung an Imam Husain ist die Aussage aus dem Heiligen Qur’an „Unterdrückt niemals und lasst euch nicht unterdrücken“. Ein solches Ereignis als lokale Zeitung zu verschweigen grenzt an Unterdrückung. Daher könnte für das nächste Jahr – und alle zukünftige Jahre – angedacht werden, die Route des Trauermarsches so zu legen, dass sie vor dem Büro des Delmenhorster Kreisblattes endet. Und dieser dann im Laufe der Jahre etablierte Schlusskundgebungsort könnte zukünftig daran erinnern, dass eine faire Berichterstattung ein wichtiger Bestandteil für die positive Weiterentwicklung der eigenen Heimat sein muss, selbst wenn es die Berichterstattung über Menschen ist, die manche Verantwortungsträger des Delmenhorster Kreisblattes – aus welchen Gründen auch immer – nicht mögen.

Dr. Yavuz Özoguz
(Vorstandsvorsitzender Islamischer Weg e.V.)
Schilfweg 53
27751 Delmenhorst


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zuletzt bearbeitet 19.11.2013 | Top

RE: Zur demonstrativen Missachtung eines bedeutsamen lokalen Ereignisses

#2 von Yamin Naqvi , 19.11.2013 23:12

Salam aleykum,

mashaAllah, das Delmenhorster Kreisblatt hat gerade vor einer Stunde nachgezogen und wohl mit zusammengebissenen Zähnen folgende Kurznachricht veröffentlicht:

http://www.dk-online.de/nachrichten/loka...6-25/story.html

Herzlichen Glückwunsch ;-)

Wassalam

Yamin Naqvi  
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RE: Zur demonstrativen Missachtung eines bedeutsamen lokalen Ereignisses

#3 von Fatima Özoguz , 20.11.2013 08:01

Salam alaikum

ja, ein paar dürre Worte hat man sich auch in der Printversion abgerungen, die zusammengebissenen Zähne hört man förmlich knirschen. Ich hätte diese Meldung fast übersehen.

wa salam


Fatima Özoguz  
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