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Das Demokratie-Märchen

#1 von Yavuz Özoguz , 01.02.2014 10:11

Das Demokratie-Märchen

Es war einmal ein Begriff, der hieß Demokratie. Es sollte irgendetwas mit dem Volk und mit den Wünschen der Mehrheit sowie Minderheitenschutz zu tun haben, aber niemand merkte, wie der Begriff seine Bedeutung verlor.

Da gab es einmal ein Land, dass wurde einstmals Persien genannt. Lange ist es her. Da gab es eine demokratische Wahl, deren Ausgang der westlichen Welt nicht gefiel. Also wurde der Gewählte kurzerhand ermordet und stattdessen ein Schah eingesetzt. Und als das Volk endgültig gegen jenen Schah aufstand, wurde es zusammengeschossen. Und als der Schah erfolgreich vertrieben war, wurde das Land mit Krieg überzogen und danach drangsaliert. Bis heute hat sich kein Demokrat dafür entschuldigt.

Da gab es einmal ein Land, das hieß Algerien. Da gab es eine demokratische Wahl, deren Ausgang der westlichen Welt nicht gefiel. Da wurde kurzerhand der Wahlsieger ins Gefängnis gesteckt, und das Militär übernahm die Macht. Die westliche Welt applaudierte dem Militär zu. Bis heute hat sich kein Demokrat dafür entschuldigt.

Da gab es einmal ein Land, das hieß Ägypten. Dort herrschte seit Jahrzehnten ein Pharao. Er hätte nicht einen Tag lang weiter regieren können, wenn die westliche Welt ihn nicht militärisch und wirtschaftlich, insbesondere mit Weizenlieferungen gestützt hätte. Aber das Volk wollte ihn nicht mehr. Da gab es eine demokratische Wahl, deren Ausgang der westlichen Welt zuerst gefiel und dann doch nicht mehr gefiel. Da wurde kurzerhand der Wahlsieger ins Gefängnis gesteckt, und das Militär übernahm die Macht. Die westliche Welt applaudierte dem Militär leise zu, damit es nicht jeder merkte. Bis heute hat sich kein Demokrat dafür entschuldigt.

Da gab es einmal ein Land, das hieß Marokko. Dort regierte ein Herrscher, der sich selbst König nannte, der sich selbst „Befehlshaber der Gläubigen“ nennen ließ und der eine despotische Erbmonarchie führte. Er hätte nicht einen Tag lang weiter regieren können, wenn die westliche Welt ihn nicht militärisch und wirtschaftlich gestützt hätte. Kein Demokratenfürst der Welt hat jemals daran gedacht, sich dafür zu entschuldigen.
Da gab es einmal ein Land, das nannte sich Saudi-Arabien. Es war das einzige Land der Erde, das sich nach einer Familie benannte. Jene Familie stellte den König, der ziemlich rigide herrschte. Er hätte nicht einen Tag lang weiter regieren können, wenn die Westliche Welt ihn nicht militärisch und wirtschaftlich gestützt hätte. Bis heute hat denkt kein Demokrat daran, sich von diesem zum Himmel schreienden Verbrechen zu distanzieren, geschweige denn zu entschuldigt.

Da gab es lauter kleinere Länder in der nahöstlichen Region, allesamt regiert von ziemlich zwielichtigen Gestalten, die ihre Herrschaft an ihre Kinder weiterreichen, wenn die Oberdemokraten der Welt es erlauben. Manche nannten sich König, manche Scheich, manche Sultan und manche Emir. Keiner von ihnen hätte einen Tag lang weiter regieren können, wenn die Westliche Welt ihn nicht militärisch und wirtschaftlich gestützt hätte. Millionen von Menschen warten bis heute auf den Ansatz einer Entschuldigung von Demokraten für das, was im Namen von Demokratie in der Welt angerichtet wurde.

Da gab es einmal ein Land, das hieß Afghanistan. Es wurde „demokratisch“ in Schutt und Asche gelegt, erst von Ost, dann von West. Daher ist eine Befragung der Bevölkerung, was sie denn will, nicht weiter bedeutungsvoll. Wozu sollte man einem Volk, dem man jede Lebensgrundlage raubt, Demokratie geben?
Da gab es einmal ein Land, das hieß Irak. Das hatte erst Jahrzehntelang einen von der demokratisch-westlichen Welt gestützten Giftgaseinsetzer bekommen, und als man den nicht mehr brauchte, eine Besatzung, die an Brutalität ihres Gleichen sucht. Das Land wurde demokratisch in Schutt und Asche gelegt und mit demokratischen Strahlen von Urangeschossen bereichert. Aber es durfte wählen, wer die Asche von der Straße fegen darf, während die Besatzer das Öl plündern. Und damit die Aschefeger nicht fertig werden, gibt es regelmäßig neue Bomben.

Da gab es einmal ein Land, das hieß Libyen. Das hatte erst Jahrzehntelang einen von der demokratisch-westlichen Welt ausgebildeten Diktator bekommen, und als man den nicht mehr brauchte, gab es einen Krieg und anschließend Chaos, das an Brutalität ihres Gleichen sucht. Das Land wurde demokratisch in Schutt und Asche gelegt und die gesamte Infrastruktur zerstört. Aber es durfte wählen, wer die Asche von der Straße fegen darf, während die Westliche Welt das Öl plündert.

Da gab es einmal ein Land, das hieß Libanon. Das hatte tatsächlich eine demokratisch gewählte Regierung. Daher wurde es in Schutt und Asche gelegt. Als daraufhin die halbe Regierung zurücktrat und der Regierungschef keine demokratische Legitimation mehr hatte, wurde er von der gesamten westlich-demokratischen Welt gestützt, gegen das eigene Volk! Als sich aber selbst die Christen dann mit den Muslimen verbündet haben und versuchen einen neuen Weg zu gehen, wurde das Nachbarland Syrien mit demokratischen Waffen überfallen und die Söldner sollten auch den Libanon destabilisieren. Gleichzeitig wurde ausgerechnet dieses Land mit märchenhaften Gerichtsverhandlungen im fernen Tiefland überzogen.

Da gab es einmal ein Land, das hieß Syrien. Es hatte einen Präsidenten, den die Westliche Welt nicht mochte, weil er gegen den demokratischen Vorposten der Westlichen Welt war. Dem Land wurden Söldner aus der ganzen Welt geschickt, um das ganze Land in Schutt und Asche zu legen. Und die Westliche Welt setzte sich zusammen mit Saudi-Arabien für Demokratie in Syrien ein, wie sie es nannten! Der Einsatz wurde mit dem Medienpreis für sarkastische Ironie der Demokraten ausgezeichnet.

Da gab es einmal ein Land, das hieß Palästina. Das Land gibt es aber nicht mehr, weil es von den westlichen Demokratien abgeschafft wurde. Dennoch hatten dort Wahlen stattgefunden. Aber die Gewählten passten der westlich-demokratischen Welt nicht. Daher musste das Volk hungern: „Wenn ihr die wählt, die die westliche Welt an der Macht sehen möchte, dann bekommt ihr auch wieder zu essen. Wenn nicht, dann müsst ihr weiter hungern“. Die Menschen wurden ins größte Freiluftgefängnis der Welt eingesperrt und Wochenlang von den Demokraten der Welt bombardiert, ohne jegliche Chance zur Flucht! Ja so hilfsbereit waren und sind die „echten“ Demokraten bis heute!

Da gab es einmal ein Land, das hieß Deutschland. Eigentlich wollte kaum jemand in diesem Land wieder Soldaten in die Weltgeschichte schicken. Hätte man das Volk befragt, dann wären alle deutschen Soldaten zuhause geblieben. Aber stattdessen sollten erstmalig auch Kampfflugzeuge an den Hindukusch verlegt werden. Die sind zwar enorm schnell, können schießen ohne Ende, aber damit das Volk demokratisch mitspielt, wurden sie umbenannt in Tornado-Aufklärer. Und dann wurde Deutschlands Demokratie ganz demokratisch in Afrika verteidigt nachdem sie auch schon vor Libanons Küste verteidigt wurde. So groß war die deutsche Demokratie, dass sie in der ganzen Welt verteidigt werden musste. Und daher beschlossen die Demokratiefürsten, dass deutsche Soldaten - einmal mehr - "Verantwortung" in der ganzen Welt übernehmen sollen. Aller bluten Dinge sind drei.

Aber auch im Inland wurde die Demokratie verteidigt. In jenem Land, das sich Deutschland nannte, muss jeder Bürger seine Demokratiefähigkeit dadurch beweisen, dass er demokratische Homosexualität genau so toll fand wie demokratischen Ehebruch und demokratische Abtreibung. Falls er gegen die Adoption von unschuldigen Kindern durch Homosexuelle war, galt er als undemokratisch. Und er musste sich zur demokratischen Staatsräson bekennen, jedes Verbrechen Israels zu schützen, ansonsten wurde er vom demokratischen Verfassungsschutz verfolgt.

Da gab es einmal einige Länder, die nannten sich Europa. Die wollten eine Verfassung. Aber die Völker in diesen Ländern wollten das nicht. Also mussten sie dann so lange wählen, bis sie es doch wollten, oder aber sie wurden gar nicht erst gefragt.

Es gab einmal eine USA. Die gaukelten dem eigenen Volk und der Menschheit vor, dass sie ihre Soldaten aus besetzten Ländern abziehen könnten. Gleichzeitig wurde der Militäretat verdoppelt mit Geldern, die man demokratisch gedruckt hat, und die Zahl der Soldaten drastisch erhöht und viele, viele bunte Schiffe in alle Regionen der Welt beordert, um demokratisch den nächsten Krieg vorzubereiten. Ganz demokratisch wurden alle Demokraten der Welt abgehört und das Foltergefängnis Guantanamo ganz demokratisch weitergeführt, bis das der Tod die Gefangenen von dem Gefängnis scheidet.

Da gab es einmal eine Weltorganisation, in der hatte eine überwältigende Mehrheit aller Länder beschlossen, dass die israelische Besatzung nicht so schön ist. Aber das zählte nicht, denn Israel mochte das nicht. Und was Demokratie ist, bestimmte nicht die Mehrheit, sondern die Macht.

Ja, so war diese Welt der Demokraten. Es gab keinen einzigen Diktator, keinen einzigen Gewaltverbrecher an der Spitze eines gegen das eigene Volk gerichteten Regimes in der Welt, das gegen die eigene Bevölkerung bestehen konnte, ohne die massive Hilfe der westlichen Demokratien!
Und wenn das jemand anprangerte, dann war er ein Fanatiker, Extremist, Fundamentalist, Islamist und erhielt viele andere schöne Namen, die man sich für solche Menschen ausgedacht hatte.

Und da gab es einstmals viele, viele bunte Weihnachtsfeste bei den Demokraten. Die meisten Menschen in der westlich-demokratischen Welt hatten Einkaufsstress. Ihre Politiker durften diesen Wahn nicht anprangern, denn das hätte ihnen die demokratische Wirtschaft nicht verziehen. Und die Kirchen luden Weihnachtsmänner in die Kirchen ein, während Jesus und Maria es nicht bis Bethlehem geschafft hätten, weil es durch Mauern eingeschlossen war. Das interessierte die westlichen Demokratien aber nicht, denn dass Jesus aus dem Orient und nicht aus der Westlichen Welt kam, wollte man ohnehin lieber vergessen! Und man glaubte nicht an Jesus oder gar Gott, sondern an demokratisches Wachstum.

Und da gab es in der Welt immer noch ein paar Menschen, die glaubten an einen Gott, ja, selbst unter Demokraten! Die glaubten daran, dass das Volk sein Schicksal bestimmen muss im Angesicht Gottes und nicht Wirtschaftsverbände und die Rüstungsindustrie. Die glaubten daran, dass man sich Gott unterwerfen soll und nicht dem Konsumwahn und dem Wachstum. Die glaubten daran, dass Gerechtigkeit herrschen muss, damit es Frieden gibt und nicht der Kapitalismus und Imperialismus.

Das gefiel aber den Oberdemokraten ganz und gar nicht, und so bliesen sie die ganze westlich-demokratische Welt zum Kampf gegen jene Unbeugsamen! Doch die Unbeugsamen wurden immer mehr und mehr. Sie erinnerten zu Weihnachten und Ostern an Jesus und Maria und zum Ramadan an die täglich sterbenden 30.000 Hungertoten in der Welt. Sie erinnerten zum Opferfest daran, dass man bereits sein muss zum Opfern, um gegen Unterdrücker bestehen zu können, und sie erinnerten daran, dass eine Gesellschaft ohne Gott gottlos wird.

Und immer mehr Menschen in der Welt gewannen Sympathie für diese unbeugsamen Anhänger der Befreiungstheologie. Und insgeheim beteten sie für sie und wünschten ihnen Erfolg, selbst wenn sie sich nicht trauten, es offen zuzugeben. Und an vielen Orten der Welt verbanden sich Muslime und Christen und erhoben sich gegen das Unrecht gemeinsam - nicht nur im Libanon. Und überall in der Welt schlossen sich auch Juden diesem Wunsch nach Gerechtigkeit an. Und sie setzten sich gemeinsam für eine gerechtere Welt ein, mit weniger Hunger, mit weniger Unterdrückung, mit weniger Besatzung, mit weniger Militär, mit weniger Hass und Intoleranz, mit weniger Rassismus, Antisemitismus und Islamphobie; aber mit viel, viel, viel mehr Liebe! Und sie glaubten immer wenigen der Verheißungen der Hofschreiber und des Kapitalismus, sondern informierten sich gegenseitig über die Wahrheit. Manche von Ihnen wussten sehr wenig von Gott, aber sie setzten sich opferbereit für Gerechtigkeit ein, ohne zu wissen, dass Gerechtigkeit eines der Attribute Gottes ist, wie auch die Liebe, die von Gott kommt und nur durch Ihn erhalten wird. Diese Menschen fanden ihr Glück im Einsatz für wahre gottesehrfürchtige Demokratie und setzten sich daher gegen die dunklen Machenschaften der Demokratiefürsten ein. Während die Demokratieherrscher jedes noch so unmenschliche Mittel anwenden konnten, waren die Anhänger der Befreiungstheologie nicht bereit, auf ihre Menschlichkeit zu verzichten. Daher schien ihr Kampf zuweilen aussichtslos, aber er war es nie! Denn die Liebe ist immer stärker!

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann ist die Erlösung in jedem Herzen zu finden. Und wenn sie gestorben sind auch.

Yavuz Özoguz  
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RE: Das Demokratie-Märchen

#2 von Cengiz Tuna , 02.02.2014 12:10

Zitat
[...]Da gab es einmal einige Länder, die nannten sich Europa. Die wollten eine Verfassung. Aber die Völker in diesen Ländern wollten das nicht. Also mussten sie dann so lange wählen, bis sie es doch wollten, oder aber sie wurden gar nicht erst gefragt. [...]


Ich finde das lustig. :) Aber genau so ist es. Bei wichtigen Entscheidungen muss die Bevölkerung so oft wählen, bis es passt. Man darf nur das wählen, was erwartet wird, ansonsten zählt es nicht. Oder das Volk wird es gar nicht gefragt. Wie bei der folgenschweren Billigung des ESM-Vertrags. Das wurde einfach über den Köpfen der Menschen hinweg entschieden.

Und da prahlt der Westen, wie demokratisch er sei. Das Politiker nicht rot werden, wenn sie das Wort Demokratie in den Mund nehmen.

Zitat
[...]Aller bluten Dinge sind drei.[...]


Scheint wohl so!

Schade, dass so wenige Leute solche Artikel lesen. Da ist wirklich alles auf den Punkt gebracht.

Cengiz Tuna  
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