Wer den Quds-Tag schwächt, versündigt sich an Unterdrückten – Aufruf zum Quds-Tag!
Es ist zuweilen sehr befremdlich, in welcher Form ausgerechnet Anhänger der Ahl-ul-Bait die konstruktiven Aktivitäten ihrer Geschwister öffentlich schwächen. Und sie werden dieses Fehlverhalten, das sich gegen die Heiligkeit unserer Zeit richtet, vor dem kleinen Kind in Palästina verantworten müssen, das nach Hilfe ruft!
Zunächst einmal die Fakten: Es gibt keinen Zweifel, dass die Heiligkeit unserer Zeit Imam Chamene’i weltweit alle seine Anhänger dazu aufgerufen hat, beim Quds-Tag zu demonstrieren. Geschwister, die behaupten, dass der Aufruf Imam Chamene’is sich ausschließlich auf den Iran beziehen würde, widersprechen dem Imam selbst. Imam Chamene’is Aufruf bei solch einer wichtigen internationalen Fragestellung macht nicht an irgendwelchen Landesgrenzen halt. Es gab Jahrzehnte lang einen Konsens bei den Anhängern Imam Chomeinis und im Anschluss bei den Anhängern Imam Chamene’is, dass der Quds-Tag zu unterstützen ist. Und seit über 30 Jahren erleben wir in Deutschland, dass manche Muslime jedes Jahr mit immer wieder neu aufgewärmten Argumenten die Teilnehmer zu schwächen versuchen. Teils tun sie es offen, teils versteckt. Teils tun sie es bewusst, teils unbewusst.
Wenn Moses (a.) zur Demo gegen den Pharao aufgerufen hätte, und diesen Aufruf als Empfehlung beschrieben hätte, wäre es dann für die wahren Anhänger Mose (a.) denkbar, über die Teilnahme zu diskutieren? Wer den Moses seiner Zeit erkennen will, kann dies entweder über ihn selbst oder über den Pharao. Denn derjenige, den der Pharao am intensivsten bekämpft (und nicht nur vorgibt zu bekämpfen) ist Moses. Wer Abraham seiner Zeit erkennen will kann auch auf Nimrod schauen. Wer den Propheten seiner Zeit erkennen will, kann auch auf die mekkanischen Herrscher schauen. Wer den Ali seiner Zeit erkennen will, schaue auf die Abtrünnigen Chawaridsch. Wer den Hasan seiner Zeit erkennen will, schaue auf Muawiya. Wer den Husain seiner Zeit erkennen will, schaue auf Yazid. Und wer gegen den Pharao, Nimrod, die mekkanischen Herrscher, die Chawaridsch, den Muawiya und den Yazid unserer heutigen Zeit an der Seite seines Imams stehen will, der komme zum Quds-Tag.
Wenn die Frage aufgeworfen wird, ob es religionsrechtliche Pflicht sei am Quds-Tag teilzunehmen, kann genau so gut die Frage aufgeworfen werden, ob es religionsrechtliche Pflicht ist, an der Seite der Unterdrückten gegen die Unterdrücker zu stehen, und ob die Methode des Beistandes, die der Wali-ul-Amr al-Muslimin empfohlen hat, öffentlich geschwächt werden darf. Kann es sein, dass jemand in Deutschland z.B. behauptet, dass er selbst besser als Imam Chameen’i weiß, auf welche Art den Palästinensern zu helfen ist? Was wäre das für eine religionsrechtliche Anmaßung? Um das besser beurteilen zu können, hier zwei Aussagen Imam Chameen’is zum Quds-Tag:
„.. Was ich als Erstes in der 2. Ansprache (Chutbah) zu sagen habe ist, dass am Quds-Tag (Jerusalem-Tag) unsere Nation der Welt erneut die Großartigkeit des Glaubens demonstrierte. Der Quds-Tag ist nicht auf den Iran begrenzt.“ (26.11.2003)
Damit wird klar, dass der Aufruf zum Quds-Tag ganz sicher kein Aufruf alleine für die Islamische Republik Iran ist. Wer bei Imam Chamene’is Aussage „unsere Nation“ dazu gehören will, ist beim Quds-Tag dabei. Bei seiner Ansprache auf der Konferenz „islamischer Gelehrten und des islamischen Erwachens“ am 29.4.2013 wurde Imam Chamene’i erheblich deutlicher: „Jeder, der die Parole zur Befreiung der heiligen Stadt Al-Quds (Jerusalem), sowie die Rettung der palästinensischen Nation und des palästinensischen Territoriums nicht akzeptiert oder an den Rand rückt und der Front des Widerstandes den Rücken kehrt, ist schuldig. Die islamische Ummah sollte diesen klaren und fundamentalen Maßstab an jedem Ort und zu jeder Zeit im Sinn behalten.“
Ist es also eine Pflicht, beim Quds-Tag dabei zu sein? Reine Formalbetrachter, die sich auf irgendwelche Rechtsauskünfte berufen wollen, aber sämtliche Aussagen von Imam Chamene’i, Ayatollah Ramezani, bishin zu jenen der kleinen Anhänger ignorieren, müssten eine Gegenfrage zulassen! Welche Motivation steckt dahinter, über eine mögliche religionsrechtliche Pflicht zu diskutieren, wenn das Ergebnis ausschließlich die Schwächung des Aufrufs des Imams sein kann? Zuweilen bekommt man den Eindruck, dass manche Geschwister sich nicht über die Verantwortung bewusst sind, die sie mit irgendwelchen akademischen Diskussionen in der Öffentlichkeit tragen; und das gilt nicht nur für dieses Thema. Um die Schwere der Verantwortung zu verstehen, soll hier ein Gleichnis aufgestellt werden, das möglicherweise helfen kann, die Verantwortung zu erkennen, die jeder übernimmt, der den Aufruf zum Quds-Tag schwächt:
Man stelle sich vor, ein Gemeindeleiter erklärte immer wieder, dass das Nachmitternachtsgebet (salat-ul-lail) religionsrechtlich keine Pflicht sei. Er begründete es mit Überlieferungen und selbst dem Heiligen Qur’an. Immer wieder verdeutlichte er über mehrere Jahre hinweg, dass das Nachmitternachtsgebet religionsrechtlich keine Pflicht sei. Nie oder nur ganz selten ruft er dazu auf, erklärt nie die Vorteile und die Empfehlungen. Er ist vor allem dafür bekannt, dass er darauf besteht, dass es keine Pflicht ist. Tut er religionsrechtlich etwas Falsches? Aus einer rein buchtheoretischen Betrachtungsweise hat er nie etwas gesagt, was falsch war. Religionsrechtlich hat er immer die Wahrheit gesagt. Das Ergebnis ist aber, dass er Menschen von einer Empfehlung abgehalten hat. Ist es denkbar, dass solch ein Vorsitzender absolut unschuldig daran ist, dass manche Anhänger von jenem empfohlenen Gebet abgehalten wurden? Und stellen wir uns einmal vor, jemand behauptet, jenes Gebet wäre Pflicht. Was wäre die bessere Antwort: Zu behaupten dass es keine Pflicht ist und dann alles, was einem einfällt, zu veröffentlichen, um den Menschen von jener empfohlenen Handlung abzuhalten, oder zu sagen, dass es zwar keine Pflicht ist, aber es dennoch sehr empfohlen ist und jeder zu beglückwünschen ist, der es für sich wie eine Pflicht behandelt?
Zurück zum Quds-Tag. Beim aktuellen Ablauf des Quds-Tages haben viele Gruppen viel Kritik. Allen jenen Gruppen sei gesagt, dass keine Gruppe halb so viel Kritik am aktuellen Ablauf des Quds-Tag hat, wie die herzensguten Geschwister, für die meine Wenigkeit einstehen darf. Das ging sogar so weit, dass wir der für Deutschland zuständigen religionsrechtlichen Autorität vorgeschlagen haben, eine bessere Alternative in einer anderen Stadt aufzubauen. Die Antwort der geehrten und von uns alle respektierten Autorität war eindeutig: Der Quds-Tag in Deutschland wird nicht gespalten! Das Ergebnis ist, dass die Plätze für den Bus aus Delmenhorst nach Berlin auch dieses Jahr inzwischen restlos ausverkauft sind.
Eine andere Fragestellung ist die „Gefahr“, in die jeder Verein gerät, der medial mit dem Quds-Tag in Verbindung gebracht wird! Selbst die Gemeinnützigkeit wird zuweilen angedroht entzogen zu werden. Aber kein Verein ist verpflichtet solch eine Fahrt zu organisieren. Vielmehr werden die Privatleute das auf eigene Initiative tun, und das Demonstrationsrecht ist ein Recht mit Verfassungsrang in Deutschland. Keiner von den Kritikern kann es bezüglich Verfassungsschutz mit meiner Wenigkeit aufnehmen. Ich stand von 2006 bis 2009 namentlich im Verfassungsschutzbericht und konnte mich damals rühmen, einziger amtlich anerkannter Antizionist Deutschlands zu sein! Das hat uns aber nie vom Quds-Tag abgehalten. Jetzt hat der Verfassungsschutz ernsthafte Probleme mit den Monstern, die ihre Verbündeten geschaffen haben, und hat keine Kapazitäten mehr für die unsinnigen Spielereien mit uns, die wir unsere Heimat Deutschland schützen.
Manche Gruppen denken, das es aus taktischen oder strategischen Erwägungen sinnvoll sei, seine Bindung zu Imam Chamene’i zumindest nicht öffentlich zu leben bzw. durch die Schwächung dieser Beziehung auch für andere „offen“ zu sein. Es gibt gleich mehrere solche Gruppen in Deutschland. Ich bin sehr traurig für die gütigen Mitglieder jener Gruppen. Bedauerlicherweise hat keine einzige unter ihnen gemerkt, wie sich jene „Strategie“ im Laufe der Zeit verselbständigt hat und die Beziehung zur Heiligkeit unserer Zeit wirklich geschwächt wurde im Herzen der Gemeinde. Es gibt aber keinen islamischen Erfolg ohne die Heiligkeit seiner Zeit. Ich habe die große Hoffnung, dass eines Tages Imam Chamene’i die Flagge der Wahrheit an den Vertreter der Wahrheit überreichen wird inschaallah. Aber sollte meine Hoffnung nicht erfüllt werden, so bin ich der unzweifelhaften Überzeugung, dass die Flaggenübergabe durch den Wali-ul-Amr der Islamischen Republik Iran erfolgen wird, möge es manchen Schiiten passen oder nicht.
Abschließend beschäftigen wir uns mit der Frage: Warum sollte man überhaupt am Quds-Tag teilnehmen? In den letzten 30 Jahren wurden bei den verschiedenen Aufrufen zu Quds-Tagen hinreichend Gründe genannt. Aber ich erlaube mir, hier einige weitere Gründe zu nennen bzw. zu wiederholen:
- Der Quds-Tag weist auf den Kernkonflikt dieser Welt hin. Der Imam, der die Prophetenlinie vertritt, steht in dieser Konfliktarena gegen die Imame des Goldenen Kalbes. Bei solch einem Konflikt gibt es keine Neutralität.
- Der Quds-Tag ist ein Merkmal einer vergleichsweise kleinen Gruppe von Muslimen und Muslimas in Deutschland, die sich selbst zum Vorbild für Disziplin und Imamtreue erziehen. Ich versuche mir die gütigen Gesichter zu merken, damit ich am Jüngsten Tag mit ihnen zusammen unseren Imam gemeinsam suchen kann und darf inschaallah. Zu dieser Demonstration gehen vor allem Anhänger der Heiligkeit unserer Zeit, und es erfüllt mich mit Dankbarkeit, mit Anhängern Imam Chamene’is bereits im Diesseits zusammen sein zu dürfen.
- Menschen wie meine Wenigkeit setzen ihre Hoffnung auf die Gnade Gottes, die sich in der Fürsprache unseres Imams widerspiegeln wird und ich hoffe auf die Fürsprache Imam Chamene’is, selbst wenn meine Leistung extrem bescheiden ist.
- Eines Tages werden die kleinen Kinder Gazas und ganz Palästinas mich fragen, was ich für sie getan habe. In meiner dann hilflosen Nacktheit hoffe ich, dass zumindest dieser Quds-Tag ein Feigenblatt meiner Scham sein kann gegenüber diesen jungen Menschen, die so deutlich nach unserer Hilfe rufen und dem Hilferuf zu folgen meine islamische Pflicht ist.
- Manche Überlieferungen deuten darauf hin, dass die Befreiung der Welt am Abschiedsfreitag im Monat Ramadan eingeläutet wird. Selbst wenn unsere Demonstration wochentagsbedingt erst am Samstag nachgeholt wird, ist jede Vorbereitung mit der Hoffnung verbunden, der Befreiung und Erlösung einen Schritt näher zu kommen. Imam Chomeini (q.) hat den Quds-Tag mit Imam Mahdi – möge er bald erscheinen – verbunden, und meine Wenigkeit versucht sich an das Seil zu klammern.
- Ich bin der festen Überzeugung, dass der 12. Imam nur dann kommen wird, wenn wir seinen Vertreter so behandeln, wie wir ihn (a.) behandeln würden, wenn er schon da wäre. In meinen Augen ist Imam Chamene’i der Vertreter des erwarteten Erlösers. Diejenigen, die einen anderen Vertreter bevorzugen, werden niemanden finden, der vom Quds-Tag abrät. Außer manchen Abtrünnigen unter so genannten Schirazi-Anhängern in London tut das niemand! Ich möchte Muslim ibn Aqil so behandeln, als wenn er Imam Husain (a.) wäre, damit Imam Husain (a.) kommt. Wir sind nicht das Volk von Kufa, labbaik ja Imam! Wenn der erwartete Erlöser (a.) uns den Quds-Tag „nur“ empfehlen würde, dann würden wir das als eine Pflicht für uns verstehen. Wenn Imam Chamene’i überhaupt nichts von mir verlangt und nur ein einziges Mal im Jahr zur Teilnahme an einem gemütlichen Spaziergang in Berlin aufruft, dann ist das für mich mehr als eine Pflicht!
- Als deutscher Bürger, dessen Heimat Deutschland ist, fühle ich mich verpflichtet, auch den dritten Artikel des Grundgesetzes zu verteidigen, der besagt: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.“ Es handelt sich um eine ur-islamische Betrachtungsweise der Menschheit. Bedauerlicherweise leben wir in einem Land, in der die Mehrheit der Verantwortungsträger den Zionismus, der genau diesen so wichtigen Grundsatz öffentlich mit Füßen tritt, unterstützt. Durch meinen Auftritt beim Quds-Tag will ich auch Deutschland und die Werte der Menschlichkeit in meiner Heimat schützen, denn das Grundgesetzt ist im Gegensatz zur ohne Rechtsgrundlage erklären Staatsräson mit dem Islam vereinbar.
Deshalb und aus vielen weiteren Gründen bin ich vom ganzen Herzen dankbar, dass ich bisher jedes Jahr dabei sein durfte. Und ich bete zur Quelle aller Gnade, dass er es mir auch dieses Jahr ermöglicht dabei zu sein. Und alle diejenigen, die meiner Wenigkeit zumindest ein wenig Vertrauen schenken, bitte ich in aller Höflichkeit, mir die Ehre zu schenken, sie in Berlin treffen zu dürfen.
Allah ist derjenige, der die Seelenruhe in die Herzen der Überzeugten niedergesandt hat, damit sie in ihrer Überzeugung an Überzeugung gemehrt werden – und Allahs sind Heerscharen der Himmel und der Erde, und Allah ist allwissend, allurteilend.
In diesem Sinn wünschen wir allen Geschwistern gesegnete Fastentage und gesegnete Heilige Nächte.
Euer Bruder Yavuz