Von Flüchtlingen, Muslimen, Kapitalisten und deutschen Herrenmenschen
Wer ist eigentlich schuld an den Flüchtlingen? Ebenso könnte man die Frage stellen, wer schuld daran ist, dass das Eis in der Sonne schmilzt.
Bei der aktuellen Diskussion um Flüchtlinge ist erschreckend festzustellen, wie der gekaufte Journalismus einmal mehr die Hintergründe nicht ernsthaft beleuchtet und selbst erfahrene Systemkritiker zu deutschen Herrenmenschen mutieren. Daher soll hier das mit Abstand Unappetitlichste zuerst erwähnt werden. In einer bestimmten Richtung dieser Republik (die sich selbst niemals ans Nazis bezeichnen würde) wird derzeit massiv gegen Flüchtlinge gehetzt in der Form, dass die Flüchtlinge eine Art Sexmonster seien, die unschuldige, kleine, blonde, deutsche Mädchen in deutschen Seen sexuell belästigen usw. usf.. Jene Hetzer können die perfide und unmenschliche Hetze mit Unterstützung eines Teils der deutschen Bevölkerung durchführen, weil die letzte Katastrophe, in die die Deutschen hineingetrieben wurden, so lange zurück liegt, dass sich kaum noch jemand erinnert.
Keine Geringerer als Hitler schrieb in seinem „Mein Kampf“: „Der schwarzhaarige Judenjunge lauert stundenlang, satanische Freude in seinem Gesicht, auf das ahnungslose Mädchen, das er mit seinem Blute schändet und damit seinem, des Mädchens, Volke raubt.“ Zugegeben, es klingt im heutigen Deutsch etwas geschwollen, aber wie klingt Folgendes: „Ich spreche für unsere Frauen und Mädchen, die sich nachts nicht mehr in bestimmte Stadtviertel trauen, weil sie Angst vor einer bestimmten Sorte Machos mit Hormonüberschuss haben, die sich nicht an die Gleichberechtigung unserer Frau gewöhnen können.“ Das hat ein bestimmter nicht unbekannter Autor am 23.2. in Leipzig von sich gegeben (Dank an einen berühmten aufrichtigen Journalisten, der mir diese Fakten zur Verfügung gestellt hat). Und erst letzt Woche dichtete jener Redner auf seinem offensichtlich zum Hetzblog gegen Flüchtlinge mutierten Blog: „Zum Asylrecht gehört NICHT die sexuelle Belästigung von Kindern“ Aha! Wenn er das nicht geschrieben hätte, hätte es wohl tatsächlich einige unter seinen Lesern gegeben, die das gedacht hätten. Oder wollte er die Flüchtlinge erreichen, die alle noch kein Deutsch sprechen? Diese Extrembeispiele eines neuen gelebten deutschen Herrenmenschendenkens, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Art zu denken in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, selbst wenn nur wenige es so drastisch formulieren. Ein Faktencheck wird verdeutlichen, wie die Gesellschaft einmal mehr in die Irre geleitet wird, um von dem eigentlichen Problem abzulenken.
In Deutschland sind in den letzten 10 Jahren insgesamt ca. 700.000 Flüchtlinge angekommen und haben Asyl beantragt. Nur die Wenigsten wurden angenommen, viele zurückgeschickt! Nehmen wir aber einmal an, dass sämtliche Asylanträge akzeptiert worden wären und kein einziger dieser Flüchtlinge zurück geschickt worden wäre. Nehmen wir auch an, dass kein einziger das Land von sich aus verlassen hat. Nehmen wir weiterhin an, dass sämtliche dieser Flüchtlinge die faulsten Säcke der Menschheitsgeschichte wären und allesamt niemals bereit wären zu arbeiten und es bis heute nicht tun. Nehmen wir auch an, dass sie pro Person jeder seit 10 Jahren jeweils 500 Euro pro Monat von uns anständigen, fleißigen und menschenfreundlichen Deutschen schmarotzen. Das macht 350 Millionen Euro jeden Monat, oder 4 Euro, die jeder Bundesbürger pro Monat an die Flüchtlinge verschenken müsste. Nehmen wir vereinfachungshalber an, dass diese 700.000 Flüchtlinge nicht im Laufe von 10 Jahren Stück für Stück in unser übervolles Boot gekommen sind, sondern alle auf einmal vor 10 Jahren, also wir diese enorme Last schon seit 10 Jahren tragen, dann hätten wir bis jetzt insgesamt 42 Milliarden an Kosten gehabt für diese Wirtschaftsflüchtlinge, die alle in unser von uns aufgebautes Schlaraffenland gekommen sind, bzw. 4,2 Milliarden pro Jahr. Man vergleiche diese Summe (die auf absolut übertriebenen Annahmen beruht) einmal mit den Summen, die an Griechenland gezahlt werden sollen. Daneben wirken die Flüchtlinge wie Peanuts. Dann vergleiche man die Griechenlandhilfen mit den Summen, die für die Bankenrettungen ausgegeben wurden. Da wirken selbst die Griechenlandhilfen wie Peanuts. Und spätestens hier müsste jeder Bürger, der seinen Verstand nicht durch seine Triebe versklavt hat, sich die Frage stellen, was denn hier nicht stimmt!
Doch bevor er das völlige Durcheinander entwirren kann, muss er noch einige Nebenschauplätze von angedachten Verschwörungen entwirren. Irgendwelche Kräfte wollen angeblich die „ethnische Homogenität“ Deutschlands untergraben, um die Deutschen zu schwächen. Nicht einer der Schreiber bzw. Verwender jenes Begriffs „ethnische Homogenität“, und auch nicht die gekauften Journalisten, die darüber berichten, hat die Aufrichtigkeit zuzugeben, dass der in Deutschland nicht mehr zulässige Begriff der „Reinrassigkeit“ jetzt im neuen Gewand wieder auferstanden ist. Aber sind wirklich die „Fremden“ daran schuld, dass die Deutschland nicht mehr „reinrassig“ sein können? Haben die „Fremden“ bewirkt, dass einer der reichsten Länder dieser Erde die weltweit niedrigste Geburtenrate hat? Oder ist es nicht das „Herrenmenschendenken“ selbst, das die Herrenmenschen dazu bewegt in ihrem Drang nach Perfektion den Kapitalismus zu perfektionieren?
Der neue Götze Kapitalismus hat alle Teile der Gesellschaft so wie ein Krebsgeschwür durchsetzt, dass die Metastasen ein weiteres Überleben des Körpers kaum mehr möglich machen. Alles soll dem Wachstumswahn geopfert werden. Im Drang nach Perfektion wird sämtliche Menschlichkeit dem Wachstumswahn geopfert, da haben weder Kinder Platz noch Flüchtlinge. Der Mensch muss seine Menschlichkeit aufgeben, um dem Kapitalismus so perfekt frönen zu können, wie es die Deutschen viele Jahre lang getan haben. Doch inzwischen merken immer mehr Menschen, dass der Kapitalismus sie nicht wirklich reicher gemacht hat und vor allem nicht glücklicher. Der Kapitalismus macht nur die Reichen reicher! Viele Menschen merken aber auch, dass ihr ganzer Wohlstand, den sie – im Vergleich zu armen Ländern – haben, auf dem größten Raubzug der Menschheitsgeschichte beruht. Alle Westlichen Länder sind rekordmäßig „verschuldet“. Fragt man nach, bei wem sie sich denn alle zusammen verschuldet haben, bekommt man die Antwort: Bei den zukünftigen Generationen, die die Schuldenlast tragen müssen. Aber Moment einmal: Schulden in diesem Sinn bedeutet doch, dass jemand freiwillig etwas für eine begrenzte Zeit verleiht. Tut er es nicht freiwillig, sondern wird ihm der Wohlstand gewaltsam entzogen, so heißt das nicht „Schulden“ sondern Raubgut! Und genau von diesem Raubgut lebt der Kapitalismus und alle jene, die ihn anbeten. Es ist ein Raub an zukünftigen Generationen, es ist ein Raub an ärmeren Völkern, es ist ein Raub an der Umwelt und verbunden mit dem Raub an Menschlichkeit. Ein erheblich geringer verschuldetes Land, wie die Islamische Republik Iran, muss seit mehreren Jahrzehnten mehrere Millionen Flüchtlinge ertragen! Wie peinlich ist es da, wenn wir hier jammern.
Doch Flüchtlinge fallen nicht vom Himmel. Wer ist freiwillig bereit seine Heimat aufzugeben, sein Land, seine Sprache, seine vertraute Umgebung, seine Verwandten und Bekannten, dafür horrende Summen Geld zu bezahlen an kriminelle Schleuserbanden für eine unsichere Zukunft? Das tut nur jemand, dessen Lage ausweglos erscheint! Doch wer ist schuld an der immer dramatischeren Schere zwischen Arm und Reich in dieser Welt? Es ist der Kapitalismus und diejenigen, die ihn anbeten. Wer zettelt die Kriege in den Ländern an, aus denen die Flüchtlinge stammen? Es sind die kapitalistischen Staaten, die dorthin ihre Waffen verkaufen, weil auch die eigene Waffenindustrie dem Wachstumsgötzen Brandopfer darbringen muss. Es sind auch deutsche Soldaten, die in den Ländern der Flüchtlinge wirken! Es sind auch deutsche Waffen, die auf die Flüchtlinge schießen. Es ist auch die deutsche Außenpolitik, die an der Seite USraels steht, die diese Welt in den dritten Weltkrieg geführt hat. Ist es da wirklich so verwunderlich, dass auch einige der Dutzenden von Millionen Flüchtlingen dieser Erde zu uns wollen?
Aber was soll diese unglaubliche Hetze gegen die Flüchtlinge? Es gibt doch sehr viele Menschen in diesem Land, die sich aufopferungsvoll um die Flüchtlinge kümmern wollen. Warum stehen nicht sie im Fokus der Berichterstattung, sondern die Hetze. Warum wird eine Stimmung erzeugt, die selbst bei ehemaligen Flüchtlingen eine Art Hass gegen neue Flüchtlinge erzeugen lässt? Warum werden einzelne Gewalttaten von Flüchtlingen aufgebauscht und die vielen anständigen Menschen vergessen?
Der Grund liegt in der Medienstruktur Deutschlands begründet. Die Medien gehören Kapitalisten. Und die sind bei weitem nicht bereit als größte Verbrecher der Menschheitsgeschichte angeklagt zu werden. Vielmehr versuchen sie mit allen Mitteln, die ihnen noch bleiben, den untergehenden Kapitalismus aufrecht zu erhalten. Dafür bedarf es eines Sündebocks. Der Muslim musste spätestens seit 2001 dafür herhalten. Allerdings klappt das immer weniger. Nur noch in Gegenden, in denen es kaum Muslime gibt, kann man Teile des deutschen Volkes ernsthaft gegen Muslime mobilisieren. In Gegenden hingegen, wo es Muslime gibt, wo der Muslim Nachbar ist, wissen viel zu viele, dass der muslimische Nachbar ein wertvoller Teil der Gesellschaft ist. Selbst die vom Westen ausgebildeten IS-Terroristen konnten das nicht angestrebte negative Bild des Islam hinreichend ausbreiten helfen. Daher bedarf es eines neuen Feindbildes. Der böse Muslim wird zwar noch nicht ganz aufgegeben, aber der Flüchtling eignet sich äußerst gut als Ergänzung.
So lange die Menschen nicht verstehen, dass 1% der Menschen 99% der Menschen gegeneinander aufhetzen, werden die 99% sich nicht befreien können. So lagen die Menschen nicht verstehen, dass der Kolonialismus eines Israels genau so zum Kapitalismus gehört wie die offensive Propagierung der Homosexualität und aller anderer Formen von Narzissmus, werden die Menschen nicht zum friedvollen Miteinander zurück finden können. So lange die Menschen nicht verstehen, dass die Oberhäupter der Kapitalisten weder Juden, noch Christen noch Muslime sind, sondern Vertreter des größten Verbrechens der bisherigen Menschheitsgeschichte, werden sie die Krankheit nicht kennen, gegen die es durchaus Mittel gäbe. Die Menschheit wird unterdrückt, in dem die Unterdrückten gegeneinander aufgehetzt werden. Die Lösung besteht aber nicht darin, die Unterdrückten voneinander zu trennen, sondern Hand in Hand gegen die Unterdrücker vorzugehen.
Imam Chamene’i schreibt in seinem Brief an die Jugend in Nordamerika und Europa: „Ihr wisst ja, dass Hervorrufung von Hass und fiktiver Angst gegenüber „Anderem" die Grundlage für alle ungerechten Bestrebungen nach Profit und Vorteilen ist.“ Wissen wir das wirklich? Wenn ja, wann setzen wir dieses Wissen in die Nächstenliebe der Menschlichkeit um?
Deutschland hat ein sehr hohes Potential an Menschlichkeit, dass ich in seinem Organisationstalent, seiner Disziplin und der Spendenbereitschaft des Einzelnen bei Katastrophen ausdrückt. Dieses hohe Potential ist auch abseits des Kapitalismus eine Basis für die Selbstversorgung und Versorgung vieler anderer Menschen. Die Bevölkerung in Deutschland ist viel weniger Rassistisch als andere westliche Verbündete. Die Menschen in Deutschland können sich viel mehr für Frieden einsetzen, als es derzeit scheint. Das alles sind Gründe dafür, warum die Bevölkerung derzeit so extrem massiv in eine falsche Richtung gelenkt werden muss von den Kapitalisten dieser Welt. Deutschland könnte auch ohne Kapitalismus ein Vorreiter für eine alternative Wirtschaftsweise sein, die viel menschlicher ist! Der Kapitalismus aber kann nicht weiter existieren ohne ein unterworfenes Deutschland. Bereits in zwei Weltkriegen wurde Deutschland unterworfen. Und jetzt werden die Deutschen dahin gelenkt, auch an einem dritten Weltkrieg massiv Mitschuld zu tragen, um weiterhin in der Front des Kapitalismus eingereiht zu bleiben. Es liegt an uns, das zu ändern. Zwei Weltkriege hat Deutschland an die Vorreiter des Kapitalismus verloren. Beim Dritten könnten wir rechtzeitig aussteigen. Und dann gibt es keine Flüchtlinge und homogen ethnische Völker usw. mehr, sondern ein Deutschland, das in seiner vorgelebten Nächstenliebe zum Vorbild werden kann. Es wird Zeit zu den christlich-jüdischen Wurzeln zurück zu finden! Wir Muslime können es den Christen, die ihr Christentum vergessen haben, aufzeigen, wie Befreiungstheologie wirken kann. Und dann wird es auch wieder mehr Kinder in diesem Land geben, das sich über Kindergeschrei freuen wird.