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Von Flüchtlingen, Muslimen, Kapitalisten und deutschen Herrenmenschen

#1 von Yavuz Özoguz , 14.08.2015 11:49

Von Flüchtlingen, Muslimen, Kapitalisten und deutschen Herrenmenschen

Wer ist eigentlich schuld an den Flüchtlingen? Ebenso könnte man die Frage stellen, wer schuld daran ist, dass das Eis in der Sonne schmilzt.

Bei der aktuellen Diskussion um Flüchtlinge ist erschreckend festzustellen, wie der gekaufte Journalismus einmal mehr die Hintergründe nicht ernsthaft beleuchtet und selbst erfahrene Systemkritiker zu deutschen Herrenmenschen mutieren. Daher soll hier das mit Abstand Unappetitlichste zuerst erwähnt werden. In einer bestimmten Richtung dieser Republik (die sich selbst niemals ans Nazis bezeichnen würde) wird derzeit massiv gegen Flüchtlinge gehetzt in der Form, dass die Flüchtlinge eine Art Sexmonster seien, die unschuldige, kleine, blonde, deutsche Mädchen in deutschen Seen sexuell belästigen usw. usf.. Jene Hetzer können die perfide und unmenschliche Hetze mit Unterstützung eines Teils der deutschen Bevölkerung durchführen, weil die letzte Katastrophe, in die die Deutschen hineingetrieben wurden, so lange zurück liegt, dass sich kaum noch jemand erinnert.

Keine Geringerer als Hitler schrieb in seinem „Mein Kampf“: „Der schwarzhaarige Judenjunge lauert stundenlang, satanische Freude in seinem Gesicht, auf das ahnungslose Mädchen, das er mit seinem Blute schändet und damit seinem, des Mädchens, Volke raubt.“ Zugegeben, es klingt im heutigen Deutsch etwas geschwollen, aber wie klingt Folgendes: „Ich spreche für unsere Frauen und Mädchen, die sich nachts nicht mehr in bestimmte Stadtviertel trauen, weil sie Angst vor einer bestimmten Sorte Machos mit Hormonüberschuss haben, die sich nicht an die Gleichberechtigung unserer Frau gewöhnen können.“ Das hat ein bestimmter nicht unbekannter Autor am 23.2. in Leipzig von sich gegeben (Dank an einen berühmten aufrichtigen Journalisten, der mir diese Fakten zur Verfügung gestellt hat). Und erst letzt Woche dichtete jener Redner auf seinem offensichtlich zum Hetzblog gegen Flüchtlinge mutierten Blog: „Zum Asylrecht gehört NICHT die sexuelle Belästigung von Kindern“ Aha! Wenn er das nicht geschrieben hätte, hätte es wohl tatsächlich einige unter seinen Lesern gegeben, die das gedacht hätten. Oder wollte er die Flüchtlinge erreichen, die alle noch kein Deutsch sprechen? Diese Extrembeispiele eines neuen gelebten deutschen Herrenmenschendenkens, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Art zu denken in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, selbst wenn nur wenige es so drastisch formulieren. Ein Faktencheck wird verdeutlichen, wie die Gesellschaft einmal mehr in die Irre geleitet wird, um von dem eigentlichen Problem abzulenken.

In Deutschland sind in den letzten 10 Jahren insgesamt ca. 700.000 Flüchtlinge angekommen und haben Asyl beantragt. Nur die Wenigsten wurden angenommen, viele zurückgeschickt! Nehmen wir aber einmal an, dass sämtliche Asylanträge akzeptiert worden wären und kein einziger dieser Flüchtlinge zurück geschickt worden wäre. Nehmen wir auch an, dass kein einziger das Land von sich aus verlassen hat. Nehmen wir weiterhin an, dass sämtliche dieser Flüchtlinge die faulsten Säcke der Menschheitsgeschichte wären und allesamt niemals bereit wären zu arbeiten und es bis heute nicht tun. Nehmen wir auch an, dass sie pro Person jeder seit 10 Jahren jeweils 500 Euro pro Monat von uns anständigen, fleißigen und menschenfreundlichen Deutschen schmarotzen. Das macht 350 Millionen Euro jeden Monat, oder 4 Euro, die jeder Bundesbürger pro Monat an die Flüchtlinge verschenken müsste. Nehmen wir vereinfachungshalber an, dass diese 700.000 Flüchtlinge nicht im Laufe von 10 Jahren Stück für Stück in unser übervolles Boot gekommen sind, sondern alle auf einmal vor 10 Jahren, also wir diese enorme Last schon seit 10 Jahren tragen, dann hätten wir bis jetzt insgesamt 42 Milliarden an Kosten gehabt für diese Wirtschaftsflüchtlinge, die alle in unser von uns aufgebautes Schlaraffenland gekommen sind, bzw. 4,2 Milliarden pro Jahr. Man vergleiche diese Summe (die auf absolut übertriebenen Annahmen beruht) einmal mit den Summen, die an Griechenland gezahlt werden sollen. Daneben wirken die Flüchtlinge wie Peanuts. Dann vergleiche man die Griechenlandhilfen mit den Summen, die für die Bankenrettungen ausgegeben wurden. Da wirken selbst die Griechenlandhilfen wie Peanuts. Und spätestens hier müsste jeder Bürger, der seinen Verstand nicht durch seine Triebe versklavt hat, sich die Frage stellen, was denn hier nicht stimmt!

Doch bevor er das völlige Durcheinander entwirren kann, muss er noch einige Nebenschauplätze von angedachten Verschwörungen entwirren. Irgendwelche Kräfte wollen angeblich die „ethnische Homogenität“ Deutschlands untergraben, um die Deutschen zu schwächen. Nicht einer der Schreiber bzw. Verwender jenes Begriffs „ethnische Homogenität“, und auch nicht die gekauften Journalisten, die darüber berichten, hat die Aufrichtigkeit zuzugeben, dass der in Deutschland nicht mehr zulässige Begriff der „Reinrassigkeit“ jetzt im neuen Gewand wieder auferstanden ist. Aber sind wirklich die „Fremden“ daran schuld, dass die Deutschland nicht mehr „reinrassig“ sein können? Haben die „Fremden“ bewirkt, dass einer der reichsten Länder dieser Erde die weltweit niedrigste Geburtenrate hat? Oder ist es nicht das „Herrenmenschendenken“ selbst, das die Herrenmenschen dazu bewegt in ihrem Drang nach Perfektion den Kapitalismus zu perfektionieren?

Der neue Götze Kapitalismus hat alle Teile der Gesellschaft so wie ein Krebsgeschwür durchsetzt, dass die Metastasen ein weiteres Überleben des Körpers kaum mehr möglich machen. Alles soll dem Wachstumswahn geopfert werden. Im Drang nach Perfektion wird sämtliche Menschlichkeit dem Wachstumswahn geopfert, da haben weder Kinder Platz noch Flüchtlinge. Der Mensch muss seine Menschlichkeit aufgeben, um dem Kapitalismus so perfekt frönen zu können, wie es die Deutschen viele Jahre lang getan haben. Doch inzwischen merken immer mehr Menschen, dass der Kapitalismus sie nicht wirklich reicher gemacht hat und vor allem nicht glücklicher. Der Kapitalismus macht nur die Reichen reicher! Viele Menschen merken aber auch, dass ihr ganzer Wohlstand, den sie – im Vergleich zu armen Ländern – haben, auf dem größten Raubzug der Menschheitsgeschichte beruht. Alle Westlichen Länder sind rekordmäßig „verschuldet“. Fragt man nach, bei wem sie sich denn alle zusammen verschuldet haben, bekommt man die Antwort: Bei den zukünftigen Generationen, die die Schuldenlast tragen müssen. Aber Moment einmal: Schulden in diesem Sinn bedeutet doch, dass jemand freiwillig etwas für eine begrenzte Zeit verleiht. Tut er es nicht freiwillig, sondern wird ihm der Wohlstand gewaltsam entzogen, so heißt das nicht „Schulden“ sondern Raubgut! Und genau von diesem Raubgut lebt der Kapitalismus und alle jene, die ihn anbeten. Es ist ein Raub an zukünftigen Generationen, es ist ein Raub an ärmeren Völkern, es ist ein Raub an der Umwelt und verbunden mit dem Raub an Menschlichkeit. Ein erheblich geringer verschuldetes Land, wie die Islamische Republik Iran, muss seit mehreren Jahrzehnten mehrere Millionen Flüchtlinge ertragen! Wie peinlich ist es da, wenn wir hier jammern.

Doch Flüchtlinge fallen nicht vom Himmel. Wer ist freiwillig bereit seine Heimat aufzugeben, sein Land, seine Sprache, seine vertraute Umgebung, seine Verwandten und Bekannten, dafür horrende Summen Geld zu bezahlen an kriminelle Schleuserbanden für eine unsichere Zukunft? Das tut nur jemand, dessen Lage ausweglos erscheint! Doch wer ist schuld an der immer dramatischeren Schere zwischen Arm und Reich in dieser Welt? Es ist der Kapitalismus und diejenigen, die ihn anbeten. Wer zettelt die Kriege in den Ländern an, aus denen die Flüchtlinge stammen? Es sind die kapitalistischen Staaten, die dorthin ihre Waffen verkaufen, weil auch die eigene Waffenindustrie dem Wachstumsgötzen Brandopfer darbringen muss. Es sind auch deutsche Soldaten, die in den Ländern der Flüchtlinge wirken! Es sind auch deutsche Waffen, die auf die Flüchtlinge schießen. Es ist auch die deutsche Außenpolitik, die an der Seite USraels steht, die diese Welt in den dritten Weltkrieg geführt hat. Ist es da wirklich so verwunderlich, dass auch einige der Dutzenden von Millionen Flüchtlingen dieser Erde zu uns wollen?

Aber was soll diese unglaubliche Hetze gegen die Flüchtlinge? Es gibt doch sehr viele Menschen in diesem Land, die sich aufopferungsvoll um die Flüchtlinge kümmern wollen. Warum stehen nicht sie im Fokus der Berichterstattung, sondern die Hetze. Warum wird eine Stimmung erzeugt, die selbst bei ehemaligen Flüchtlingen eine Art Hass gegen neue Flüchtlinge erzeugen lässt? Warum werden einzelne Gewalttaten von Flüchtlingen aufgebauscht und die vielen anständigen Menschen vergessen?

Der Grund liegt in der Medienstruktur Deutschlands begründet. Die Medien gehören Kapitalisten. Und die sind bei weitem nicht bereit als größte Verbrecher der Menschheitsgeschichte angeklagt zu werden. Vielmehr versuchen sie mit allen Mitteln, die ihnen noch bleiben, den untergehenden Kapitalismus aufrecht zu erhalten. Dafür bedarf es eines Sündebocks. Der Muslim musste spätestens seit 2001 dafür herhalten. Allerdings klappt das immer weniger. Nur noch in Gegenden, in denen es kaum Muslime gibt, kann man Teile des deutschen Volkes ernsthaft gegen Muslime mobilisieren. In Gegenden hingegen, wo es Muslime gibt, wo der Muslim Nachbar ist, wissen viel zu viele, dass der muslimische Nachbar ein wertvoller Teil der Gesellschaft ist. Selbst die vom Westen ausgebildeten IS-Terroristen konnten das nicht angestrebte negative Bild des Islam hinreichend ausbreiten helfen. Daher bedarf es eines neuen Feindbildes. Der böse Muslim wird zwar noch nicht ganz aufgegeben, aber der Flüchtling eignet sich äußerst gut als Ergänzung.

So lange die Menschen nicht verstehen, dass 1% der Menschen 99% der Menschen gegeneinander aufhetzen, werden die 99% sich nicht befreien können. So lagen die Menschen nicht verstehen, dass der Kolonialismus eines Israels genau so zum Kapitalismus gehört wie die offensive Propagierung der Homosexualität und aller anderer Formen von Narzissmus, werden die Menschen nicht zum friedvollen Miteinander zurück finden können. So lange die Menschen nicht verstehen, dass die Oberhäupter der Kapitalisten weder Juden, noch Christen noch Muslime sind, sondern Vertreter des größten Verbrechens der bisherigen Menschheitsgeschichte, werden sie die Krankheit nicht kennen, gegen die es durchaus Mittel gäbe. Die Menschheit wird unterdrückt, in dem die Unterdrückten gegeneinander aufgehetzt werden. Die Lösung besteht aber nicht darin, die Unterdrückten voneinander zu trennen, sondern Hand in Hand gegen die Unterdrücker vorzugehen.

Imam Chamene’i schreibt in seinem Brief an die Jugend in Nordamerika und Europa: „Ihr wisst ja, dass Hervorrufung von Hass und fiktiver Angst gegenüber „Anderem" die Grundlage für alle ungerechten Bestrebungen nach Profit und Vorteilen ist.“ Wissen wir das wirklich? Wenn ja, wann setzen wir dieses Wissen in die Nächstenliebe der Menschlichkeit um?

Deutschland hat ein sehr hohes Potential an Menschlichkeit, dass ich in seinem Organisationstalent, seiner Disziplin und der Spendenbereitschaft des Einzelnen bei Katastrophen ausdrückt. Dieses hohe Potential ist auch abseits des Kapitalismus eine Basis für die Selbstversorgung und Versorgung vieler anderer Menschen. Die Bevölkerung in Deutschland ist viel weniger Rassistisch als andere westliche Verbündete. Die Menschen in Deutschland können sich viel mehr für Frieden einsetzen, als es derzeit scheint. Das alles sind Gründe dafür, warum die Bevölkerung derzeit so extrem massiv in eine falsche Richtung gelenkt werden muss von den Kapitalisten dieser Welt. Deutschland könnte auch ohne Kapitalismus ein Vorreiter für eine alternative Wirtschaftsweise sein, die viel menschlicher ist! Der Kapitalismus aber kann nicht weiter existieren ohne ein unterworfenes Deutschland. Bereits in zwei Weltkriegen wurde Deutschland unterworfen. Und jetzt werden die Deutschen dahin gelenkt, auch an einem dritten Weltkrieg massiv Mitschuld zu tragen, um weiterhin in der Front des Kapitalismus eingereiht zu bleiben. Es liegt an uns, das zu ändern. Zwei Weltkriege hat Deutschland an die Vorreiter des Kapitalismus verloren. Beim Dritten könnten wir rechtzeitig aussteigen. Und dann gibt es keine Flüchtlinge und homogen ethnische Völker usw. mehr, sondern ein Deutschland, das in seiner vorgelebten Nächstenliebe zum Vorbild werden kann. Es wird Zeit zu den christlich-jüdischen Wurzeln zurück zu finden! Wir Muslime können es den Christen, die ihr Christentum vergessen haben, aufzeigen, wie Befreiungstheologie wirken kann. Und dann wird es auch wieder mehr Kinder in diesem Land geben, das sich über Kindergeschrei freuen wird.

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Verursacherprinzip

#2 von Thomas Steffen , 15.08.2015 20:06

Zitat
Wer zettelt die Kriege in den Ländern an, aus denen die Flüchtlinge stammen? Es sind die kapitalistischen Staaten, die dorthin ihre Waffen verkaufen, weil auch die eigene Waffenindustrie dem Wachstumsgötzen Brandopfer darbringen muss. Es sind auch deutsche Soldaten, die in den Ländern der Flüchtlinge wirken! Es sind auch deutsche Waffen, die auf die Flüchtlinge schießen. Es ist auch die deutsche Außenpolitik, die an der Seite USraels steht, die diese Welt in den dritten Weltkrieg geführt hat. Ist es da wirklich so verwunderlich, dass auch einige der Dutzenden von Millionen Flüchtlingen dieser Erde zu uns wollen?



Die Gedanken sind frei - wer sich erlaubt, ergebnisoffen nach einer Lösung des Flüchtlingsproblems zu suchen, käme dieser mit einer Regelung zur Aufnahme Betroffener nach dem Verursacherprinzip näher: Man darf davon ausgehen, dass sich die USA dann zu einer Anpassung ihrer Außenpolitik veranlasst sähen, wären sie anderenfalls doch Primärziel einer Völkerwanderung.

Deutschland wäre sicher bereit, sich an den Kosten der Überfahrt zu beteiligen. Würde es diese von den Ausgaben für Waffengeschenke an Israel in Abzug bringen, wäre das dem Frieden im Nahen Osten zusätzlich förderlich und ein Signal, den Menschen eine Perspektive in ihrer Heimat bewahren zu wollen.

Zitat
Hektisch suchen nun die USA wieder einmal nach einer Lösung. Als neue Wunderwaffe schließen sie sogar eine Allianz mit dem Iran nicht mehr grundsätzlich aus. Dabei hat vor allem die verfehlte Politik der Amerikaner die gesamte Region destabilisiert.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-...-irak-krise-usa

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RE: Verursacherprinzip

#3 von Fatima Özoguz , 16.08.2015 12:07

Assalamu alaikum

was heißt denn "verfehlt"? Das klingt so, als hätte die USA quasi aus Versehen die gesamte Region destabilisiert. Das war aber deren Absicht!
Wenns ums Verursacherprinzip geht, dann müsste die USA die meisten Flücntlinge aufnehmen. Die EU mischt allerdings bei der Ausbeutung und auch bei den Kriegen sehr schön mit. Daher kann sie sich nicht als unschuldig gerieren.


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RE: Verursacherprinzip

#4 von Dörte Donker , 16.08.2015 18:56

Ich sage nur "Yinon Plan". Irgendwann wird die ISIS pseudomäßig Israel angreifen, der Angriff wird zurückgeschlagen mit Hilfe des Westens und die von der IS kontrollierten Gebiete bekommt Israel. Und die Christen freuen sich, weil ihre Geschichte vom Armageddon wahr wurde und halten das für Gottes Plan.


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Zahl der Asylanträge steuert auf Allzeithoch zu - wird Deutschland entlastet?

#5 von Thomas Steffen , 18.08.2015 23:37

Zitat von Yavuz Özoguz im Beitrag #1
In Deutschland sind in den letzten 10 Jahren insgesamt ca. 700.000 Flüchtlinge angekommen und haben Asyl beantragt.

------

Zitat
(18.08.2015)

Bis zu 750.000

Berlin (dpa). Die Zahl der Asylbewerber in Deutschland wird 2015 den bisherigen Höchststand aus den 1990er Jahren bei weitem übersteigen. Der Bund hebt seine Flüchtlingsprognose voraussichtlich drastisch an, wie das "Handelsblatt" am Dienstag aus Regierungskreisen berichtete. Demnach könnten dieses Jahr 650.000, womöglich sogar 750.000 Asylbewerber nach Deutschland kommen. Bislang hatte das zuständige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge mit rund 450.000 Asylanträgen gerechnet. […]

Länder und Kommunen klagen seit Monaten, dass sie kaum wissen, wie sie mit den wachsenden Flüchtlingszahlen fertig werden sollen. Asylbewerberunterkünfte sind überall in Deutschland überfüllt. Auch das BAMF, das alle Asylanträge bearbeitet, ist schwer überlastet. Deutlich mehr als 200.000 unerledigte Anträge haben sich dort angestaut. […]

Mit Blick auf die hohen Asylbewerberzahlen in Deutschland erklärte der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, er wolle Deutschland bei der Verteilung von Flüchtlingen entlasten. "Wir müssen die Verantwortung auf mehr Schultern in Europa verteilen. Es ist langfristig nicht tragbar, dass nur zwei EU-Länder – Deutschland und Schweden – mit leistungsfähigen Asylstrukturen die Mehrheit der Flüchtlinge aufnehmen", sagte Guterres der "Welt". | mehr



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RE: Zahl der Asylanträge steuert auf Allzeithoch zu - wird Deutschland entlastet?

#6 von Yavuz Özoguz , 19.08.2015 07:33

Nehmen wir einmal an, dass die Zahlen, die man uns heute präsentiert, stimmen, dann werden in diesem Jahr so viele Leute kommen, wie in den letzten 10 Jahren zusammen. Zugegeben; das ist enorm viel und würde eine verdopplung der im Artikel genannten Zahlen am Ende des Jahres bedeuten. Aber selbst das Doppelte der genannten Zahlen sind keine ernsthafte Belastung für Deutschland im Vergleich zu der so genannten Griechenlandhilfe und den "Bankenrettungen".

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RE: Keine ernsthafte Belastung für Deutschland

#7 von Thomas Steffen , 19.08.2015 19:56

In Deutschland neigt man eben dazu, die Dinge monetär zu bewerten, so dass mancher an den Kosten der Asylpraxis (Gewährleistung materieller und personeller Kapazitäten für Aufnahme und Verfahren, "Einwanderung ins Sozialsystem": Asylbewerberleistungsgesetz) grundsätzlich Anstoß nimmt, obwohl diese den Ausgaben für Bankenrettungen und Griechenlandhilfe nachstehen. Bei erweiterter Betrachtung und einem gewissen Hang zum Zynismus könnte man sogar zu dem Ergebnis gelangen, das Ganze "rechnet sich". [›››]

Außer vielfachem persönlichen Elend und globalem Unrecht steht die gegebene Situation dabei auch für problematische Konstellationen vor Ort [›››], fehlende Gerechtigkeit bei der Aufnahme von Flüchtlingen sowie Defizite im Hinblick auf Deutschlands Selbstbestimmung, wie an anderer Stelle bereits anklang.

Zitat von Fatima Özoguz
Wenns ums Verursacherprinzip geht, dann müsste die USA die meisten Flüchtlinge aufnehmen.


Zitat von Jürgen Elsässer
Ich empfehle jedem, der sich ein unvoreingenommenes Bild machen will, selbst einmal vor Ort zu gehen, zum Beispiel nach Dresden. Im direkten Erleben wird man erkennen: Hier entsteht eine Volksbewegung gegen unsere US-gesteuerte Regierung.


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RE: Keine ernsthafte Belastung für Deutschland

#8 von Fatima Özoguz , 20.08.2015 09:36

Soll uns das sagen, dass Pegida eine "Volksbewegung gegen unserer US-gesteuerte Regierung ist? Die gehören doch selber zum System und bilden sich noch ein, Widerstandskämpfer zu sein, lächerlich. Auf noch Schwächeren herumtrampeln und wilde Hetzreden schwingen, das können die! Sonst nichts.


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"Menschen ihre Heimat wiedergeben"

#9 von Thomas Steffen , 20.08.2015 20:00

Zitat
Die gehören doch selber zum System und bilden sich noch ein, Widerstandskämpfer zu sein, lächerlich.



Herr Elsässer nimmt es so wahr:

Zitat
Im direkten Erleben wird man erkennen: Hier entsteht eine Volksbewegung gegen unsere US-gesteuerte Regierung. Ihre Artikulation ist manchmal unbeholfen, und es gibt Trittbrettfahrer – aber wenn sich das Volk als politisches Subjekt konstituiert, geht es nun mal drunter und drüber, das lehren alle revolutionären Bewegungen. Eine solche Bewegung kann in die Irre gehen – aber wenn es eine solche Bewegung nicht gibt, funktioniert das irre System "alternativlos" weiter – und das ist das schlimmere, das schlimmste aller Übel.



Der vollständige Wortlaut und Briefwechsel findet sich in diesem thread. Zu Pegida fällt mir nichts ein, an dieser Stelle sei stattdessen aus einem aktuellen Artikel mit Bezug zum eigentlichen Thema hier zitiert:

Zitat
(18.08.2015)

Das Jahrhundert-Problem
- Von Heribert Prantl

Flüchtlingszahlen sind auch Folge dessen, was der Raubtierkapitalismus und die gewachsene Bereitschaft der Geostrategen, Interessenkonflikte mit Gewalt zu lösen, angerichtet haben

Das Flüchtlingsproblem ist nicht nur ein Problem des Sommers 2015; es ist das Problem des 21. Jahrhunderts. Es ist ein Problem, das viel größere Anstrengungen erfordern wird als die Stabilisierung des Euro und die Sanierung des griechischen Haushalts. Es geht hier nicht um das Schicksal von Banken, nicht um das Überleben des Euro; es geht um das Überleben von Millionen Menschen.

Man wird das 21. Jahrhundert einmal daran messen, wie es mit den Flüchtlingen umgegangen ist. Man wird es daran messen, was es getan hat, um die Staaten im Chaos wieder zu entchaotisieren. Man wird es daran messen, welche Anstrengungen unternommen wurden, um entheimateten Menschen ihre Heimat wiederzugeben. | mehr



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RE: "Menschen ihre Heimat wiedergeben"

#10 von Fatima Özoguz , 21.08.2015 09:35

Prantl hat völlig Recht, allerdings ist diese Entwicklung nicht erst seit dem 21. Jahrhundert.

Zitat
Flucht hat Ursachen - aber die Bekämpfung der Fluchtursachen ist zu einer Floskel geworden, mit der man eigentlich nur sagen will: Da kann man nichts machen, "die" sollen doch bleiben, wo sie sind.



auch da spricht er mir aus der Seele. Ich krieg die Krise, wenn es dauernd heißt "die Probleme sollen vor Ort gelöst werden in den jeweiligen Kulturkreisen." Und das nicht nur in Pegida-Reden. Von wohlmeinenden Zeitgenossen hört man auch oft "da kann man halt nichts machen, und wir können ihre Probleme nun mal nicht lösen". Wir können das als Einzelner vielleicht nicht. Aber wir können schon durch unser Kauf- und Konsumverhalten ein wenig dazu beitragen, den Konzernen wenigstens etwas das Wasser abzugraben, Mc Donald´s hat ja schon herbe Verluste erlitten. Aufhören, die Springerpresse zu kaufen wäre auch ein Schritt, auch wenn das die Leser und Schreiber dieses Forums nicht betrifft (hoffe ich doch schwer).

Wenn aber die Probleme vor Ort erst von Leuten vom kapitalistischen "Un-Kulturkreis" geschaffen wurden, die nicht vor Ort sind, sondern schön weit weg in den USA und Europa?
Globalisierung ist leider eine Einbahnstraße geworden, dh. Privatisierung der Gewinne der großen internationalen Konzerne und Abwälzen der Folgen auf die kleinen Leute, die sich dann untereinander bekriegen. So hat das Großkapital zwei Fliegen mti einer Klappe geschlagen: Kräftig abgesahnt, und die Leidtragenden prügeln sich untereinander und sind mit sich beschäftigt, statt sich kollektiv gegen die Verursacher der Flüchtlingsströme zu wehren. Teile und herrsche.

Und letztendlich müssen wir die schiitische Befreiungstheologie vertreten, für die Imam Khamenei steht, aber leider begreifen das selbst viele Muslime nicht, da ist noch viel zu tun. Die Muslime, und erst recht die Nichtmuslime, sind immer geneigt, das als eine rein iranische oder orientalische Sache zu sehen. Ist sie aber nicht. Wie oft wurde ich schon von llieben Muslimen, auch Schiiten darauf hingewiesen, dass hier nicht Iran sei. Hätte ich nie gedacht. Darum geht es aber nicht. Es geht nicht darum, alles 1: 1 auf Deutschland zu übertragen, es geht um den Geist dahinter.
Es gibt letztendlich keine Front zwischen Christen - Muslimen, Deutschen - Ausländer, Sunniten - Schiiten, Flüchtlinge- Alteingesessene. Sondern wir müssen ALLE begreifen, dass es nur eine Front gibt:

Unterdrücker vs. Unterdrückte.


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RE: "Menschen ihre Heimat wiedergeben"

#11 von Dörte Donker , 21.08.2015 10:07

In Berlin schlafen Flüchtlinge schon auf der Strasse. Gestern hat man gezeigt, dass darunter selbst Kinder sind, die alleine hierher gekommen sind. Berlin hat mehrere Millionen Einwohner und es gibt Unzählige, die absolut hinter der Flüchtlingsstrategie stehen. Ich tue es nicht, aber ich würde, wenn ich Platz hätte, sicher nicht so an solchen Orten vorbei gehen, wo die auf der Strasse schlafen, sondern mir die Leute anschauen und schauen, wen man zu sich einladen könnte.
Und das ist für mich persönlich überhaupt das Verlogenste. Und das sind auch noch die Leute, die andere, die die Zustände kritisieren auch noch als Nazis beschimpfen. Heuchelnde Gutmenschen eben.


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RE: "Menschen ihre Heimat wiedergeben"

#12 von Cengiz Tuna , 21.08.2015 12:07

Da hast du vollkommen recht, Schwester Dörte! Genauso sehe ich es auch. Es wir immer so getan, als ob wir etwas gegen Flüchtlinge hätten. Das stimmt überhaupt nicht. Wenn es Gewalt und Verletzte in Suhl gab, dann geht das auch auf das Konto derer, die die Flüchtlinge unter allen Umständen hier haben wollen. Die haben das auch zu verantworten. Wenn sie nicht erkennen, dass die Flüchtlinge bewusst in kleinen Gemeinden eingepfercht werden und das bewusst Gruppen zusammengelegt werden, wo es zum Konflikt kommen kann, machen sie sich mitverantwortlich. Oder glaubt jemand wirklich, dass das Flüchtlingsmanagement nicht weiß, welche Flüchtlinge nicht zusammen können.

Und um zum religiösen Geist zu kommen. Wenn ich bei jemandem zu Besuch bin, dann muss ich um Erlaubnis bitten, wenn ich beispielsweise beten möchte. So rücksichtsvoll ist der eigentliche Islam. Und wenn der Gastgeber nicht gewillt ist, viele Gäste aufzunehmen und seien es Flüchtlinge, dann kann ich es ihm nicht aufzwingen. Wenn ich es trotzdem tue, nach dem Motto, das sind Flüchtlinge wegen der Politik deiner Regierung, dann sorge ich für Unruhe und Streit. Ich provoziere sozusagen.

Die schiitische Religion, ist die Religion der Vernunft. Eine Fatwa kann unter unterschiedlichen Umständen unterschiedlich ausgelegt werden. Das ist deren Stärke. Gegen den Geist hat keiner etwas.


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RE: "Menschen ihre Heimat wiedergeben"

#13 von Cengiz Tuna , 21.08.2015 12:23

Den von Bruder Thomas verlinkten Artikel habe ich auch gelesen, mir geht der an der Realität vorbei.

Ein Umdenken muss her, richtig, aber nicht nur in der Flüchtlingsdebatte. Wenn wir Millionen von Flüchtlinge aufgenommen haben, ändert sich nichts am System. Das geht auch mit den aufgenommenen Flüchtlingen weiter und beschert noch mehr Flüchtlinge. Mit fehlen da die wirklichen Zusammenhänge.

Zitat
Die Fantasien der Politik erschöpfen sich in Abwehr- und Abschreckungsmaßnahmen.


Die Fantasien der Politik? Seit wann hat die Politik Fantasien. Politiker setzen nur das um, was sie sollen.

Übrigens, wo sind die Politiker und Medien, wenn es um die Flüchtlinge aus dem Balkan geht? Das ist die Aufnahmequote fast bei Null. Gibt es da keine Tränen von Herrn Kleber? Nun da herrscht kein Krieg, aber die Leute haben keine Zukunftsperspektive wegen dem Raubtierkapitalismus. Oder dürfen die nicht ins "Schlaraffenland", weil sie schon in der EU sind und die Quote der Überflutung hindern würden?

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RE: "Menschen ihre Heimat wiedergeben"

#14 von Dörte Donker , 21.08.2015 15:22

Zitat
[Die haben das auch zu verantworten. Wenn sie nicht erkennen, dass die Flüchtlinge bewusst in kleinen Gemeinden eingepfercht werden und das bewusst Gruppen zusammengelegt werden, wo es zum Konflikt kommen kann, machen sie sich mitverantwortlich. Oder glaubt jemand wirklich, dass das Flüchtlingsmanagement nicht weiß, welche Flüchtlinge nicht zusammen können.



Lieber Bruder Cengiz, den Zahn muss ich dir ziehen, dass in der BRD noch jemand etwas unter Kontrolle hat oder haben will. Ich kann zwar nicht zu viel erzählen, aber ich habe hier ja vor etwas 2 Jahren mit Unterbrechung ein damals minderjähriges Mädchen aufgenommen, extrem selbstmordgefährdet. Was ich in diesen 2 Jahren erlebt habe mit Behörden, Ämtern, Jugendeinrichtungen und selbst Ärzten und Psychiatern war mehr als skandalös. Kurz, es schien jedem egal zu sein, ob das Mädchen lebt oder tot ist und vor allem, wo es lebt, wer sie ernährt etc. Sie sagt heute, hätte ich sie nicht aufgenommen, wäre sie schon lange tot. Heute geht es ihr weitestgehend gut, sie hat auch wirklich lebenswerte Tage. Allein das es in ihrem Leben so weit kam, dass war schon ein Skandal, da hätte man schon einschreiten müssen. Aber es tat keiner.
Weißt du, es wird hier immer so getan, öffentlich, als ob jedem irgendwie geholfen wird, Hinter den Kulissen interessiert es niemanden. Es ist alles geheuchelt. Meiner besten Freundin musste ich heute mein letztes Geld geben, weil sie als Studentin durch das soziale Netz fällt, eine Kombination unglücklicher Umstände. Aber niemand ist für ihren Notfall zuständig. Man hat ihr den Strom abgestellt und sie hat ein Kind. Jetzt muss sie ihr Studium aufgeben.

Und zu deinen anderen Beiträgen, muss ich dich schnell fragen, was MSM ist. Komme nicht drauf.


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RE: "Menschen ihre Heimat wiedergeben"

#15 von Cengiz Tuna , 21.08.2015 16:21

Du meinst, dass diejenigen, die die Flüchtlinge aufteilen, nicht wissen, das es besser wäre bestimmte Volksgruppen getrennt zu halten. Fällt mir schwer daran zu glauben, aber sein könnte es.

Liebe Dörte, MSM = Mainstreammedien, Leitmedien, Massenmedien oder auch Lügenpresse.

In Mazedonien werden schon Lärmgranaten gegen Flüchtlinge eingesetzt. Echt traurig so etwas zu sehen. Die Flüchtlinge sind zum Spielball für geopolitische Interessen geworden. Oder glaubt man wirklich, dass da eine humanitäre Absicht hinter steckt?

http://en.alalam.ir/news/1731323

So funktioniert keine Hilfe! Das ist Missbrauch von Flüchtlingen/Menschen.

Es liegt nicht nur an den Kriegen, dass so eine große Flüchtlingswelle rollt, an den Zufall glaube ich nicht. Einige vernünftige Zusammenhänge werden von Christoph Hörstel in diesem Interview genannt.



Ein Antifa-Anhänger mit einer israelischen Fahne findet das in den Kommentar darunter als VT. Das passt schon.

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