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Notwendiger Widerstand gegen den Zionismus

#1 von Yavuz Özoguz , 19.06.2016 10:26

Notwendiger Widerstand gegen den Zionismus

Warum stellt die Konfrontation gegen die Besatzung Palästinas den Kernkonflikt dieser Welt dar?

Aus einer rein muslimischen Sichtweise kann man bei jedem Konflikt die Frage nach der Ursache stellen. Was ist z.B. die Ursache für die Auseinandersetzungen unter Schiiten? Ist es die Tatsache, dass manche Schiiten einen Weg der Einheit mit Sunniten anstreben und andere – meist von England finanzierte Gruppe – lieber sunnitische Größen öffentlich schmähen? Ganz sicher kann das nicht als Hauptursache gewertet werden, denn sofort würde sich die Frage danach stellen, warum sie das tun. Oder was ist die Ursache für die Auseinandersetzungen unter Sunniten? Ist es die Tatsache, dass manche Sunniten „liberaler“ sind und einen Weg der Einheit mit Schiiten anstreben und andere – meist von England finanzierte Gruppe – lieber Schiiten bekämpfen? Ganz sicher kann auch das nicht als Hauptursache gewertet werden, denn zum einen sind fanatische Salafisten keine Sunniten, und zum anderen würde sich wieder die Frage stellen, warum sie das tun. Ähnliche Fragen könnte man für Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Christen, Juden und Nichtjuden, Linken und Rechten, Reichen und Armen, Frauen und Männern usw. stellen. Immer käme zunächst eine unmittelbare Antwort, die aber dann die Nachfrage erfordern würde, warum sie das tun. Würde man z.B. bei allen Fragen den aktuellen Weltkrieg des Imperialismus und Kapitalismus als Ursache ausmachen, die aufgrund des Übels ihrer Ideologie die ganze Welt beherrschen will, wäre selbst das zu kurz gegriffen. Denn zum einen könnten sie niemanden beherrschen, der sich nicht beherrschen lassen will, und zum anderen sind die Köpfe des Imperialismus und Kapitalismus eine derart verschwindende Minderheit unter den Menschen, dass sie gegen die Mehrheit gar keine Chance hätte, wenn dieses zusammenhalten würden. Ist es da verwunderlich, dass die wenigen Unterdrücker sich alle Mühe geben, dass die Menschheit gespalten wird? Oder kurz gesagt: Kann man dem Satan vorwerfen satanisch zu sein?

Im Heiligen Qur’an wird die Ursünde und damit Ursache aller anderen Sünden in einem einzigen Satz ausgemacht. Satan verweigert, sich selbst einer Ordnung zu unterwerfen. Sein einziges Argument ist: „Ich bin besser!“ Und er begründet dieses mit seiner Abstammung bzw. seiner Herkunft: „Ich bin aus Feuer, und derjenigen, dem ich mich unterordnen soll, ist „nur“ aus Erde. Ich bin besser!“ Kain hat seinen Bruder Abel ermordet, weil er sich als besser gefühlt hat. Alle Herrscher der Welt haben zu allen Zeiten die göttlichen Propheten und andere Völker bekämpft, weil sie sich als besser gefühlt haben. Und schon immer hat die Mehrheit der Menschheit die wirklich guten und aufrichtigen Menschen im Stich gelassen, weil sie die sich selbst höhergestellt Fühlenden entweder angebetet oder zumindest gefürchtet hat.

Dabei ist die göttliche Aufforderung an die Menschen, sich einem System der Einheit unterzuordnen, keine Erniedrigung, sondern Erhöhung der Menschen und Stärkung durch Einheit. So soll sich der Mensch eben nicht irgendeinem Gewaltherrscher unterordnen, sondern der göttlichen Ordnung. Mit dem Begriff „göttliche Ordnung“ können die meisten Menschen in der Westlichen Welt nichts mehr anfangen, zu sehr wurde ihnen die eigene menschliche Natur entzogen. Man kann die göttliche Ordnung aber auch anders umschreiben: Die Menschen sollen ein System aufbauen, in dem es keine Ungerechtigkeit gibt, in dem Gnade und Barmherzigkeit dominieren, in dem nicht die größten Prahler herrschen, sondern den anständigsten, bescheidensten und gerechtesten Menschen die Verantwortung auferlegt wird, die Gemeinschaft zu leiten, obwohl sie von sich aus eine Leitungsfunktion gar nicht anstreben. Genau das aber wird den Menschen weltweit aberzogen!

In den sogenannten westlichen Demokratien wird der Eindruck erweckt, als wenn eine vernünftige Person von einer Mehrheit gewählt wird. Tatsächlich herrscht ausschließlich der Kapitalismus in seiner brutalsten Form. Höhepunkt dieser Entwicklung sind die USA, in der jetzt zwei offensichtliche Schwerverbrecher zur Wahl stehen. Die eine gehört vor ein Kriegsverbrechertribunal und der andere wohl eher in ein Irrenhaus. Dennoch soll einer von beiden oberster Anführer der Westlichen Welt werden. Widerstand dagegen ist bei der westlichen Demokratenherde sehr verhalten. In den nichtdemokratischen Ländern werden Personen installiert, die mit Gewalt die Interessen der Kapitalisten gegen die jeweils eigenen Bevölkerungen durchsetzen. Und manche Muslime fallen dann auf die Agenten jenes weltweiten Verbrechersystems herein und glauben, dass Muslime keinen Anführer unter sich bestimmen sollten, weil der Islam das bis zum Erscheinen des Erlösers nicht vorsehe. Sie werfen die Muslime damit den Finanzhaien zum Fraß vor.

Will man die Ursache „Ich bin besser“ bekämpfen, muss man bei sich selbst anfangen. Die Selbsterziehung ist der entscheidende Kampf und heißt nicht umsonst „Großer Dschihad“. Das größte Unheil im Großen wie im Kleinen geht von selbstverliebten Menschen aus, die am häufigsten über sich schreiben, ihre eigenen Fotos verbreiten, ihr eigenes Schicksal beklagen oder hochloben. Die Welt dreht sich um sie und ihre eigenen Vorstellungen. Sie fallen vor allem dadurch auf, dass sie sich mit allen Mitteln weigern, sich einem Imam, einem echten aufrichtigen und wahrhaftigen Vorbild unterzuordnen. Sie glauben, dass sie selbst der Imam sind und werden zum Opfer ihrer Triebseele, die sie zum „Ich bin besser“ leitet. Nur wer sich selbst aufgibt und in ein System eingliedert, in dem er sich unter Führung eines aufrichtigen und anständigen Menschen mit anderen Menschen zusammenschließt, kann Glückseligkeit für sich und andere erlangen. Sie folgen gemeinsam nicht den größten „Ichs“, sondern den bescheidensten Menschen. Jener Anführer zeichnet sich nicht nur durch zahlreiche menschliche Qualitäten aus, sondern lebt auch ein extrem bescheidenes Leben, sodass niemand ihn um sein Leben beneidet. Er trägt die Last, die zu tragen so schwer ist und bei der jeder seiner Anhänger sich bemüht, ihm die Last zu vermindern. Das hier Beschriebene gilt vor allem für die Propheten und heilige Menschen. Aber auch jeder kleine Verein, jede Familie, jede Firma, jeder Zusammenschluss von Menschen kann nur funktionieren, wenn es eine vernünftige Führung gibt. Und je anständiger die Führung ist, desto besser wird der Zusammenschluss funktionieren; nicht im Sinne des Kapitalismus, sondern im Sinn der Menschlichkeit. Im Kapitalismus können nur die größten Verbrecher in der Führung aufsteigen, nur diejenigen, die ihre Mitwerber ausstechen. In einem menschenwürdigen System will der am meisten Geeignete gar nicht vorstehen. Er wird von den anderen dazu gedrängt.

Das Prinzip des wahrhaftigen Führers basiert auf Menschlichkeit und der Hingabe des Einzelnen in ein Kollektiv, in dem jeder einzelne mitwächst zur Menschlichkeit. Das Prinzip ist allerdings seit Menschengedenken bekannt und wurde auf die übelsten Arten bekämpft. Zumeist wurden „Führer“ installiert, die genau das Gegenteil dessen bewirkt haben, was den Menschen genützt hätte. In Deutschland wurde das in solch einer extremen Form missbraucht, dass selbst der Begriff „Führer“ nicht mehr benutzt werden kann. Wahrscheinlich wird man erst in einigen Jahrhunderten erkennen, wer alles hinter jenem „Führer“ stand.

Führt man den Kernkonflikt des Menschen in sich, den Kampf gegen die eigene Triebseele, den Kampf gegen das „Ich bin besser“ auf die aktuelle politische Weltbühne, dann folgen daraus kollektive Verwerfungen wie „Wir sind das bessere Volk“, was wir heute Rassismus oder Nationalismus nennen. Diese Vorstellung führt dann dazu, dass man sich selbst und seinem Kollektiv Rechte zubilligt, die andere nicht erhalten. Die Folge ist ein Dauerkriegszustand mit jenen, die man unterdrücken will. Ein Volk des „Wir sind besser“ muss zwangläufig zu Unheil führen, denn jenes Volk beansprucht für sich Rechte und Ressourcen, die sie anderen nicht gewährt und bei Bedarf auch raubt.

Nun könnte man argumentieren, dass alle Religionen, Judentum, Christentum, Islam von sich annehmen „besser“ zu sein als die anderen. Aber solch eine Behauptung würde von der absoluten Unkenntnis der Religionen zeugen. Die Religionen selbst können sich gar nicht als besser fühlen, denn das ist eine Eigenschaft eines Menschen, und alle genannten Religionen hatten Menschen zu Führern, die Bescheidenheit vorgelebt haben. Die Propheten waren eine Gnade für die sie umgebenden Menschen bis hin zur gesamten Menschheit, und haben sich dennoch selbst als sehr „niedrig“ angesehen. Ein Muslim, der sich „besser“ fühlt als andere, hat sich nicht wirklich hingegeben. Stolz ist eine Todsünde im Christentum. Und Barmherzigkeit eine Vorschrift für Juden, wie auch die anderen. Es sind nicht die Religionen und ihre wahren Anhänger, die das „Ich bin besser“ in die Welt tragen. Es sind politische, zumeist atheistische, Ideologien!

Der Zionismus ist solch eine atheistische Ideologie. Der Religion des Judentums gehört ein Mensch an, der an Gott glaubt gemäß den Vorstellungen des Judentums. Ein Zionist kann aber auch jemand sein, der gar nicht an Gott glaubt und vom Judentum zum Christentum konvertiert ist. Die Zionisten betrachten ihn weiterhin als Juden! Hintergrund ist: Das Judentum ist eine Jahrtausende alte Religion, der Zionismus ist eine gerade einmal ein gutes Jahrhundert alte politische Ideologie. Das Judentum hat auch ohne Zionismus existiert. Der Zionismus aber kann nicht existieren, ohne das Judentum zu missbrauchen.

Im Zionismus und den vom Zionismus bewirkten Konflikten dieser Erde lassen sich alle Kernelemente des „Wir sind besser“ wiederfinden. Wir sind besser, deshalb dürfen wir die einheimische Bevölkerung verjagen, und müssen dafür niemals Rechenschaft ablegen. Wir sind besser und dürfen deshalb die noch nicht Vertriebenen wie Menschen zweiter Klasse behandeln. Wir sind besser, deshalb dürfen Menschen, die selbst und deren Vorfahren in den letzten 1000 Jahren noch nie in Palästina gelebt haben, mehr Rechte im Land genießen, als einheimische Nichtjuden. Wir dürfen internationales Recht brechen, ein ganzes Land fast acht Jahrzehnte unter Besatzung halten, ohne dass wir jemals irgendwelche Konsequenzen befürchten müssen. Wir dürfen alle anderen dazu auffordern, uns zu unterstützten und ihnen sonst mit allen möglichen Keulen drohen. Niemand außer uns darf ungestraft Atomwaffen haben und nicht dem Atomwaffensperrvertrag angehören. Wir dürfen Kollektivstrafen verhängen, obwohl außer uns das niemand darf. Wir dürfen jeden Widerstand gegen unsere Besatzung als Terrorismus diffamieren und alle unsere Maßnahmen der Unterdrückung als Selbstverteidigung. Die Liste dieses „Wir dürfen das, was andere nicht dürfen“ könnte noch sehr lange fortgesetzt werden. In der Westlichen Welt gilt das nur für Israel, oder anders ausgedrückt: Israel darf alles! [1]

Es gibt Konflikte dieser Welt, die länger dauern. Es gibt andere Konflikte, die ähnlich rassistisch oder nationalistisch motiviert sind. Wiederum andere Konflikte sind mit ähnlichen Kriegen, ähnlichen Vertreibungen, ähnlichen Menschenrechtsverletzungen, ähnlichen Völkerrechtsbrüchen usw. behaftet. Aber im Konflikt um Palästina sind sämtliche Konflikte an einem Ort der Erde konzentriert. Daher ist der Konflikt um Palästina der Kernkonflikt der heutigen Erde um Menschlichkeit. Die Westliche Welt steht in diesem Konflikt uneingeschränkt an der Seite der Besatzer. Die Armen und Bedürftigen dieser Welt stehen an der Seite der Unterdrückten.

Imam Chomeini hat aus den oben genannten Gründen den Quds-Tag am letzten Freitag des Monats Ramadan zum weltweiten Demonstrationstag der Unterdrückten gegen die Unterdrücker erklärt [2]. Es ist der Tag, an dem die ihr Inneres durch wochenlanges Fasten geläuterte Seele nunmehr aufsteht gegen das Unrecht dieser Welt. Die weltweiten Demonstrationen nehmen seit Jahren zu und lassen die Unterdrücker nicht unbeeindruckt. Sie befürchten, dass eine wachsende Befreiungstheologie ausgehend von der wahrhaftigen islamischen Führung heutzutage durch Imam Chamene’i für sie zum Problem werden könnten. Deshalb konfrontieren sie die Islamische Republik Iran mit allen möglichen Kriegen, welche die Westliche Welt besser zu beherrschen glaubt (militärisch, wirtschaftlich, propagandistisch) und flößt Möchtegerngelehrten oder gekauften Personen den Gedanken ein, die islamische Bedeutung des Tages herunterzuspielen. Sie können damit einem gewissen Erfolg bei Menschen erzielen, die glauben, sie seien besser und die sich daher nicht in das einheitliche System einordnen, in dem die Unterdrückten dieser Erde gegen die Unterdrücker aufstehen.

Aber letztendlich enden alle, ob Unterdrücker oder Unterdrückte, eines Tages unter der Erde und dann werden sie befragt, was sie für die hilfsbedürftigen Menschen getan haben. Die Teilnehmer an den Quds-Tag-Demonstrationen können immerhin einen jährlichen Spaziergang durch Berlin auflisten. Das ist nicht viel, aber der Anfang für mehr Befreiung.

[1] http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=17685
[2] http://www.eslam.de/begriffe/q/quds-tag.htm

Yavuz Özoguz  
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