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Eine Frage zum Verständnis der Schia und einer Jüdin – Ein Weckruf an die Schiiten

#1 von Yavuz Özoguz , 31.05.2017 09:59

Eine Frage zum Verständnis der Schia und einer Jüdin – Ein Weckruf an die Schiiten

Das Selbstverständnis der Schia und der Schiiten in Deutschland muss endlich einmal offen ausdiskutiert werden, um diese gesamte Vereinsmeierei und Funktionärsanbiederei zu hinterfragen.



Die Schia ist – zumindest nach Verständnis der Schiiten – der lebendige Islam, welcher an der Seite Imam Husains steht. Ohne Rücksicht auf die Größe des Opfers, steht der Schiit an der Seite der Unterdrückten der Welt gegen die Unterdrücker und scheut keine Hingabe, damit es den Unterdrückten besser geht. Die Mittel sind ihm heilig und das Ziel heiligt ihm niemals die Mittel. Er ist begrenzt durch Anstand und Aufrichtigkeit und kann daher nur durch eigene Hingabe und Opferbereitschaft für die Wahrheit einstehen. Er steht an der Seite der Sukaynas der Zeit und lebt wie Zaynab oder – wenn das nicht mehr möglich ist – stirbt wie Imam Husain. Leben wie Zaynab bedeutet die Wahrheit auszusprechen und zwar so deutlich und klar, dass sie auch tausend Jahre später zu hören ist. Leben wie Zaynab bedeute selbst im Angesicht des Todes vor dem übelsten Tyrannen der Zeit die Wahrheit zu verteidigen und an der Seite der Unterdrückten zu stehen. Die Wahrheit, welche Schiiten zumindest im Herzen vertreten, ist schon immer aus blutigen Mündern geflossen, aus Mündern, die von den Tyrannen der Welt stets blutig geschlagen worden sind.

Bezogen auf das heutige Deutschland bedeutet das, dass jeder Schiit – wenn er seinen Glauben auch nur halbwegs ernst nimmt – an der Seite der Palästinenser steht und gegen die Tyrannei des Zionismus aufsteht, völlig unabhängig davon, welchen journalistischen oder politischen Konsequenzen ihn dann erwarten werden. In Deutschland wird niemand mit dem Tod bedroht, wenn er die Barbarei des Apartheidsstaates anprangert, aber die Zionismus-Lobby wird ihn sicherlich nicht in Ruhe lassen. Der Quds-Tag, der internationale Tag zur Befreiung Palästinas von dem westlichen Kolonialismus, müsste für jeden Schiiten in Deutschland eine innere Verpflichtung sein. Selbst wenn er körperlich nicht an den jährlichen Demonstrationen in Berlin teilnehmen kann, so müsste sein Herz für diese Demonstration schlagen, und solche Herzen fürchten nicht den Tadel der Tadelnden [1]. Sie suchen niemals den Kompromiss mit der offenen Tyrannei und lassen Imam Husain niemals im Stich. Sie sind nicht wie die Mehrheit des einstmaligen Volkes von Kufa, das aus sehr unterschiedlichen Gründen Imam Husain verraten haben! Manche unter jenen Verrätern hatten zumindest nach eigenen Vorstellungen sogar gute Absichten. Sie dachten, dass der Kompromissweg mit den Tyrannen die Wahrheit besser schützen könne. Sie haben an sich und ihre Zeit gedacht, nicht aber an die immerwährende Wahrheit, die auch tausend Jahre nach ihnen wirken wird, mit oder ohne ihr Zutun!

Wieder einmal stehen wir vor der Situation, dass eine geehrte großartige Persönlichkeit der Schia in Deutschland, diese Mal der sehr geehrte Dr. Hamidreza Torabi [2], auf den Scheiterhaufen der Zionismus-Propaganda geworfen worden ist [3]. Die „Jerusalem Post“ und in dessen Gefolge die deutsche „Bild“ haben ihn offen angegriffen, offensichtliche Verleumdungen gegen ihn verbreitet, und die Gelegenheit genutzt gegen den Quds-Tag zu hetzen. Die Hassprediger des Zionismus in Deutschland werden die Verbrechen des Zionismus so lange verteidigen, bis die Tyrannei ein Ende findet!

Doch wie ist die Reaktion der Schiiten in Deutschland? Es ist nicht das erste Mal, dass ein hoher Geistlicher der Schia im Fadenkreuz der westlichen Propaganda steht. Bereits vor einem halben Jahr wurde in England eine beispiellose Hetzkampagne gegen den geehrten Gelehrten Hamza Sodagar gestartet, bei der nur wenige deutsche schiitische Organisationen öffentlich Stellung an seiner Seite bezogen haben [4]. Damals konnte man sich noch damit rausreden, dass es sich um eine englische Angelegenheit handele, was schon eine extrem schwache Ausrede war. Dieses Mal aber kann man das nicht! Dr. Torabi sitzt in Deutschland, ist der Direktor einer wichtigen Lehreinrichtung für islamische Gelehrte in Deutschland und gilt als einer der dialogfreudigsten Gelehrten unter Schiiten überhaupt!

Wo sind die Vereine, die ihm öffentlich zu Hilfe eilen? Wo sind die Spitzenvertreter der Schia in Deutschland? Wo sind die Vereinvorsitzenden von 150 schiitischen Vereinen in Deutschland? Sicherlich haben bereits einige Vorstandsmitglieder von Dachverbänden sich klar geäußert [3], aber das erfolgte bisher nur in einem privaten Rahmen. Was also ist los mit der Schia in Deutschland? Wollen wir Schiiten teilhaben an Fördergeldern des Bundes für diverse Projekte und lassen daher unser Schweigen erkaufen? Glauben wir, dass die Gerechtigkeit Gottes mit Kompromissen gegenüber der offensichtlichen Tyrannei des zionistischen Apartheidsstaates besser vertreten werden kann? Glauben wir gar, das Gott uns dafür braucht, um Seine Wahrheit den Menschen nahe zu bringen, und wir daher unsere wertvolles Ego nicht opfern wollen für die Wahrheit? Glauben wir ernsthaft, dass das System der Tyrannei uns in Ruhe lassen wird, wenn wir zu den zionistischen Verbrechen schweigen und/oder uns vom Quds-Tag distanzieren? Als nächstes wird das Bekenntnis für Homosexualität abverlangt, und wenn das erfolgt ist wir das Bekenntnis zu Ehebruch, Verbot vom islamischen Schlachten, Verbot der Beschneidung von Jungen usw. usf. verlangt. Glauben wir als Schiiten nicht an den Heiligen Qur’an des Islam?

„Und nicht zufrieden mit dir sind die Juden und die Christen, bis du ihrem Bekenntnis folgst.“ [5]

Wollen wir die Zufriedenheit der Mehrheitsgesellschaft oder die Zufriedenheit Gottes. Wollen wir schweigen wie die Mehrheit des damaligen Volks von Kufa, oder wollen wir an der Seite von Imam Husain stehen, unabhängig davon, was es für uns bedeutet? Die heutige Prüfung ist ein Krümel neben dem Berg der Prüfung, vor dem die Anhänger Imam Husains standen, aber bestehen wir nicht einmal diese Krümelaufgabe, während die Gefährten der Ahl-ul-Bait Berge versetzt haben? Was ist nur los mit uns im Monat Ramadan? Was hat unser Fasten für einen Sinn im Rahmen der Selbsterziehung, wenn wir zusehen, wie unsere Nachbargelehrten dem Fraß der zionistischen Hassprediger ausgesetzt werden und schweigen?

Manche haben jetzt die für sie „beste“ Ausrede: Das sei doch nicht ihre Aufgabe, das sei doch die Aufgabe der Spitzenverbünde, solch einen Angriff abzuwehren. Wenn Gelehrter Soundso, Dachverband Soundso und die großen Vereine Soundso sich melden, dann können auch wir kleinen Leute oder kleinen Vereine uns melden. Aber ist das wirklich eine Ausrede, die vor Allah bestand hat? Wer von uns wird dafür verantwortlich gemacht, was andere getan oder nicht getan haben? Aber für das, was wir selbst in solch einer Situation unterlassen haben, werden wir alle verantwortlich gemacht! Das permanente Verhindern von Handlungen kann auch niemals mit angeblichen Langfriststrategien kaschiert werden. Viele spätere Generationen von Muslimen in Deutschland werden uns dafür anprangern, dass wir die Verteidigung der Wahrheit und der Sukaynas in Palästina und der Gelehrten in Deutschland verschoben, verschoben und noch einmal verschoben haben, so dass sie das Problem von uns erben mussten. Dabei könnten wir Schiiten hierbei als Vorbilder für alle Muslime vorantreten. In dem Moment, in dem wir auch nur halbwegs geschlossen auftreten an der Seite unserer Gelehrten und mit der klaren Botschaft gegen das Apartheidsregime von Tel Aviv, in dem Moment, in dem wir die Last des Tadels auf uns nehmen und andere dazu motivieren mitzumachen, in dem Moment wo unsere gütigen sunnitischen Geschwister erkennen, dass auch sie keine Furcht vor dem zionistischen Papiertiger haben müssen, in dem Moment würden wir ganz Deutschland befreien, stets an der Seite eines tyrannischen Unterdrückungsapparates stehen zu müssen!

Ein letzter Blick auf die aktuelle Situation soll helfen unser Selbstverständnis zu schärfen – so Gott will. Eine Jüdin, die Scheich Torabi nicht kennt, aber die Unterdrückungsmechanismen des Zionismus gut studiert hat, stellt sich an die Seite von Scheich Torabi und fordert die Bundesregierung auf, sich gegen die zionistische Unterdrückung zu stellen [6]. Diese gutherzige Frau weiß möglicherweise wenig über die Ahl-ul-Bait, sie kennt die Geschichte von Imam Husain wohl nur wenig und der Name Sukayna dürfte ihr kaum geläufig sein. Dennoch nennt sie Imam Chamene’i in aller Öffentlichkeit einen weisen Mann [7] und steht an der Seite der Unterdrückten der Welt.

Die Gerechtigkeit Gottes ist der wesentliche Aspekt im Bekenntnis des Islam, insbesondere in der Schia, wo die Gerechtigkeit Gottes zu den Grundlagen gehört, die jeder Gläubige verinnerlichen muss. An was für einen Gott glauben wir, wenn wir glauben, dass ein schweigender Schiit, der seinen gelehrten Bruder damit im Stich lässt, besser dastehen könnte, als eine Jüdin, die sich offen an die Seite der Unterdrückten stellt? Glauben wir ernsthaft an solch einen absurden Gott, der unsere „Schiadasein“ ohne jegliche Aktivität, wenn es darauf ankommt, annehmen wird? Zaynab gibt die Antwort darauf, als sie zu den damaligen Schiiten spricht: „Weint ihr um unser Leid, die ihr doch mit angesehen habt, wie die wertvollsten unserer Brüder niedergemetzelt wurden? Weint ihr um unser Leid? Eure Tränen nützen nichts. Sie rechtfertigen nicht eure Tatenlosigkeit, eure Tränen dienen nur euch selbst zu eurer Selbstrechtfertigung. … Der Islam hat euch Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit gebracht, und ihr habt selbst diese Werte wieder aufgegeben. Ich sehe in euch nichts außer Doppelzüngigkeit, Eigennutz und Verrat. Aufrichtigkeit sehe ich in euch nicht. Ihr wollt damit euer Leben retten. … Ihr seid ein totes Volk, seelenlos und brackig, - tot deswegen, weil ihr zu allem bereit seid, um euer Leben zu erhalten. Gottes Missfallen habt ihr euch zugezogen. Ihr ließet uns töten und wollt nun um uns weinen?! Es wäre angebrachter, dass ihr um euch selbst weintet. Denn diejenigen, die sich für Freiheit und Gerechtigkeit opfern, die in dieser Sache sterben, haben ein gutes Ende vor sich. Zu beweinen sind jene, die auf der anderen Seite stehen“ [8].

Wohlgemerkt, in unserem Fall geht es nicht um Leben oder Sterben, sondern um das Erheben der Stimme! Wären wir nicht so, wie Zaynab es beschreibt, dann würde Deutschland heute ein viel gerechteres Land sein! Wären wir nicht so, wie Zaynab es beschreibt, dann hätten wir die wahre Faszination des Islam schon in viele Herzen von gutherzigen deutschen Bürgern weitertragen können. Aber immer dann, wenn unsere Stimme verlangt wird, sind wir heiser.

Gott vergebe uns unsere Schwäche – allen voran mir, der mit diesem Text auch seine eigene Schwäche offen legt, viel zu wenig für die Wahrheit zu tun! Und möge Gott uns in Seiner Gnade in diesem Fall zu einer Kehrtwende bewegen, so dass wir diesen Angriff gemeinsam so erfolgreich abwehren, dass die Zionismus-Lobby es sich in Zukunft mehrfach überlegt, einen muslimischen Gelehrten anzugreifen. Und der Quds-Tag steht bald vor der Tür.

[1] Heiliger Qur’an 5:54
[2] http://www.eslam.de/begriffe/t/torabi_hamidreza.htm
[3] http://www.muslim-markt.de/diverse/monat...en_quds_tag.htm
[4] https://archiv.offenkundiges.de/homosexu...r-im-interview/
[5] Heiliger Qur’an 2:120
[6] https://www.facebook.com/permalink.php?s...240929706099538
[7] https://www.facebook.com/permalink.php?s...240929706099538
[8] http://www.eslam.de/manuskripte/reden/re...abs_in_kufa.htm


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