Wie eine unbewaffnete verstorbene Frau die Imperien das Fürchten lehrt
Wie ist es möglich, dass hunderte Millionen Menschen überall in der Welt gleichzeitig weinen, sichtbar trauern, die Straßen von vielen Metropolen füllen und dennoch kaum ein Sterbenswörtchen in den Systemmedien Deutschlands davon zu lesen ist?
Gestern war Aschura: Es ist der Gedenktag an Imam Husains epochalem Martyrium in der Ebene von Kerbela im Jahr 680 n.Chr.. Imam Husain hatte sich mit seinen wenigen Getreuen, etwas mehr als hundert Personen, darunter Frauen, Kinder, Greise, Kranke, einem Heer von 30.000 bestausgerüsteten Soldaten des damaligen Imperiums gestellt. Es ging darum, ob der Enkel des Propheten sich dem Unrechtsregime des missbrauchten Islam unterwirft oder Widerstand leistet. Er hat mit seinen Getreuen solch einen Widerstand geleistet, dass die Geschichtsbücher des Islam und die Herzen der Muslime heute noch an das Blut denken, welches das Schwert für alle Zeiten besiegt hat [1]. Das Ereignis war maßgeblich mit dafür verantwortlich, dass das Schah-Regime im Iran gestürzt worden ist. Das Ereignis hat den Irak geprägt und Syrien. Und immer mehr wird das Ereignis zum Vorbild für die Jemeniten. In vielen Ländern Afrikas hat das Ereignis eine neue Generation von widerstandswilligen jungen Leuten auf die Straße geführt. In Ghana und Nigeria hat die Westliche Welt wie zuvor im Orient Monster-Bataillone aufgebaut, um den wahren Charakter des Islam zu diskreditieren.
Doch nicht nur in allen muslimischen Ländern wird des Ereignisses gedacht. In Dutzenden von deutschen Städten gab es Großveranstaltungen. Allein in Bremen wurde am Tag von Aschura gleich in drei Sprachen (deutsch, arabisch, persisch) in mehreren Sälen gedacht. Mehrere tausend Besucher füllten die Räume. Im Islamischen Zentrum Hamburg wurde die Kapazitäten derart belastet, dass die Veranstalter irgendwann niemanden mehr hereinlassen konnten. Ähnliche Situation gab es in Berlin, in vielen Städten im Ruhrgebiet, kurz: In ganz Deutschland. Und was kann man davon heute lesen?
Immerhin hat der „Tägliche Anzeiger“ aus Holzminden einen Artikel gebracht über die Veranstaltungen im Irak [2]. Das war es dann aber auch schon mit der Freiheit der Journalisten in Deutschland. Ihre Freiheit besteht ausschließlich darin, dem westlichen Unterdrückungssystem zu dienen. Dabei waren im Irak, Syrien, Iran und anderenorts keineswegs nur Muslime auf den Straßen und haben Imam Husain geehrt. Auch Christen nehmen jedes Jahr an den Prozessionen teil und ehren auf ihre Art Imam Husain [3]. Wäre nicht wenigstens das eine Nebenschlagzeile in der westlichen Welt wert?
Die Ereignisse wurden der Nachwelt durch Imam Husains Schwester Zaynab übermittelt. In einer ebenfalls epochalen Rede weckte sie die Menschen damals wie heute auf: „Wehe Euch, Leute von Kufa! Weint ihr um unser Leid, die ihr doch mit angesehen habt, wie die wertvollsten unserer Brüder niedergemetzelt wurden? Weint ihr um unser Leid? Eure Tränen nützen nichts. Sie rechtfertigen nicht eure Tatenlosigkeit, eure Tränen dienen nur euch selbst zu eurer Selbstrechtfertigung. Mögen die Tränen in euren Augen nie trocknen. Ihr gleicht den Frauen, die ihr Gespinst nach getaner Arbeit wieder in Strähnen auflösen.
Der Islam hat euch Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit gebracht, und ihr habt selbst diese Werte wieder aufgegeben. Ich sehe in euch nichts außer Doppelzüngigkeit, Eigennutz und Verrat. Aufrichtigkeit sehe ich in euch nicht. Ihr wollt damit euer Leben retten. Ihr seid die Gleichen, die beim Sieg der Feinde Freudentränen geweint haben. Und nun, wo ihr uns sehen könnt, da weint ihr noch einmal, - vergebens.
Ihr habt keine klare Linie, ihr gleicht einer Pflanze, die im Unrat gedeiht oder einem Stein, der ein Grab schmückt. Ihr seid ein totes Volk, seelenlos und brackig, - tot deswegen, weil ihr zu allem bereit seid, um euer Leben zu erhalten. Gottes Missfallen habt ihr euch zugezogen. Ihr ließet uns töten und wollt nun um uns weinen?! Es wäre angebrachter, dass ihr um euch selbst weintet. Denn diejenigen, die sich für Freiheit und Gerechtigkeit opfern, die in dieser Sache sterben, haben ein gutes Ende vor sich. Zu beweinen sind jene, die auf der anderen Seite stehen. Welch ein Vergehen habt ihr begangen.“
Was damals für die die Bevölkerung von Kufa galt, die Imam Husain erst eingeladen und dann im Stich gelassen hatten, gilt heute für die ganze Welt. Die Leute von Kufa haben wenigstens geweint, als sie sahen, was sie angerichtet haben. Aber wo sind unsere Tränen angesichts von 30.000 Hungertoten jeden Tag des Herrn? Wo sind unsere Tränen für die Kinder, die in Jemen durch die westliche Allianz zusammengebombt werden? Wo sind unsere Tränen für das Leid, das der Kapitalismus über die Menschheit gebracht hat. Wenn wir schon nicht aufstehen, dann könnten wir doch zumindest Mitgefühl haben! Wo ist unser Mitgefühl für ganze Kontinente, die von den unersättlichen Superreichen dieser Erde ausgebeutet werden? Wo ist unser Widerstand gegen Kriege, die inzwischen auch Deutschland wie selbstverständlich unterstützt und teilweise daran beteiligt ist?
Jesus wurde nach Vorstellung von Christen durch die Römer gekreuzigt. Imam Husain, der heiligste Mensch seiner Zeit, wurde aber von Muslimen selbst massakriert. Jesus ist nach Vorstellung von Christen allein gekreuzigt worden mit zwei Sträflingen zusammen. Imam Husain hat nicht nur sich selbst sondern auch seine Söhne, Neffen, Brüder, sogar einen Säugling opfern müssen. Wo ist das Mitgefühl dafür bei uns heute? Wo ist unser Mitgefühl für die Mütter in Palästina, die über 70 Jahre unter Besatzung leben müssen?
Die Rede Zaynabs und das Gedenken an die Ereignisse von Aschura können Imperien zum Wanken bringen. Im Heiligen Koran heißt es, dass die List des Satans schwach sei [5]. Die Weltherrscher verfügen über so viele Atomwaffen, dass sie die gesamte Erde mehrfach vernichten könnten. Sie beherrschen fast alle Bodenschätze der Welt und kontrollieren alle wesentlichen Presstituierten. Sie beherrschen das gesamte Finanzsystem und kontrollieren fast alle Banken. Es spielt für sie keine Rolle, wer wo regiert, so lange sie reicher werden auf Kosten der Armen. In fast allen Ländern der Erde geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander, auch in Deutschland! Sie sind scheinbar so stark, dass keine Macht der Erde ihre Macht ins Wanken bringen könnte. Aber ein fast 1400 Jahre zurückliegendes Ereignis und die Rede einer seit 13 Jahrhunderten verstorbenen, damals wie heute völlig unbewaffneten Frau, versetzt sie in Angst und Schrecken! So sehr fürchten sie sich davor, dass sie kein Wort darüber berichten, selbst wenn die Prozessionen vor ihrer Haustür vorbeiführen.
Wer doch etwas über die aktuellen Ereignisse zu Aschura und die weltweite Teilnahme, selbst von Christen, lesen will, kann dies in Englisch bei dem Sender RT, und der gehört bekanntlich Russland. Es ist einmal mehr so weit in Deutschland, dass man nur noch über „Feindsender“ den Untergang des westlichen Raubtierkapitalismus nachlesen kann, der sich inzwischen gegenseitig zerfleischt. Die USA fördern Separatistenbewegungen in Europa, um die europäische Einheit zu schwächen und können selbst kaum noch kaschieren, dass ihr Finanzsystem kurz vor dem Zusammenbruch steht.
In solche einer Welt hat Deutschland die unvorstellbar große Chance, auf die Seite von Gerechtigkeit, Frieden und echte Freiheit zu wechseln. Deutschland hat die Chance die Lehren Imam Husains zu verstehen und die Last der Vergangenheit abzuwerfen, um in der Zukunft ein Staat zu werden, der sich für Menschlichkeit und Nächstenliebe einsetzt. Wer das jetzt aber von seiner Regierung erwartet, der hat die Geschichte von Imam Husain nie gelesen oder verstanden. Es sind die Einzelschicksale mutiger Menschen, die die Welt verändern können, nicht die Diener der Reichen. Imam Husain ist auch für die heutigen Menschen in Deutschland Märtyrer geworden. Wohl dem, der das versteht und darauf reagiert.
[1] http://www.eslam.de/begriffe/a/aschura.htm
[2] https://www.tah.de/afpnewssingle.html?&t...97f3929c3cc7f18
[3] https://www.youtube.com/watch?v=aqO7FXwQdqM
[4] http://www.eslam.de/manuskripte/reden/re...abs_in_kufa.htm
[5] Heiliger Koran 4:76
[6] https://www.rt.com/op-edge/405193-ashura...ophet-muhammad/