As-salamu alejkum, verehrte und gelehrte Geschwister!
Seit vielen Jahren treibt mich (Sunnit) eine sehr spezielle Frage um und sie verursacht, wie überall zu erkennen ist, nicht nur mir, sondern der ganzen Welt Leidensdruck:
Unser aller hochverehrter Prophet Mohammed (saws) beschwor mit allem, was er je getan, gesagt und gedacht hatte, die weltumspannende Ummah, die keine Grenzen kennt. Keine zwischen Nationen, keine der Hautfarben, des Alters, der Herkunft ....
Ich hänge dieser Idee nicht nur an - sie ist tatsächlich einer meiner massivsten Antreiber.
Vor längerer Zeit sandte mich Allah "zufällig" mit einem Freund und Bruder zusammen in eine Pizzeria, die von Shiiten betrieben wurde. Wir kamen nicht nur sehr schnell miteinander ins Gespräch, sondern trafen uns in Folge immer wieder. Manchmal schloss man direkt hinter uns ab und kochte für uns aus der pakistanischen Heimat (was HABE ich diese Küche lieben gelernt!). Die Pizzeria wurde von der ganzen Familie betrieben und der Inhaber hatte zwei prachtvolle Söhne, auf die er stolz war und sein konnte.
Ich konnte in ihren Ausführungen nie etwas finden, was mit ein unüberwindliches Störgefühl verursacht hätte; eher im Gegenteil nahm ich wahr, dass jeder von ihnen den Hl. Qur'an gut kannte und sich ganz offenbar tief und oft mit ihm beschäftigt hatte. Alle unsere Gespräche empfand ich als regelrecht beglückend und bereichernd - bis heute bin ich froh und überaus, dass mir Allah diese Bekanntschaft schenkte. Sie sind in die Heimat zurückgegangen; inshallah geht es ihnen gut und Allah möge sie beschützen.
Nachdem ich mit Ausnahme der Frage der Nachfolgeregelung (und direkt damit in Beziehung stehende, weitere Fragen) eigentlich gar keine Unterschiede zwischen ihnen und meinen Überzeugungen feststellte, war ich im Grunde verwirrter als je zuvor.
Was eigentlich scheint als Problem zwischen Sunniten und Shiiten so unüberwindlich? Worin unterscheiden wir uns?
Ich frage gar nicht speziell nach einzelnen Praktiken der Religionsausübung, sondern nach Differenzen grundlegender Art.
Ich werde seit langem den Eindruck nicht mehr los, dass vielleicht beiden Seiten nur der Mut fehlt, sich gemeinsam gegen den gemeinsamen Gegner zu stellen. Was sollte uns eigentlich genau daran hindern, in jeder beliebigen Moschee Schulter an Schulter zu stehen? Ich jedenfalls täte dies sofort und ohne zu zögern!
Ich hatte das ganz unbedingte Gefühl damals in der Pizzeria, dass sich mehrere kleinere Lichterchen an unseren Abenden zu einer strahlenden Fackel vereinigten. Ich durfte plötzlich fühlen, was eine wirkliche Ummah sein könnte.
Wie überwinden wir das Schisma?
Ich stelle Euch diese Frage, weil ich hier viel Weisheit und Licht des Islams finde und Aufschluss darüber erhoffe, was machbar und vielleicht nicht machbar scheint.
(Entschuldigt bitte meine Naivität. Aber vielleicht braucht es diese Naivität, um nach Jahrhunderten der Zwietracht im Angesicht der Probleme und Gegner, die gegen uns stehen, zueinander zu finden .. ?)