Liebe Kurden - Offener Brief an meine Brüder und Schwestern in Deutschland und Kurdistan
Eigentlich ist das Spiel immer das gleiche schon seit Jahrtausenden. Aber es schmerzt mich besonders, wenn sich meine heutigen kurdischen Brüder und Schwestern zum Spielball imperialistischer Mächte degradieren lassen.
Wie oft wurdet Ihr auf Eurem Weg zum kurdischen Staat bereits reingelegt von Briten, von Franzosen und von US-Amerikanern? Wie oft hat man Euch einen eigenen Staat versprochen, wenn Ihr für die Imperialisten kämpft, und wie oft hat man Euch Euren Kampfeinsatz dann mit noch mehr Unterdrückung vergolten? Lest Ihr das nicht in den Geschichtsbüchern? Nun sollt Ihr also erneut einen Staat bekommen, dieses Mal in dem Gebilde, das wir heute Irak nennen. Sicherlich ist Euch aufgefallen, dass auch der diesmalige Plan von langer Hand vorbereitet worden ist. Sicherlich habt ihr Euch selbst darüber gewundert, warum ausgerechnet die Deutschen Euch bei Umgehung der irakischen Zentralregierung mit den modernsten Waffen ausgestattet haben. Die Deutschen, die so etwas tun, sind nur noch willenlose Handlanger des menschenverachtenden imperialistisch-kapitalistischen Mördersystems. Klar, war Euch das Recht, denn ihr musstet gegen die Monster des IS kämpfen. Und da hattet ihr wenig Zeit darüber nachzudenken, dass die Waffenlieferungen an Euch direkt oder indirekt aus der gleichen Quelle der Westlichen Welt stammten, wie die Monster, die Ihr bekämpfen solltet.
Jetzt habt Ihr also ein Referendum durchgeführt und wollt Euren eigenen Staat. Und es gibt sogar Staaten, die applaudieren. Sie heißen USA und Israel. Euch kann es ja egal sein, wer da applaudiert, Hauptsache ihr bekommt Euren eigenen Staat. Aber habt Ihr einmal darüber nachgedacht, warum ausgerechnet jenes zionistische Gebilde Euch einen Staat gewähren will, das den Palästinensern seit acht Jahrzehnten jedes politische Atemrecht raubt! Lasst Euch doch nicht zum Spielball der Raubmörder werden lassen!
Und was soll Euer eigener Staat dann bewirken? Klar, ihr werden alles besser machen als alle anderen. Aber was geschieht dann mit den Arabern, den Türken, den Iranern, kurz allen Nichtkurden in Kurdistan. Behauptet nicht, dass es jene nicht gäbe. Im Orient gab es immer gut durchmischte Vielvölkerstaaten. Das war eine der Stärken jener Völker bis heute. Und was macht ihr dann, wenn die Gleichen, die Euch heute bewaffnen, um einen eigenen Staat zu bekommen, morgen dann Teile in Eurer Bevölkerung gegen andere Teile aufstacheln, kurdische Schiiten gegen kurdische Sunniten, Yeziden gegen kurdische Aleviten usw.?
Denkt einmal darüber nach, wessen Handlanger Ihr geworden seid und hört damit auf. Zurecht sagt Ihr, dass es Grenzen der Kolonialgebilde gibt, die Euch von den eigenen Verwandten abschneiden. Aber würde ein Kurdistan nicht neue Grenzen mit genau dem gleichen Effekt bewirken?
Meine Wenigkeit hat stattdessen einen besseren Vorschlag! Lasst uns Hand in Hand dafür eintreten, dass unsere Grenzen abgeschafft werden. Lasst uns für eine vereinigte Region Türkei, Iran, Irak, Syrien und viel mehr eintreten! Dann könnt ihr Eure Verwandten genau so leicht besuchen, wie heute Elsässer auf beiden Seite der ehemaligen Grenze von Erzfeinden ein Europa das können. Lasst uns für eine Stärkung durch Einheit und nicht Schwächung durch Spaltung eintreten. Die Grenzen, die uns trennen, sind Grenzen des weltweiten Verbrechersystems namens Kapitalismus. Die wahrhaftigen Religionen hingegen sagen, dass wir von einer Mutter und einem Vater abstammen und daher alle miteinander verwandt sind. Nächstenliebe sollte unsere Stärke sein und nicht Autonomie.
Die Welt ist aus dem Fugen geraten. Die Elite von wenigen superreichen Wahnsinnigen, die ihren Hals nie voll genug bekommen können, haben die Welt an den Rand des dritten Weltkrieges manövriert. Überall in der Welt wird der unmenschliche Nationalismus verbreitet, ein Nationalismus, der sich gegen andere richtet. Der deutsche Nationalist ist genauso hoffähig geworden wie der US-Nationalist und der katalanische Nationalist. Der Nationalismus wird verbreitet, weil die Macht des Imperiums schwindet. Immer mehr Menschen wollen im 21. Jahrhundert keine Kriege mehr führen, sondern in Frieden miteinander leben. Ohne Kriege können die wahnsinnigen Superreichen aber ihre Macht nicht ausbauen. Deswegen jagen sie den Sachsen auf Ausländer, die es Vorort gar nicht gibt, damit er nicht über die wirklichen Gründe seiner Unterdrückung nachdenkt. Sie jagen den Katalanen gegen die restlichen Spanier und umgekehrt, damit sie nicht darüber nachdenken, wie das Vermögen in dieser Welt verteilt ist. Würden wir uns zusammenschließen und einer Handvoll wahnsinniger Superreicher nur die Hälfte ihres Vermögens entreißen, gäbe es keine Armut und kein Elend mehr in dieser Welt! Du, mein lieber Bruder und meine liebe Schwester aus Kurdistan, sollst Dir keine weiteren Gedanken darüber machen, warum so viele Kinder in Euren Regionen an den Strahlungen von Uran-Munition missgebildet werden. Du sollst vergessen, wer Euch das eigentliche Unheil gebracht hat und so viele von Euch ermordet hat, wie es selbst der brutale Saddam nicht schaffen konnte. Du sollst nicht darüber nachdenken, wer Euch die IS beschert hat. Du sollst in dem Nationalismuswahn vernebelt werden, wie andere Völker auch. Du sollst nach Freiheit streben, einer Freiheit, die ein Nationalist niemals erreichen kann, denn er ist bereits Gefangener seines Ich!
Nationalismus ist ein teuflisches Gift, um die Massen zu spalten. Unser Schöpfer hat uns als freie Wesen erschaffen, die in der Nächstenliebe ihre Erfüllung finden können. Ich bin Deutscher, dessen Eltern Türken waren. Kannst Du mich als Deinen Bruder sehen? Wenn ja, dann lass uns Hand in Hand für eine freie Welt eintreten. Wenn Nein, dann bete ich für Dich, dass Du aus Deinen inneren Fesseln befreit werden kannst, denn Du bist mein Bruder oder meine Schwester.
Die Katalonier werden mit den gleichen Mitteln in eine Richtung gedrängt, die das vereinte Europa sprengen soll, denn das vereinte Europa ist zu einer Gefahr für das alte Imperium geworden. Russland ist eine Gefahr für das alte Imperium. China ist eine Gefahr für das alte Imperium. Aber die größte Gefahr überhaupt ist die Befreiungstheologie des wahren Islam, wie sie nach und nach immer mehr Völker der Region befreit. Auch dagegen sollst Du, mein lieber Bruder aus Kurdistan, missbraucht werden.
Lasst uns endlich den wahren Feind erkennen. Es ist die Ungerechtigkeit, mit der die Menschen aller Völker und aller Nationen beherrscht und zu Soundso-isten degradiert werden. Wir sind aber keine Soundso-isten sondern Menschen, Menschen die sich vor allem durch Menschlichkeit auszeichnen wollen. Menschlichkeit kennt keine künstlichen geographischen Grenzen. Lasst uns dafür einsetzen, dass Grenzen niedergerissen und nicht neu aufgebaut werden. Lasst uns dafür einsetzen, dass wir friedlich miteinander umgehen und nicht mit Waffen. Lasst und das Böse mit Gutem besiegen.
Meine lieben Brüder und Schwestern im Irak, die Ihr Euch Kurden nennt. Ihr lebt in einem Land, in dem Imam Husain sich und seine allernächsten Gefährten, seine Kinder und sein Baby geopfert haben, damit wir heute befreit werden können. Lasst uns dieses Erbe nicht mit Füßen treten. Lasst und gemeinsam im größten Marsch aller Nationen von Imam Ali zum Imam Husain marschieren. Lasst und diesen Marsch eines Tages ausweiten und für die Befreiung aller Völker eintreten. Dann sind wir alle Deutsche, Kurden, Türken, Iraner, Araber und was immer Ihr möchtet. Wenn Ihr die Vorreiter eines solchen Umdenkens werdet, dann bin ich auch Kurde! Vergesst niemals, dass in jedem Herzen der Geist Gottes schlägt und das Universum nur ein Abbild dessen ist, was in jedem einzelnen Herzen pulsiert. Lasst uns gemeinsam Gott suchen und dort finden, wo es kein „Ich“ mehr gibt, kein deutsches, kein kurdisches, kein türkisches, arabisches oder persisches Ich, sondern nur noch das Licht des Schöpfers, das durch jedes gereinigte Spiegelherz strahlen kann.
Es grüßte Euch von Herzen ein unbedeutender Bruder aus dem fernen Deutschland in der Hoffnung, dass bedeutende Brüder und Schwestern unter Euch diese bescheidene Botschaft verbessern und weitertragen.