Sind Zionisten und Antisemitismusbeauftrage Antisemiten?
Im israelischen Wahlkampf hat Ministerpräsident Netanjahu angekündigt, im Falle eines Wahlsieges das besetzte Jordantal zu annektieren. UN-Generalsekretär António Guterres hat die Annexionspläne als "schwerwiegenden Verstoß gegen das Völkerrecht" bezeichnet [1]. Die Pläne des zionistischen Kriegstreibers sind so verheerend, dass das mediale USraelische Flaggschiff „Bild-Zeitung“ erst gar nicht darüber berichtet. Die scheinintellektuelle Springer-Schwester der Bildzeitung namens „Die Welt“ versucht zu beschwichtigen mit dem Kommentar: „Europa sollte mit seiner Empörung warten.“ [2]
Damit scheint für viele die Sachlage klar. Für die Anhänger des Zionismus handelt es sich um ein Wahlkampfmanöver, das nach den Wahlen nicht eingehalten wird. Für die Gegner des Zionismus handelt es sich um einen weiteren Beweis für das verbrecherische System Israels. Doch bei all jenen Betrachtungen bleiben einige Fragen völlig unbehandelt. Ein Ministerpräsident kündigt kurz vor den Wahlen den völkerrechtswidrigen Raub von besetzten Gebieten an und alle schauen nur auf den Ankündiger. Warum ist denn nicht auch ein Blick auf jene erlaubt, an die sich jene Ankündigung richtet, nämlich die Wähler? Ganz offensichtlich handelt es bei einem Großteil der Wähler im zionistischen Staatengebilde um Menschen, die den Raub von besetzten Gebieten gut heißen würden, einem Gebiet, in dem nach westlichen Angaben 60.000 Palästinenser und 5.000 Siedlerkolonialisten leben. Ganz offensichtlich verspricht sich Netanjahu mehr Stimmen bei den Wahlen mit solch einer verbrecherischen Ankündigung als ohne. Wirft das nicht ein Blick auf eine Wählerschaft, die vorgibt im Namen des Judentums zu handeln? Ist diese Art von zionistischer Wählerschaft nicht ein Verbrechen gegen das Judentum?
Doch wie ist die Lage in Deutschland? Welche jüdische Organisation hat sich öffentlich und in aller Klarheit von solchen Raubfantasien des Ministerpräsidenten des Staates, der für das Judentum einstehen soll, distanziert? Hat sich der Zentralrat der Juden in Deutschland klar gegen solche völkerrechtswidrigen Äußerungen und gegen einen Wahlkampf positioniert, bei dem Völkerrechtsverbrechen zum Wahlkampf missbraucht werden? Haben irgendwelche Antisemitismusbeauftrage in Deutschland darauf verwiesen, dass die Ankündigung von Verbrechen im missbrauchten Namen des Judentums dem Judentum schadet und den Antisemitismus fördert? Hat irgendein Antisemitismusbeauftragter zumindest deutsche Juden dazu aufgerufen, sich von den Völkerrechtsverbrechen Netanjahus (allein die Ankündigung ist bereits ein Verbrechen) zu distanzieren? Die Antwort darauf ist eine Fehlanzeige.
Die großen jüdischen Organisationen in Deutschland wie auch die Antisemitismusbeauftragten scheren sich keinen Deut um die abrahamitische Religion des Judentums. Ihnen geht es nur um Israel und den Schutz Israels. Israel soll jede Art von Verbrechen begehen dürfen und niemand soll es kritisieren, denn sonst droht die Antisemitismuskeule.
Aber die Zeiten der westlichen Vorherrschaft über die Welt neigen sich jeden Tag deutlicher dem Ende zu. Mit dem Ende der westlichen Vorherrschaft wird auch das rassistische Kolonialprojekt des Zionismus zu Ende gehen. Die Tage, in denen Juden, Christen und Muslime in Frieden in Palästina zusammenleben werden, rücken immer näher. Und dann werden auch in anderen Ländern alle jene befragt werden, was sie dazu bewegt hat, im missbrauchten Namen des Judentums oder als vermeintliche Freunde von Juden so viele Verbrechen mitgetragen zu haben. Denn völlig unabhängig von Netanjahus Ankündigungen gehen die täglichen Verbrechen der Besatzer an den Besetzten weiter. Und wer mit friedlichen Mitteln dagegen protestiert, wird inzwischen auch von deutschen Antisemitismusbeauftragen verfolgt. Ich bin wirklich gespannt auf deren Rechtfertigung, wenn alle Verbrechen auf dem Tisch eines Tribunals liegen.
Jeder, der im missbrauchten Namen des Judentums die Verbrechen des Zionismus rechtfertigt, ist ein Antisemit, selbst wenn er sich Antisemitismusbeuaftragter nennt.
[1] https://www.zeit.de/politik/ausland/2019...annexionsplaene
[2] https://www.welt.de/debatte/kommentare/a...te.onsitesearch