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Imam Chamenei, der Papst und Atomwaffen

#1 von Yavuz Özoguz , 26.11.2019 10:19

Imam Chamenei, der Papst und Atomwaffen

Ein Merkmal der Heiligkeit unserer Zeit besteht darin, dass das Licht der Wahrheit, welches von ihm ausstrahlt, auch Menschen trifft, die anderen Religionsgemeinschaften angehören.



Insidern ist es schon seit langem bekannt. Imam Chamenei hat bereits vor vielen Jahren eine unmissverständliche Fatwa, ein islamisch-religiöses Rechtsgutachten zum Thema Atomwaffen veröffentlicht. Bereits am 13.08.2005 veröffentlichte ein damals sehr aktiver Friedensaktivist auf seiner Homepage „Freace“ einen Artikel mit dem Titel „Propagandaprobleme“, der heute noch aufrufbar ist [1]. Er stellte dar, dass Imam Chamenei eine Fatwa erlassen hat, „der zufolge die Herstellung, Lagerung und Benutzung von Atomwaffen dem Islam zufolge verboten sind und dass der Iran diese Waffen niemals erlangen dürfe.“ Jene Fatwa wurde in den zwischenzeitlichen vierzehn Jahren (!) mehrfach widerholt und bekräftigt. Nicht zuletzt steht auf der offiziellen Homepage Imam Chameneis folgende inhaltsklare Aussage gleich in mehreren Sprachen [2]: „Wir glauben, dass neben Atomwaffen auch andere Arten von Massenvernichtungswaffen wie chemische und biologische Waffen eine ernsthafte Bedrohung für die Menschheit darstellen. Die iranische Nation, die selbst Opfer chemischer Waffen ist, sieht sich mehr als jede andere Nation der Gefahr ausgesetzt, die durch die Herstellung und Lagerung solcher Waffen entsteht, und ist bereit, alle ihre Einrichtungen zu nutzen, um solchen Bedrohungen entgegenzuwirken. Wir betrachten den Einsatz solcher Waffen als haram (islamisch verboten) und glauben, dass es jedermanns Pflicht ist, Anstrengungen zu unternehmen, um die Menschheit vor dieser großen Katastrophe zu schützen.“

Vierzehn Jahre nach der Fatwa Imam Chameneis gegen Atomwaffen ereignet sich jetzt auch in der katholischen Kirche Erstaunliches. Der Vorvorgänger des amtierenden Papstes Johannes Paul II. nannte 1982 im Rahmen des Kalten Krieges, eine „auf Gleichgewicht beruhende Abschreckung“, wie Ost- und Westblock sie damals praktizierten, „unter den derzeitigen Umständen moralisch akzeptabel“ [3]. Offensichtlich haben sich die Umstände aber geändert. Als zweiter Papst nach Johannes Paul II. – welch ein Zeichen der Geschichte – bereiste nunmehr Papst Franziskus Japan und äußerte dort, dass der Einsatz von Atomenergie zu Kriegszwecken „heute mehr denn je ein Verbrechen“ sei. „Der Einsatz von Atomenergie zu Kriegszwecken ist unmoralisch, wie ebenso der Besitz von Atomwaffen unmoralisch ist, wie ich schon vor zwei Jahren gesagt habe. Wir werden darüber gerichtet werden!“ [4]

Tatsächlich hatte sich der Papst dazu auch schon vor zwei Jahren geäußert. In einer Ansprache an die Teilnehmer des internationalen Symposiums zum Thema Abrüstung hatte er die UN-Ansicht unterstützt, dass der Einsatz von Atomwaffen unmoralisch und illegitim sei [5]. Doch diesmal hat der Papst vor den Augen der Weltöffentlichkeit ein klares päpstliches Verbot von Atomwaffen ausgesprochen. Vatican News verweist darauf, dass jene Passage im ersten Entwurf der Rede nicht zu finden war und der Papst sie später eingefügt habe. Muss der Papst diesbezüglich vorsichtig agieren, weil es mächtige Kräfte gibt, die sich gegen ihn stellen könnten? Schließlich stellt seine Aussage nicht nur ein Problem für den Rest der in Deutschland verbliebenen papsttreuen Katholiken dar, die jetzt noch intensiver gegen die Präsenz von US-Atomwaffen auf deutschem Boden agieren müssten. Sie stellt nicht nur ein Problem für die beiden C-Parteien in der deutschen Regierung dar, deren uneingeschränkte USrael-Hörigkeit im Lichte der Atomwaffenfrage deutlich macht, dass jene Parteien absolut nichts mit den Christentum Jesu zu tun haben. Die Aussage stellt auch ein großes Problem für das katholisch geprägte Frankreich dar, dass selbst Atommacht ist.

An dieser Stelle sei die Frage erlaubt, ob der amtierende Papst Franziskus mit Gegenwehr aus den eigenen Reihen, also aus der Westlichen Welt zu rechnen hat, wie es sie in dieser Form bei früheren Päpsten kaum gab. Zunächst einmal dient der amtierende Papst bereits in der äußerst ungewöhnlichen Situation, dass sein Vorgänger noch lebt.

Anfang des Jahres 2019 hat Papst Franziskus eine apostolische Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate durchgeführt – wo es kaum Katholiken gibt – und hat dort in Kooperation der Katholischen Kirche und der islamischen Al-Azhar-Universität das „Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen“ [6] unterschrieben, ein Dokument, das sowohl unter Katholiken als auch unter Muslimen bisher viel zu wenig Beachtung gefunden hat.

Seither scheint es, dass dem Papst ein Wind entgegenweht, der seine Stellung als Papst und Oberhaupt der Katholischen Kirche missachtet. Erst vor wenigen Wochen haben rund 100 Katholiken, unter ihnen die prominente Fürstin Gloria von Thurn und Taxis Papst Franziskus öffentlich zur Buße aufgerufen [7]. Sie warfen ihm vor, die heidnische Göttin Pachamama angebetet zu haben; eine Begründung, die so absurd klingt wie sie es auch ist!

Etwas inhaltsreicher war da schon der Vorwurf des berühmten 95-jährigen italienischen Journalisten Eugenio Scalfari, der sich selbst als Freund des Papstes bezeichnet. Er hat im Oktober 2019 als Werbung für sein eigenes neues Buch behauptet, Papst Franziskus habe ihm gesagt, er glaube nicht, dass Jesus Christus als Körper auferstanden sei, sondern im „Schein eines Geistes“. [8] Zudem soll Papst Franziskus ihm gesagt haben, Jesus sei nur ein Mensch auf Erden, nicht Mensch und Gott, wie es die katholische Kirche lehrt, was eher der islamischen Lehre entsprechen würde. Jene Aussagen führten immerhin zu einem offiziellen Dementi aus dem Vatikan [9].

Im immer wilder werdenden Büchermarkt wimmelt es – zumindest im Englischen – an angeblich christlichen Prophezeiungen und Weissagungen, dass Papst Franziskus der letzte Papst sei. Auch unter Muslimen gibt es ähnliche, teils unseriöse Weissagungen, die aus den Überlieferungen des Propheten Muhammad herauslesen wollen, dass vor dem Erscheinen des Erlösers (im Fall der Muslime ist das Imam Mahdi) der letzte Papst abgesetzt und/oder fliehen wird. Manche besitzen sogar die Unverschämtheit ein Datum anzugeben, das mit Ablauf des Datums dann hinfällig wird, wie es schon oft in solchen Fällen geschehen ist [10].

Wenn wir aber jene Scharlatanerie beiseitelassen, so ist in Japan vor wenigen Tagen etwas Erstaunliches geschehen. Japan ist die einzige Region dieser Erde, in der Menschen im vollen Bewusstsein gegen Menschen Atomwaffen abgeworfen und damit ein Massaker an Hundertausenden unschuldiger Zivilisten bewirkt haben. Hiroshima und Nagasaki sind ein Mahnmal für die gesamte Menschheit, dass nicht nur das Hitler-System grausame Verbrechen im Zweiten Weltkrieg begannen hat. Und genau an jenem Mahnmal hat das Oberhaupt von rund 1,3 Milliarden Katholiken eine Aussage von Imam Chamenei bekräftigt, ohne öffentlich den Bezug herzustellen. Insider werden den Bezug aber nicht übersehen. Es könnte auch unter Christen noch spannend werden in naher Zukunft.

„Selig sind jene, die Erbarmen zeigen, denn sie sind es, denen Erbarmen am Tag der Auferstehung zuteil wird. Selig sind jene, die Frieden stiften unter den Menschen. Jene sind es, die am Tage der Auferstehung nahe gebracht werden. Selig sind jene, deren Herzen gereinigt wurden. Jene sind es, die Gott am Tage der Auferstehung besuchen werden. Selig sind jene, die in diesem Leben demütig sind, denn sie werden am Tage der Auferstehung die Kanzeln des Reiches erben. Selig sind die Bedürftigen, denn ihnen steht das Reich des Himmels zu. Selig sind die Trauernden, denn sie werden die Frohlockenden sein. Selig sind jene, die Hunger und Durst mit Demut hinnehmen. Sie sind es, denen eingeschenkt werden wird. Selig sind jene, die das Gute tun. Sie werden Gottes Auserwählte gerufen werden. Selig sind die um der Reinheit willen Verspotteten. Denn ihrer ist das Reich des Himmels. Selig seid ihr, wenn euch Missgunst trifft und ihr beschimpft werdet und jegliches hässliche und gelogene Wort über euch gesagt wird. Geschieht dies, dann freut euch und jauchzet, denn euer Lohn dafür vermehrt sich im Himmel.“ [11]


[1] http://www.freace.de/artikel/200508/130805b.html
[2] http://farsi.khamenei.ir/treatise-content?id=228#2790
[3] https://www.vaticannews.va/de/papst/news...schreckung.html
[4] https://www.vaticannews.va/de/papst/news...-atombombe.html
[5] http://w2.vatican.va/content/francesco/d...ointegrale.html
[6] http://www.vatican.va/content/francesco/...anza-umana.html
[7] https://rp-online.de/panorama/ausland/gl...or_aid-47142363
[8] https://www.dailymail.co.uk/news/article...ian-friend.html
[9] https://www.catholicnewsagency.com/news/...-divinity-52026
[10] https://de.scribd.com/document/405220073...The-Last-Savior
[11] http://www.eslam.de/begriffe/b/bergpredigt.htm


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RE: Imam Chamenei, der Papst und Atomwaffen

#2 von Dr.Josef Haas ( gelöscht ) , 26.11.2019 11:34

Eine beeindruckende Analyse, lieber Herr Dr.Özoguz.
Allerdings wird der päpstliche Aufruf zur vollkommenen
Ächtung der Atomwaffen, zumindest derzeit, die sie
Besitzenden kaum zu einer Änderung ihrer Einstellung
veranlassen.
Für mich ist in diesem Zusammenhang aber besonders
der Hinweis von Papst Franziskus hoch interessant, in dem
er den seinerzeitigen amerikanischen Atombombenabwurf auf
Hiroshima und Nagasaki eindeutig als "Kriegsverbrechen"
charakterisiert hat.
Sehr im Widerspruch zur offiziellen bundesdeutschen Einstellung,
die ja- mehr denn je- alle Gräuel des zweiten Weltkrieges allein
auf deutsche Ursachen zurückführt.
Die Millionen Deutschen, welche von Sowjets und Anglo-Amerikanern
sowie ihren Verbündeten, teilweise auf grausamste Weise, ermordet
wurden, interessiert sie dabei weniger als jemals zuvor.
Sie kommen, der vergangene Volkstrauertag hat es wieder einmal hinlänglich
bewiesen, wenn überhaupt, nur ganz am Rande vor; ansonsten dominieren
allein die bekannten anderen Opfer des letzten Weltkrieges.
Durch diese widerliche Handlungsweise wurden und werden sie aber faktisch
nun erneut getötet.
Denn nur der stirbt wirklich, an den keine Erinnerung mehr besteht!
Eine perverse Handlungsweise, welche das heutige, hiesige Deutschland
einzigartig in der zivilisierten Menschheitsgeschichte werden lässt.
Eine Veränderung dieser unmenschlichen Handlungsweise ist allerdings
keineswegs absehbar- eher kann und muss von einer weiteren In-
tensivierung dieses abscheulichen Tuns ausgegangen werden, welches aber
dessen Urheber- mehr als alles andere- disqualifiziert.

Dr.Josef Haas

RE: Imam Chamenei, der Papst und Atomwaffen

#3 von Yavuz Özoguz , 26.11.2019 12:23

Geschichte wird (fast) immer nur von Siegern geschrieben. Daher haben jene Sieger auch bestimmt, dass ihre Verbrechen keine Verbrechen seien und eine ständige Mitgliedschaft im UN-Sicherheitsrat ein Ausdruck für Demokratie und Freiheit sei. Sieger können festschreiben, was sie wollen, aber sie können frei denkende Menschen nicht zwingen zu denken, was jene Sieger wollen. Insofern ist jeder Bürger Deutschlands (ob Deutscher oder nicht) selbst dafür verantwortlich, was er akzeptiert und was er anzweifelt. Es wird der Tag kommen, an dem auch die Hintergründe für den Ausbruch des Zweiteln Weltkrieges hinterfragt werden müssen. Wer hat eigentlich Deutschland damals so in die Enge getrieben? Wer wollte unbedingt, dass Deutschland einen Krieg beginnt und warum? Eine ähnliche Situation sehen wir heute im Iran mit (fast) den gleichen Akteuren. Allerdings fällt der Iran auf jene Fallen nicht herein, weil die Iraner sich einen Heiligen als Rahbar (Führer) genommen haben und nicht einen Mann, dessen Herkunft nicht einmal klar ist und der den Begriff "Führer" für alle Zeiten in Deutschland diskreditiert hat.

Ich stimme Ihnen zu, dass heute die meisten Katholiken dem Papst nicht gehorchen, und die anderen Christen ohnehin nicht. Dennoch ist es ein starkes Signal. Es verdeutlicht, dass der Dritte Weltkrieg möglicherweise anders enden könnte, mit anderen Siegern, die dann die bisherige Falschschreibung der Geschichte korrigieren können - so Gott will.

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