Schönes in Zeiten von Corona
Es wird so viel Negatives über diese Zeit gesprochen. Aber ja, inspiriert durch ein Video einer Schwester und den eigenen Gedanken in den letzten Tagen möchte ich dazu auch etwas sagen.
Ich freue mich auf die Zeit, in der ich wieder zu meinen „Kindern“ darf, von denen mir jedes ans Herz gewachsen ist. Wie schön wird das erste Wiedersehen sein und die Möglichkeit für mich, mit ihnen zu plaudern, ihnen beim Lernen zu helfen, mit den Müttern zu reden und ihre kleinen Aufmerksamkeiten, wie Getränke und Gebäck zu genießen. Wenn ich daran denke, wird mir warm ums Herz.
Aber ich habe es auch vor Corona immer sehr genossen, diese mir entgegengebrachte Freundlichkeit. Und zwar überall.
Und ich gehe so durch die Straßen bei meinen Spaziergängen und mir begegnen viele fremde Menschen. Und alle haben sie ein Lächeln für mich über. Ja auch als Frau, die als Muslimin zu erkennen ist.
Aber das war auch vorher so. Mich grüßen sogar mehr Menschen, seit ich aussehe, wie eine Muslima und sie Grüßen mich mit einem Lächeln auch dann noch, wenn ich eine Abaya oder einen langen Mantel trage. Und wenn ich auf die Straße gehe, dann rufen Kinder meinen Namen, weil sie mich begrüßen wollen. Umarmungen habe ich von ihnen genossen, aber das geht ja zur Zeit nicht. Jeder bleibt stehen, auch jetzt, für ein kleines Gespräch, für ein paar nette Worte.
Und auch ich habe immer ein Lächeln für meine Mitmenschen und ein paar nette Worte.
Dann möchte ich noch eines sagen. Mich fasziniert diese Disziplin. Keiner tanzt aus der Reihe, alle halten sich an die Regeln. Keiner meckert. Ja die Deutschen sind bekannt für ihr Gemecker, vor allem die ältere Generation scheint immer wieder gerne ihre Unzufriedenheit bei Lappalien Luft machen zu müssen. Und jetzt tun sie es nicht. Im Gegenteil. Jeder ist dankbar für eine nette Geste, ein nettes Wort, eine kleine Hilfeleistung. An der Kasse gestern beim Einkaufen schickte die Kassiererin mich zur nächsten Kasse und ich sagte: ja klar, ist doch selbst verständlich. Sie wollte eine Pause machen, und als sie ging, drehte sie sich extra noch mal um, um mir schöne Ostern zu wünschen. Mit einem Lächeln im Gesicht.
Diese Disziplin könnte, so Gott will, dazu führen, dass wir das Virus besiegen, es ausgehungert wird und verschwindet. Mögen das viele als Kadavergehorsam interpretieren; sie interpretieren es doch aus ihren sicheren vier Wänden, und unter Umständen, die dazu geführt haben, dass sich die Infektionszahlen um 500% zurück entwickeln haben. Aber auch die Politik schweigt sich darüber aus, dass wir das als Kollektiv geschafft haben und zwar mit Disziplin und Opferbereitschaft. Ja auch mir geht das Geld aus, ich bin selbstständig und die versprochene staatliche Hilfe lässt schon seit Wochen auf sich warten.
Aber ich trage es mit der mir üblichen Gelassenheit und mit einem Lächeln. So viel habe ich im Leben schon mitgemacht und viele Arten der Verzweiflung kennenlernen müssen. Das bringt mich nicht mehr aus der Fassung. Denn wenn ich eines gelernt habe, ist es, dass wenn sich eine Tür schließt, Gott dir Türen zeigt, hinter der sich, wenn du sie öffnest, noch viel größere Gaben auf dich warten, als das, was du gerade verloren hast. Ich kann loslassen, denn ich vertraue ganz und gar auf Gott und selbst wenn es der Tod ist, der mich morgen erwartet, ich vertraue auf Gott. In seine Hände lege ich mein Leben und von seiner Gnade und Liebe habe ich oft genug gekostet.
Und so hat jeder eigentlich zurzeit ein Lächeln für mich über und ich habe für jeden ein Lächeln über.
Und das ist schön.
Wenn wir bald alle wieder zusammenkommen können, insch Allah, dann hoffe ich, wir bewahren uns etwas von dem Lebensgefühl und genießen die Gemeinschaft umso mehr. Denn nichts, was wir einst für so alltäglich und selbstverständlich gehalten haben, ist es auch.
Und vielleicht bekommen wir ein Gefühl dafür, wie sehr wir unseren Nächsten lieben und erkennen, dass wahre Nächstenliebe nicht so schwer ist.