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Welche Reformen braucht der Libanon und will der Westen wirklich helfen?

#1 von Yavuz Özoguz , 10.08.2020 10:00

Welche Reformen braucht der Libanon und will der Westen wirklich helfen?

Wer in der heutigen Zeit immer noch glaubt, die Westliche Welt würde sich für Frieden, Freiheit und Menschenrechte irgendwo in der Welt einsetzen, der gehört offensichtlich zu denjenigen, die ihre eigene Seele freiwillig versklaven und mithelfen, andere Menschen zu unterdrücken.



Nach der Explosionskatastrophe im Libanon vor wenigen Tagen, hören wir durch die eingebetteten und gleichgeschalteten Medien der Westlichen Welt immer wieder eine Forderung an den Libanon: Reformen! Das klingt dann so: „(Bundesaußenminister) Maas mahnte Reformen im Libanon an. Das Land habe bereits vor der Katastrophe „vor überwältigenden Herausforderungen" gestanden. „Ohne dringend benötigte Reformen kann es weder nachhaltigen Wandel noch Stabilität geben." Die libanesische Bevölkerung fordere zu Recht, dass „Einzelinteressen und alte Konfliktlinien" überwunden würden und das Wohl der gesamten Bevölkerung vorangestellt werde. (FAZ)“ [1] „Die Unterstützung werde aber mit Reformen kommen, teilten die Staats- und Regierungschefs, andere Regierungsvertreter und internationale Organisationen mit. (Tagesschau)“ [2]. „(Der franzöische Präsident) Macron forderte die libanesische Regierung zu Reformen, zum Kampf gegen Korruption und insgesamt zu einem Systemwechsel auf.“ (Zeit) [3]

Ein Presstituierter nach dem anderen schreibt stakkatoartig das Mantra der westlichen Reformforderung ab, ohne konkret darauf hinzuweisen, worin die Reformen denn eigentlich bestehen sollen? Wie wäre es z.B. mit einer Reform zu mehr Demokratie? Ist es das, was die Westliche Welt fordert? Schließlich waren es die Franzosen, die 1943 eine Art undemokratisches Proporzsystem eingeführt haben, das als unantastbar galt. Demnach sollte das Land nach dem Motto „teile und herrsche“ stets aufgeteilt sein in die Macht unter den Konfessionen: Der Präsident müsse immer ein Christ sein, der Regierungschef immer ein Sunnit, der Parlamentspräsident immer ein Schiit. Ist es dieses jegliche Reformen verhindernde von der Westlichen Welt dem Libanon aufgezwungene System, dessen Reform jetzt ausgerechnet die Franzosen und die anderen westlichen Länder fordern? Warum gibt es nicht einen einzigen westlichen Presstituierten, der hier nachhakt? Tatsächlich ist solch eine Reformforderung nirgends in der westlichen Welt existent. Kein einziger westlicher Politiker mahnt demokratische Reformen an! Mit keinem Wort hören wir vom deutschen Außenminister oder gar der Kanzlerin, dass sie demokratische Reformen des politischen Systems im Libanon verlangen würden. Denn Demokratie war für westliche Politiker stets nur ein Mittel, um ihre Demokratur [4] der restlichen Welt aufzuzwingen.

Warum kein westlicher Machtpolitiker echte Demokratie im Libanon wünscht, erklärt ausgerechnet die Bildzeitung – wenn auch verklausuliert: „Die Hisbollah gehört auch der Regierung an – gegen sie und ihren Anführer Hassan Nasrallah kann keine Politik gemacht werden.“ [5] Was die Bildzeitung als Schreckensszenario seiner Leserschaft zu verkaufen versucht, ist eine Realität im Libanon, die auch den westlichen Geheimdiensten bekannt sein dürfte. Bereits jetzt unter dem westliche aufgezwungenen Proporzsystem ist die Hizbullah die stärkste Partei im Libanon [6]. Das liegt – anders als von der westlichen Propaganda verbreitet – nicht daran, dass Schiiten auch nur annähernd eine Mehrheit im Libanon bilden könnten. Nur ca. 1,5 Millionen der 6 Millionen Libanesen sind nach westlichen Vorstellungen Schiiten. Vielmehr liegt es daran, dass sowohl Sunniten als auch viele christliche Konfessionen die Hizbullah als einzige wahrhaftige und nicht korrupte Partei des Libanon unterstützen. Zudem traut man der Hizbullah zu, dass sie in der Lage sind, die Souveränität des Landes gegen westliche Interessen und Israels Expansionsgelüste zu schützen. Dementsprechend handelt es sich bei den Reformforderungen der Westlichen Welt nicht um demokratische Reformen.

Lediglich die Neue Züricher Zeitung (NZZ) konkretisiert jene Reformforderungen, welche die Leserschaft der Mainstream-Blätter ohnehin kaum verstehen würde: „Nun ist rasche Nothilfe geboten, aber auch Unterstützung bei der Reform des Banken- und Währungssystems.“ [7] Die westliche Welt verspicht also Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und all die anderen Lügen, mit denen ganze Kontinente ausgebeutet werden, gegen die Reform des Banken- und Währungssystems! Noch deutlicher kann man den Zerfall des westlichen Imperialsystems kaum verdeutlichen. Was früher versteckt durchgesetzt wurde, wird jetzt ganz offen gefordert, wenn auch nur für eine elitäre Leserschaft, denn welcher Bildzeitungsleser würde zwei Sätze in der NZZ verstehen?

Wer sich hingegen mit der Materie auskennt, weiß, dass eine von der Westlichen Welt geforderte „Reform“ des Banken- und Währungssystems eine Aufforderung zur Unterwerfung und Versklavung des Landes bedeutet. Die Forderung beinhaltet unter anderem die Abwertung des eigenen Geldes, damit ausländische „Investoren“ das Land kaufen können. Wer das Geldsystem beherrscht, der kann auch die Politik drangsalieren nach seinen Forderungen zu agieren, wie wir es im kapitalistischen Westen tagtäglich sehen.

Tatsächlich braucht der Libanon Forderungen, wie es der Generalsekretär der Hizbullah Nasrallah wenige Tage nach der Explosionskatastrophe gefordert hat [8]. Dazu gehören unter anderem die Überwindung der Korruption, demokratische Reformen und vieles andere mehr. Aber anders als alle westlichen Politiker hat er in der Zeit der Krise nicht die Spaltung gefördert, sondern mit versöhnlichen Tönen den Zusammenhalt bestärkt. Der Politiker, der in der Lage wäre die Macht im Libanon unblutig und innerhalb weniger Stunden zu übernehmen und dabei die Mehrheit des Volkes hinter sich wüsste, hat den Zusammenhalt gefördert, während diejenigen, die die als Vorkämpfer des imperialistischen Kapitalismus den Libanon westlichen Interessen unterwerfen wollen, die Spaltung herbeizureden versuchen. All das sind Zeichen für die gesamte Menschheit, Wahrheit von Falschheit unterscheiden zu lernen.

Deutsche US-hörige Politiker haben Deutschland bezüglich Libanon ohnehin bereits ins Abseits befördert. Daran können auch mutige deutsche Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks wenig verändern, die jetzt aufopferungsvoll unter schwersten Bedingungen mitgeholfen haben, Verschüttete zu suchen. Dass sie dieses Mal – im Gegensatz zu sonst – keinen einzigen Verschütteten gefunden haben, liegt zwar vor allem daran, dass die Libanesen selbst (darunter die Hizbullah) zuvor intensiv gesucht haben, aber das Ergebnis könnte auch ein Schicksalswink sein. Wer die aktuell stärkste Partei des Libanon und zukünftig sicherlich nach Reformen allein regierende und von den meisten Christen auch unterstützte Partei in Deutschland zur Terrororganisation erklärt und deren Anhänger mit Polizeihundertschaften überfallen lässt [9], darf sich nicht wundern, wenn sein Einfluss in der Region sinkt. Das arrogante Überlegenheitsgefühl stets die besten Kühlschränke, Autos und Flugzeuge exportieren zu können, wird schon bald durch die Chinesen überholt werden, die den Kapitalismus mit seinen eigenen Waffen schlägt.

Ja, es wird Reformen im Libanon geben, früher oder später. Derweil hat Syriens Präsident Assad seine Grenzen zum Libanon geöffnet und die wohl mit Abstand größten Hilfen geleistet, worüber von den westlichen Propaganda-Presstituierten kein Wort verloren wurde. Eines Tages wird es wahre Demokratie im Libanon und auch Syrien geben, die dann die westliche Unterdrückungswelt noch mehr in die Schranken weisen wird, als es heute bereits der Fall ist. Möglicherweise werden Syrien und Libanon wieder vereint werden zu Bundesstaaten. Auch in Palästina wird es früher oder später demokratische Reformen geben und dann wird sich Palästina möglicherweise jener Einheit anschließen. Kein Apartheidssystem hat ewig Bestand! Ob es der Westlichen Welt passt oder nicht, die Menschen werden Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit anstreben und erlangen. Wer weiß, vielleicht werden dann eines Tages einige Deutsche diese befreiten Länder um Hilfe rufen, da sie unter den Faschisten im eigenen Land dazu genötigt werden ihren eigenen nicht abgetriebenen Kindern Grausamkeiten anzutun [10]. Wer sich immer wieder gefragt hat, wie die Nazi-Zeit im Land der Dichter und Denker jemals möglich war, sieht sich heute tagtäglich vermeintlichen Machtmenschen gegenüber, die ihre Machtstellung äußerst unmenschlich missbrauchen, und das in einer Zeit, in der zumindest offiziell noch Demokratie herrscht.

Während der Geist der wahren Freiheit über den Ländern des Orients immer deutlicher zu erkennen ist, schwebt der Geist des Faschismus immer deutlicher über den Ländern des Westlichen Welt, von den USA über Deutschland bis hin nach Israel. Aus dem Jahr 1898 hängen heute noch deutschen Tafeln im libanesischen Baalbek, die an Sultan Abd ul-Hamid II. (Kaiser der Ottomanen) und „Seinem Erlauchten Freunde Wilhelm II. (Deutscher Kaiser, König von Preußen) und der Kaiserin Augusta Victoria zur Erinnerung an die gegenseitige unwandelbare Freundschaft“ [11] erinnern. Ich freue mich auf den Tag, an dem ein wahrer vom Volk getragener libanesischer Präsident (wahrscheinlich Mitglied der Hizbullah) zusammen mit einem von US-Besatzung befreiten deutschen Präsidenten eine vergleichbare Tafel in Deutschland anbringen wird. Ich wüsste da eine ähnlich kleine Ortschaft wie Baalbek es damals war, in Deutschland namens Delmenhorst. Für Libanon sehe ich die Befreiung nicht fern. Aber bei Deutschland müsste schon ein Wunder geschehen, dass ich es miterlebe. Doch als Mensch, der Gottesehrfurcht anstrebt, glaube ich an Wunder!

[1] https://www.faz.net/aktuell/politik/ausl...u-16896760.html
[2] https://www.tagesschau.de/ausland/geberk...ibanon-101.html
[3] https://www.zeit.de/politik/ausland/2020...sturz-regierung
[4] http://www.muslimmarkt.de/forum/messages/3338.htm
[5] https://www.bild.de/politik/ausland/poli...52042.bild.html
[6] https://www.nzz.ch/international/libanon...88?reduced=true
[7] https://www.nzz.ch/meinung/explosion-in-...rmen-ld.1569834
[8] https://www.youtube.com/watch?v=RUFLVbaBUlM
[9] Hisbollah wurde in Deutschland „ganz“ verboten. Und nun?
[10] https://www.youtube.com/watch?v=oTO1xxmqbTI
[11] http://www.eslam.de/begriffe/t/tafeln_vo..._wilhelm_II.htm


Yavuz Özoguz  
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zuletzt bearbeitet 10.08.2020 | Top

RE: Welche Reformen braucht der Libanon und will der Westen wirklich helfen?

#2 von Dr.Josef Haas ( gelöscht ) , 10.08.2020 10:58

Vielen Dank, lieber Herr Dr.Özoguz, für diese die Libanon-Problematik ebenso verständlich wie umfassend
darstellende Analyse.
Obwohl ich nach wie vor von einem seinerzeitigen israelischen Überfall auf Beirut ausgehe, kann ich Ihrer
Darstellung der dortigen Dinge, insbesondere was die Beurteilung der Hizbullah angeht, in jeder Weise
zustimmen.
Allein diese Freiheitsbewegung wäre ja in der Lage, die immensen inneren Probleme de Libanon zu beseitigen.
Allerdings wird dies die sogenannte "Westliche Wertegemeinschaft", und da schließe ich Russland durchaus mit
ein, niemals zulassen.
Infolgedessen bedarf es auch der Abkehr von papierenen Protesten oder Resolutionen, um das tatsächlich zuwege
zu bringen, was Sie hier so treffend verlangen.
Die Befreiung eines Volkes kommt, und die Geschichte hat die Richtigkeit dieser Erkenntnis stets aufs neue bewiesen,
nämlich immer nur dann zustande, wenn, zumindest eine Minderheit von ihm, bereit ist, buchstäblich alles dafür
einzusetzen und zu wagen.
Beweis dafür ist ja gerade Palästina, dessen Menschen es erfreulicherweise unterließen, sich Israel zu unterwerfen.
Genau diese souveräne Haltung unterscheidet sie ja elementar von den meisten Deutschen, welche sich gegenüber
den Siegern des zweiten Weltkrieges gänzlich anders verhielten.
Daher haben wir hierzulande die totale Herrschaft des Kapitalismus mit all seinen so vielfältigen negativen Erscheinungen
und Folgen, während- demgegenüber- gerade das palästinensische Volk seinen Freiheits- und Widerstandsgeist nicht dem
zersetzenden Einfluss des Westens geopfert hat.
Genau dies, also das Vorhandensein einer kämpferischen, die Freiheit des Volkes anstrebenden, Haltung, wäre also die
Grundvoraussetzung für einen wirklich freien Libanon.
Sie auszuprägen, ist und bleibt also für dessen Zukunft buchstäblich Überlebensnotwendig.
Alles andere, also das was man gerade in unseren Medien in diesem Zusammenhang als Problemlösung vorgesetzt bekommt,
würde die Katastrophe zur Dauererscheinung des dortigen Lebens werden lassen!

Dr.Josef Haas

RE: Welche Reformen braucht der Libanon und will der Westen wirklich helfen?

#3 von Dörte Donker , 10.08.2020 12:32

Für mich ist interessant, dass die Presse einfach immer weiter lügt. Ja gut, es war nie wirklich ganz anders, aber jetzt entschleiern sich diese Machenschaften. Apokalypse heißt übrigens "Entschleierung". Das heißt, wir leben jetzt in einer Zeit, in der sich für immer mehr Menschen Gut und Böse von einander deutlich abtrennen; eine Zeit, in der der Satan sein Gesicht zeigt.
Natürlich kann man nicht erwarten, dass die ganze Menschheit das begreift. Aber es begreifen immer mehr.
In dem Sinne ist es auch wichtig, dass jeder nach seinen Fähigkeiten das Lügensystem entlarvt und ich danke allen, die dabei sind, für ihre Mühen und Geduld, nicht aufzugeben. Möge Gott sie alle belohnen


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RE: Welche Reformen braucht der Libanon und will der Westen wirklich helfen?

#4 von Dörte Donker , 19.08.2020 10:21

https://kenfm.de/beirut-war-kein-unfall-von-dirk-pohlmann/

Auch wenn die Raketenbilder anscheinend gefälscht sind, die im Umlauf sind, gibt es trotzdem Indizien, die darauf hinweisen, dass die Explosion kein zufälliges Ereignis war. Das Problem ist, wenn jemand einen gefälschten Film in Umlauf bringt (dazu noch dreist behauptete Infrarotaufnahmen, die sich als Filter herausstellen; wozu filmt auch jemand zufällig in Infrarot) und das unmittelbar nach dem Ereignis, in der eine Bombe im Anflug gezeigt wird, den jeder damit als Fake entlarven kann, dann ist jeder andere Hinweis darauf, dass das kein Unfall war, für viele Leute vom Tisch. Nach den kleinen Hinweisen wird dann nicht mehr gesucht.
Für mich bleibt die Frage, wenn....Wenn das nicht alles so knallhart ins Bild der Agenda passen würde, was im Libanon passiert ist...nämlich die Achse des schiitischen Widerstandes zu zerschlagen und ein weiteres Land in eine Kettenreaktion des Chaos zu stürzen.
Und schließlich die Frage, wem nützt es:

Zitat
Am 4. August 2020 explodierte im Hafen von Beirut, der Hauptstadt Libanons, etwas, darunter auch 2750 Tonnen Ammoniumnitrat, mit unvorstellbarer Wucht. Die Explosion riss einen Krater von über 140 Meter Durchmesser und 43 Meter Tiefe. Der Boden bebte, was noch in 240 Kilometer Entfernung in Zypern zu spüren war. Große Teile der Stadt wurden zerstört, mehr als 220 Menschen starben, 6000 wurden verwundet, 300.000 sind obdachlos. Die Explosion vernichtete auch einen großen Getreidespeicher, die Versorgung mit Getreide, die bereits seit 2019 nicht mehr funktionierte, kollabierte, nachdem auch US Truppen Getreidespeicher in Syrien angriffen. Die Vorräte des Libanon reichten nur noch für etwa einen Monat. Eine Hungersnot zeichnete sich ab. Die Explosion und das folgende Chaos verschärfte die Krise, in der sich die Bevölkerungsmehrheit durch Korruption und Ausbeutung Libanons ohnehin befand; in einem Maße, die zu Massenprotesten führte. Sechs Tage nach der Explosion musste die Regierung Hassan Diab zurücktreten, die von der Bevölkerung für die Explosion und die Folgen verantwortlich gemacht wurde.

Es ist bis heute unklar, was geschah. In den Mainstreammedien wird über die durch unfassbare Schlamperei und Behördenunfähigkeit ausgelöste Explosion von 2750 Tonnen Ammoniumnitrat berichtet, die sich 2014 auf dem von den Hafenbehörden von Beirut stillgelegten und später gesunkenen moldawischen Frachter Rhosus befunden hatten. Das ist auch die offizielle libanesische Version, die allerdings von Anfang auf Widerspruch traf, sowohl im Libanon als auch weltweit. Was in den Mainstreammedien nur sporadisch erwähnt wurde, wenn überhaupt. Sicher ist: Der Kapitän des maroden Schiffes konnte die Fahrt durch den Suezkanal nicht bezahlen und hatte deshalb Beirut angelaufen. Das geladene Ammoniumnitrat war eigentlich für Mosambik bestimmt, wo es zu Sprengstoff weiterverarbeitet werden sollte. Das Schiff wurde von seinen Eigentümern aufgegeben und von den libanesischen Behörden beschlagnahmt. Die Fracht der Rhosus wurde von September 2014 bis Oktober 2015 in eine Lagerhalle im Hafen verbracht, bevor das Schiff 2018 an der Mole versank. In der Lagerhalle blieben die 2750 Tonnen Ammoniumnitrat bis es, angeblich durch Schweißarbeiten in der Lagerhalle, zu einem Brand kam, zu dessen Folgen mehrere der Megaexplosion vorausgehende Explosionen gehörten, bis der gesamte chemische Rohstoff explodierte.

In einer Welt, in der es nur Verschwörungstheorien gibt, aber angeblich keine Geheimdienstoperationen, ist es nicht nur sinnlos zu fragen, warum zum Beispiel die USA mehr Geld für ihre 17 Geheimdienste ausgeben, als Russland für sein gesamtes Militär. Es ist auch bei Strafe der öffentlichen Diskreditierung, Erniedrigung und Existenzvernichtung verboten, zu ermitteln und darüber nachzudenken, wem die Kette von Ereignissen vor allem nützt, die selbstverständlich allesamt keinerlei kausalen Bezug haben und an deren Ende plötzlich und unvorhersehbar eine riesige Explosion steht. Die Cui Bono Frage darf im Universum der westlichen Massenmedien nur gestellt werden, wenn Russland oder neuerdings China für Vorgänge verantwortlich gemacht werden soll.

Dann allerdings gilt es seit einigen Jahren als Qualitätsjournalismus, wenn faktenfrei auf Grund von Vermutungen über die angebliche Verruchtheit und Perfidie von Vladimir Putin oder Xi Yinping berichtet wird, zwei Personen, die, wie gute Mediennutzer mittlerweile wissen, Ursache fast allen Übels in der Welt sein sollen. Die personalisierte Anklage gegen Russland und China ist in Spiegel, Süddeutscher, in ARD und ZDF gleichzeitig bereits die Verurteilung. Der Spiegel brachte es sogar fertig, Putin als Cover-Schurken in das Cockpit eines russischen Kampfjets zu montieren, um die Vorstellungswelt seiner Chefredaktion zu bebildern und dem gebenedeiten Qualitätsjournalismus der Hamburger Schule eine weitere Sternstunde hinzuzufügen. Satireschalter wieder auf „Aus“.

Gibt es hingegen eine Verbindung zu sicherheitspolitischen, militärischen und geheimdienstlichen Interessen des Staates Israel gilt sofort die Bibi-Grundregel, dass es irgendwie strukturell antisemitisch und verkürzte Kapitalismuskritik ist, solche Erwägungen als etwas anderes als irgendwie strukturell antisemitisch und verkürzt kapitalismuskritisch zu bezeichnen. Egal wie die Faktenlage ist. Der Mossad hat zwar nachweisbar die Rekordzahl von 3000 gezielten Tötungen auf dem Kerbholz, wie die Folgen staatsterroristischer Anschläge und illegaler Hinrichtungen mit großem Verständnis genannt werden, wenn sie von den Guten verübt werden. Aber das sind Fakten, die von der wirklich wahren westlichen Wahrheit ablenken. Denn für das Recht gilt ja die „Große Georginische Triumvirats-Regel“, benannt nach George Orwell und 2 mal George Bush, die besagt, dass auch vor dem internationalen Recht alle gleich sind, aber einige eben gleicher. Recht ist sowieso nur etwas für Loser ohne Nuklearwaffen.

Aus diesem Grund werden ihnen die folgenden Informationen in ARD, ZDF, FAZ, Süddeutscher und den Medien des Springerverlages Welt, Bild und taz vorenthalten. Zu ihrem eigenen Schutz. Denn sie wollen doch nicht wegen strukturell antisemitischer, verkürzter Kapitalismuskritik Schwierigkeiten bekommen, zum Beispiel mit ARD, ZDF, FAZ, Süddeutscher, Welt, Bild und taz? Zum Beispiel, weil sie der Meinung sind, dass die Machtpolitik eines militaristischen Staates nicht mit der Kultur einer jahrtausendealten religiösen Gruppe identisch sein kann oder identisch sein sollte, wenn man diese Kultur für wertvoll hält.

Was werfen sie da ein? Die taz gehöre gar nicht zum Springer-Verlag? Das muss man aber dazu sagen, weil merken tut man es nicht mehr!

An verschwiegenen Fakten wäre zum Beispiel folgendes im Angebot:

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hatte bereits am 27. September 2018 bei einer Generalversammlung der UNO eine Fototafel des Hafens von Beirut mit angeblichen Waffenlagern der Hisbollah gezeigt, und dabei genau den Teil des Hafens gezeigt, der jetzt vernichtet wurde. Netanjahu sagte mit Bezug auf die seit vielen Jahren angeblich unmittelbar bevorstehende Fertigstellung einer iranischen Atombombe: „Wir werden weiter gegen den Iran vorgehen, wann immer und wo immer wir es müssen, um unseren Staat und unser Volk zu verteidigen.“ Womit Netanjahu nicht nur den Iran selbst, sondern den schiitischen Bereich des Nahen Ostens meinte, also Iran, Irak, Syrien, Aserbaidschan und eben die schiitische Hisbollah Miliz, die größte nicht-staatliche Armee überhaupt.

Vor der Explosion in Beirut wurden mindestens zwei tieffliegende Jets über dem Stadtgebiet gehört und gesehen. In dem eben bereits zitierten Artikel der angesehenen Asia Times steht außerdem: „Hochstehende westliche Quellen teilten der Asia Times mit, dass westliche Aufklärungsflugzeuge über der libanesischen Küste im Einsatz waren, im Moment der Explosion. Sie hätten aber keine Angriffe ausgeführt.“ Das klingt nach Vorwissen, dass nicht zu einem Unfall passt.

Boaz Hayoun, ein israelische Experte für Sprengstoff und Seismographie, der unter anderem für die Einhaltung von Regularien für Sprengstoffe in Israel zuständig ist, stellte fest, dass es 43 Sekunden vor der gigantischen Explosion in Beirut eine Sequenz von 6 unterirdischen Explosionen im Abstand von jeweils 11 Sekunden gab. Die Zeitschrift „Israel Defense“ bezeichnete sie als Explosionen von Waffensystemen, die absichtlich oder unabsichtlich im Hafen von Beirut gezündet worden seien.

In einem Luftangriff am 21. Juli 2020 hatte die israelische Luftwaffe den wichtigen Hisbollah-Kommandeur Ali Kamel Mohsen Jawad bei einem Luftangriff auf den Flughafen von Damaskus getötet. Die Hisbollah hatte dafür Rache angekündigt und unmittelbar danach hatte der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz gedroht, dass „der Libanon die schmerzhafte Verantwortung für jeden Anschlag tragen wird, der von seinem Territorium ausgeht“. Der christliche libanesische Präsident und der sunnitische Premierminister hatten beide mit der Hisbollah zusammengearbeitet.

Die israelische Führung hatte in verschiedenen Stellungnahmen klargestellt, dass sowohl Hisbollah als auch der Libanon als Staat für schiitische Angriffe auf israelische Truppen bestraft werden würden. Die Zeitung „Israel Hayom“ zitierte den israelischen Verteidigungsminister Gantz, dass er die israelischen Streitkräfte instruiert habe, libanesische Infrastruktur zu bombardieren, falls die Hezbollah israelische Soldaten oder Zivilisten verletze“. Der israelische Generalstabschef Aviv Kochavi fügte hinzu: „Falls die Hisbollah einen weiteren Angriff unternimmt, werden wir eine ungewöhliche Antwort der israelischen Streitkräfte auf die Hisbollah im Libanon beobachten.“

Die höchst merkwürdige Explosion in Beirut hat es in dieser Form, also mit einer Druckwelle, die man nur von Atomwaffen kennt, bisher nur zwei mal gegeben. Nicht bei der Explosion von Ammoniumnitrat, dass ohne Zusatz von weiteren Stoffen wie Öl oder Benzin eine stabile und nicht besonders explosive Substanz ist. Sondern bei den Einsätzen einer neuen Waffe durch Israel in Syrien und gegen die iranische Marine in diesem Jahr.

Die derzeitige Situation im Nahem Osten mit dem Schulterschluss der Vereinigten arabischen Emirate mit Israel und die bereits bestehende Zusammenarbeit Israels mit Saudi Arabien, das heißt die Allianz wesentlicher sunnitischer Kräfte mit den Israelis und den USA ermöglicht also ein Vorgehen gegen die schiitische Allianz Iran, Irak, Syrien und Aserbaidschan. Der Libanon ist jetzt ausgeschaltet. Die Strategie (Sieben Länder in fünf Jahren), den Nahen Osten ins Chaos zu stürzen, damit die USA, Israel und Saudi Arabien dort durchregieren können, ist weiter umgesetzt worden.

Gleichzeitig ermöglicht die Strategie neoliberalen Wirtschaftskräften den Libanon im Ausverkauf als Ramschware zu übernehmen. Zu den Nutznießern dieser Entwicklung gehört auch Frankreichs Präsident Macron, der sich in alter Kolonialmachtmanier für die Rettung des Libanon mit-zuständig erklärt hat. Aber auch libanesische Oligarchen in Brasilien, die dort mit transferiertem Kapital großen Einfluss erlangt haben und die es jetzt in die alten Heimat zurückzieht, gehören dazu. Das Kapital ist eben international aufgestellt. Und so ist klar: Jegliche Aufbauhilfe wird an die Umwandlung des korrupten Libanon in einen ebenso korrupten neoliberalen Modellstaat geknüpft.

Nicht zuletzt unterstützt der israelische Militärschlag die neue Strategie der USA unter Trump, in der er sich mit Sleepy Joe Biden einig ist, nämlich die Neue Seidenstraße wo immer möglich zu behindern oder zu zerstören und den Neuen Kalten Krieg und das totale Abkoppeln von China durchzuführen. Der Libanon war der Asiatischen Entwicklungsbank bereits beigetreten, die zur Finanzierung der Neue Seidenstraße gegründet wurde. Beirut war einer der wichtigsten Seehäfen der maritimen Seidenstraße. Insofern ist die Anwesenheit von westlichen Aufklärungsflugzeugen bei der Aktion, die gleichzeitig Frühwarn-, Überwachungs und Auswertungsfunktionen übernommen haben dürften, nicht überraschend. Und der Einsatz der neuen israelischen Waffe trifft sicher auf das (Kauf) Interesse der US Militärs.

Aber wie ist das dröhnende Schweigen in den Öffentlich-Rechtlichen zu all diesen Fakten, Strategien und Entwicklungsrichtungen, wie ist ihr kompletten Schweigen zur Rolle Israels bei gleichzeitigem flächendeckenden Neo-McCarthyismus (identisch in den NATO affinen Printmedien) angesichts jeder nicht dezidiert positiven Äußerung zur Kriegspolitik des israelischen Sicherheitsstaates mit ihrem verfassungsmäßigen Auftrag zur umfassenden Aufklärung der Bevölkerung in Einklang zu bringen?

Richtig, gar nicht. Sie sind, ähnlich wie die US Konzernmedien, im wesentlichen das Propagandainstrument eines zunehmend gewalttätigen Westens, der Demokratie für veraltet hält und an der Umgestaltung der Welt in neofeudale, überwachungskapitalistische „Governance“ Gebiete arbeitet.


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zuletzt bearbeitet 19.08.2020 | Top

   

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