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Dankbar für die Erdbebenkatastrophe

#1 von Yavuz Özoguz , 08.02.2023 11:59

Dankbar für die Erdbebenkatastrophe

In solchen Katastrophen unterscheidet sich die Menschlichkeit vom mörderischen Kapitalismus. Und in solchen Momenten wird deutlich, warum und wofür wir immer dankbar sein müssen.



Vor zwei Tagen ereignete sich im Südosten der Türkei und damit auch im Norden Syriens eine der größten Erdbebenkatastrophen der jüngeren Geschichte mit einer Stärke von 7,4. Gemäß dem türkischen Kandili Institut, welches die seismologischen Daten erfasst, hat es in 40 Stunden im Anschluss 772 Nachbeben gegeben, welche in einem Umkreis von 300 km zu spüren waren. Es gab so viele Nachbeben innerhalb von zwei Tagen, wie es im ganzen Jahr 2022 Beben in der Türkei gab. Gemäß Prof. Dr. Haluk Özener, dem Leiter des Kandili Instituts, verdeutlichen allein diese Nachbeben die Wucht des Hauptbebens. Auf beiden Seiten der syrisch-türkischen Grenze gab es nach bisherigen Angaben knapp 10.000 Tote. Die veröffentlichten Bilder lassen vermuten, dass sich diese Zahl noch erheblich erhöhen wird. Die Zahl der Verwundeten ist sechsstellig. Die türkische Stadt Antakya – Partnerstadt der deutschen Stadt Aalen – gleicht einem Trümmerfeld. Weitere Städte und Dörfer sind verwüstet. In Syrien ist auch die Infrastruktur in der Region zusammengebrochen.

Die Katastrophe ist kaum zu fassen und die weltweite Berichterstattung und Anteilnahme der Bevölkerungen ist überwältigend. Doch in solchen Zeiten wird deutlich, welches System menschlich denkt und wer nur seine eigenen Interessen versucht gewaltsam durchzusetzen. Während z.B. der russische Präsident Putin als einer der Ersten sowohl dem türkischen Präsidenten als auch den syrischen Präsidenten kondoliert hat und viele nichtwestliche Staaten es ihm gleich taten, haben die westlichen Regierungschefs keine Zeile nach Syrien gesandt. Während die russischen Hilfstrupps in beiden Ländern zu den ersten Helfern überhaupt gehörten, blieben sämtliche US-Ärzte und Zivilisten auf den unzähligen Stützpunkten in der Region in ihren Basen kleben. Während manche Hilfstrupps nach Syrien, unter anderem aus dem Iran, ihren eigenen Treibstoff mitgebracht haben, haben die USA nicht aufgehört das syrische Öl in dem von ihnen besetzten Gebiet zu plündern.

Kaum zu ertragen sind auch westliche Journalisten, die im Rahmen dieser Katastrophe fast ausschließlich daran denken, ihren westlichen Regime-Change-Phantasien Ausdruck zu verleihen. Geradezu unverblümt schreien sie in ihre Megafone: „Erdogan muss weg, Assad muss weg! Wir sind die Guten!“. So und so ähnlich ist es geschehen gestern Abend im ARD-Brennpunkt moderiert von Ute Brucker [2]. In ihrem Interview mit einem UN-Mitarbeiter in Syrien versuchte Sie durch manipulatorische Suggestivfragen ihren Interviewpartner dazu zu bewegen, zu sagen, dass die Regierung Assad Hilfslieferungen in die von den USA zusammen mit ihren selbstgezüchteten Steinzeitislamisten besetzten Gebieten in Idlib nicht zulassen würden. Geradezu enttäuscht musste sie anhören, dass Assad gar nichts verhindert, nicht einmal die Hilfslieferung in Gebiete, in denen Terroristen herrschen! Tatsächlich sind es die USA und der Westen, welche die Hilfslieferungen nach Syrien verhindern. Denn jegliche Bitten, die Sanktionen gegen Syrien zumindest für schweres Räumungsgerät kurzfristig aufzuheben, wurden bisher ignoriert. Und so sind es auch nicht irgendwelche angeblich geschlossenen Grenzübergänge, welche die Hilfeleistung nach Aleppo verhindern, sondern die völlig zerstörten Straßen, auf dem kein LKW fahren könnte und das fehlende Gerät, um die Straßen notdürftig zu flicken; fehlendes Gerät, welches wegen westlichen Sanktionen nicht ins Land kann. Der ARD-Brennpunkt wollte aber nicht nur Assad stürzen, sondern den türkischen Präsidenten gleich mit oder zumindest abwählen lassen. Die Sendung war kaum zu ertragen!

Der „böse“ Iran, die „bösen“ Russen helfen nach Kräften beiden Ländern. Der „gute“ Westen hilf aber nicht allen Menschen. Stattdessen verbreitet sie die Show-Einlagen, dass Israel angeblich Syrien helfen wolle staccatoartig und sie beschweren sich dann, dass Syrien diejenigen, die sie wöchentlich bombardieren, nicht ins Land lassen wollen. Eine weitere Show-Einlage ist das Hilfsangebot der Ukraine. Superstar Selenski muss bei jeder Show mitspielen. Ist er denn in der Lage die zunehmenden Katastrophen in seinem eigenen Land zu bewältigen? Kann jemand erklären, warum Deutschland Millionen von ukrainischen Flüchtlingen aufnehmen soll, wenn die Ukraine doch so gut in Schuss ist, dass sie sogar anderen Ländern helfen kann? Und kann jemand erklären, warum alle Presstituierten dieses unfassbare Propagandaspiel mitspielen?

Für all das muss man dankbar sein, denn es ermöglicht allen überlebenden Menschen zu erkennen, wer sich für ihr Wohl interessiert und wer nicht. Türkische Privatpersonen haben in Deutschland in ihrem jeweiligen Umfeld spontan Hundertausende an Euros gesammelt und wollen diese möglichst kurzfristig als Hilfsleistung überweisen. Das können sie aber nicht, weil ihnen dann das Finanzamt auf den Hals gejagt wird, wegen angeblicher Geldwäsche, unerlaubter Spendensammlung und vieles andere mehr. Ausnahmegenehmigungen können beantragt werden. Bis die genehmigt sind, sind die zerstörten Städte wieder aufgebaut.

Doch was hat es mit der umfassenden Dankbarkeit auf sich? Kann man in solch einem Moment, bei solchen Bildern, bei solch einer Katastrophe wirklich dankbar sein? Wahre Überzeugung von Gott trennt sich an solchen Tagen von einem Pseudoglauben, der den Glauben an sein Ego auf einen selbst gebastelten Gott projiziert und dann glaubt, an Gott zu glauben. Nach der Flutkatastrophe vom Ahrtal räumte der katholische Pfarrer Meyrer ein, „dass es ihm auch schwergefallen sei, im Vater Unser „Dein Wille geschehe“ zu beten: "War das wirklich Gottes Wille? Kann ich sagen „Dein Wille geschehe“ bei der Beerdigung einer jungen Frau, die ihr Leben noch vor sich hatte?“ [2]. Bei solch einem Glauben ist es kein Wunder, dass die Leute scharenweise von der Kirche weglaufen. Sind solche Momente nicht üblicherweise die wichtigste Stunde, um die Beziehung zu Gott zu intensivieren und nicht zu schwächen?

Um solche Momente verstehen zu können bedarf eines ganzheitlichen – monotheistischen – Glaubens; aber Glaube nicht in dem Sinn von „nicht wissen“, sondern Glaube als vollste Überzeugung mit gesichertem Wissen. Gott hat den Menschen erschaffen, um ihm mit der höchsten Stufe der Liebe zu begnaden. Diese höchste Stufe der Liebe beinhaltet, dass Gott seinem Geschöpf – wie jede Mutter ihrem eigenen Kind – Alles geben will. Die ost-asiatischen Religionen nennen jenes „Alles“ Göttlichkeit. In den monotheistischen Religionen heißt es eher Vollkommenheit. Diese Vollkommenheit soll auch die göttliche Freiheit beinhalten. Göttliche Freiheit bedeutet, dass wir für eine begrenzte Zeit die Freiheit erhalten, Gott verleugnen zu können. Wenn wir in jener zeitlich begrenzten Freiwilligkeit auf Erden Gott annehmen, kehren wir zurück in das Paradies, aus dem wir stammen, und haben einen höheren Bewusstseinszustand als zuvor. So können wir die Gaben des Paradieses auch intensiver genießen. Lehnen wir in dieser Zeit Gott ab, kehren wir auch zurück, und haben einen niedrigeren Bewusstseinszustand, der sogar zum Leid und Feuer umschlagen kann. In diesem System ist der Schöpfer und Herr über Raum und Zeit der Gnädige und Begnadende. Seine Gnade drückt sich unter anderem in der Gerechtigkeit aus, dass jeder Mensch die gleiche Chance erhält, die höchste Stufe der Liebe zu erlangen, unabhängig davon, wie lange er lebt und unter welchen Umständen. Ohne ins theologische Detail einsteigen zu wollen hat der unter den Trümmern verschüttete und daran gestorbene die gleiche Chance zu dieser höchsten Stufe der Liebe wie meine Wenigkeit, der in seinem gemütlichen Büro diese Zeilen tippt. Die Aufgaben erfolgen nach Fähigkeiten, die Chancengleichheit ist gewährt durch die Anpassung der Aufgaben an die Fähigkeiten und Umstände des Einzelnen. So kann theoretisch ein am Nordpol lebender Einheimischer, der niemals in seinem Leben die Chance hatte, etwas von Jesus oder Muhammad zu hören, dennoch eine höhere Bewusstseinsstufe erlangen als ein heiliger Christ oder Großayatollah. Einer der bedeutsamsten Schlüssel zu seinem Erfolg im Empfang der Gnade ist die Dankbarkeit.

So können wir alle dankbar sein, dass auch in dieser Katastrophe die Großartigkeit so vieler Menschen deutlich wird. Sie wachsen über sich hinaus und zeigen ihre wahre Menschlichkeit. Tausende und abertausende Helfer haben ihre Arbeit stehen und liegen lassen und sind in die Katastrophenregion gereist, um zu helfen. Sie bekommen kein Gehalt wie die Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks aus Deutschland. Sie tun das aus Nächstenliebe. Alle türkischen Fluggesellschaften transportieren jene Helfer kostenfrei in die Region. Die Flughäfen sind überfüllt mit Freiwilligen. Alle Turnhallen (und davon gibt es viele in der Türkei) und alle Moscheen sind als Unterkunft bereitgestellt worden. Die Versorgung der Bürger mit Lebensmitteln funktioniert vom ersten Tag an. In Istanbul haben sich kilometerlange Schlangen vor den Blutspende-Organisationen gebildet. Der so sehr von Westen gehasste Assad lässt alle Hilfslieferungen zu den Terroristen in Idlib durch, während die USA weiterhin die Terroristen unterstützen und das syrische Öl Plündern. Auch dafür können wir dankbar sein, denn so können viele Menschen, die es sehen – aber nicht sehen wollen – nicht sagen, sie hätten es nicht gewusst. Während sich in der Region alle Medien mit dem Ziel zusammenschließen, um den Betroffenen zu helfen, Hoffnung zu verbreiten, Mut zu machen usw., übertrifft sich der Flaggenträger für sogenannte westliche freie Meinungsäußerung namens Charlie Hebdo in Unmenschlichkeit und Schamlosigkeit, wie es kaum vorstellbar war. Inmitten der großen humanitären Katastrophe twitterte das französische Satiremagazin eine Zeichnung, in der ein Trümmerfeld nach dem Erdbeben gezeigt wird. Der Text darunter lautet übersetzt: „Jetzt muss man keine Panzer mehr schicken“ [3]. Zwar war die westliche Art der Satire nicht für alle Menschen des Erdballs immer verständlich, aber jetzt können noch mehr Menschen als zuvor erkennen, welche schamlosen Hasser, denen offensichtlich jegliche menschlichen Gefühle abhanden gekommen sind, einstmals die Karikaturen zum vollkommensten Menschen der Menschheitsgeschichte verbreitet haben und zuletzt auch Karikaturen über die Heiligkeit unserer Zeit. Dafür können wir dankbar sein.

Wir können dankbar sein für jeden aus den Trümmern geretteten Überlebenden wie auch für jede würdevolle Leichenwaschung und jedes gebetsreiche Totenbegräbnis. Hunderte von Theologen sind in die Region gereist, um diese schmerzvolle Aufgabe zu erfüllen. Das Haus, das eingestürzt ist, hat Obdachlose hinterlassen. Die Gnade des Allmächtigen wird ihnen den Zugang zur höchsten Stufe nicht erschweren! Doch für uns ist es die Chance zu erkennen, dass sich alles von einem Moment auf den anderen verändern kann; auch durch Ereignisse, mit denen wir nicht rechnen. Schon morgen kann der Mensch, den wir lieben, uns vorangegangen sein in der Rückkehr ins Paradies. Genießen wir daher jeden Atemzug, mit dem wir begnadet werden, und seien wir dankbar.

Ein Erdbeben ist aber heutzutage keine Naturkatastrophe! In Japan gibt es jedes Jahr Dutzende derartige Ereignisse, bei dem schlimmstenfalls ein Computer kaputt geht, der vom Tisch fällt. Die Menschheit weiß, wie man erdbebensicher baut. Zur Katastrophe wird solch ein Ereignis erst, wenn der Mensch nicht nach seinem eigenen Wissen handelt. Und so können wir auch dankbar sein, dass am Vorabend des nächsten Atomwaffeneinsatzes, die gesamte Menschheit noch einmal gewarnt worden ist. Wir wissen alle, dass noch mehr Waffen in die Ukraine noch mehr Leid erzeugen wird. Und hunderte deutsche Panzer, die für die Ukraine gegen die Krim fahren, dürften eine noch größere Katastrophe bewirken als jenes Erbeben in der Türkei und Syrien, auch in Deutschland. Israels Ex-Premier hat unmissverständlich verdeutlicht, dass es die NATO-Staaten sind, die eine Verhandlungslösung zwischen Putin und Selenskyi blockiert haben [4]. Das Erdbeben kann eine Warnung für uns alle sein, nicht weiter zuzulassen, dass die schlimmsten Kriegstreiber unserer Zeit uns in einen Krieg jagen. Auch für solch eine Warnung muss man dankbar sein.

Es gibt noch tausende weitere Dinge, für die wir dankbar sein können, und jeder kann sich selbst überlegen, was ihn betrifft. Dazu zählen auch die konstruktive Trauer und das menschliche Beileid.

„Wir alle sind Gottes, und zu ihm ist die Heimkehr“ [5]. Unser Beileid ist mit den Trauernden in der Türkei und in Syrien und überall in der Welt, die ihre Angehörigen verloren haben. Möge Gott der Gnadenreiche ihnen viel Kraft und Geduld schenken, diese schweren Tage mit gesundem Herzen zu überstehen. Wir beten, dass die noch Verschütteten rechtzeitig geborgen werden können und die Verwundeten schon bald genesen. Wir beten darum, dass die Menschheit aus dieser Katastrophe lernt und ein friedliches Miteinander anstrebt. Möge das Licht der Wahrheit die Dunkelheit der Falschheit überwinden und mögen wir dabei nicht blind werden.

[1] https://haberler.boun.edu.tr/tr/haber/kr...gimiz-en-buyugu
[2] https://www.katholisch.at/aktuelles/1394...ch-gottes-wille
[3] https://www.berliner-zeitung.de/kultur-v...macht-li.315241
[4] https://exxpress.at/israels-ex-premier-n...-und-selenskyj/
[5] http://www.eslam.de/begriffe/t/todesnachrichterwiderung.htm

Yavuz Özoguz  
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RE: Dankbar für die Erdbebenkatastrophe

#2 von Daniel Hader , 08.02.2023 14:48

Zitat:
## Gott hat den Menschen erschaffen, um ihm mit der höchsten Stufe der Liebe zu begnaden. Diese höchste Stufe der Liebe beinhaltet, dass Gott seinem Geschöpf – wie jede Mutter ihrem eigenen Kind – Alles geben will. Die ost-asiatischen Religionen nennen jenes „Alles“ Göttlichkeit. In den monotheistischen Religionen heißt es eher Vollkommenheit. Diese Vollkommenheit soll auch die göttliche Freiheit beinhalten. Göttliche Freiheit bedeutet, dass wir für eine begrenzte Zeit die Freiheit erhalten, Gott verleugnen zu können. Wenn wir in jener zeitlich begrenzten Freiwilligkeit auf Erden Gott annehmen, kehren wir zurück in das Paradies, aus dem wir stammen, und haben einen höheren Bewusstseinszustand als zuvor. So können wir die Gaben des Paradieses auch intensiver genießen. Lehnen wir in dieser Zeit Gott ab, kehren wir auch zurück, und haben einen niedrigeren Bewusstseinszustand, der sogar zum Leid und Feuer umschlagen kann.##
Zitat Ende

Dieser Gedanke kann als ein Argument für Reinkarnation herhalten. Denn kaum ein Mensch wird in einem Leben die höchste Stufe der Vollkommenheit schaffen. Des Schöpfers Barmherzigkeit ist aber bereit dem Menschen die höchste Stufe erreichen zu lassen. Das macht eine Reinkarnation - so wie es im Buddhismus verstanden wird - notwendig.
Diese Reinkarnation kann nach Äonen von Äonen erfolgen, nach einer Phase im Paradies oder in niederen dämonischen Sphären. Sie muss auch nicht auf dieser Erde erfolgen oder gar in diesem Universum. Es kann auch ein anderes Zeitalter sein, nachdem das Universum eingerollt und wieder neu erschaffen wird.


Zitat:
##Seine Gnade drückt sich unter anderem in der Gerechtigkeit aus, dass jeder Mensch die gleiche Chance erhält, die höchste Stufe der Liebe zu erlangen, unabhängig davon, wie lange er lebt und unter welchen Umständen.##
Zitat Ende

Welche Möglichkeit nach Vervollkommnung hat ein Säugling, das gerade 3 Minuten auf der Welt unter Steinen vergraben wurde? Es würde eher dafür sprechen, dass die Seele in diesem Säugling eine Erfahrung erlebt, ein Karma abträgt, das es in vorhergegangenen Leben verursacht hat.
Alles Unheil auf der Welt wäre nach der Vorstellung der Reinkarnation selbstverursacht. Gleichzeitig ist Karma ein Ausdruck göttlicher Barmherzigkeit. Es ermöglicht das Abtragen von Schuld. Es veredelt den Charakter der Seele.

Wer dann aber meint, dass in Unheil geratene Seelen es ja verdient haben, was ihnen widerfährt, der empfängt das Karma der Mitleidlosigkeit und wird dann selber Opfer.


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RE: Dankbar für die Erdbebenkatastrophe

#3 von Yavuz Özoguz , 08.02.2023 17:10

Sehr geehrter Herr Hader,

wenn Gott jedem die höchste Stufe der Liebe aufzwingen wollte (was ein Widerspruch in sich wäre) bedurfte es dieses "Umweges" über die Erde nicht. Vollkommenheit (also Alles von Gott als Gnade angeboten zu bekommen) ist nur möglich, wenn wir es freiwillig annehmen. Sonst hätten wir die göttliche Freiheit nicht. Wenn aber jeder es annehmen wird, selbst Hitler, Yazid und viele andere Verbrecher, dann wäre das eine merkwürdige Vollkommenheit und würde dem Prinzip der Gerechtigkeit widersprechen. Oder glauben Sie, dass ein Holocaust-Überlebender sich im Paraides wohl fühlen würde, wenn sein Peiniger auch dort ist? Die Idee der Reinkarnation lehnt der Islam ab.

Die Frage anch dem Säugling, der stirbt hingegen ist leicht zu beantworten. Dafür gibt es die Todeszwischenphase (Barsach). Dort kann sich jeder noch weiterentwickeln, auch das Baby, dass sich noch nicht entscheiden konnte. Ich hoffe, das hilft weiter.

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Charlie Hebdo verspottet Erdbebenopfer

#4 von Tobias Martin Schneider , 08.02.2023 19:13

Auch wenn die beiden vorangegangenen Beiträge vom Inhalt her vielleicht wichtiger waren, sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass Charlie Hebdo in einer früheren Karikatur Erdbebenopfer in Italien in entwürdigender & entmenschlichender Art & Weise u.a. mit ,,Spagetti in Tomatensauce" & ,,Lasagne" usw. verglich!


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zuletzt bearbeitet 08.02.2023 | Top

RE: Charlie Hebdo verspottet Erdbebenopfer

#5 von Daniel Hader , 09.02.2023 11:26

Sehr geehrter Herr Özoguz,

ich versuche jedwede Trotzigkeit zu vermeiden. Und ich bitte um Entschuldigung, wenn ich versehentlich diesen Eindruck erwecken sollte.
Ich halte stets die Möglichkeit meines Gegenübers für mich als richtig offen und lasse als Maßstab die Argumentation zu.
Natürlich kann ich mich auch beim Thema Reinkarnation irren. Es ist ja auch nicht so, dass ich davon vollends überzeugt bin. Meine Frau ist Muslimin und ich bin es als Deutscher auch, nicht weil es Notwendigkeit war mit meiner Frau zusammen zu kommen.

Der Quran sowie die gesamte Schöpfung beschreibt Periodizitäten, die überall zu beobachten sind. Da haben wir den Wasserkreislauf, die Jahreszeiten, die Entstehung und Vergehung von Sternen und Galaxien. In einer dualen Welt kann das eine nur durch das andere existieren. Ihr Eingangstext beschreibt es ja sehr schön. Auch das Leben kommt aus dem Tod und der Tod aus dem Leben. Wobei der Tod hier als eine Drehtür zu verstehen sein kann. Sterben im Sinne von Verwandlung kann immer nur die Beilegung. Die Struktur des Körpers des Menschen bricht zusammen, aber die zahllosen Atome des körpers vergehen nicht, sondern gruppieren sich neu.

Der Quran beschreibt an vielen Stellen den Wechsel der Jahreszeiten mit dem Bild der toten vertrockneten Erde und ihr Wiederaufblühen nach einem Regen. Dann sagt der Quran, dass auch so die Wiederauferstehung des Menschen erfolgt.
Der Quran spricht darüber, dass der Mensch wieder aus dieser Erde auferstehen wird, in die er im Tod reingelegt wurde. Seine Knochen werden wieder zusammengefügt.

Zitat:
##wenn Gott jedem die höchste Stufe der Liebe aufzwingen wollte (was ein Widerspruch in sich wäre) bedurfte es dieses "Umweges" über die Erde nicht. Vollkommenheit (also Alles von Gott als Gnade angeboten zu bekommen) ist nur möglich, wenn wir es freiwillig annehmen. Sonst hätten wir die göttliche Freiheit nicht.##
Zitat Ende

Richtig. Gott zwingt niemanden. Das Gesetz von Karma, ein endloses Leiden, bis der Mensch erkennt, dass seine Handlungen geändert werden müssen, führen den Menschen zur Vervollkommnung.

Zitat:
##Wenn aber jeder es annehmen wird, selbst Hitler, Yazid und viele andere Verbrecher, dann wäre das eine merkwürdige Vollkommenheit und würde dem Prinzip der Gerechtigkeit widersprechen.##
Zitat Ende

Gottes Barmherzigkeit überwiegt Seinen Zorn. Jedes Wesen wird Erlösung erfahren. Auch wenn es Weltenzeiten über Weltenzeiten von Leiden bedeutet.
Das Abtragen der verursachten Schuld ist ja Gerechtigkeit und gleichzeitig und in seinem Ursprung Ausdruck von allumfassender Güte, die die höchste Stufe der Liebe ist.

Zitat:
##Oder glauben Sie, dass ein Holocaust-Überlebender sich im Paraides wohl fühlen würde, wenn sein Peiniger auch dort ist?##
Zitat Ende

Ich sehe mich als freier Geist, der keinen Dogmen anhängt. Ich bin davon überzeugt, dass Wissenschaft ergebnisoffen sein muss. Ich diskutiere über alles und höre mir alles an. Als Folge meiner Überzeugung rede ich nicht über den Holocaust, weil man darüber in Deutschland nicht reden kann.

Zitat:
##Die Idee der Reinkarnation lehnt der Islam ab.##
Zitat Ende

So weit ich es überblicken kann, gibt es einige Strömungen im Islam (eine absolute Minderheit), die das nicht ausschließt.

Und Jalaladin Rumi, der auch hier im Forum immer wieder Anerkennung findet, beschreibt in einem Gedicht die evolutionäre Entwicklung des Geistes als Mineral, Pflanze, Tier, Mensch, wieder Mensch und weiter als Engel.

Er mag Recht haben oder auch nicht.

Quran Sure 10:8-9
Jene jedoch, die da glauben und gute Werke tun, wird ihr Herr um ihres Glaubens willen leiten. Bäche werden unter ihnen in den Gärten der Wonne fließen. [10:9]
Ihr Ruf dort wird sein: "Preis Dir, o Allah!" Und ihr Gruß dort wird "Frieden!" sein. Und zuletzt werden sie rufen: "Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Welten."

Hier beschreibt der Quran "ein Ende" im Paradies, wo die Paradiesbewohner Allah lobpreisen.

Ich möchte nicht behaupten, dass ich die Sure vollends verstanden habe, aber so stellt es sich hier da.
Es ergibt auch Sinn, denn alles was ein Anfang hat, hat auch ein Ende. Nur Allah ist ewig in dem Sinne, dass Allah ohne Dauer ist.
Das Paradies ist eine Form von Materie, hochschwingend, hoch beglückend, veränderlich, vergänglich. Es gibt aber noch etwas höheres. Das ist das "bei Allah sein", das höchste Paradies.

An anderen Stellen wird der Zustand der Höllenbewöhner als dauernd beschrieben, solange Himmel und Erde existieren. Aber irgendwann wird der Himmel wie eine Buchrolle eingerollt. Und für alle, die klagen, dass selbst nach Billionen von Jahren ein Ende sein wird, dem kann man zur Beruhigung sagen, dass nur eine Weltenzeit zu Ende geht. Alles kehrt zur Ruhe und erwacht dann wieder aufs Neue. Genau so wie man sich abends ins Bett zur Ruhe legt und am nächsten Morgen wieder aufwacht.

Islam und Buddhismus haben auch beim Thema "Nirvana" eine Gemeinsamkeit:

Nirvana ist die absolute Auslöschung von Wahrnehmung und Empfindung. Nicht aber die Auslöschung desjenigen, der wahrnimmt und empfindet. Es ist ein Zustand der absoluten Seeligkeit, die keine "Krücken" braucht, wie Sehen, Hören, Riechen, Tasten, Schmecken, Denken. Man ist im wahren Wortsinn " wunschlos glücklich".
"Wollen" hat im Kern immer einen Zustand von Mangel, den man zu beheben wünscht. Es ist eine Form von Leiden, auch wenn man es nicht so empfindet, sondern vielleicht eher als Vorfreude. Leiden ist gehemmtes oder noch nicht erreichtes Wollen.

Der Muslim, der sich Allahs Willen komplett ergibt, will nichts, da Allah unbedürftig ist und nichts will. Das ist der Zustand des absoluten Frieden. Frieden ist salam und Islam hat mit salam ja seinen Ursprung in der Bedeutung.
Wenn man sagt, dass Allah doch das Gute will und damit "Will" Allah ja etwas, dann ist das insofern richtig, dass Allahs Wille ein in unserer Welt materialisierter Aspekt der göttlichen Güte ist. Das Gesetz von Karma, von Taten und Folgen, die in der muslimischen Bewertung zu halal und haram führen, ist ein Ausdruck von göttlicher Güte. Gott will nichts und seine Gesetzmäßigkeiten sind ein Ausfluss Seiner Güte, als höchste Form der Liebe.

In der absoluten Konsequenz ist Islam der nirvanesische Zustand. Ein Zustand des absoluten Nicht Wollen, absoluter Stillstand, bewegeungsfrei, in sich ruhend, absolute Seeligkeit, bei Gott sein.

Quran Sure 89: 27-30
O du Seele, die du Ruhe gefunden hast, kehre zu deinem Herrn zufrieden und mit Wohlgefallen zurück.
Tritt ein unter Meine Diener, und tritt ein in Meinen (Paradies)garten.

Quran Sure 2: 156
Wir gehören Allah, und zu Ihm kehren wir zurück.“


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zuletzt bearbeitet 09.02.2023 | Top

RE: Charlie Hebdo verspottet Erdbebenopfer

#6 von Yavuz Özoguz , 10.02.2023 10:59

Ganz bewusst habe ich nicht den Begriff "Dualität" verwendet, sondern Paarung, weil Imam Chamenei genau darin die entscheidende Weiterentwicklung unseres Verständnisses sieht. Nord und Süd sind Dualität. Aber Nord und Süd kommen im Heiligen Quran nicht vor, da sie nicht ineinander übergehen können. Jedoch Ost und West kommen vor. "Paarung" ist etwas anderes als Dualität.

Was die anderen Erläuterungen angeht, so klingt jede für sich betrachtet nachvollziehbar. Doch als Gesamtgerüst passen sie nicht zusammen und vor allem wird dadurch nicht erklärt, warum Gott uns überhaupt erschaffen hat. Würde man irgendeine Mutter dieser Erde völlig unabhängig von ihrem Glauben oder Herkunft; ja selbst eine Atheistin - fragen, was sie bereit wäre, für ihr Baby zu geben, wäre die Antwort bei allen gesunden Müttern: "Alles". Doch wer ist gnädiger, die Mutter oder der Schöpfer dieser Mutter. So will Gott uns auch ALLES geben, ohne dass er dadurch etwas opfern müsste. Alles bedeutet auch: "göttliche Freiheit". Göttliche Freiheit ist ein Potential des Menschen, dass ih höher als Engel und niedriger als Tier werden lassen kann, je nachdem, wie er sich im Rahmen seiner zeitbegrenzten Entscheidungsmöglichkeit entscheidet. Die Vorstellung, dass alle Menschen früher oder später jenes Ziel erreichen werden, würde der unfassbaren Gnade widersprechen, Vollkommenheit erzielen zu können. Wenn ohnehin jeder sie erzielen wird, besteht keine göttliche Freiheit mehr. Und es wäre eine ziemlich absurde Schöpfung. Die Aussage, dass Gottes Gnade größer ist als sein Zorn, stammt aus der Vorstellung der "Dualität" nicht der "Paarung". Gottes Zorn ist seine Gnade! Alle Attrribute Gottes sind in der Vollkommenheit eins, sonst hätten wir keinen echten Monotheismus. Das erinnert an eine Frage an junge Theologiestundenten, ob sie im Fall eines Dahihscheidens lieber den gändigen oder den zornigen Gott als Richter hätten. Sobald man zwei denkt, ist es nicht mehr eins! Wir können aber sagen, dass Gottes Gnade größer ist als viele usnerer Sünden. Doch auch hierbei sollte man sich nicht selbst betrügen. Es ist nicht Gott, der den Zugang der Gnade zu uns verhindert, sondern wir selbst sind es; eine Fähigkeit, die Bestandteil der Gnade ist.

Es gibt keine Notwendigkeit für uns zu existieren. Wir sind "mögliche" also bedingte Existenz in der Gnade der vollkommenen unbedingten Existenz. Die Vorstellung, wir könnten sündigen, so viel wir wollten, da wir ohnehin unbegrenzt Chancen zur Vervollkommnung erhalten würden, ist selbst ein Hindernis zur Vervollkommnun. Und Gott stellt solche Hindernisse nicht auf. Alles Gute.

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How To Talk to Children About Natural Disasters To Build Empathy

#7 von Tobias Martin Schneider , 11.02.2023 10:37

How To Talk to Children About Natural Disasters To Build Empathy

The recent tragedy in Turkey and Syria has impacted many of us, but as parents how can we talk to our children about these events from an Islamic perspective to help them build empathy?
In times of natural disasters such as earthquakes, it’s important for parents to educate and prepare their children. Let’s explore how to have meaningful conversations with our children from an Islamic perspective.

Zum kompletten Artikel:
https://mymuslimfamily.org/parenting/how...-build-empathy/


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zuletzt bearbeitet 11.02.2023 | Top

   

Ein Glücksfall der Geschichte
Dialektik der Paarung

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