Über das Totalversagen der Muslime in Deutschland
Im ersten Drittel des Monats Ramadan, sehe ich es als unsere gemeinsame Pflicht an, schonungslos unser Versagen als Muslime in Deutschland zu analysieren, um dann diese Fehlleistung zu bereuen, Besserung zu geloben und mit gereinigtem Herzen in die bevorstehenden Heiligen Nächte einzutreten inschaallah (so Gott will).
Es bedarf eines Rückblickes in eine Zeit, in der der beste aller Menschen, der Prophet der Wahrheit, die Verkörperung von Gnade und Liebe, die vorgelebte Vervollkommnung der Menschlichkeit auf Erden gewandelt ist. Er kam in eine Gesellschaft, die moralisch so verkommen war, wie keine andere Gesellschaft zu seiner Zeit. Der beste Mensch kam in die verkommenste Gesellschaft. Die Araber führten acht Monate im Jahr blutige Stammesfehden mit Mord und Totschlag auf allen Seiten. Man hatte sich darauf geeinigt, vier Monate Waffenstillstand durchzuführen, um die vielen Verletzten zu heilen, um anschließend wieder aufeinander loszugehen. Mädchen wurden bei lebendigem Leib begraben. Frauen wurden wie Esel verkauft und gekauft. Die elitären Superreichen hatten eine Kultstätte mit unzähligen Götzen errichtet, weil sie sich durch die Pilgerbesuche noch mehr Reichtum versprachen. Und bis auf eine klitzekleine Gruppe von Monotheisten (sie hießen Hanifen), waren alle anderen moralisch so verkommen, wie wir es uns kaum vorstellen können. Kulturell war das Gebiet auf dem niedrigsten Stand. Drumherum gab es zahlreiche Hochkulturen. Sie hatten zwar allesamt ihren Höhepunkt überschritten, aber es waren Jahrhunderte alte Reiche, wie das Reich der Perser, das Reich der Byzantiner (Ost-Rom), das Reich der Abessinier (heute Äthiopien und Nachbarländer) und weitere. Der Prophet aller Propheten erzog sein Volk, das ihn zuerst verjagt hatte, in nur einer einzigen Generation so, dass die ehemals so niedere Kultur der Araber die Perser, die Byzantiner, die Abessinier und weitere geradezu überrannte. Doch wie war das möglich?
Viele Muslime, die ihre eigene Geschichte nicht richtig kennen, glauben, dass es durch eine militärische Stärke möglich wurde. Das aber entspricht nicht den damaligen Tatsachen. Viele Völker nahmen den Islam an, ohne dass es zu jeglicher Konfrontation kam, wie z.B. die Indonesier und Malaysier, die heute eine der größten muslimischen Gemeinden stellen. Der Grund lag darin, dass der Islam zwar die Dinge, die unmenschlich sind, abgeschafft hat, aber jedem Volk auch seine Kultur beließ. Niemand wurde gezwungen den Islam anzunehmen. Aber, ob mit oder ohne Islam, die Landeskultur, soweit sie dem Islam nicht widersprach, wurde nicht nur respektiert, sondern zudem auch gefördert. Nicht zufällig feiern heute zahlreiche große muslimische Völker Nowruz: das Neujahrsfest nach dem persischen Sonnenkalender, dessen Anfang an den islamischen Mondkalender gekoppelt worden ist.
Es ist kein Zufall, dass die kulturellen Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern auch im Islam beibehalten wurden, wobei der Islam das Bindeglied war. Es waren die Herzen, die zum Islam übergelaufen sind. Und das hielt viele Jahrhunderte so an. Für Schiiten ist besonders tragisch zu sehen, dass alle jene Erfolge erzielt worden sind, obwohl die besten aller Menschen von den Machthabern unter den Muslimen ermordet wurden. Was wäre möglich gewesen, wenn die Reinen das Sagen gehabt hätten? Die Dynastien der Umayyaden, Abbasiden, und viele weitere Erbmonarchien bis zu den Osmanen, waren alles andere als rein oder vorbildlich. Aber die Moral, der Anstand, die islamische Ethik, hatten zumindest in den Völkern so viel Fuß gefasst, dass sie allen anderen Kulturen überlegen war. Wohlgemerkt das ganze unter nicht optimalen Bedingungen in nur einer einzigen Generation!
Wie ist es nun mit uns Muslimen in Deutschland nach vier (!) Generationen? Haben wir den Nichtmuslimen in Deutschland die islamische Ethik und Moral vermitteln können oder scheiterte es bereits an der Sprache, die viele von uns nicht erlernen wollten? Haben wir die kulturellen Gegebenheiten Deutschlands, die nicht mit dem Islam kollidieren, erforscht, respektiert und versucht weiterzuentwickeln, oder haben wir uns einfach nur darauf versteift, dass Tannenbäume in Bethlehem nicht existiert haben und es daher Unglaube sei, sie so etwas aufzustellen, was wir mit Verachtung quittiert haben? Haben wir ein hervorragendes Familienleben vorgelebt oder sind die Frauenhäuser voll mit Ehefrauen von Muslimen, die grün und blau geschlagen worden sind? Haben wir in den Moscheen Nachhilfeunterricht für Muslime und Nichtmuslime angeboten, damit sie zu den besseren in den Schulen gehören, oder ist der Anteil an Muslimen in den Hauptschulen besonders hoch? Der Islam ist die Religion der sozialen Gerechtigkeit! Haben wir unsere Erwerbstätigen so erzogen, dass ihre Arbeit Gottesdienst ist, oder sehen viele den Gang zum Sozialamt als erheblich ertragreicher an? Haben wir eine Sexualethik gelehrt, bei der junge Leute früh die Gelegenheit bekommen den Bund fürs Leben zu schließen und damit die Basis für lauter goldene Hochzeiten legen können, oder müssen unsere Kinder warten, bis sie 25 oder 30 Jahre alt sind, weil es vorher Ärger gibt? Gehören wir als Muslime zu denjenigen, die am meisten Lesen, sich am meisten bilden, die die vorbildlichsten Gastgeber auch für Nichtmuslime sind, die die hiesige Kultur und Politik verfolgen oder leben viele von uns im Herzen noch in Ländern, die mehrere tausend Kilometer entfernt sind? Sind unsere jugendlichen Fußballspieler diejenigen, die die Fairnesspreise ihrer Ligen abstauben oder fallen sie eher dadurch auf, dass sie Schiedsrichter verprügeln? Sind unsere Jugendlichen ehrenamtlich in vielen gesellschaftsfördernden Projekten engagiert, oder lungern sie nachts auf Straßen herum, dass jede ältere Frau Angst bekommt und einen großen Bogen um sie macht?
Die wenigen paradiesischen Gemeinden, die es anders versuchen, fallen angesichts der enormen Masse an abstoßenden Beispielen nicht hinreichend ins Gewicht.
Die deutsche Gesellschaft ist heute krank, schwer krank. Sie liegt auf der Intensivstation. Ohne Migranten wäre sie gar nicht in der Lage weiter zu existieren, weil die Geburtenrate so enorm niedrig ist. Hohe Abtreibungsraten korrespondieren mit Geburtenverweigerung, hohen Scheidungsraten, immer weniger Ehen und immer mehr Einsamkeit. Die Gesellschaft braucht dringend Heilung. Drogensucht, Alkoholsucht, Spielsucht, Pornosucht sind nur Symptome einer tiefen Krankheit, die immer mehr Menschen befällt. Der Sinn des Lebens ist verloren gegangen. Selbst in Sodom und Gomorra wussten die Sünder immer noch, ob sie Mann oder Frau sind. Einige Wahnsinnige wollen Deutschland in einen dritten Weltkrieg führen. Eine Politik der Angst und Repression nimmt überhand.
In dieser Situation könnten echte deutsche Muslime, Muslime, die ihre Heimat in Deutschland sehen und nicht nur hier sind, weil es hier Geld gibt, dieses Land retten! Die westliche Kultur hat – wie einstmals das Perserreich oder Byzanz – ihren Höhepunkt schon längst überschritten. Eine untergehende Kultur, ein untergehendes Imperium wird eines Tages in einem neuen System auferstehen. Das ist ein gesellschaftliches Naturgesetz! Welche Rolle wir Muslime dabei spielen, hängt von uns ab.
Bis jetzt haben wir diesbezüglich in der Gesellschaft versagt. Damit sind nicht die einzelnen Lichter gemeint, die es durchaus gibt. Aber als Gemeinschaft mit Verantwortung für Deutschland haben wir versagt. Nur so ist zu erklären, dass viele Deutsche denken, dass die Gewalt des Besatzers in Palästina erlaubt, aber die Gewalt der Besetzten Terrorismus sei. Wir Muslime sind mitverantwortlich dafür, dass viel zu viele Deutsche glauben, dass die Achse des Widerstands gegen das Westliche Imperium mit China, Russland, Iran und vielen anderen allesamt böse seien und die USA, die den deutschen den letzten Tropfen Blut aussaugen würden, wenn sie nur könnten, die Guten seien. Wir tragen Mitverantwortung dafür, dass viel zu viele Muslime Gewalttaten verüben oder Gewaltehen führen. Und vieles andere mehr! Sicher trägt die Meherheitgesellschaft ebenfalls eine gewisse Mitschuld, aber in diesem Artikel geht es um unsere Schuld als Muslime und wir können und müssen vor allem uns verändern.
Meine Wenigkeit will an diesem gesegneten Fastentag im Heiligen Monat-Ramadan nicht eine Liste weiterführen, die noch sehr lange weitergeführt werden könnte. Ich hoffe, dass das, was beabsichtigt war rüberzukommen, rübergekommen ist. Wollen wir wirklich den Neuanfang des Landes den Rassisten überlassen, die das Land dann noch mehr in den Abgrund führen?
Nur um es klarzumachen: Weder hat ein Muslim etwas in einer Kneipe verloren, noch muss er am Vatertag mit einem Bollerwagen Bier transportieren. Aber es gibt auch Teehäuser, die wir so gestalten könnten, dass auch Nichtmuslime sich darin wohl fühlen. Und warum sollten wir nicht am Tag von Christi Himmelfahrt mit einem Bollerwagen losziehen und der Mehrheitsgesellschaft zeigen, dass man auch ohne Alkohol Spaß haben kann und an dem Tag Jesu gedenken? Das Laternelaufen haben ja einige Gemeinden schon integriert.
Zum Schluss noch einmal eindringlich: Die Gesellschaft befindet sich in fast jeder Hinsicht nahe dem Abgrund. Die Wirtschaft wird zerstört, die Kultur ist am Ende, die Philosophie existiert kaum noch, die Religion ist tot, die Diskussion durch Meinungsfreiheit wird durch das Diktat der Regierenden unterdrückt, die Morallosigkeit betrifft nicht nur die Ehe, und es ist nicht nur eine Chance für Muslime, hier eine echte menschwürdige Alternative aufzuzeigen, es ist auch die Pflicht eines jeden Muslims, soweit er seine Religion verstanden hat und wirklich daran glaubt! Denn jeder Deutsche, selbst wenn er an Thor und Odin glaubt und seinen Rassismuswahn nicht loswird, ist Dein Bruder oder Deine Schwester in Menschlichkeit, Träger Geistes Gottes im Herzen und Nachkomme des Propheten Adam.
Einige aufrichtige Muslime in Deutschland und einige Ureinwohner, die den Islam zwar noch nicht kennen aber ihre Menschlichkeit bewahrt haben, haben das Potenzial aus Deutschland einen Leuchtturm für wahren Frieden, wahre Freiheit und Gerechtigkeit zu etablieren als Neuaufbau einer Welt, die ihren Maßstab verloren hat. Dieses Potenzial muss vereinigt und genutzt werden.
In diesem Sinn wünsche ich allen ein gesegnetes Nowruz, eine noch gesegnetere Fastenzeit und faszinierende Annäherungen an die Quelle aller Liebe in den bevorstehenden heiligen Nächten.