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Wer den Verfassungsschutz unterschätzt, bekommt einen Kalifenstaat

#1 von Yavuz Özoguz , 29.04.2024 15:30

Wer den Verfassungsschutz unterschätzt, bekommt einen Kalifenstaat

Die perfiden Methoden des Machterhalts eines durch und durch korrumpierten Systems, welches sich im unaufhaltbaren Untergangsstrudel befindet, sind vielfältig und phantasiereich. Erstaunlicherweise werden sie ausgerechnet von jenen lautstark weitergetragen, die selbst im Krieg mit dem Verfassungsschutz sind.



Am Wochenende fand in Hamburg eine Demonstration statt von einer muslimischen Gruppe namens „Muslim Interaktiv“, die bisher kaum öffentlich in Erscheinung getreten ist außer im Internet. Die ZDF-Überschrift zu der Demo lautet: „Islamisten fordern Kalifat bei Hamburger Demo“ [1]. Als wenn diese Forderung nicht bereits skurril genug wäre, ist die angebliche Hauptperson namens Raheem Boateng, der das Gesicht von „Muslim Interaktiv“ sein soll, auch noch ein Hamburger Student, der unbehelligt auf Lehramt studiert [2]. Offensichtlich hat ihm noch niemand gesagt, dass ein „Islamist“ in Deutschland keine Anstellung an irgendeiner Schule bekommen kann und sein Studium im Ausland nichts wert ist. Erschreckend ist, dass alle „Rechten“ jetzt wieder schäumen vor Wut, die Islamisten-Gefahr propagieren und offensichtlich nichts aber auch gar nichts dazu lernen vom Verhalten des Verfassungsschutzes gegen sie selbst!

Zunächst einmal muss auf einige weitere Aspekte jener Demo hingewiesen werden, bevor wir die skurrile Forderung nach einem Kalifenstaat analysieren. Am exakt gleichen Tag, in der gleichen Stadt Hamburg nahezu zur selben Zeit fand eine erheblich früher angemeldete Demonstration gegen die Verbrechen Israels statt. Jene Veranstaltung war nicht nur viel wichtiger und besser besucht, sie hatte zudem das Ziel den Besuch von Olaf Scholz in Hamburg zu stören. Aber Infos über jene Demo gibt es bestenfalls nebenbei und bei Sendern wie „Hamburg 1“ mit dem Titel: „Pro-Palästina-Demo durch die City: Ziel ist eine Veranstaltung mit Bundeskanzler Olaf Scholz“ [3]. Es liegt dementsprechend nicht fern anzunehmen, dass durch die parallele Kalifenstaat-Demo die eigentlich wichtige Demonstration gegen das aus Sicht vieler verbrecherische Verhalten der Bundesregierung an der Seite des Apartheidsstaates Israel abgelenkt und damit unter den Tisch gekehrt werden sollte. Das ist offensichtlich gelungen!

Um die Geschehnisse besser einordnen zu können, sei daran erinnert, dass wir in einer Zeit leben, in der gegen den ehemaligen griechischen Außenminister Varoufakis ein Betätigungsverbot ausgesprochen worden ist, weil er bei einer Palästina-Konferenz über das Internet dazugeschaltet werden sollte [4]. Dieses an totalitäre Systeme erinnernde Auftrittsverbot gegenüber dem ehemaligen Außenminister eines befreundeten und gleich mehrfach verbündeten Staates, ist derart skandalös, dass der Außenexperte der neuen BSW-Partei Michael Lüders das in seinem neusten Video thematisiert [5]. Wir leben also in einer Zeit in Deutschland, in der selbst ein hochkarätiger Redner verboten wird, wenn die Vermutung vorliegt, er könnte Israel für das aktuelle Massaker kritisieren wollen. Aber die Forderung nach einem Kalifenstaat erfolgt problemlos auf Hamburger Straßen.

Liebe „Rechte“ im Land: Wie blind muss man eigentlich sein, um zu verstehen, dass der Verfassungsschutz weder gegen Rechte, noch gegen „Islamisten“, noch gegen AFD oder Linke ist [6]! Der Verfassungsschutz ist ein Organ der US-Macht in Deutschland, deren Aufgabe darin besteht, mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln den Machterhalt des US-Imperiums (und seines Satelliten Israel) zu sichern. Muslime, die „zufällig“ parallel zu einer Demo, die sich gegen Israel richtet und den deutschen Bundeskanzler für seine uneingeschränkte Zionismus-Unterstützung bloßstellen will, lautstark und medienwirksam ablenkend demonstrieren wollen, werden nicht nur nicht verboten, sondern sie werden letztendlich sogar unterstützt!

Kommen wir nun zu der skurrilen Forderung nach einem Kalifenstaat. Ein Kalif soll eine Art idealer Stellvertreter des Propheten Muhammad sein. Gemäß sunnitischer Lehre gab es in der Anfangszeit des Islam vier rechtgeleitete Kalifen [7]. Der letzte von Ihnen war Ali. Nachdem jener Ali von den reaktionären Kräften der ehemaligen Macht ermordet worden ist, wurde das Kalifenamt umgewandelt in eine Erbmonarchie und danach gab es nur noch Palast-Kalifen (zuweilen sogar mehrere konkurrierende). Der letzte Kalif ist mit dem Osmanischen Palast untergegangen. Gemäß Schiiten gab es 12 von Gott auserwählte Vertreter, wovon Ali der erste war. Elf der zwölf wurden vom reaktionären Kalifensystem ermordet, so dass der zwölfte in die Verborgenheit entschwunden ist und als Erlöser zurückerwartet wird. So oder so gibt es aktuell keinen zugänglichen Kalifen auf Erden. Als Imam Chomeini im Jahr 1979 die Islamische Revolution im Iran zum Sieg geführt hat, kamen viele muslimische Gruppen zu ihm und baten ihn darum, er solle das Kalifat ausrufen und sich selbst zum ersten Kalifen ernennen, dann würden sie ihm alle die Treue schwören. Imam Chomeini hat jene Idee strikt verworfen, denn der Kalif „ernennt“ sich nicht selbst, sondern wird von Gott ausgerufen und vom Volk erkannt. Obwohl die Islamische Republik Iran stets an der Seite der Muslime große Opfer gebracht hat und Imam Chamenei (der Nachfolger von Imam Chomeini) inzwischen ein hohes Ansehen unter vielen Muslimen genießt, muss man dennoch ehrlicherweise anerkennen, dass es auf der Welt mehr Nichtmuslime gibt, welche den antiimperialistischen Weg Imam Chameneis befolgen, als Muslime. Für seine Anhänger ist Imam Chamenei „Imam“. Für viele Freunde (darunter auch Putin, Nelson Mandela oder Alexander Dugin) ist er ein Vorbild. Aber „Kalif“ ist er nicht. Seiner mehrfach öffentlich geäußerten Bitte, zumindest während des Gaza-Massakers die diplomatischen Beziehungen zu den Zionisten auf Eis zu legen, sind mehr Staaten des sogenannten globalen Südens gefolgt (insbesondere in Süd-Amerika) als Muslime!

Was also bedeutet die Forderung nach einem Kalifat von wem auch immer gestellt und wo auch immer, wenn es doch gar keinen Kalifen gibt und kaum jemandem, der ihm Folge leisten würde? Es gibt kein einziges mehrheitlich muslimisches Land, in dem es einen Kalifen oder mehrheitlich einen Wunsch nach einem Kalifen gibt. Was also macht es für einen Sinn, solch eine Forderung – völlig unabhängig davon, wie sinnvoll oder unsinnig sie ist – ein einem Land zu stellen, in dem Muslime bestenfalls 8 % der Bevölkerung stellen und die allermeisten Muslime nichts von der Idee halten?

Parallel aber fand eine Demonstration von Muslimen statt, die allesamt einen Eintrag im Register des Verfassungsschutzes riskiert haben, die alle um ihren Job fürchten müssen, falls der Verfassungsschutz die Arbeitgeber aufsucht und vieles andere mehr, eine Demo, bei der die Forderung nach einem Stopp der Waffenlieferungen an Israel gestellt wurde, eine Forderung mit der sich tausende und abertausende Bundesbürger solidarisieren würden, sich aber öffentlich nicht trauen.

Wir werden nicht erfahren, wie viele V-Leute bei den Kalifen-Staatlern mitmarschiert oder sogar ans Rednerpult getreten sind. Wir können aber vorbehaltlos feststellen, dass die Kalifen-Demo dem Staat, dem Staatsschutz, dem Verfassungsschutz und den Propagandamedien sehr nützlich war, während die wahre Demonstration für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit für alle Menschen somit in ihrer Wirkung erheblich geschwächt wurde.

So lange die Bundesbehörden nicht im Sinn der eigenen Bevölkerung agieren, die eigene Wirtschaft und die eigenen bundesdeutschen Interessen schützen, sondern lediglich ein verlängerter Arm des US-Imperialismus sind, scheint mir die Forderung nach einen Kalifenstaat in einer weiteren Hinsicht absurd. Denn Deutschland ist bereits ein Kalifenstaat, mit dem US-Präsidenten als Kalifen und dem israelischen Ministerpräsidenten als sein Wesir, wobei die Rollen auch getauscht werden können. Der deutsche Verfassungsschutz hat dabei nicht die Aufgabe, das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland vor „extremistischen Bestrebungen“ zu schützen, sondern die extremistische Bestrebung des US-Imperiums, Deutschland weiterhin als Vasall unterdrücken zu können, aufrecht zu erhalten. Manche Ost-Deutsche glauben, dass sie diesen Umstand besser verstehen aufgrund ihrer Stasi-Erfahrung. Ihr Umgang mit den eigenen Muslimen, die sich für ein freies und souveränes Deutschland engagieren, verdeutlicht aber, dass sie kaum etwas verstanden haben.

Aber weder der Verfassungsschutz noch Israel oder USA können Kinder zeugen und erziehen. Und so viele Kriege können die NATO-Staaten gar nicht anzetteln, um den jeden Tag deutlicher werdenden Fachkräftemangel durch Kriegsflüchtlinge auszugleichen. So wird das Imperium der verbrecherischen Macht vielleicht nicht „besiegt“ werden, aber es wird an Altersschwäche sterben. Um für die Zeit danach vorbereitet zu sein, bedarf es keines nichtexistierenden „Kalifen“, sondern der Erkenntnis der bestehenden Heiligkeit der Zeit [8]. Der Tag, an dem auch Deutschland an der Seite der Menschlichkeit und Nächstenliebe stehen wird, rückt jeden Tag näher. Wie gerne würde ich jenen Tag miterleben, denn er wird grandioser als der Tag des Mauerfalls. Es wird der Tag des Falls der Mauern in unseren Herzen und vor unseren Augen - so Gott will.

[1] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/d...alifat-100.html
[2] https://www.fr.de/panorama/verfassungssc...t-92999891.html
[3] https://www.hamburg1.de/pro-palastina-de...er-olaf-scholz/
[4] https://diem25.org/chronik-des-betaetigu...nis-varoufakis/
[5] https://www.youtube.com/watch?v=n39cM_fiQoM
[6] https://www.youtube.com/watch?v=Hnr0ysFIngU&t=625s
[7] http://www.eslam.de/begriffe/r/rechtgeleitete_kalifen.htm
[8] http://www.eslam.de/begriffe/h/heiligkeit_unserer_zeit.htm


Yavuz Özoguz  
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