Liebe Frau Özuguz,
vielen Dank für das freundliche Willkommen.
Es liegt mir fern, den Gebetsruf zu einem dringenden Problem machen zu wollen. Ich finde es nur schade, dass man ihn nicht hin und wieder hören kann. Es muss ja nicht fünf mal am Tag sein, aber zum Freitagsgebet z. B., das wäre doch klasse.
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Allerdings sind wir hier in einem nichtmuslimischen Land, und wenn es die Anwohner stört, dann soll auch nicht zum Gebet laut gerufen werden. Islam heißt auch Rücksicht.
Sie schreiben so bestimmt, als wüssten Sie, dass es die Anwohner stört. Dabei kann man das doch gar nicht wissen, ohne es versucht zu haben. Sicher wird sich ein kleiner Teil gestört fühlen, so wie sich ja auch ein kleiner Teil vom Bimbammbaumel der Kirchen gestört fühlt, das auch erschallt, obwohl wir ein nichtchristliches Land sind. Laut http://www.ndr.de/kultur/kirche_im_ndr/ev102.html gehen noch 15% der Katholiken und 4% der Protestanten regelmäßig in die Kirche. Wenn man die Zahlen von http://de.wikipedia.org/wiki/Religionen_in_Deutschland nimmt, dann sind das mal gerade knapp über 4,5 Millionen. Eine Minderheit also. Mich stört Glockengeläut sehr, und trotzdem erkenne ich das Bedürfnis dieser Minderheit nach ihrem Gebetsruf an, ohne Sturm dagegen zu laufen. So wie die Meisten eben, und das wird beim Azan ein oder zwei mal die Woche nicht anders sein, bis auf den Sturm, den die Menschheitsfeinde losbrechen werden. Aber wie gesagt, ich wollte kein Problem daraus machen.
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Sondern vielmehr, dass deutsche Muslime endlich als ein Teil Deutschlands wahrgenommen werden, statt von ihnen bedingungsloses Aufgabe ihrer Religion und Kultur zu verlangen, damit sie sich als Deutsche rechnen dürfen. Umgekehrt stimmt es aber auch, dass daran nicht nur die Deutschen Schuld sind, sondern auch die Einwanderer selber.
Diese Aussage verstehe ich nicht ganz. Ich nehme an, Sie reden hier vom Integrationsproblem? Ehrlich gesagt, ich bin auch nicht integriert, obwohl ich ur-deutsch bin und mit meinen beinahe 53 Jahren eigentlich an alles gewöhnt sein müsste. Wenn ich mir nun vorstelle, da kommt so ein frommer, gesitteter Mensch nach Deutschland in diesen verkommenen Sauhaufen und soll sich hier integrieren, dann weiß ich nicht, wie er das könnte. Das kann noch nicht mal ich, und glauben Sie mir, man hat sich die größte Mühe gegeben, aus mir ein verkommenes Subjekt zu machen. Da wird sich aufgeregt, dass Mädchen nicht zum Schwimmunterricht dürfen, das gehört schließlich zur Integration. Da kann ich nur lachen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich meine Kinder hier nicht einmal in die Schule geschickt. Von einem anständigen Menschen zu verlangen, er solle sich in diese Gesellschaft integrieren, ist unmenschlich. Die anständigen Einwanderer trifft überhaupt keine Schuld, Integrationsbemühungen sind Kraftverschwendung. Besser man gebraucht die Kraft, der westlichen Gesellschaft immer wieder den Spiegel vorzuhalten, damit ihr klar wird, warum man sich nicht vollständig integrieren kann und lieber unter sich, unter gesitteten Menschen bleibt. Das ist nämlich gar nicht im öffentlichen Bewusstsein, man hört immer nur von Integrationsunwilligkeit, von einer Unmöglichkeit ist nie die Rede. Warum nicht?