Zum Symposium „Palästina – Frieden auf Basis von Gerechtigkeit“ in Berlin am 16. August 2013
Am vergangenen Freitag, dem 16. August 2013, veranstaltete die Kulturabteilung der Islamischen Republik Iran in Berlin ein Symposium zum Thema „Palästina – Frieden auf Basis von Gerechtigkeit“. Zionistische Lobbygruppen versuchten im Vorfeld, die Veranstaltung zu verhindern, in dem sie über die einzelnen Referenten Verleumdungen und Lügen in die Welt setzten. So gab die Berliner Urania, die ursprünglich als Veranstaltungsort vorgesehen war, dem zionistischen Druck nach und kündigte vorzeitig den Vertrag. So blieben dem dem Veranstalter nur mehr fünf Tage, um neue geeignete Räumlichkeiten anzumieten, was so kurzfristig nicht einfach war. Schließlich fand die Veranstaltung dann in einem schönen Saal in Zehlendorf statt. Da viele Besucher von außerhalb Berlins einschließlich unserer Wenigkeiten im Stau feststeckten, musste das Symposium geringfügig verspätet beginnen, was aber der Qualität keinen Abbruch tat. Im Gegenteil, der Saal war voll. Die Verhinderungsversuche im Vorfeld haben vermutlich das Interesse am Syposium noch befeuert. Eine schöne Schlappe für die zionistische Lobby!
Zum Symposium selbst: Es wurde eingeleitet durch eine kurze Ansprache von Dr. Mahdi Imanipour, dem Kulturrat der Islamischen Republik Iran, in dem er auf den Widerspruch hinwies zwischen der angeblichen Meinungsfreiheit, für die einzutreten der Westen vorgibt, und der Realität, die bezogen auf die Veranstaltung genau das Gegenteil zutage förderte.
Als erste Referentin sprach die Islamwissenschaftlerin und Publiszistin Petra Wild. Sie erläuterte anschaulich den Charakter des Zionismus als eine koloniale Bewegung, die auf Expansion und Verdrängung der ursprünglichen Bevölkerung abziele. Zionisten sähen Israel als „Vorposten der Zivilisation gegen die arabische Barbarei“. Die Behauptung der Zionisten, es handele sich bei Palästina um ein „Land ohne Volk“, war eine von den Zionisten wissentlich geäußerte Lüge, denn sie wussten, dass dort bereits eine andere Bevölkerung ansässig war . Schon Napoleon hatte 1798 vorgeschlagen, dass die Juden nach Palästina zurückkehren sollten.
Petra Wild legte im Verlauf ihres Vortrages dar, wie der rassistische Siedlerkolonialismus die einheimische Bevölkerung durch zunehmende Brutalität mehr und mehr verdrängt.
Sie zeigte am Ende ihres Vortrages drei mögliche Wege auf, wie sich der Konflikt beenden lässt:
1. Genozid an der Urbevölkerung , wie es USA, Kanada und Australien getan haben,
2. Urbevölkerung drängt Kolonialisten zum Verlassen (Algerien, Indien)
3. Alle Beteiligten finden einen Weg, miteinander in Frieden zu leben. Diese Lösung schließt auch das Rückkehrrecht der palästinensische Flüchtlinge mit ein.
Frau Wild erläuterte, dass die Gewalt auch die Gesellschaft der Kolonialisten massiven Schaden zufüge, nicht nur dem kolonialisierten Volk der Palästinenser. Sie sagte außerdem, dass der Zionismus stark geschwächt sei. Nach der Niederlage Israels 2006 im Libanon haben sich viele Israelis um ausländische Pässe bemüht, um das Land zu verlassen. Petra Wild schloss ihren Vortrag mit der optimistischen Feststellung, die Palästinenser seien bereit, Israel seine Verbrechen zu verzeihen unter der Voraussetzung, dass alle ethnischen und religiöse Gruppen gleichberechtigt in einem demokratischen, säkularen Staat miteinander leben könnten.
Daran schloss sich eine Videopräsentation an von Stefanie Landgraf und Johannes Gulde. Sie zeigten Ausschnitte aus ihrem Film „Wir weigern uns, Feinde zu sein“. Sie waren mit einer deutschen Schülergruppe nach Palästina gereist. Die Schüler wurden mit ganz anderen Fakten konfrontiert, als sie sonst im Unterricht bisher gehört hatten zu diesem Thema. Bisher waren sie nur sehr einseitig informiert worden, dass nämlich die Israelis alles Recht der Welt hätten, in Palästina zu sein, wegen des Holocaustes. Sie waren entsetzt von der Mauer, den Checkpoints, an denen Palästinenser schikaniert werden, so dass viele zu spät oder gar nicht zur Arbeit erscheinen können und so ständig Gefahr laufen, ihren Job zu verlieren. An den Checkpoints geht ein Drittel des Tages durch Warten drauf. Auch die Brutalität der Polizei und der Siedlerterror gegen die palästinensische Bevölkerung in Hebron schockierte sie sehr, wie auch die Tatsache, dass ein palästinenischer Friedhof enteignet und darauf paradoxerweise ein „Museum der Toleranz“ gebaut wurde, „auf geklautem Land“, wie ein Schüler es ausdrückte. Ein Palästinenser sagte daraufhin, er wünsche sich, dass eines Tages die Leiden des palästinensischen Volkes auch nur noch im Museum zu sehen sein würden. Sie sprachen auch mit jungen Israelis und sahen, dass nicht alle Anhänger der zionistischen Staatsdoktrin sind. Eine Jüdin wies sogar dezidiert darauf hin, dass die Gelder für die Mauer und die Checkpoints allesamt vom amerikanischen Steuerzahler stammten.
Herr Gulder und Frau Landgraf wiesen außerdem darauf hin, dass die Stadt Nürnberg untersagt hatte, diesen Film in Schulen vorzuführen, ein weiteres Beispiel von Meinungsfreiheit in Deutschland.
Anschließend sprach Raif Hussain, Politologe und Vorsitzender der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft Deutschland e.V. (DPG) und Vorsitzender der Palästinensischen Gemeinde Deutschland e,V (PGD) .
Raif Hussain wies darauf hin, dass das Unrecht, das den Palästinensern angetan wurde, offenkundig sei, die Mächtigen aber gar nichts dagegen tun, obwohl sie es könnten. Er kritisierte außerdem das Thema der Tagung , da er der Ansicht ist, dass Politik und Gerechtigkeit nichts miteinander zu tun hätten, sondern es in der Politik nur die jeweiligen Staaten und ihre Interessen seien, die miteinander kommunizierten. Die Palästina-Frage sei für die Großmächte, aber auch für die Regionalmächte eher zweitrangig. Er kritisierte die Doppelmoral des Westens gegenüber Israel, da Israel sich anders als andere Staaten nicht an das internationale Recht zu halten braucht. Er führte aus, dass insbesondere USA, EU und Deutschland die Völker des Orients nicht ernst nähmen und die Menschen nur instrumentalisiere, da sie die Region entweder als Markt oder als Rohstoffquelle betrachten würden. Die arabischen und islamischen Staaten würden die Palästina-Frage als Opium für ihre eigenen Völker nutzen, und außer Türkei und Iran habe keiner dieser Staaten Palästina geholfen. So monierte er beispielsweise, dass ein Deutscher leichter eine Einreisegenehmigung für Saudi-Arabien bekäme als ein Palästinenser. Als Lösung schlug er einen föderalen Staat vor, in dem beide Gruppen, also Palästinenser und Israelis, ihre Träume ausleben könnten, unter der Berücksichtigung der historischen Verantwortung.
Danach hielt Dr. Gabi Weber, Ärztin und Mitbegründerin des „Café Palestine“ in Freiburg einen Vortrag über die Schwierigkeiten, die ihr gemacht wurden aufgrund ihrer Aktivitäten für Palästina. Sie hatte nach dem Überfall Israels auf Gaza 2008 „Cast lead“ ihren Internet-Verteiler aufgebaut, über den sie regelmäßig Nachrichten über Palästina versendet und die Falschdarstellungen der deutschen Medien aufzeigt über das Thema Palästina. Sie kritisierte die fehlende Meinungsfreiheit und Diskussionskultur bezüglich Israels in Deutschland. Frau Dr. Weber wies außerdem darauf hin, dass Deutschland Kriege in aller Welt finanziert. Anders als mancher zionistische Publizist behauptet, ist das Café Palestine kein virtuelles Café, sondern ein reales, das sich mit dem Verkauf von arabischen Speisen finanziert. Manche Referenten sind auch so freundlich, auf ihr Honorar zu verzichten. Frau Dr. Weber las dann noch im Verlauf ihres Vortrages einen bösen Brief vor, den ihr ein evangelischer Theologe geschrieben hatte als Reaktion auf zwei Reiseberichte und der zahlreiche Beschimpfungen enthielt.
Weiterhin berichtete sie über einen Rechtsstreit hinsichtlich einer Ausstellung „Palästina-Tage“ im Herbst 2010, die verboten werden sollte. Dr. Weber und ihre Mitstreiter gewannen jedoch diesen Rechtsstreit, so dass die Ausstellung doch noch stattfand und sehr gut besucht wurde. Der zuständige Bürgermeister, der die Ausstellung einfach ohne Einbeziehung des Stadtrates verbieten wollte, musste dagegen eine Strafe zahlen. Dr. Weber zählte noch weitere Vorkommnisse dieser Art auf, die der von Deutschland gern postulierten Meinungsfreiheit diametral entgegenstehen.
Sie schloss mit dem bedeutungsschweren Satz: „Palästina zu befreien, heißt uns selbst befreien“.
Als letzter Redner sprach Dr. Yavuz Özoguz. Da die Zeit schon erheblich vorangeschritten war, verzichtete er auf seinen ursprünglich vorgesehenen Beitrag. Der wird aber inshallah in der nächsten Ausgabe von „muslim-aktuell“ zu lesen sein. Dr. Özoguz wies auf die Furcht der Menschen hin, die vieles überlagert, sowie auf die Aussage Jesu (a.s.) in der Bibel „Fürchtet euch nicht. Weiterhin zählte er die Gemeinsamkeiten der drei abrahamitischen Religionen auf und warnte vor dem teuflischen Grundübel , das für alles Unheil der Welt verantwortlich ist, dass sich viele Menschen aufgrund ihrer Abstammung, Hautfarbe, Weltanschauung oder Religion für etwas Besseres halten als andere. In diesem Zusammenhang erzählte er von der Schöpfungsgeschichte im Quran, als die Engel sich vor Adam (as.) niederwerfen sollten und Iblis es nicht tat, mit der Begründung „Ich bin besser als er. Du erschufst mich aus Feuer, ihn aber aus Lehm.“
Insgesamt war es ein sehr gelungenes und niveauvolles Symposium, von denen inshallah noch viele stattfinden werden. An dieser Stelle sei dem Kulturrat der Islamischen Republik Iran und seinen fleißigen Mitarbeitern noch einmal herzlich dafür gedankt, dass sie sich nicht haben einschüchtern und mundtot machen lassen. Einmal mehr hat sich gezeigt, dass die Stimme der Wahrheit nicht auf Dauer erstickt werden kann.
Einziger Schwachpunkt: Ich hätte mir ein wenig mehr Muslime im Publikum gewünscht. Möge Allah den Mut der Veranstalter und der Referenten belohnen und uns noch viele solche Gelegenheiten geben, miteinander ins Gespräch zu kommen.