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Veranstaltung zu Aid al- Adha der Gruppe "Baiyinah" in Hannover

#1 von Fatima Özoguz , 21.10.2013 13:06

Veranstaltung der Gruppe „Baiyinah“ am 20.10. 2013 in Hannover

Am 20.10.2013, also gestern, lud die Gruppe „Baiyinah“ zu einer Veranstaltung anlässlich
des Aid al-Adha in die Ehlibeyt-Moschee in Hannover ein.

Nach einleitenden Worten der Moderatorin Schwester Zainab sprach Bruder Dipl.Ing. Abbas Ahmadi über die Art und Weise, wie wir zum Islam einladen und diskutieren sollen und erläuterte den Vers „Rufe auf zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Belehrung, und streite (oder diskutiere) mit ihnen auf die schönste Art. Wahrlich, dein Herr weiß am besten, wer von Seinem Wege abgeirrt ist, und Er kennt am besten jene, die rechtgeleitet sind.“ (16: 125)
Ferner wies er darauf hin, dass man sich nur zu Dingen äußern soll, über die man auch gesichertes Wissen besitzt, unter Bewahrung des guten Diskussionsverhaltens, das in allen zwischenmenschlichen Beziehungen zum Tragen kommt, und man soll im Diskussionspartner immer den Menschen sehen, nicht dein Feind, den es zu besiegen gilt, Einwände auch respektieren und Verallgemeinerungen wie „Die Deutschen sind schlecht“ oder „Die Ausländer sind schlecht“ unbedingt vermeiden und immer die Bereitschaft mitbringen, voneinander zu lernen.

Anschließend sprach Dr. Yavuz Özoguz über die Art und Weise der islamischen Arbeit. Er wies auf große Fortschritte hin, die die deutschsprachige Ummah gemacht hat. Jetzt gibt es viele Veranstaltungen auf Deutsch, aber das hat auch zu einer gewissen Gemütlichkeit geführt, dass man sich nun überlegt, ob man zu jeder Veranstaltung gehen soll, und immer öfter fragen sich auch Schiiten, wessen Moschee das denn sei. Früher waren deutschstämmige Geistliche ebenfalls unvorstellbar, heute gibt es sie. Nun wollen Muslime auch politisch aktiv werden, und diesbezüglich erwähnte Dr. Özoguz insbesondere eine Passage der Hajj-Botschaft von Imam Khamenei. Diese Passage war folgende:

„Die Islamische Umma braucht heute vor allen Dingen Menschen, die Denken und Handeln mit Glauben, Lauterkeit und Aufrichtigkeit verknüpfen und sich neben dem Widerstand gegenüber den böswilligen Feinden spirituell und seelisch veredeln. Dies ist der einzige Weg für die große Gemeinde der Muslime sich von den Schwierigkeiten zu befreien, in welche dies seit langem entweder offensichtlich durch die Feinde geraten sind oder sich aber wegen Mangel an Willen, Glauben oder Erkenntnis verwickelt haben.“

Dr. Özoguz bemerkte, dass wir unsere Motivation hinterfragen müssen, aufgrund derer wir politisch aktiv sein wollen. Ist es, weil wir wollen, dass ein Muslim den Bundeskanzler stellt, dass es allein den deutschen Muslimen besser geht, oder damit wir auch Geistliche bekommen, die vom Staat bezahlt werden? Sollte das zutreffen, sollten wir es besser bleiben lassen. Der einzige Grund sollte sein, dass wir uns Allah dadurch annähern wollen, in dem wir den Menschen Nutzen bringen. Denn ohne Allah kann niemand etwas aus sich selbst heraus bewirken. Daher muss sich auch in moralischer Hinsicht die politische Arbeit von uns Muslimen grundlegend von der herkömmlichen Politik unterscheiden. Tut sie es nicht, wird unsere Arbeit uns nur zum Schaden gereichen.
Weiterhin sagte Dr. Özoguz, dass wir Muslime uns gut in der Außenpolitik auskennen, aber kaum in der Lokalpolitik, und so können wir als Graswurzelbewegung keinen Erfolg haben. Es kann nun mal niemand in seiner Kommune oder Stadtteil politisch aktiv sein, wenn er nicht mal weiß, wer der Bürgermeister ist.
Eine Grundkrankheit von uns Muslimen, so Dr. Özoguz weiter, sei es, dass alle Vorsitzender sein wollen, aber kaum jemand arbeiten oder sich unterordnen will. Es muss derjenige zum Vorsitzenden gewählt werden, der der Fleißigste und Bescheidenste ist, und nicht der, der auf erhöhtem Sitz allein als eine Art "König" seine Instruktionen gibt. Er darf sich zB. auch nicht zu fein dafür sein, die Toiletten zu putzen. Hat man aber einen Vorsitzenden gewählt, ist er zu unterstützen und wenn er Fehler macht, muss man ihn freundlich darauf hinweisen und ihm bei der Korrektur helfen, statt ihn fertigzumachen.
Außerdem müssen Muslime in der Lage sein, klipp und klar Alternativen zum hiesigen System aufzuzeigen, wie das Zinsverbot oder die Ablehnung von Privatisierung von Krankenhäusern und der allgemeinen Daseinsvorsorge. Es reiche beispielsweise nicht aus, lediglich zum Ausdruck zu bringen, dass man gegen das Zinssystem sei, sondern wenigstens sollte als Basislektüre das Buch „Iqtesaduna“ durchgearbeitet werden, um in puncto Wirtschaft wenigstens ein wenig sagen zu können.
Auch ist die Kenntnis wenigstens des Grundgesetzes unerlässlich.
Außerdem merkte Dr. Özoguz an, dass es zwar kein Problem sei, in der Anfangsphase die MDU auch in Moscheen kurz vorzustellen, wie es bisher geschehen ist, man langfristig aber darauf achten sollte, nicht allzuviel MDU in die Moscheen zu bringen, weil dann auch andere muslimische Politiker in den etablierten Parteien die Moscheen für sich vereinnahmen können, oder auch sich später eventuell bildende andere muslimische Parteien. Die Aufgaben der Parteien sind grundsätzlich andere als die der Moscheen, das solle sauber getrennt bleiben.
Dr. Özoguz schloss seinen Vortrag mit einem Hinweis auf IRAB, „Integrer Republikanischer Artikel 146 Bund“, da wir Muslime auch gehalten sind, uns für die Souveränität unserer Heimat einzusetzen. http://www.irab.de/

Nach einer kurzen Pause stellte Schwester Somaya Ahmadi die MDU vor. Die MDU sei aus dem Willen entstanden, für und mit Muslimen Politik zu machen, denn so hätten wir die Möglichkeit, für die Freiheitliche Demokratische Grundordnung unseren Beitrag zu leisten. Sie listete viele Punkte auf, wo Muslime immer noch benachteiligt sind, wie das Kopftuchverbot im Öffentlichen Dienst, das mittlerweile auch dazu geführt hat, dass es für kopftuchtragende Muslimas immer schwieriger wird, auch in der Privatwirtschaft Arbeit zu finden. Sie sprach sich weiterhin für getrennten Schwimmunterricht für Jungen und Mädchen aus und erwähnte vieles, was mit den ethischen Werten des Islam nicht vereinbar sei wie die Ehe unter Gleichgeschlechtlichen, Waffenexporte sowie Kapitalismus und Zinssystem, das das Krebsgeschwür der Menschheit sei. Veränderungswünsche in diesen und anderen Punkten seien die treibende Kraft gewesen zur Gründung der MDU 2010 in Osnabrück.
Schwester Somaya wies auf viele problematische Punkte in dieser Gesellschaft hin, wie etwa die Schwächung der Familie, und Muslime könnten dort anknüpfen und ihren Beitrag leisten, wo die bisherige Politik versagt habe. Sie erwähnte außerdem die Notwendigkeit, dass wir Muslime unsere Kräfte bündeln und aufgrund von Quran, Sunna, Logik und Verstand davon profitieren. Die MDU wolle wieder die Interessen der Bürger vertreten, nicht die der Wirtschaft und schon gar nicht der Aggressionspolitik gegen andere Länder, von denen ein Großteil muslimische Länder sind, denn leider beteiligt sich Deutschland immer mehr an den Aggressionen gegen andere Länder für fremde Interessen. Schwester Somaya zählte auf, dass entgegen der anderslautenden Propaganda in den Medien nur ein sehr geringer Teil der in Europa verübten Anschläge islamistisch motiviert gewesen sei. So waren es 2010 von 210 Anschlägen nur 3 mit islamistischem Hintergrund gewesen, und es sei auch Aufgabe der MDU, solche Fakten und Wahrheiten unter die Leute zu bringen.
Außerdem, so Schwester Somaya, sei es ein unhaltbarer Zustand, dass der Verfassungsschutz an die Schulen geht und über „Islamismus“ aufklären will.
Die MDU möchte sich für Freiheit und Rechtsstaat einsetzen unter Wahrung der muslimischen Identität, dazu gehören auch Dinge, die das tägliche Leben des Muslims betreffen, wie Halal-Lebensmittel in Supermärkten, schulfreie muslimische Festtage, außerdem müsse sie die faszinierende Botschaft des Propheten in die heutige Zeit transformieren, auch auf der politischen Bühne. Jeder solle seine Fähigkeiten für nicht allein für die Ummah, sondern auch für die gesamte Menschheit einsetzen.
Im anschließenden Fragen- und Diskussionsteil wurde von einem Teilnehmer Kritik an der Demonstration geäußert, die die MDU Hannover am 31. August 2013 veranstaltet hatte, gegen die den Militärputsch in Ägypten und das Massaker von Rabi´a, dass dort auch schiitenfeindliche Gruppen mitgelaufen seien wie FSA-Anhänger. Daraufhin wies Dr. Özoguz darauf hin, dass man dabei auch fair sein müsse, da man kaum auschließen könnte, wer so alles teilnimmt, so hätten am vergangenen Quds-Tag auch Leute teilgenommen, die sonst nie mitgegangen waren, wie etwa einige mit Assad-Bildern , manchmal seien sogar Rechtsradikale mitgelaufen, und das könne man nicht dem Organisator anlasten.
Die letzte Ansprache wurde von Sheikh Hussain Leibner gehalten, über Liebe und Freundschaft in der Ehe. Er begann mit dem Hadith „ Keine Institution, die errichtet wurde, ist Allah lieber als die Institution der Ehe.“
Sheikh Leibner begann mit gewissen Persönlichkeiten, die sich im Internet damit rühmten, den Islam in 30 Sekunden erklären zu können, und wies darauf hin, dass der Islam innerhalb von 23 Jahren erklärt wurde vom Propheten, und warnte vor Überhastung, da man damit nicht ans Ziel gelangen, sondern dann nur seine Ausrüstung und Proviant verliert, ohne etwas zu gewinnen. Basierend auf der Aussage eines Imams: „Dieser Islam ist tief, so dringe behutsam darin vor.“
Sheikh Leibner warnte weiterhin davor, in Diskussionen arabische Zitate als „Totschlagargumente“ zu missbrauchen, weil das irgendwie „fachmännischer“ klingt. Bei Nichtmuslimen erzeuge das außerdem Widerwillen, deswegen sollten arabische Begriffe auf Deutsch erklärt und geistige Inhalte transparent gemacht werden.
Sheikh Leibner bemerkte außerdem, dass Politik für die einen Teufelswerk, für die anderen heilig sei, aber auch das sei in 30 Sekunden nicht zu erklären. Man sollte die richtigen Entscheidungen trefffen, nach dem man seinen Verstand gebraucht hat.
Er wies auf das Recht von Allah hin, dass Seine Diener nur reden sollen, wenn sie Wissen haben, und über eine Sache schweigen sollen, wenn sie kein Wissen haben. Dann hätten sie die Pflicht Ihm gegenüber erfüllt.
Alles vollziehe sich nicht in einer Woche oder einem Jahr, und Allah verlässt Seine Ummah auch nicht.
Was das Thema Ehe angeht, so wiederholte Sheikh Leibner nochmals das Hadith, dass keine Institution bei Allah beliebter sei als Verheiratung (tazwidsch). „Tazwidsch“ bedeutet soviel wie Paarung, allerdings nicht allein im sexuellen Sinne, sondern im Sinne von gegenseitiger Vervollständigung und Ergänzung. Er verlas das Hadith, demzufolge jeder, der heiratet, eine Hälfte seiner Glaubensüberzeugung (Iman) gesichert habe, und in Bezug auf die zweite Hälfte Allah fürchten solle.
Er wies darauf hin, dass die Ehe der stabile Unterbau, das Fundament für die Familie sei. Geld, Macht, Abstammung, all das mag eine Rolle spielen, aber das islamische Konzept ist völlig anders. Sheikh Leibner verwies auf den Vers :“Und unter Seinen Zeichen ist dies, dass Er aus euch selber Gattinnen erschuf, auf dass ihr Frieden in ihnen findet, und Er hat Liebe und Barmherzigkeit zwischen euch gesetzt.“ (30 : 20)

Im weiteren Verlauf seines Vortrages erläuterte Sheikh Leibner die Bedeutung des Wortes „Zeichen“ (Ayah). Das seien Wunder, Quranverse, auch die Propheten selber. Daher kommt auch der Titel „Ayatollah“ (Zeichen Gottes), da auch im Wissen ein Zeichen Gottes liege, und erst recht seien die Imame diese Zeichen Gottes. Die Verbindung zwischen Mann und Frau hat eine große Bedeutung auf allen Ebenen, deswegen gehöre se auch zu den Zeichen Allahs.
Sheikh Leibner erkärte dann im folgenden die Bedeutung des Wortes „zaudsch“, das erst mal geschlechtsneutral sei, und auf eine gewisse Ähnlichkeit hinweise, da es im Vers „aus euch selber“ heißt.
Er erwähnte das Hadith „Heiraten gehört zu meiner Verfahrensweise (sunnah), und wer meine Verfahrensweise ablehnt, ist nicht von mir.“
Der Islam fördert Solidarität in der Gesellschaft, und den Kapitalisten sei es ohnehin egal, ob die Deutschen aussterben, da sie Solidarität zerstören. Dass die Wachstumsrate am deutschen Volke unterschritten sei, daran seien nicht die Ausländer schuld, wie Sheikh Leibner weiterhin ausführte.
Es mangele dieser Gesellschaft nicht an geschlechtlicher, sondern an ethnischer Aufklärung. Er erwähnte einen der Verse, die jenen, die Allahs Zeichen leugnen, das Feuer androhen, und erläuterte, warum das Leugnen der Zeichen Allahs so dramatisch sei, weil wir überhaupt durch die Zeichen Allahs erst in der Lage sind, Ihn zu erkennen, was Voraussetzung für den Gottesdienst ist.

Auch die Ehe sei ein Zeichen Gottes und ein Prüfstein, so Sheikh Leibner weiter, da wir zwecks Probe leben, um unsere Beziehung zu Gott zu entwicken, und die Ehe sei ein Mittel dazu.

Sheikh Leibner erklärte das Hadith, dass derjenige, der am besten zu seinen Angehörigen sei, der Beste sei, und der, der anderen am meisten Nutzen bringt.

Weiterhin erwähnte er eine Aussage von Imam Ali (a.s.) dass ein Mensch zweierlei sei: Entweder dein Bruder im Glauben, oder dir in der Schöpfung gleich. Beides sind gute Gründe für Hilfe und Solidarität.
Das Ziel des Gegenparts in der Ehe ist laut Sheikh Leibner um im Partner Ruhe zu finden, denn im Haus sollen Ruhe und Geborgenheit vorherrschen. Wenn das nicht der Fall sei, sei die Ehe in Gefahr.
Zum Ende hin erklärte Sheikh Leibner den Begriff „mawadda“, der in der 20. Aya der 30. Sure vorkommt. Und zwar bedeutet „mawadda“ mehr als nur Liebe, sondern Erhabenheit, Schönheit, Vollkommenheit, Respekt. Denn was den Quran angehe, so sollten wir ihn niht nur lieben und ehren, in dem wir ihn ins hohe Regal stellen, sondern respektieren, in dem wir ihn befolgen. Weiterhin umfasse der Begriff „mawadda“ , dass Freundschaft mehr als Liebe sei, es bedeute , den anderen zu unterstützen, und man sich darum mehr bemühen solle, als unbedingt nötig. Mawadda verlange also die Bereitschaft, die Welt des anderen zu verstehen, was wiederum Mitgefühl erfordere. Freundschaft könne aber auch enttäuschen. Durch Mitgefühl dagegen könnten wir liebe erhalten. „Darin liegen wahrlich Zeichen für ein Volk, das nachdenkt“. Sheikh Leibner wies darauf hin, dass der Begriff „qawm“ (Volk) hier nicht ethnisch zu verstehen ist, sondern eine Gruppe Menschen bezeichnet, die etwas Bestimmtes tun , hier nachdenken. Nachdenken sei wichtig, und leider täten wir vieles, ohne nachzudenken. In jedem Element der Verbindung sei also ein Zeichen Gottes, und die Ehe sei ein Weg, diese Zeichen nutzbar zu machen und darüber nachzudenken.

Den Abschluss bildete dann ein leckeres gemeinsames Abendessen. Möge Allah alle Organisatoren, Referenten und alle belohnen, die mitgeholfen haben, diese Veranstaltung durchzuführen.


Fatima Özoguz  
Fatima Özoguz
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zuletzt bearbeitet 21.10.2013 | Top

   

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