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Fragen an deutsche Salafisten, Islamfanatiker und Kulturmuslime - Offener Brief (auch) an Salafisten

#1 von Yavuz Özoguz , 28.01.2014 09:47

Fragen an deutsche Salafisten, Islamfanatiker und Kulturmuslime - Offener Brief (auch) an Salafisten

Der Islam ist die Religion der Befreiungstheologie. Sie kann unterschiedlich verstanden und interpretiert werden. Aber das, was derzeit einige im missbrauchten Namen des Islam verbreiten, ist pure Bekämpfung der Muslime!

Jeder Muslim sollte weit davon entfernt sein, das Takfiri-Gedankengut zu denken oder zu leben. Als "Takfiri-Gedankengut" wird ein Gedankengut bezeichnet, dass einige Fanatiker, die im missbrauchten Namen des Islam agieren, mit dem Kreuzzügler George Bush vereinigt: "Willst du nicht meiner Meinung sein, schlage ich dir den Schädel ein". Bush drückte es so aus: "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns". Und die "Takfiris" drücken das so aus: "Wer den Islam nicht so versteht, wie wir ihn verstehen, ist kein Muslim."

Aber solch einen Extremismus sollte man den gutgläubigen - evtl. nach langem innerem Kampf konvertierten - Muslim in Deutschland nicht vorwerfen. Sicherlich verstört es etwas, wenn Leute, die einstmals zur angeblichen, aber sehr zwielichtigen Terrorszene in Deutschland gehörten (mit 1,0 Abitur), dann im Gefängnis die Schia des Iran lobgepriesen haben, jetzt zu den Obersalafisten im Land gehören. Und der Geruch von aus dem Ruder geratenen "Führungsoffizieren" der V-Leute stinkt zum Himmel. Aber das müssen die betroffenen Muslime unter sich klären.

Ja, der Islam kann unterschiedlich verstanden werden, er wird unterschiedlich verstanden. Ich wende mich mit diesem Artikel an die deutschsprachigen Salafisten. Wenn sie ein Minimum an Fairness in ihrem Herzen bewahrt haben, so werden sie festgestellt haben, dass ich ihre Aktivitäten in Deutschland nie in dem Maß verrissen habe, wie es mir möglich gewesen wäre. Und wenn sie sich erinnern (wollen), werden sie auch wissen, dass die Aktivitäten des Muslim-Markt sie einstmals im Fall einer geistesgestörten Frau vor extrem großen Blamagen bewahrt hat. In keinem dieser Fälle hat der Muslim-Markt die Chance "genutzt", um auf Salafisten einzudreschen.

Und so wende ich mich heute an Euch, sehr geehrte Geschwister im Islam, zunächst mit dem Friedensgruß: Der Friede Gottes sei mit Euch. Es spielt für mich keine Rolle, ob Ihr mich als Muslim anseht oder nicht, denn die Fragen, die ich im Folgenden an Euch stellen werde, sind Fragen, die ihr auch dann ernst nehmen müsstet, wenn sie von einem Atheisten stammen würden. Es sind Fragen, die mit Eurer Einschätzung der Weltlage und den Schlussfolgerungen zu tun haben. Ausgangspunkt der Fragen ist Syrien.

In Syrien findet derzeit ein brutaler Krieg statt, bei dem vor allem Zivilisten, Frauen und Kinder, Opfer sind. Eure Bewertung ist, dass der "Atheist" Assad ein Verbrechen am eigenen Volk verübt und daher bekämpft und abgesetzt werden muss. Manche von Euch unterstützen die in den Medien als "Rebellen" bezeichneten Personen propagandistisch, manche materiell und manche sogar mit dem eigenen Leben. Dazu jetzt meine Fragen:

Heute kämpfen wohl viele zehntausend Personen in Syrien gegen die Armee des Staates. Wo waren jene Personen bzw. deren geistige Väter in den letzten 65 Jahren? Warum haben sie niemals gegen den Zionismus gekämpft und tun es heute noch nicht? Warum haben sie nie die nach Hilfe rufenden Palästinenser unterstützt? Wo waren sie, als Gaza bombardiert wurde? Wo waren sie, als der Libanon bombardiert wurde? Warum bekämpfen sie den einzigen arabischen Staat, der keine positiven Beziehungen zu den Zionisten hat? Sind die Könige von Jordanien, Marokko, Oman, Saudi-Arabien und Qatar allesamt so muslimisch, dass ausgerechnet das einzige Land, in dem das Volk zumindest ein gewisses Mitspracherecht hatte, bekämpft werden muss?

Wie kann es sein, dass Muslime auf der Seite der Imperialisten und Kapitalisten stehen? Stellt Euch vor, Ihr lebt zur Zeit von Moses (a.). Wäre es denkbar, dass ein Krieg auf der Seite des Pharaos gerecht sein kann? Oder stellt Euch vor, Ihr lebt zur Zeit Abrahams (a.). Wäre es denkbar, dass ein Krieg auf der Seite des Nimrod gerecht sein kann? Oder stellt Euch vor, Ihr lebt zur Zeit Jesu (a.). Kann ein Krieg auf der Seite der Römer jemals gerecht sein? Oder stellt Euch vor, Ihr lebt zur Zeit des Propheten des Islam (s.). Kann ein Krieg auf der Seite der Abu Lahabs jener Zeit jemals islamisch sein? Oder stellt Euch vor, Ihr lebt zur Zeit des für Euch vierten Kalifen Ali. Haben ihn nicht gleich drei Mal Muslime angegriffen? Wollt Ihr wirklich auf der Seite Aischas gegen den amtierenden Kalifen Ali kämpfen oder auf der Seite von Muawiya oder gar auf der Seite der Chawaridsch? Und wollt Ihr dann behaupten, dass Ihr nicht wissen konntet, dass Ali im Recht war? Mag sein, dass Ihr nicht wissen konntet, dass Ali im Recht ist, weil Ihr wenig von ihm wisst, aber Ihr hättet wissen können, dass Muawiya in seinem Palast Unrecht hat. Mag sein, dass Ihr in der Zeit Jesu keine Gelegenheit hattet, Jesus (a.) und Maria (a.) kennenzulernen und das Hörensagen Euch nicht genügt hat, um Euch eine Meinung zu bilden, aber Ihr hättet wissen MÜSSEN, dass die Römer im Unrecht sind und ein Kampf an ihrer Seite ein Kampf gegen Gott ist. Und genau so hättet Ihr zu der Zeit aller Propheten, aller Heiligen, aller Menschen wissen müssen, welche Mächte die Anführer der Unterdrückung sind. So schwer ist das nicht!

Assad ist nur eine vergängliche Figur. Er ist weder ein Heiliger noch ein islamischer Anführer. Er handelt derart, dass Ihr ihn bekämpft und andere ihn schützen wollen, aber um ihn geht es hier nicht! Es geht um Imam Chamene'i, um Sayyid Hassan Nasrullah, um Menschen, die zu einer bestimmten Meinung bezüglich des Konfliktes in Syrien gekommen sind. Diese Menschen kämpfen seit Jahrzehnten gegen den weltweiten Imperialismus, sie standen stets auf der Seite der Unterdrückten gegen die Unterdrücker. Sie standen stets auf der Seite der Palästinenser! Und sie taten das, als jene "Rebellen" vom Erdboden verschwunden waren.

Es mag sein, dass Ihr nicht willens seid, die Heiligkeit dieser Personen zu erkennen, weil sie einer anderen Rechtsschule angehören. Das müsst Ihr allein mit Eurem Schöpfer ausmachen. Aber jeder Muslim dieser Erde, jeder Unterdrückte dieser Erde, jedes auferstandene Opfer Syriens wird Euch eines Tages die Frage stellen, wie Ihr übersehen konntet, dass Ihr heute auf der Seite der Weltunterdrücker kämpft!

Ist Euch nicht bekannt, dass die USA der Weltimperialist Nummer eins ist? Das haben inzwischen selbst viele Nichtmuslime verstanden, wie kann es sein, dass Ihr das nicht verstehen wollt? Und wenn Ihr es verstanden habt, wie könnt Ihr glauben, dass ein Kampf, der den USA nützt, der auf der Seite der USA erfolgt und von den USA unterstützt wird, zum Wohl der Menschheit sein kann? Wie kann ein halbwegs vernünftiger Mensch so etwas glauben, unabhängig davon, ob er Muslim ist oder nicht?

Ihr seid es doch, die jeden Muslim abstrafen wollen, wenn er eine in Euren Augen "Neuerung" einführt. Wo ist Eure Abstrafungswut bei Saudi-Arabien? Hat der größte Prophet (s.) das Heiligste aller Länder jemals Quraisch-Arabien oder Muhammad-Arabien genannt? Ist es nicht eine unverschämte und anti-islamische Neuerung, das Heiligste Land der Muslime mit dem Namen einer verkommen Familie zu verschandeln? Warum habt Ihr das nie bekämpft? Wo im Islam ist es akzeptabel, dass eine Familie sich mit den öffentlichen Geldern des Islam aus Öl solch einen Reichtum in Palästen anhäuft, während in der Nachbarschaft die Menschen in Afrika verhungern? Warum trefft Ihr Euch in Moscheen, die mit den Haram-Geldern jener Räuberfamilie gebaut und finanziert werden? Warum steht Ihr in Syrien auf der Seite jener Könige? Wer ist im Heiligen Qur'an der König der Menschen? Hat sich unser Prophet jemals König oder Sultan genannt? Oder hat sich einer der ersten vier Kalifen jemals König oder Sultan genannt? Wie könnt Ihr an der Seite von Königen und Sultanen stehen und Kriege führen - selbst wenn Ihr es in Deutschland nur mit Euren Worten tut?

Es steht mir nicht zu, von Euch zu erwarten, dass Ihr die Heiligkeit Imam Chamene'is erkennt. Das könnt Ihr nicht, denn Ihr kennt ihn nicht und wollt ihn nicht kennen. Aber als Mensch werde ich jeden von Euch eines Tages bei meinem Schöpfer anklagen dafür, dass ihr auf der Seite der größten Verbrecher unserer Zeit USA und Saudi-Arabien gestanden und dadurch Israel geschützt habt. Hättet Ihr nur den halben Eifer gegen den Weltimperialismus aufgeboten, den Ihr jetzt gegen Assad aufwendet, wäre Eure Glaubwürdigkeit nicht so erschüttert worden. Ja, ich klage Euch an! Ihr werdet sagen, dass ich als ein Nichtmuslim in Euren Augen kein Recht dazu habe, Euch vor Gott anzuklagen. Glaubt Ihr das wirklich? Glaubt ihr wirklich, ein Muslim dürfte gegenüber einem Nichtmuslim ein Unrecht begehen, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden? Wo hat der Prophet (s.) so etwas gesagt? Welcher Gefährte hat den Gedanken vertreten, dass man Unrecht gegen Nichtmuslime begehen dürfe? Was habt Ihr für einen perversen Glauben, wenn Ihr so etwas denkt? Als Muslime dürfen wir nicht einmal Unrecht gegenüber Tieren begehen! Wisst Ihr das nicht? Und wer an der Seite der Imperialisten dieser Welt steht, der begeht Unrecht an Millionen von Menschen, und nicht nur an Syrern. Wenn ihr schon nicht auf der Seite der antiimperialistischen Muslime steht, wenn Ihr schon nicht auf der Seite derjenigen steht, die immer das Unrecht des Zionismus angeprangert haben, dann haltet Euch doch zumindest heraus und stellt Euch nicht auf die Seite der USA und des Saudi-Clans.

Doch diese Anklage richtet sich nicht nur an diejenigen, die als Salafisten bezeichnet werden. Sie richtet sich gegen jeden Muslim, der in Syrien auf der Seite der USA steht, nur weil z.B. seine Regierung das auch tut. Welche religiöse Legitimität hat ein Türkischstämmiger in Deutschland, auf der Seite der USA zu stehen? Nur weil der Ministerpräsident ab und zu einige kritische Worte gegen Israel geäußert hat; berechtigt ihn das, sein Nachbarland mit Hilfe von US-Waffen zu destabilisieren? Aber die meisten Türken in Deutschland glauben, dass man den Syrern auch militärisch helfen musste, weil Assad sie massakriert habe. Wenn das so wäre, warum fällt es den Muslimen denn erst bei Assad ein, einzugreifen? Töten die Saudis nicht seit Jahrzehnten große Teile der eigenen Bevölkerung mit US-Hilfe? Töten die Zionisten nicht seit 65 Jahren Palästinenser auf ihrem eigenen Grund und Boden? Wie glaubwürdig ist es, ausgerechnet bei Syrien anzufangen?

Warum lassen wir uns aufgrund nationalistischer Gefühle so sehr in die Irre führen? Liegt es an unserer Geschichte und der merkwürdigen Geschichtsaufbereitung? Welcher Prophet hat sich jemals Sultan nennen lassen? Warum nennen wir die osmanischen Herrscher Sultan und glauben, sie hätten einen authentischen Islam vertreten? Wie kann es sein, dass ein Sultan ganz offiziell den Brudermord legitimiert, die islamischen Hofgeistlichen das absegnen und wir die Mörderbande auch noch als Quasi-Heilige betrachten?

Und wie ist es mit den Schiiten in Deutschland? Ihr habt keine religionsrechtlichen Hindernisse, einen Schiiten als Vertreter des Imams der Zeit zu erkennen. Ist es denn wirklich so schwer in unserer Zeit zu erkennen, wer die Flagge der Aufrichtigkeit, Wahrheit und Wahrhaftigkeit des Propheten gehisst hat? Ist es denn wirklich so schwer zu erkennen, welcher große islamische Geistliche zum größten Feind des Weltimperialismus ernannt wurde? Wenn Ihr schon seine Heiligkeit nicht erkennt, wie wollt Ihr dann vor Gott treten, wenn selbst die größten Feinde der Menschlichkeit seine Heiligkeit erkennen?

Wir leben in einer Zeit der Entscheidungen, der individuellen und der kollektiven. Und alle jene Entscheidungen haben große Auswirkungen auf die Zukunft der Welt. Unsere individuellen Entscheidungen in Deutschland haben Auswirkungen auf unsere Heimat. Wer heute an der Seite der USA steht, der steht an der Seite des Pharao, des Nimrod, der römischen Kaiser und Abu Lahabs. Wer nicht erkennen kann oder will, wer die Flagge der Gerechtigkeit wirklich trägt, der halte sich zumindest heraus. Denn die USA, Israel, Saudi-Arabien, Qatar und wie sie sonst noch heißen, tragen jene Flagge bestimmt nicht!


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RE: Fragen an deutsche Salafisten, Islamfanatiker und Kulturmuslime - Offener Brief (auch) an Salafisten

#2 von Daniel Hader , 28.01.2014 13:38

Ein sehr bemerkenswerter Artikel.
Eine kurze Frage am Rande: diese "geisteskranke Frau", war das nicht diejenige, die behauptete, dass ihre drei,vier??? Töchter ihr weggenommen wurden, weil sie als Jüdin zum Islam konvertiert ist?
Ich habe nach einem einmaligen öffentlichen Auftritt mit Pierre Vogel und dieser Frau nie wieder etwas über sie gehört.


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RE: Fragen an deutsche Salafisten, Islamfanatiker und Kulturmuslime - Offener Brief (auch) an Salafisten

#3 von Fatima Özoguz , 28.01.2014 13:50

@Daniel Hader: Ja, genau diese Dame ist gemeint.


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RE: Fragen an deutsche Salafisten, Islamfanatiker und Kulturmuslime - Offener Brief (auch) an Salafisten

#4 von Daniel Hader , 28.01.2014 15:43

Hallo @Fatima Özoguz,

danke für die schnelle Bestätigung. Haben sie ein klein wenig zusammengefasstes Hintergrundwissen bezüglich dieses Falles? Nur, wenn es Ihnen nichts ausmacht.


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RE: Fragen an deutsche Salafisten, Islamfanatiker und Kulturmuslime - Offener Brief (auch) an Salafisten

#5 von Yavuz Özoguz , 28.01.2014 18:36

Ich denke, dass die Persönlichkeitsrechte der Frau es nicht zulassen, dass man in der Öffentlichkeit zu viel ausbreitet und islamisch gesehen ist es auch nicht sinnvoll. Es genügt zu wissen, das es ein tragischer Fall ist, und wir beten können, dass eines Tages eine Genesung eintritt.

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RE: Fragen an deutsche Salafisten, Islamfanatiker und Kulturmuslime - Offener Brief (auch) an Salafisten

#6 von Daniel Hader , 28.01.2014 19:20

Ach ja, ich dachte, es geht hier um eine öffentliche Nachricht, wo Persönlichkeitsrechte andere Gewichtungen erfahren.
Aber ich habe durchaus Verständnis.


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