Wer, bitteschön, ist gegen Syrien ?
Zur Syrien-Resolution der UNO-Vollversammlung vom 16.2.2012
Die Medien vermelden, dass am 16. Februar von 193 UNO-Mitgliedsstaaten 137 für eine Syrien-Resolution gestimmt haben, die die von der syrischen Regierung angeblich ausgeübte illegitime Gewalt verurteilt und das Assad-Regime zum Rückzug auffordert. Immerhin ist da auch ein versteckter Satz enthalten, der die Opposition ermahnt, ihre systematischen Terrorakte auf syrischem Territorium einzustellen.
Also 137 UNO-Staaten waren gegen Assad, so vermitteln es die Medien. Doch was ist mit den nach den Adam-Riese-Grundrechenarten verbleibenden 56 Staaten (137+ 56 = 193)? 12 UNO-Staaten haben dagegen gestimmt, darunter Russland, China, Kuba, Nordkorea und Venezuela, das erfuhr man aus den Medien. Doch wer waren die übrigen 7 und welches Gewicht haben die in der Weltpolitik? Waren da nicht Indien, Brasilien und die Ukraine darunter, was ja bedeuten würde, dass Staaten, die fast die Hälfte der Weltbevölkerung repräsentieren, dagegen waren? !! Und wer waren die 17 Staaten, die sich der Stimme enthielten oder aus Protest oder anderen Gründen an der Abstimmung gar nicht teilnahmen? Man erfährt über informationelle Umwege, dass Algerien, Angola, Armenien unter den Staaten waren, die sich der Stimme enthielten. Wenn man all diese Staaten berücksichtigt, kommt man auf über die Hälfte der Weltbevölkerung von 7 Milliarden, die also NICHT HINTER der Syrien-Resolution, (besser Anti-Syrien-Resolution) stehen !!
Warum vernebelt unsere Presse das alles? Genauer: Warum belügt sie uns ?? Angesagt ist Klarheit über die realen Kräfteverhältnisse in der Welt und auch über die tieferen Gründe, warum einzelne (137) Staaten für eine von zwei Feudaldiktaturen, nämlich Katar und Saudi-Arabien, eingebrachte Resolution gegen Syrien stimmten.
Die Antwort darauf gibt die Journalistin Lizzi Phelan in einem Skype-Interview dem New York Times-Journalisten Robert Mackey am 31.1.2012:
Auf seine Frage, warum ihre Eindrücke stark von dem abweichen, was viele ausländische Reporter fanden, die kürzlich dort arbeiteten, sagte sie:
„Diese Frage ist trügerisch, denn was Sie eigentlich meinen, ist, dass meine Eindrücke dessen, was in Syrien geschieht, so markant verschieden zu sein scheinen von den Reportern der NATO und GCC Länder (GCC = Golf Kooperationsrat), die ein eigennütziges Interesse an der Destabilisierung Syriens haben. Natürlich werden meine Eindrücke tatsächlich von der Mehrheit der Völker dieser Welt geteilt, von den Ländern außerhalb der NATO und der GCC und insbesondere von jenen, die Opfer dieser Mächte sind. Aber weil sie keine mächtigen Medien-Apparate haben, werden ihre Stimmen von den Eindrücken einer Minorität der NATO und GCC Länder ertränkt.
Zu meinen Quellen. Ich finde meine Quellen auf unterschiedliche Weise, aber mein wichtigstes Mittel ist, dass ich mit gewöhnlichen Menschen spreche, wohin ich auch gehe, und in Syrien ist es nicht schwierig, weil die Leute wirklich ein Bedürfnis haben, über die Krise in ihrem Land zu sprechen, insbesondere zu Ausländern, von denen sie das starke Gefühl haben, dass sie einen falschen Eindruck von ihrem Land und den gegenwärtigen Ereignissen haben. Dies war die überwältigende, aber natürlich nicht ausschließliche Ansicht, der ich begegnete. Und dies spiegelt sich in meinen Berichten wieder.
In der Tat war ich, wie auch in Libyen, überwältigt von der Menge der Menschen, die von ihrer Wut über die Erfindungen in den Medien der NATO und GCC Länder sprechen wollten, sodass mein Kollege Mostafa Afzalzadeh und ich beschlossen, einen Dokumentarfilm zu machen, damit wir wiedergeben konnten, was einfache syrische Leute wirklich sagen. Dieser Dokumentarfilm wird tatsächlich enthüllen, wie, wäre es nicht wegen dieser Medien, die Krise in Syrien längst vorüber wäre, bevor sie begonnen hatte, und das Volk jetzt in Frieden leben würde.
Der Unterschied zu den Journalisten der Mainstreammedien (MSM) in den NATO und GCC Ländern ist, dass sie mit einer Tagesordnung kommen, und diese Tagesordnung ist, über das zu berichten, was sie eine „Revolution“ nennen, die in Syrien abläuft, und die falschen Behauptungen zu untermauern, dass die syrische Regierung eine Bedrohung für das syrische Volk ist. Wenn sie also z. B. eine Straße entlanggehen und 10 Leute treffen, die ihnen sagen, dass es keine Revolution in Syrien gibt und dass sie wollen, dass die Armee sie vor den Terroristen beschützt, die das Land überfluten, und sie dann eine Person treffen, die ihnen sagt, dass es in Syrien keine Demokratie gibt, dann tun sie die zehn Leute als Regierungs-Spione ab und laufen mit der einen Person los, die etwas anderes sagte. Das habe ich selbst erlebt.
Wenn sie es umgekehrt machten und die Ansicht der Mehrheit auf der Straße wiedergäben, dann würde das die Berichterstattung ihrer Medienorganisationen der vergangenen 10 Monate unterminieren, die das Bild von einer Regierung malten, die von ihrem Volk gehasst wird, und es würde auch ihre eigene Glaubwürdigkeit als Journalisten unterminieren, die für diese Organisationen arbeiten.
Aber mit der Zeit werden sich nicht in der Lage sein, die Wahrheit zu unterdrücken. Es gibt jedoch wie in Libyen die Gefahr, dass die Wahrheit erst herauskommt, wenn es zu spät ist, wenn ein Land von den NATO und GCC Ländern erfolgreich zerstört worden ist mit der wichtigen Hilfe ihrer Medien. Danach können es sich die Medien erlauben, etwas ehrlicher zu sein, weil die Ziele, z. B. Regime-Wechsel, von ihren Geldgebern erreicht worden sind.“
H. Jürgen Falkenhagen / Brigitte Queck, deutsche Übersetzung des Interviews von Lizzi Phelan durch Einar Schlereth