In wie vielen Deutschen schlummert Rassismus?
Die Eingangsfrage ist falsch gestellt, denn sie müsste heißen: In wie vielen Menschen schlummert Rassismus?
Um diese Frage beantworten zu können, müssten zunächst einmal einige Begriffe geklärt werden. Was z.B. ist Rassismus. Rassismus ist nach Wikipedia eine Ideologie, die „Rasse“ in der biologistischen Bedeutung als bestimmenden Faktor menschlicher Fähigkeiten und Eigenschaften deutet. Aha! Und schon haben wir einen neuen Begriff, den es zunächst zu definieren gibt: Was ist eigentlich „Rasse“. Rasse ist ein abstrakter Begriff, mit dem Lebewesen nach zumeist willkürlich gewählten Merkmalen unterteilt werden. Der Begriff stammt zwar aus der Klassifizierung von Tieren, aber wurde dann später auch für Menschen angewandt.
Während der Begriff im Bereich der Tierzucht dazu verwendet wurde, bestimmte erwünschte Merkmale bei Tieren zu züchten, diente er beim Menschen ausschließlich der Unterdrückung von Menschen.
Aus der Sicht des Islam kann es keine „Rassen“ von Menschen geben, da sie allesamt von Adam und seiner Gefährtin Eva abstammen. Jegliche Unterteilung der Menschen nach körperlichen Merkmalen wird vom Islam als Spaltungsversuch von Unterdrückern abgelehnt. Die Merkmalsunterscheidung dient dazu, die Menschen aufzuteilen, um sie besser beherrschen zu können, da die „Rassen“ gegeneinander in Position gebracht werden. Eine Denkweise welche überhaupt das Vorhandensein von „Rassen“ unter Menschen bejaht, wird aus Sicht des Islam bereits als Rassismus gewertet.
Zuweilen zitieren Rassenanhänger einen Vers aus dem Heiligen Qur’an, um darzulegen, dass auch der Islam „Rassen“ kenne: „O ihr Menschen, Wir haben euch von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen errichtet, damit ihr einander erkennt. Gewiss, der Geehrteste unter euch bei Allah ist der Gottesehrfürchtigste unter euch. Gewiss, Allah ist Allwissend und Allkundig.“ (Heiliger Qur’an 49:13). Jener Vers belegt das genaue Gegenteil dessen, wofür er missbraucht wird. Er sagt klipp und klar, dass alle Menschen von einer Quelle abstammen, das gleiche Blut haben und die gleiche Menschlichkeit anstreben, die sich in der Gottesehrfurcht widerspiegelt. Alle Menschen sind Geschwister. Interessant sind auch die unterschiedlichen Begriffe, die bezüglich der „Schöpfung“ und der „Errichtung“ verwendet werden. Erschaffen sind wir aus Mann und Frau, aber „errichtet“ wurden wir zu Völkern und Stämmen. Während der zweite Begriff den wichtigen Familienzusammenhalt betont, dient der erste Begriff als eine Art „Wertegemeinschaft“, die absolut nichts mit dem Begriff „Rasse“ zu tun hat. Auch sehr unterschiedlich aussehende Menschen können zum gleichen „Volk“ gehören. Der Vers richtete sich, wie am Anfang erkennbar, an die gesamte Menschheit. Die Unterschiedlichkeit der Völker dient – genau so wie die Unterschiedlichkeit von Mann und Frau – dazu, dass man ineinander jeweils den Träger des Geistes Gottes erkennt und sich idealerweise „vereinigt“. Sehr deutlich wird hier der Begriff „Erkenntnis“ verwendet, da die Menschheit nur in der Einheit des Seins zur Erkenntnis gelangen kann. Der Vers sagt auch klipp und klar, dass es weder Unterschiede zwischen Mann und Frau, zwischen Familien (Stämmen) oder zwischen Völkern gibt vor Gott. Der Ehrenhafteste ist der, der sich am meisten der Liebe Gottes annähert, und derartige Menschen sollen Vorbilder für die Menschheit sein. Jesus soll Vorbild für Deutsche sein, auch wenn er kein Deutscher war und – in der Denkweise der Rassendenker – einer anderen „Rasse“ angehörte! In einer Überlieferung des Propheten Muhammad (s.) heißt es dazu unmissverständlich: „Es gibt keine Bevorzugung eines Arabers vor einem Nichtaraber noch eines Nichtarabers vor einem Araber, und kein Schwarzhäutiger wird einem Rothäutigen vorgezogen noch ein Rothäutiger einem Schwarzhäutigen, außer in der Gottesehrfurcht [taqwa].“
Eine besondere perfide Form des Rassismus wurde Anfang des 20. Jh. in Europa etabliert (siehe Foto). Da der Begriff "Rasse" inzwischen negativ belastet ist, verwenden heutige Rassisten den alternativen aber synonymen Begriff „Ethnie“. Im Grundgesetz hingegen heißt es in Artikel 3 weiterhin:
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
So sehr der Gleichberechtigungsgedanke im Grundgesetz zu begrüßen ist, so sehr scheint auch hier noch der Gedanke durch, dass es so etwas wie „Rassen“ gäbe. Anhänger des Rassegedankens werden argumentieren, dass ja wohl jeder einen Schwarzafrikaner von einem Chinesen unterscheiden könne. Das liegt daran, dass man Merkmale wählt, die offenkundig erscheinen. Und doch stimmt es letztendlich nicht. Ein Blinder z.B., der nicht sehen könnte, sondern aufgrund von Stimmen unterscheiden müsste, hätte diesbezüglich Schwierigkeiten „Rassen“ zu unterteilen, wenn man eine hinreichende Anzahl von Menschen betrachten würde. Außerdem ist es unmöglich „Rassegrenzen“ zu definieren. Einen Chinesen kann man kaum von einem Mongolen unterschieden, den kaum von einen Afghanen, den kaum von einem Iraner, den wiederum kaum von einem Türken, den kaum von einem Bulgaren usw. bis wir in Deutschland sind. Würde man den Stammbaum der Menschen hinreichend lange zurückverfolgen, dann wären wir alle „Mischlinge“, um es in der Sprache der Rassebefürworter zu verwenden.
Würde man aber nicht Augenform, Hautfarbe und einige andere markante Merkmale wählen, sondern z.B. Augenfarbe, Zungenrollfähigkeit und angewachsene Ohrläppchen, dann würden die „Rassen“ ganz anders aussehen. Die Merkmale, die Rassebefürworter für sich verwenden, sind jene Merkmale, die halbwegs mit den derzeitigen geographischen Grenzen in Übereinstimmung zu bringen sind, obwohl das auch nicht immer funktioniert. So sind Finnen z.B. Türken viel Ähnlicher als den anderen Skandinaviern.
In modernen wissenschaftlichen Abhandlungen heißt es, dass die fachlich korrekte Verwendung des Begriffes „Rasse“ sich auf die Klassifikation von Zuchtformen beschränkt. Allein darin ist zu erkennen, dass der Begriff im wahrsten Sinn des Wortes unmenschlich ist. Doch selbst in der modernen Biologie wird der Begriff heute kaum noch verwendet. Stattdessen wird von „Unterarten“ gesprochen, was im Zusammenhang mit dem Menschen absurd wäre oder nur so zu erklären, dass wir alle eine „Unterart“ von Adam und Eva sind. Es gibt schließlich keine zwei gleichen Menschen. Nicht einmal eineiige Zwillinge haben den gleichen Fingerabdruck. Und die Herkunft von Adam und Eva mag für nichtreligiöse Menschen etwas abstrakt erscheinen, aber auch die moderne Wissenschaft geht davon aus, dass die gesamte Menschheit von einer einzigen Frau oder einer extrem kleinen Gruppe von Menschen abstammt, die aus der Gegend von Nordostafrika lokalisiert wird. Das haben DNA-Rückverfolgungen genau so gezeigt wie linguistische Sprachherkunftsanalysen. Muslime glauben, dass die ersten Menschen in der Nähe von Mekka waren.
Der Rassebegriff taucht immer dann verstärkt in einem Volk auf, wenn Zeiten verunsicherter Zugehörigkeitsgefühle vorliegen und Ängste geschürt werden. Es wird behauptet, dass „Rasse“ eine Realität sei, die ja schließlich jeder erkennen könne (Chinese gegen Afrikaner). Um nicht in die unsägliche deutsche Vergangenheit zu geraten, wird sofort hinzugefügt, dass alle „Rassen“ gleichwertig seien. Allerdings wird dann doch hinzugefügt, dass man Rassen nicht mischen solle und jede Rasse gefälligst dorthin gehen solle, woher sie kommt. In dieses Denkmuster fallen die Gedanken von Sarrazin bis zu Pegida. Jenes Denkmuster ist letztendlich eine moderne Form des kollektiven Selbstbetruges auf Basis eines extrem unmenschlichen Wahns! Zwar wolle man die Menschen nicht bewerten, aber man kategorisiert sie, um sie auseinander zu definieren. Richtig perfide wird es dann, wenn man noch behauptet, dass irgendwelche Verschwörer die Deutschen dadurch schwächen wolle, indem man sie mit Zuwanderern „mische“. Die Problematik von Zuwanderern ist zweifelsohne ein ernstes Thema, und es gibt viel zu viele Probleme diesbezüglich, die sachlich betrachtet und gelöst werden müssen, aber mit „Rasse“ haben sie alle absolut nichts zu tun!
Die Diskussion ließe sich mit einem einfachen Satz aus Wikipedia beenden: „Die Einteilung des Menschen in Rassen entspricht nicht mehr dem Stand der Wissenschaft.“ Doch so weit lesen die meisten Menschen nicht und so weit denken ist noch schwieriger. Bedauerlicherweise hat der Gedanke des Rassismus sehr viel Unheil in der Welt angerichtet. Dabei muss man nicht nur an die deutsche Vergangenheit zurückgreifen. Die Ausrottung der so genannten Indianer in Amerika ist genau so auf Basis des Rassismus erfolgt wie die Reconquista in Spanien. Menschengruppen, die seit mehreren hundert Jahren dort lebten, wurden vertreiben bzw. ermordet, darunter Mauren und Juden. Der Rassismus in dieser Form war häufig ein Bestandteil der westlichen Kultur. Da der Islam sich von Anfang an gegen den Rassismus gestellt hat, war es das Bestreben von muslimischen Herrschern (auch der illegitimen Gewaltherrscher), die überfallenen Völker zu „integrieren“. Die Unterscheidung der Bevölkerung z.B. in der Türkei in Kurden und Türken, erfolgte erst nach der Verwestlichung. In muslimischen Kerngebieten existierten stets Vielvölkerstaaten, die gemäß eines noch lebenden berühmten Bayerischen Spitzenpolitikers „durchmischt und durchrasst“ waren und sind. Allein die Übersetzung jener unsäglichen Aussage eines deutschen Politikers würde auf große Schwierigkeiten stoßen.
Da der Begriff „Rasse“ in der modernen Zeit nicht mehr gut ankommt, wurde er inzwischen durch den Begriff „Ethnie“ ersetzt. Ethnie ist nicht mehr allein auf körperliche Merkmale beschränkt, sondern beinhaltet auch ein gemeinschaftliches Selbstverständnis und Gemeinschaftsgefühl. Allerdings sind die Definitionen hierfür meist noch schwammiger als für Rasse, denn Grundlage dieser Ethnizität sollen Dinge wie Sprache, Abstammung, Wirtschaftsweise, Geschichte, Kultur und Religion sein. Kaum ein größeres Land dieser Erde könnte so etwas einheitlich aufweisen. Letztendlich sind Begriffe wie Rasse und Ethnie aber immer nur Machtinstrumente, um Menschen aufzuspalten, um sie besser beherrschen zu können. Unter den Herrschern der Welt aller Völker und aller Zeiten hat es solche Gedanken für ihre eigenen Familien nie gegeben. Die Heiratsverbindungen in Herrscherhäusern sind derart „durchmischt“, dass man sich wundert, warum jene Gedanken immer nur für das beherrschte Volk gelten sollten.
Aktuelle ist es den kapitalistisch-imperialistischen Herrschern der Welt gelungen, selbst im so leistungsstarken Deutschland einen tiefen Keil in die Bevölkerung zu rammen. So geht der Riss jetzt durch „Rassen“, Völker, durch Herkunftsländer und vieles andere mehr. Aber die Zerrissenen merken dabei nicht, dass sie gemeinsam am gleichen Arbeitsplatz für die Kapitalisten malochen, deren Aufsichtsräte und Bosse keinerlei Berührungsängste mit anderen Sprachen und Hautfarben haben (z.B ist der indischstämmige Anshuman Jain Co-Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank).
Wenn man unbedingt die Menschen in „Rassen“ unterteilen will, dann sollte man wissen, dass es seit Kain und Abel immer nur zwei „Rassen“ gegeben hat. Die „Rasse“ der Unterdrücker und die „Rasse“ der Unterdrückten, und zwar weltweit! Erst wenn die Unterdrückten der Welt das verstehen, haben sie eine Berechtigung und auch die Kraft sich von der Unterdrückung zu befreien. Und dann werden sie auch verstehen, warum ein Bänker ein Buch über die Abschaffung der Deutschen schreibt und warum ein leicht beeinflussbarer Kleinkrimineller an die Spitze eine rassistischen Bewegung gehievt wird, um ihn im Bedarfsfall wieder „abschalten“ zu können.
Für Deutschland gilt, dass wir lernen müssen Hand in Hand zu leben, eine Gemeinsamkeit auf Basis von Menschlichkeit aufzubauen, Werte wie Gerechtigkeit, Frieden und wahre Freiheit zu etablieren (nicht Freiheit der Märkte sondern Freiheit für Menschlichkeit) und in Nächstenliebe miteinander wettstreiten. Das mag schwer sein angesichts der täglichen Provokationen von Rassisten, aber es ist auch ein Entwicklungsprozess für den Einzelnen. Und je früher wir damit anfangen, desto besser.
PS: Obiger Text gilt nicht nur für Deutsche, sondern auch für Türken, die glauben, dass man besonders glücklich sein müsse, wenn man Türke sei. Wie glücklich kann sich der fühlen, der sich menschlich nennen darf!