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Was bedeutete Imam Chamene’is Jahresmotto 1394 für uns?

#1 von Yavuz Özoguz , 22.03.2015 16:42

Was bedeutete Imam Chamene’is Jahresmotto 1394 für uns?

Das neue Jahresmotto lautet „Das Jahr der Regierung und des Volkes, Harmonie und Einvernehmen“.

In seiner aktuellen Rede erläutert Imam Chamene’i (h.) detailliert, was er selbst unter diesem Motto versteht. Bereits zuvor hat er in seiner Rede beim Treffen mit Amtsträgern am Nationalfeiertag für das Ingenieurswesen (26.2.2015) und noch intensiver in seiner Rede beim Treffen mit den Bürgern Ost-Aserbaidschans (18.2.2015) verdeutlicht, welchen großen Wert er auf die intensive Rolle der Bürger bei Entscheidungsfindungsprozessen wie auch Umsetzung der Entscheidungen legt. Der rote Faden beginnt spätestens bei seiner historischen Rede beim Treffen mit Mitgliedern des Obersten Rates der Basidsch-e Mostazafin (Mobilisierten der Unterdrückten) (27.11.2014) und zieht sich fort im ebenfalls historischen Brief an alle jungen Menschen in Europa und Nordamerika!

Was oberflächlich wie eine inneriranische Angelegenheit auszusehen scheint, reicht in Wirklichkeit viel weiter darüber hinaus und betrifft uns alle. Imam Chamene’i macht hier deutlich, dass die Kooperation der Führungspersönlichkeiten mit den Geführten viel intensiver erfolgen muss, als es in der Tradition der muslimischen Völker zuletzt verankert war. Es ist diese zumeist falsch verstandene Obrigkeitshörigkeit, die zur Katastrophe in der islamischen Welt geführt hat. Weder hat das Volk mitgearbeitet, noch haben die Regierungen sich auf das Volk verlassen. Im Grunde haben beide stets gegeneinander gearbeitet. Und dieses falsche Prinzip war nicht nur in der Beziehung der Regierung zum Volk zu spüren. Es pflanzte sich fort in allen Bereichen der Gesellschaft vom autoritären Familienoberhaupt über den selbstherrlichen Vereinsvorsitzenden bis hin zum diktatorischen Fabrikdirektor. Imam Chamene’i verdeutlicht in allen seinen Reden, die in das neue Jahresmotto münden, dass die Vorsitzenden nicht etwa die Vorgesetzten der betreuten Bürger sind, sondern deren Angestellte bzw. ihnen dienlich sein sollen. Und genau dieses Prinzip betrifft uns direkt auch in Deutschland!

Es ist unsere Aufgabe, denjenigen unser Vertrauen zu schenken und diejenigen mit vertrauensvollen Aufgaben zu betrauen, die für ihren Dienst an den Menschen ausgezeichnet sind. Das bedeutet aber nicht, dass wir sie wählen und damit hat es sich! Vielmehr müssen wir mit ihnen eine Einheit realisieren, die uns als Team stärkt. Der Gewählte muss dankbar sein, bestimmte Verantwortungen von seinen Wählern erhalten zu haben und sich extrem anstrengen, der Verantwortung gerecht zu werden. Und die Wähler müssen dankbar sein, dass sie zum „Team“ des Gewählten zählen.

Hier ist zunächst seine Heiligkeit Imam Chamene’i selbst zu erwähnen! Wie glücklich kann sich der wähnen, der sich bemüht zu seinen Anhängern zu gehören. Doch damit ist die Aufgabe verbunden, die besonderen islamischen Ideale, die Imam Chamene’i vorlebt, auf die schönste Art und Weise zu verbreiten. Das ist insbesondre in einem Umfeld, in dem sehr viel Feindschaft gegen die Befreiungstheologie existiert, für die Imam Chamene’i einsteht, vor großer Bedeutung! Die Verbreitung des historischen Briefes Imam Chamene’is an die Jugend in Nordamerika und Europa ist eine Aufgabe, die uns alle noch Jahre beschäftigen wird. Dabei sind immer neue ausgeklügelte und originelle Ideen gefragt. Aber auch in der Kooperation innerhalb unserer Gemeinden und Vereine und darüber hinaus in unserm Dachverband IGS müssen wir die Kooperation stärken. Der historische Brief wie auch das neue Jahresmotto rufen uns dazu auf, auch den Dialog mit unseren sunnitischen Glaubensgeschwistern, wie auch mit Juden, Christen und Andersgläubigen aufzubauen bzw. zu intensivieren. Jeder Einzelne soll dabei im Rahmen seiner Möglichkeiten mitmachen. Verantwortungsträger sollen dabei die Aktivisten nicht bremsen sondern in ihren Aktivitäten fördern, selbst wenn sie zuweilen korrigierend eingreifen.

Wir leben in einer Welt, in der das angelsächsische Imperium, dessen Geist in den USA weiterlebt und das im Zionismus den Vorposten in der islamischen Welt hat, vor dem Untergang steht. Neue Märkte, neue Kooperationen (insbesondere in Asien), neue Finanzströme und neue Beziehungen werden aufgebaut in einer sich rapide wandelnden Welt. In dieser Welt versucht das Imperium die Völker gegeneinander aufzuhetzen und auch Keile zwischen die Völker und ihre selbst gewählten Regierungen zu treiben. Wir als Muslime in Deutschland müssen hier eine versöhnliche Rolle des Ausgleiches und der Vernunft übernehmen. Unmissverständlich müssen wir uns gegen jede Form von Unterdrückung stellen, sei sie vom IS oder durch die ausgeweitete Besatzung durch den Zionismus. Gleichzeitig müssen wir aber verdeutlichen, dass die Grenzen einer unvermeidlichen Konfrontation nicht zwischen den Religionen verlaufen, sondern zwischen Unterdrückern und Unterdrückten. Unterdrücker können im Gewand einer jeden Religion auftreten.

Wir müssen uns befreien von einer angeborenen Kulturreligion zu einer frei gewählten Bekenntnisreligion! Und darin können wir Vorbild für alle sein, angefangen von unseren eigenen Kindern bis hin zur gesamten Gesellschaft. Die deutsche Gesellschaft, in der wir leben, hat viele Ansätze, um sich eines Tages von den Klauen des Imperiums zu befreien. Als Muslime müssen wir dabei eine tragende und verantwortungsvolle Rolle übernehmen, auch wenn wir jeden unterstützen, der sich gegen Unterdrücker stellt und auf der Seite von Unterdrückten stehen. Insofern gilt das Jahresmotto Imam Chamene’is nicht nur für das Volk im Iran (das Wort Iran kommt im Originalmotto gar nicht vor), sondern betrifft sowohl die islamische Republik Iran als auch alle, die die islamische Befreiungstheologie versuchen zu verstehen und zu leben.

In diesem Sinn wünschen ich allen, für die Nouruz eine Bedeutung hat, ein gesegnetes neues Jahr und uns allen ein gesegnetes Gedenken zu den Jahrestagen des Martyriums Fatimas (a.). Möge Ihr Licht unsere Herzen und die Welt erleuchten und ihr Urenkel bald erscheinen. Und möge Imam Chamene’i derjenige sein, dessen wundersame rechte Hand eines Tages die erwartete Erlösung ankündigt.


Yavuz Özoguz  
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