Saudi-Arabien hat verloren, aber warum muss Deutschland mitverlieren?
Die Ereignisse rund um Jemen wurden gestern Abend sehr ausführlich von Sayyid Hasan Nasrullah, dem Oberhaupt der Hizbullah-Bewegung im Libanon, analysiert. Völlig unabhängig davon, wie man die Person von Sayyid Hasan beurteilen mag, sollte die Westliche Welt auf die Inhalte der Botschaft schauen um zu erkennen, auf welchem Irrweg sie sich befinden.
Doch bevor hier auf die genannten Argumente eingegangen wird, stellt sich die übergeordnete Frage, warum dies alles geschehen muss!? Der Grund dafür liegt in einer Art göttlichem Naturgesetz des geschichtlichen Verlaufs. Immer wieder haben die größten und arrogantesten Imperien der Welt die Menschheit unterdrückt. Immer wieder sind sie früher oder später an ihrer eigenen Arroganz untergegangen. Und immer wieder haben alle Menschen der jeweiligen Zeit mehrmals die Chance erhalten, sich auf die Seite des Gerechtigkeit und der Wahrheit zu stellen, damit niemand die Ausrede hätte, er habe es nicht gewusst. Genau in diesem Rahmen müssen auch wir Deutsche die aktuellen Ereignisse um den Jemen analysieren und versuchen zu verstehen, insbesondere wenn unser eigenen Außenminister sich ganz offensichtlich auf die Seite der Tyrannen, der Völkerrechtsverbrecher und Staatsterroristen stellt.
Gestern Abend hat Sayyid Hasan in einer sehr informativen Rede der gesamten Menschheit einmal mehr die Chance gegeben, sich rechtzeitig auf die Seite der Befreiungsbewegung dieser Welt zu stellen. Der Zeitpunkt war mit dem Vorabend zur Konferenz der Arabischen Liga gut gewählt. Angesichts des zuvor verbreiteten Briefes Imam Chamene’is an die Jugend in Nordamerika und Europa war diese rund einstündige Rede eine Art Weckruf für alle, die ihren Verstand nicht vernebelt und ihre Seele nicht verkauft haben.
Erstaunlich an der Rede war zunächst einmal der Gesichtsausdruck Sayyid Nasrullahs. Meine Wenigkeit hat schon viele Rede von ihm gehört und ihn dabei gesehen, aber ich kann mich kaum erinnern, dass er derart gut gelaunt eine Rede vorgetragen hat, bei der es um ein solch ernsthaftes Thema ging. Ja, es schien fast so, als wenn Sayyid Nasrullah voller Dankbarkeit über die Ereignisse berichtet und diese argumentativ behandelt hat, die das Ende der Saudi-Tyrannei einläuten würden. Stück für Stück hat er die westliche wie auch arabische Sicht der Dinge auseinander gepflückt um jedem – aber auch wirklich jedem, ja selbst den verstocktesten Muslimen – die Chance zu geben, die Wahrheit zu erkennen. Das arabische Original und eine sehr gute englische Synchronübersetzung befinden sich im Netzt. Im Folgenden sollen einige der Argumente auch dem deutschsprachigen Publikum aufgegriffen werden.
Den Saudis ist es scheinbar gelungen eine Art Koalition des Angriffkrieges zusammenzurufen, die innerhalb von nur weniger Tagen sich berufen gefühlt hat, das jemenitische Volk militärisch anzugreifen. Zu jener Koalition gehören direkt: Die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Katar, Bahrain, Jordanien, Marokko, Sudan, Ägypten und Pakistan. Offen und unverblümt stehen dahinter die USA, England, Türkei und bedauerlicherweise auch Deutschland! Was aber ist das für eine Koalition? Es handelt sich um acht lupenreine Diktaturen und ein Land (Pakistan), bei dem der Begriff Militärdiktatur sicher nicht fern liegt. Alle neun Staaten können als hundertprozentige Marionetten der USA angesehen werden. Das Argument jener Tyrannen ist die Wiedereinsetzung des legitimen Präsidenten des Jemen, der über Saudi-Arabien nach Ägypten geflohen ist. Allein an dieser Stelle müssten bei jedem vernunftbegabten Menschen sämtliche Alarmglocken ertönen! Ich schreibe hier nicht über Journalisten, neben denen jede Prostituierte eine Heilige wäre, weil sie nur ihren Körper verkauft. Ich schreibe hier auch nicht über Politiker, die ihre eigene Mutter verkaufen würden, um an der Macht zu bleiben und denen fremde Menschenleben nichts bedeuten, schon gar kein jemenitisches Menschenleben. Nein, ich schreibe hier von Menschen in allen Völkern und alle Ländern dieser Erde, die noch nachdenken können. Neun Diktaturen wollen einen legitimen Präsidenten wiedereinsetzen? Wenn es nicht so mörderisch wäre, wäre es eine Geschichte für die Witzbücher von Historikern. Jene neun Diktaturen sind die gleichen Diktaturen, die mit der brutalst möglichen Gewalt den legitimen Präsidenten Syriens aus dem Amt und aus dem Land verjagen wollen.
Doch was hat jene Koalition dazu bewegt, so schnell zusammenzufinden und so schnell mit dem Bombardement von Menschen zu beginnen? Waren es die Hilfeschreie der Kinder in Palästina? Beim letzte Gaza-Krieg waren ihre Hilferufe so laut, dass selbst die so extrem pro-zionistischen westlichen Staaten es kaum noch aushalten konnten. In Deutschland wurden die schlimmsten Bilder gar nicht erst gezeigt, damit sich die Bevölkerung nicht gegen den Zionismus stellt. Wo war jene Bombardierkoalition an jenen Tagen? Hat sie damals geschwiegen, weil Palästinenser Schiiten sind? Das kann es nicht sein, denn Palästinenser sind zu über 80% sunnitisch und es gibt viele Christen! Und es kann auch nicht sein, dass man den Palästinensern nicht geholfen hat, um den angeblichen Einfluss Irans einzudämmen. Denn die Führung der Palästinenser hatte kurz zuvor den Iran verraten. Keine andere Führung, selbst manch Anführer von Widerstandorganisationen, hat die Islamische Republik Iran so oft verraten wie die palästinensische Führung. Dennoch war es einzig und allein der Iran, der die Hilferufe gehört und im Rahmen ihrer begrenzten Möglichkeiten geholfen hat. Wo war jene Koalition, als Israel Jahrzehnte lang den Südlibanon besetzt hat? Haben sie die Hilferufe nicht vernommen? Niemand hat geholfen, außer Iran und Syrien. Wo war jene Koalition, als die USA gleich mehrere Länder der Region zerstört haben? Wo war jene Koalition, als der legitime Präsident Ägyptens mit westlicher Hilfe weggeputscht wurde?
Jetzt aber hat sich Saudi-Arabien bedroht gefühlt. Das ist ein sehr wichtiges und bedeutsames Argument für wahrheitsliebende Menschen, denn das bedeutet, dass 70 Jahre Besatzung Palästinas die Saudis nie dazu geführt hat, sich bedroht zu fühlen. Saudis und Israel haben stets Hnad in hand gearbeitet, auch bei den neuerlich von ihnen gezüchteten IS-Terroristen. 70 Jahre Massenmorde, Unterdrückung, Vertreibung und Zerstörung in Palästina hat die Saudis nicht dazu bewegt irgendeine Koalition zu schmieden, aber jetzt fühlen sie sich bedroht von Jemen; ausgerechnet von Jemen? Saudi-Arabien ist eines der reichsten Länder Arabiens, Jemen das mit Abstand ärmste, obwohl es in direkter Nachbarschaft liegt. Warum hat die Armut des Nachbarn die Saudis nie gestört? Die Saudis verfügen über eine Söldnerarmee von mehreren 100.000 bestausgerüsteten Soldaten. Hinter ihnen stehen die USA. Die Jemeniten verfügen über altmodische Waffen und wären gar nicht in der Lage, irgendeinen Nachbarn anzugreifen. Sie haben wirtschaftliche Probleme, sie haben Probleme bezüglich der Infrastruktur, sie haben politische Probleme, sie haben Probleme über Probleme, und ausgerechnet dieses problembeladene ärmste Land soll Saudi-Arabien gefährden? Kann es sein, dass das Hauptproblem für die Saudis darin bestand, dass im Nachbarland das Volk herrschen würde und nicht das von den USA eingesetzt Marionetten-Regime, und dass genau dieser Umstand gefährlicher war für die Könige und Prinzen, die ihre Gelder in westlichen Bordellen verprassen, als jeder andere Umstand?
Oder war es der Einfluss der „schiitischen Iraner“, vor dem man sich so gefürchtet hat? Wurde der Jemen vom Iran besetzt? Die Handvoll Iraner, die dort leben, können doch das Land nicht besetzt haben? In Saudi-Arabien gibt es doch 100 Mal so viele US-Soldaten, wie im Jemen iranische Zivilisten. Ist denn auch der Libanon von Iranern besetzt? Dort gibt es doch nur eine Minderheit von Schiiten. Warum lieben denn auch die Christen im Libanon die Iraner? Und wie ist es in Palästina? Die sind weder Schiiten noch leben dort irgendwelche Iraner? Ist auch Palästina von Iranern besetzt? Ist auch Syrien von Iranern besetzt, wo doch die von den USA angeheuerten Söldner dort wüten? Nein, der einzige Umstand, warum man im Libanon, in Palästina (zumindest im Volk), in Syrien und in Jemen den Iran liebt, ist ein einfaches islamisches Argument. Als jene Länder in Not geraten sind und laut um Hilfe gerufen haben, hat nur der Iran Hilfe geschickt; aber nicht in Form von Soldaten, sondern in Form von Geldern und Hilfsmitteln! Und der Iran hat sich nicht in die inneren Angelegenheiten der jeweiligen Länder eingemischt im Gegensatz zu anderen Geldgebern, allen voran die USA und Saudis, die ihre Hilfe stets von der Unterwerfung in das imperiale System abhängig gemacht haben.
Höhepunkt der Rede Sayyid Hasans war eine Passage, in der er an Klarheit kaum noch zu überbieten Imam Sayyid Ali al-Hussaini al-Chamene’i als Imam der Ummah, also als Oberhaupt aller Muslime vorschlägt. Er betont, dass es einerseits aus seiner Sicht keinen Zweifel daran gibt, aber andererseits er niemanden diese Denkweise auferlegen würde! Das erinnert an eine Passage des Briefes Imam Chamene’is an die Jugend im Westen: „Ich bestehe nicht darauf, dass Ihr meine oder irgendeine andere Deutung des Islams akzeptiert. Ich sage nur: Lasst nicht zu, dass Euch, ausgehend von böswilligen und schmutzigen Motiven, diese lebendige und die heutige Welt beeinflussende Wahrheit präsentiert wird.“
Die gute Laune Sayyid Nasrullahs während der Rede zu dueten fällt schwer. Aber sie könnte damit zusammenhängen, dass selbst die größen und mächtigsten Armeen der Welt nicht in der Lage waren, Afghanistan, Irak, Libanon und andere Länder längerfristig unter ihrer Kontrolle zu halten. Alle diese Länder wurden mit den modernsten Waffen der Welt und den bestausgerüsteten Soldaten überfallen und unterdrückt. Aber sie sind heute keinesfalls Vasallen des Westens, sondern sie lieben die Befreiungstheologie, die von der Islamischen Republik Iran ausgeht. Das ist auch kein Wunder. Wo werden wohl die Tausenden von Geistlichen heute ausgebildet, die in Afghanistan wirken? Etwa in den USA? Die gute Laune Sayyid Nasrullahs erkläre ich mir mit seinen Weitblick. Bei allen Leid, dass wir in diesen Tagen noch erleben werden, haben die Saudis nunmehr endgültig ihren eigenen Untergang eingeläutet, und das müsste jeden freiheitsliebenden Menschen erfreuen!
Das ist eine extreme Verkürzung eine Zusammenfassung der Rede eines Menschen, der in der Westlichen Welt als Terroristenanführer gilt. Allerdings traut man sich kaum, dieses Thema auszuweiten. Denn dann müsste man erklären, warum die Christen im Libanon ihn so lieben. Auch werden seine Worte stets verheimlicht, denn sie passen nicht in das Konzept des Westlichen Kapitalismus, der immer wieder durch ihn entlarvt wird. Lieber bringt man die Worte von selbstgebastelten Terroristen, die stets derart argumentieren, dass der Bürger im westen auch ja westtreu bleibt.
Für einen deutschen Außenminister gab es derzeit keinerlei Handlungsbedarf bezüglich Jemen. Er hätte ganz einfach schweigen bzw. die üblichen diplomatischen Floskeln von sich geben können, dass er für den Frieden in der Region sei usw. Stattdessen hat er sich unmissverständlich auf die Seite der Völkerrechtsverbrecher und Aggressoren gestellt, die ein Nachbarland angegriffen haben. Im seinem Amtseid hat der Außenministers geschworen: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“ Letzten Satz fügt nur der Gottgläubige hinzu. Aber unabhängig davon, ob ihm Gott hilft oder nicht, stellt sich die Frage, wie ein deutscher Außenminister dem Wohl des deutschen Volkes dienen kann und will, wenn er sich auf die Seite einer Gruppe von Diktatoren stellt, die in einem Akt des organisierten Verbrechens ein armes Land überfallen. Eines Tages wird die christliche Welt Jesus erklären müssen, warum sie mit aller Waffengewalt das Königsregime gewaltsam an der Macht gehalten hat, in dessen Land als einziges Land der Erde Kirchen verboten sind bzw. alle früheren Kirchen abgerissen und zerstört wurden.
Der Rückblick auf das Nazi-Regime erscheint vielen heute lebenden Menschen geradezu bizarr. Wie war es möglich, dass das deutsche Volk sich so klar auf die Seite von Verbrechen, von Tyrannen, von Aggressoren und Mördern stellen konnte. Aber werden unsere Enkel nicht eines Tages mit dem gleichen bizarren Blick auf uns heute schauen? Wie kann es sein, dass wir als Deutsche an der Seite von diktatorischen Königen und Prinzen stehen? Wie kann es sein, dass wir sie aufrüsten, damit sie ein völlig verarmtes Volk überfallen, während wir gleichzeitig maßgeblich mit dafür verantwortlich sind, dass die Palästinenser seit 70 Jahren unterdrückt werden? Wie kann es sein, dass wir auf der einen Seite den legitimen Präsidenten Syriens, der sein Volk nie im Stich gelassen hat, gewaltsam absetzen helfen und andererseits den geflohnen Präsidenten des Jemen, den sein Volk verjagt hat, wiederum gewaltsam an die Macht bringen wollen und beides mit unserem Grundgesetz vereinbar sein soll? Auch dazu passt eine Passage aus dem Brief Imam Chamene’is an junge Deutsche: „Ich will auch gar nicht die Geschichte tadeln, wenn ich einen Ausschnitt aus dieser langen Liste nenne, sondern ich möchte, dass Ihr Eure Intellektuellen fragt, warum das kollektive Gewissen im Westen immer erst mit einer Verzögerung von mehreren Jahrzehnten und manchmal mehreren Jahrhunderten aufwacht. Warum ist die Korrektur des kollektiven Gewissens immer auf die weit zurückliegende Vergangenheit gerichtet und nicht auf die aktuellen Probleme? Warum wird in wichtigen Dingen wie der Begegnung mit der islamischen Kultur und Denkweise eine umfassende Aufklärung verhindert?“
Genau das ist auch heute der Fall. Der neue saudische König ist erst wenige Monate im Amt und hat gleich einen Krieg eröffnet, der zu seinem eigenen Sturz führen wird. Dass wir Deutsche schon wieder auf der Seite des Unrechts und der Verlierer stehen, macht mich als Deutschen traurig. Aber es ist gleichzeitig eine neuerliche Chance für uns alle, aufzuwachen. Denn so lange wir an der Seite des großen Satans USA stehen, werden wir immer wieder in Verbrechen verwickelt werden, und zwar mindestens als Mittäter. Erst wenn wir uns vom Imperium befreien, können wir erstmalig das deutsche Schicksal in der jüngeren deutschen Geschichte korrigieren und eindeutig an der Seite der nach Frieden und Freiheit in Gerechtigkeit strebenden Völker stehen – so Gott will.