Störfaktor Sarif
Etwas sehr ungewöhnliches ist im Iran geschehen. Dort hat sich nämlich nach
Angaben der Berliner Tageszeitung "junge Welt" der dortige Außenminister
Mohammed Dschaward Sarif bei Imam Chamenei für die Beleidigung des im
Januar 2020 von den USA ermordeten Freiheitshelden Qassem Sulaimani
entschuldigt.
Zuvor hatte der Revolutionsführer die Amtsführung des allerdings nach wie
vor seine Tätigkeit wahrnehmenden Sarif kritisiert. Vor allem deshalb, weil
das extrem staatsfeindliche, von Saudi-Arabien finanzierte Propagandamedium,
"Iran International" drei Stunden Tonmaterial eines am 25.April dieses Jahres
geführten Gespräches zwischen Außenminister Sarif und dem Wirtschaftsberater
von Präsident Hassan Rohani Said Laibas veröffentlicht hatte.
Darin hatte Sarif die politische Linie des revolutionären Iran grundsätzlich in Frage
gestellt.
Wenn er auch mittlerweile, natürlich vor allem aus opportunistischen Gründen,
zurückgerudert ist, indem er seine seinerzeitigen Äußerungen relativierte, macht
all das doch eines deutlich: Eine wirklich diesen Namen verdienende Einheitlichkeit
der iranischen Politik scheint nicht gegeben zu sein, sie scheitert allein schon deshalb
an der Wirklichkeit, weil Imam Chamenei diesen komischen Außenminister noch immer
nicht seines Amtes enthoben hat.
Dabei sollte in diesem Zusammenhang doch eines klar sein: Der amerikanisch-israelische
Feind profitiert in jeder Weise von dieser offensichtlichen Führungsschwäche der
Teheraner Staatsführung, wobei er- mehr denn je- an deren Beseitigung, also einem
vollkommenen Regimewechsel, arbeitet.
Dessen ist man sich vielleicht dort gar nicht (mehr) bewusst- es ist und bleibt aber dennoch
eine traurig zu nennende Realität.
Ich weiß natürlich, dass hier Kritik am Verhalten von Imam Chamenei weiß Gott nicht gerne
gesehen wird. Trotz aller seiner herausragenden Verdienste, welche er sich im Lauf seines
Lebens erworben hat, ist er aber dennoch kein "Heiliger", muss sich also, wenn auch äußerst
selten, mit kritischen Fragen konfrontieren lassen. Sein Verhalten, also die bislang nicht
vorgenommene Entlassung des Außenministers Mohammed Sarif, gehört mit Sicherheit dazu.
Genauso wie ein Liter Altöl eine unvorstellbar große Menge Wasser verseucht, schädigt dieser
Mann die Islamische Republik Iran. Seine sofortige Entlassung aus der so wichtigen Funktion
des Außenministers wäre daher ebenso notwendig wie auch selbstverständlich!