Offener Brief an Schwester Nemi El-Hassan über die Liebe Gottes
Sehr geehrte Schwester im Islam Nemi El-Hassan
as-salamu-alaikum. Der Friede sei mit Dir. Verzeih vielmals, dass ich Dir in der Du-Form schreibe. Es ist der Ausdruck der Geschwisterlichkeit unter Menschen, die die Wahrheit anstreben. Ich beginne im Namen des Gnädigen des Begnadenden.
Seit mehreren Tagen drücke ich mich davor, Dir zu schreiben und habe meine Verantwortung diesbezüglich auf ein „Zeichen“ Gottes verlagert, um meine Zurückhaltung zu rechtfertigen. Heute nun kam jenes unübersehbare Zeichen, das mich nunmehr verpflichtet Dir zu schreiben: Eine der von Muslimen in Deutschland zu den größten Islamhasserinnen gezählte selbsternannte „Islamexpertin“, die wohl glaubt, dass ein einfaches Biologiestudium für ihre „Islamexpertise“ genüge, hat Deine geehrte Persönlichkeit in die Nähe meiner Familie oder Freundeskreis gerückt [1], obwohl keiner von uns Dich persönlich kennt. Sie bezog sich dabei auf ein Video, das zuvor an Dich gerichtet war [2], an dem meine Wenigkeit aber keinen Anteil hat.
Dieses Zeichen aufnehmend entschuldige ich mich vorab vielmals auch dafür, dass ich Dir in der Öffentlichkeit schreibe. Aber Dein Fall ist dermaßen exemplarisch für die unermessliche Liebe der Quelle aller Liebe und für die unaufhörliche Feindschaft alles Teuflischen gegen Wahrheit, dass er vielen Menschen – auch Nichtmuslimen – helfen kann, sich der Wahrheit und wahren Gerechtigkeit, und damit Gott, dem Gnädigen und Begnadenden anzunähern.
Deine Eltern stammen aus dem besetzten Nablus, womit die Herkunft Deiner Eltern Palästina ist. Du selbst sollst unter anderem in der Blauen Moschee in Hamburg, der Imam Ali Moschee, inspiriert worden sein. Es handelt sich in meinen Augen um die spirituell wichtigste Moschee Deutschlands. Dein Hidschab war damals so vorbildlich und Deine medialen Aktivitäten haben viele Geschwister inspiriert. Aus den Medien habe ich erfahren, dass Du vor gut sieben Jahren an einer Quds-Tags-Demonstration teilgenommen hast. Welch eine Ehre wurde Dir zuteil, dass Du den Mut aufgebracht hast, bei der wichtigsten Demonstration gegen das zionistische Apartheitsregime mitzuwirken.
Nach und nach – ich kenne Dich nicht und weiß nicht warum – hast Du äußerlich wie auch in Deinen Äußerungen den lichterfüllten Weg verlassen. Der Islam verpflichtet mich bei Vermutungen über wahrheitsliebende Menschen grundsätzlich das Beste anzunehmen. Daher vermute ich, dass es Dein Wunsch war eine größere Reichweite zu erreichen, mehr Menschen ansprechen zu können, „erfolgreicher“ sein zu können, um der Angelegenheit der Wahrheit zu dienen. Doch hierbei bist Du möglicherweise in eine der größten und fürchterlichsten Fallen des Satans getappt. Erlaube mir, diese Falle im Kurzen zu beschreiben:
Gott der Allmächtige und Quelle aller Liebe benötigt Nichts und Niemanden, um Seine Wahrheit zu verbreiten. Wenn also ein Mensch das Angebot erhält, an einem Wahrheitsprojekt mitarbeiten zu dürfen, dann ist das nichts als Gnade Gottes. Gott hat Dich genausowenig erschaffen, damit Du irgendeine WDR-Sendung moderierst, wie meine Wenigkeit, damit ich die Enzyklopädie des Islam betreibe. Das ist nicht das Ziel Deiner Erschaffung. Das wahre Ziel ist, dass Du die höchste Stufe der Liebe Gottes erlangt. Du bist als Mensch das einzige Wesen, das in der Lage ist, Gott zu verleugnen. In dieser Exklusivität kannst Du – wenn Du Gott annimmst – höher aufsteigen als ein Engel. Selbst der beste aller Engel Gabriel (a.) konnte die höchsten Stufen der Himmelfahrt des besten aller Menschen Muhammad (s.) nicht mit aufsteigen. Du aber hast das Potential dazu! Im Gegenzug, wenn Du Gott in dieser kurzzeitigen Freiheit verleugnest, wirst Du niedriger sein als ein Tier. In beiden Fällen kehrst Du zurück zu Deinem Ursprung. Gott dienen kann man aber nur auf Seine Weise.
Der gesteinigte Satan beneidet Dich um Dein Potential als Mensch. Und so besteht sein ganzes Leben darin, sich selbst in seiner Eingebildetheit zu beweisen, dass die Menschen schlechter sind als er. Er zeigt ihnen Wege des „Ruhms“, des scheinbaren „Aufstiegs“, er vergibt Preise, er zeigt ihnen Wege, wie man an „Likes“ kommt: „Öffne Dein Haar etwas, wem schadet es? Warum sollst Du Deine Haare nicht zeigen, wem schadet es? Warum sollst Du Deinen Hals nicht öffnen, sind wir nicht aufgeklärte Menschen?“ Und er lockt mit Reichtum, mit Ansehen, mit allem, was Du Dir irdisch wünschst! Doch dann, wenn er das Maximum dessen erreicht hat, was bei einer Person zu erreichen ist, sagt er sich von ihm los!
Du solltest Dich nicht nur Stück für Stück entblößen, man wollte von Dir auch, dass Du Dich von allem, was Du bisher vertreten hast, lossagst. Ja, Du hast Dich auch vom Quds-Tag losgesagt, weil er antisemitisch sei. Kannst Du Dir selbst erklären, was an dem Quds-Tag antisemitisch war oder ist? Ist es ein Fehler zu rufen „Muslime, Juden und Christen, Hand in Hand gegen Zionisten“? Ist es ein Fehler auf die fast 80 Jahre andauernde Besatzung hinzuweisen? Ist es ein Fehler auf die Apartheid des zionistischen Staates hinzuweisen? Kennst Du irgendeine Demonstration gegen Israel in Deutschland – von wem auch immer – die nicht als antisemitisch gebrandmarkt wird? Das Problem Israels besteht darin, dass die Zionisten durch ethnische Säuberung [3] einen Staat gegründet haben, der nur so lange existieren kann, wie es Apartheid gibt. Hört die Apartheid auf, wird Israel nicht mehr Israel heißen, denn die Mehrheit eines Volkes bestimmt über den Staatsnamen und nicht Kolonialsiedler aus dem Westen. Ja, Du hast Dich niedergeworfen vor den satanischen Aufforderungen an Dich. Und dann hat das satanische Prinzip zugeschnappt: „wie Gleichnis des Satans, als er gesagt hat zu dem Menschen: Streite ab. So als er abgestritten hat, hat er gesagt: Ich löse mich los von dir; ich fürchte Allah, Herr der Universen.“ (Heiliger Quran 59:16)
Ja, Du hast Dich vom Quds-Tag losgesagt, aber das Satanische wird Dir niemals verzeihen. Es ist schon über sieben Jahre her, dass Du mitgelaufen bist, und selbst ein Vergewaltiger wäre nach solch einer Zeit in Deutschland begnadigt; nicht aber Du! Denn Deine Lossagung war nicht perfekt genug. Du hast immer noch vom Leid der Palästinenser gesprochen und in einem Nebensatz den Eindruck erweckt, als wenn Israel irgendetwas damit zu tun haben könnte. Wusstest Du nicht, dass es in der Westlichen Welt verboten ist das Leid der Palästinenser in irgendeinen Zusammenhang mit Israel zu setzen? Das gilt als antisemitisch. Satan verzeiht niemals und er beneidet Dich bis zu Deinem letzten Atemzug.
Anders ist es bei Allah, dem Erhabenen. Er verzeiht selbst schwere Sünden, wenn man sich ernsthaft und aufrichtig wieder auf Seinen Weg begeht. Er hat Dich erschaffen, dass Du die höchsten Stufen der Liebe erlangst. Und so hat Satan Dir zwar eine Falle gestellt, aber Satan hat keine Macht über jene, die sich Gott zuwenden (Heiliger Quran 16:99-100). Was Dir im Moment wie ein Unheil scheint, könnte sich zum größten Gnadenerweis Gottes an Dich herausstellen. Ob es eine Falle Satans oder Gnade Gottes an Dich ist, hängt von Dir ab. Einmal mehr hast Du die Chance erhalten, Dich Ihm, und Ihm allein, zuzuwenden. Als Trägerin des Geistes Gottes im Herzen bist Du dazu berufen. Du wirst fragen: „Sind nicht alle Menschen Träger Geist Gottes im Herzen?“. Ja, sicher, aber nur die Wenigsten wissen es und richten sich danach! Du aber hast jetzt eine wunderbare Chance erhalten. Du kannst Deine Popularität dazu nutzen, um auf das Leid der Palästinenser hinzuweisen. Weitere Preise von der Westlichen Welt und weitere Chancen vom WDR oder Deiner Agentur wirst Du nicht mehr erhalten. Aber Du kannst die Tür zu unglaublich wunderbaren Angeboten der wahren Quelle aller wahren Angebote öffnen. So Gott will, wirst Du miterleben, wie die Lineal-artigen Grenzen der Kolonialisten in Westasien schon bald in sich zusammenbrechen werden. Und dann wirst Du noch einmal dankbar sein, diese wunderbare Gelegenheit von Deinem Schöpfer, der Dich liebt, erhalten zu haben.
Meine Wenigkeit tritt heute mit meiner besseren geliebten Hälfte zusammen eine Reise an zum größten Friedensmarsch der Menschheitsgeschichte von Nadschaf nach Kerbela, so Gott will. Nur Allah weiß, ob wir überhaupt ankommen werden. Aber dies ist mein letzter Text kurz vor der Abreise. So Allah es erlaubt, werden wir auch für Dich bei dem Marsch beten.
Ich verbinde diesen Text mit einer Einladung der Schwestern unserer Gemeinde an Dich, uns besuchen zu kommen in Delmenhorst, der geistigen Hauptstadt Deutschlands. Wir haben zwar nicht so schöne Gemeinderäume wie die Imam Ali Moschee in Hamburg, aber die Herzen der Gemeindegeschwister haben von der Liebe zu kosten bekommen, dessen Geschmack wir zusammen auch Dir wünschen.
Und der Friede und Segen seien mit Dir!
yavuz özoguz
PS: Leser, die Kontakt zu der Schwester haben, bitte ich in aller Höflichkeit, ihr diesen Text weiterzuleiten.
[1] https://www.facebook.com/sigrid.herrmannmarschall
[2] https://www.youtube.com/watch?v=VLq1OcQsry0
[3] http://www.eslam.de/begriffe/d/die_ethni...palaestinas.htm