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Darf man im Islam jemanden bei lebendigem Leib verbrennen?

#1 von Yavuz Özoguz , 06.02.2015 10:44

Darf man im Islam jemanden bei lebendigem Leib verbrennen?

Im Islam darf man noch nicht einmal jemanden bei totem Leib verbrennen, aber diejenigen, die obige Frage im Herzen tragen, merken noch nicht einmal, wie sehr sie sich dazu haben erziehen lassen, den Islam und damit auch die Muslime zu hassen.

Mit großem Erstaunen verfolge ich auf sehr „merkwürdigen“ Seiten, wie angebliche Muslime miteinander diskutieren, ob die Verbrennung eines „Ungläubigen“ bei lebendigem Leib erlaubt sei oder nicht. Plötzlich tauchen lauter Verse aus dem Heiligen Qur’an auf, die über das Brennen im Feuer berichten sollen. Und jene Verse werden dann geradezu „vergewaltig“, indem damit ein Verbrennen im Diesseits gerechtfertigt wird. Hintergrund ist das grausame Video der IS, das angeblich zeigt, wie ein gefangener jordanischer Pilot bei lebendigem Leib verbrannt wird. Einmal abgesehen davon, dass die IS für mich ein lupenreines USraelisches Gebilde ist und abgesehen davon, dass die Auffassung des Islam zum Verbrennungsverbot für mich mehr als klar ist, überrascht mich doch ein Teilaspekt jener Nachrichten. In jenen Nachrichten wird – stets in Nebensätzen – darauf verwiesen, dass nach übereinstimmenden Erkenntnissen westlicher bzw. westhöriger Geheimdienste jener Pilot schon lange zuvor getötet worden sein soll. Wie konnte er dann bei lebendigem Leib getötet werden, wie konnte das dann sogar gefilmt werden, und warum erzeugt es so viel Angst und Schrecken, wenn ein Film in Internet erscheint, bei dem jemand bei lebendigem Leib verbrennt, wenn er schon längst tot sei? Hollywood bekommt es doch sogar hin, dass Menschen bei lebendigem Leib verbrennen und hinterher wieder auferstehen. Und warum spielen die Systemmedien mit?

Wie steht der Islam zum Verbrennen von Menschen? Es ist wirklich demütigen, dass meine Wenigkeit als deutscher Muslim der Mehrheitsgesellschaft das erklären muss, aber ich nehme jene Demütigung auf mich, wenn es dem friedlichen Zusammenleben nützlich ist. Fangen wir also an mit der Heiligen Schrift. Was steht dort zum Verbrennen?

Wenn eines Priesters Tochter anfängt zu huren, die soll man mit Feuer verbrennen; denn sie hat ihren Vater geschändet.
• Wenn jemand ein Weib nimmt und ihre Mutter dazu, der hat einen Frevel verwirkt; man soll ihn mit Feuer verbrennen und sie beide auch, dass kein Frevel sei unter euch.
• Und welcher gefunden wird im Bann, den soll man mit Feuer verbrennen mit allem, was er hat, darum dass er den Bund des Herrn übertreten


Kann man obige Verse im übertragenen Sinn verstehen oder sind sie wirklich eine Aufforderung Gottes zum irdischen Verbrennen? Die Antwort diesbezüglich müssen wir Juden und Christen überlassen, denn obige Verse stehen nicht im Heiligen Qur’an, sondern in der Bibel: 3. Mose 21:9, 3. Mose 20:14, Josua 7:15

Im Heiligen Qur’an hingegen wird nur ein irdisches „Wesen“ bereits im Diesseits verbrannt, und zwar das Goldene Kalb (20:97). An dieser Stelle könnte man die Ängste der Machthaber der Westlichen Welt zumindest nachvollziehen. Denn wenn das Goldene Kalb verbrannt wird, dann fehlt die Lebensgrundlage des Kapitalismus. Insgesamt kommen Derivate des Wortes Verbrennen (haraqa) neun Mal im Heiligen Qur’an vor. An einer Stelle wird dem Menschen eine Gleichnisfrage gestellt, ob er sich einen Garten wünscht, der dann verbrannt wird (2:266). An zwei Stellen rufen die Feinde Abrahams dazu auf den großen Propheten zu verbrennen, aber das Feuer kühlt wundersam ab (21:68, 29:24). An einer Stelle wird Prophetenmördern mit dem Verbrennen im Jenseits direkt von Gott gedroht (3:181). Auch die Engel, die einen bösartigen Verstorbenen dahinscheiden lassen, führen dann jene Seele in das Verbrennen (8:50), und am Tag der Auferstehung erhalten bösartige Menschen wiederum das Verbrennen (22:9), aus dem es schlimmstenfalls auch kein Entrinnen gibt (22:22). Die Höllenstufe, in der das Verbrennen erfolgt, heißt Dschahannam (85:10), was dem „Gehinnom“ im Buch Josua der Bibel entspricht.

Auch in keiner Überlieferung, die das Leben des Propheten des Islam wiedergibt, wird man solch eine irdische Strafe antreffen. Muslime in Deutschland stehen eher vor dem gegenteiligen Problem. Da das Verbrennen eines Menschen verboten ist, würden sie auch niemals zustimmen, dass einer ihrer möglicherweise nichtmuslimischen Vorfahren sich in einer Urne bestatten lässt. Doch wenn die Betroffenen es testamentarisch festgelegt haben, sind die Muslime und Muslimas, die das gerne verhindern wollten, machtlos und müssen es unter Tränen hinnehmen.

Insofern könnte man jetzt getrost dazu übergehen und die IS ganz offen als unislamisch entlarven. Wer so etwas tut und noch dazu damit wirbt, der hat mit dem Islam nichts zu tun. Sämtliche Möchtegern-Kämpfer der IS, die sich auf den wahnsinnigen Weg machen wollten, müssten jetzt angewidert zurückschrecken. Deutschland bräuchte keine absurden Gesetze, die Menschen bestrafen, bevor sie eine Straftat begangen hat und alles wäre wieder gut.

Aber so einfach ist es leider nicht. Denn die IS ist ein Kunstgebilde USraels. Der einzige Sinn der IS ist es, die islamische Welt sowohl politisch, als auch wirtschaftlich als auch ideologisch und im Ansehen in der Welt zu zerstören. Tausende von Gelehrte in der Welt können weltweit mit sehr detaillierten religiösen Texten darlegen, dass Verbrennen von Menschen im Islam nicht erlaubt ist. Die Söldner USraels an den Tastaturen werden hinreichend „Gelehrte“ und „Experte“ finden, die das genaue Gegenteil behaupten und die Stimme des Islam deutlich überschreien! Sie haben hinreichend zersetzende Angestellte, die in allen Internet-Foren im Gewand von Muslimen mitschreiben und Zweifel erwecken. Die Welt soll Angst vor dem Islam haben!

Imam Chamene’i sagte dazu in seinem in Deutschlands Systemmedien völlig verschwiegenen Brief: „Warum ist das heutige internationale Machtsystem bestrebt, das islamische Denken an den Rand und in die Passivität zu drängen? Welche Sinngebungen und Werte gibt es denn im Islam, die dem Konzept der Großmächte in die Quere kommen, und welche Interessen werden durch die falsche Darstellung des Islams denn gedeckt? Meine erste Bitte lautet daher, dass Ihr nach den Motiven dieser groß angelegten Schwarzmalerei über den Islam forscht.“

So sehr die Muslime sich auch in Deutschland bemühen, diesem Gebrüll der antiislamischen Hetze entgegen zu treten, so haben sie kaum eine Chance. Und dennoch könnte jeder nichtmuslimische Deutsche auch ohne die Muslime die Wahrheit verstehen, wenn er sich unabhängig vom Islam einige klugen Gedanken machen würde. Jeden Tag sterben auf diesem Erdball im Schnitt 30.000 Menschen an Hunger und Durst. Sie sind Opfer des Weltkapitalismussystems, das einige wenige Superreiche kennt, die so viel besitzen, wie der Rest der Welt. Sie sind Opfer von Verbrechen! Kann sich jemand vorstellen, wie grausam es für eine Mutter sein muss, wenn das eigene Kind in den eigenen Armen an Hunger stirbt? Jeden Tag sind tausende Mütter betroffen! Warum zeigen uns die Nachrichten nicht jeden Tag (!) diese Bilder? Wären sie nicht viel grausamer als ein einziger Pilot, der bei lebendigem Leib verbrennt? Wie würden wir es ertragen, wenn jeden Abend die Nachrichten im Fernsehen mit einem in den Armen der Mutter verhungernden Kleinkind beginnen würden und uns dann mitgeteilt werden würde, dass es gleichzeitig soundsoviele Tausend Parallelfälle gab? Wir würden das Leid kaum ertragen können und wir würden früher oder später fragen, wer dafür verantwortlich ist. Und sehr schnell würde deutlich werden, dass wir alle durch die Unterstützung des unmenschlichen imperialistisch-kapitalistischen Systems eine erhebliche Mitschuld tragen! Würden wir uns dann nicht mindestens so empören, wie bei den Bildern des verbrannten Piloten? Doch dann würde unsere Empörung sich nicht gegen einen Sündebock richten, sondern gegen die Urheber des Unheils auf Erden. Und jene Urheber wissen das zu gut! Daher lenken sie unseren Unmut in Richtung IS und indirekt gegen den Islam und die Muslime. Denn der Islam ist die einzige verbliebene Bewegung in der Welt, die sich gegen dieses Unrecht stellt. Daher muss er als „unmenschlich“ gebrandmarkt werden.

Die Arbeiterfotografie schreibt dazu: „Sie beschwören auf der einen Seite das für die globalen Feldzüge des US-Imperialismus benötigte Feindbild und auf der anderen Seite die Einigkeit der Massen mit dem Imperium. Alle sollen sich (wieder) mit den ihren Einfluss verlierenden Herrschaftsmedien, deren Feindbildern und deren Kriegspropaganda gemein machen. Die Beherrschten sollen sich mit den Herrschenden solidarisieren.“ Genau in jenem Sinn durfte dann gestern Jordanien auch mit Zustimmung westlicher Journalisten zwei Terroristen hinrichten! Sie schreien so laut, dass sie ihr eigenes Geschrei nicht mehr verstehen.

Ja, wir wissen, dass wir nicht so laut schreien können, wie die Systemmedien. Und das wollen wir auch nicht. Aber wir können die Herzen der Menschen erreichen. Und so lehrt der Islam, dass derjenige, der auch nur eine einzige Seele rettet, so ist, als wenn er die gesamte Menschheit gerettet hätte. In diesem Sinn müssen wir verstehen, dass es nur eine Trennungslinie zwischen den Menschen gibt. Sie verläuft weder zwischen rechts und links, noch zwischen den Religionen oder Nationen, sondern ausschließlich zwischen Unterdrückern und Unterdrückten. Die Unterdrücker sind sehr wenige. Noch gelingt es ihnen, uns zu spalten, um ihre Herrschaft aufrecht zu erhalten. Aber immer mehr Menschen verstehen das und lassen sich nicht gegen andere Mitmenschen aufhetzen.


Yavuz Özoguz  
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zuletzt bearbeitet 06.02.2015 | Top

   

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