Es wird derzeit viel über den Streit der Erzieherinnen in Kitas diskutiert. Anfangs hattem Eltern Verständnis, jetzt macht sich zunehmend Unmut breit.
Zunächst muss festgestellt werden, dass die Arbeit der Erzieherinnen alles andere als leicht ist, vor allem heutzutage, da viele Kinder die einfachsten Regeln des Zusammenlebens im Elternhaus nicht gelernt haben. Das gilt für ältere Kinder.
Weiterhin werden ja schon Babys in Krippen abgegeben. Oft nicht, weil die Mütter unbedingt „sich selbst verwirklichen“ wollen, sondern weil sie darauf angewiesen sind, sei es, dass sie alleinerziehend sind, sei es, weil der Ehemann oder Partner zu wenig verdient oder arbeitslos oder -unfähig ist. Auch das ist eine schwierige Arbeit, da Babys gefüttert, gewickelt, herumgetragen und getröstet werden müssen, da viele Babys auch viel schreien.
Insonfern scheinen mir die Forderungen der Erzieherinnen nach besserer Bezahlung durchaus berechtigt. Es tun sich geradezu Abgründe auf, was die Realität deutscher Familien angeht.
Es gab darüber auch eine Talkshows, wo verschiedene Ansichten ausgetauscht wurden, was die Vereinbarung von Familie und Berufstätigkeit betrifft.
https://www.youtube.com/watch?v=Vvjy4Z3JtX8
Wenn Großeltern oder andere Verwandte als Betreuungsperson nicht zur Verfügung stehen, weil sie entweder zu alt und damit nicht mehr belastbar sind, weit entfernt wohnen oder selber noch einer Berufstätigkeit nachgehen, dann sind Mütter gezwungen, auf Fremdbetreuung auszuweichen. Nicht jeder kann sich eine Tagesmutter leisten, da diese Art der Fremndbetreuung teuer ist, dann bleibt meist nur die Kita oder der Hort.
Der Kitastreik legt somit Wunden offen, die vorher nur notdürftig übertüncht wurden, oft ist gar von "logistischem Chaos" die Rede, in dem Eltern jetzt steckten, weil sie nicht wissen, wohin mit ihren Kindern. Manche haben gar schon Abmahnungen von ihren Vorgesetzten bekommen, weil sie nicht am Arbeitslplatz erscheinen konnten, da sie ihre Kinder selber betreuen mussten. Das wirft schon ein bezeichnendes Licht auf solche Betriebe. Was ich aber besonders traurig finde: Eine Erzieherin erzählte mir neulich von ihren Beobachtungen, dass viele Eltern mit ihren Kindern, mit denen sie sich wegen des Streiks der Erzieherinnen zwangsläufig beschäftigen müssen, gar nichts mehr mit ihnen anzufangen wüssten. Ich frage mich, warum bekommen solche Leute eigentlich Kinder?
Durch die oben erwähnte Talkrunde erfuhr ich zum ersten Mal vom neuen Trend der „24- Stunden-Kita“, wo die Kinder sogar übernachten könnten, falls ihre Eltern aufgrund von Schichtdienst verhindert sind. Für diese Einrichtungen hat Familienministerin Manuela Schwesig sogar Geldmittel zur Verfügung gestellt.
Sicherlich haben viele Eltern Betreuungsprobleme, wenn beide im Schichtdienst tätig sind, und es gibt auch Berufe, die ohne Schichtdienst nicht auskommen, wie Polizisten, Ärzre, Kranken- und Altenpfleger. Aber warum müssen Verkäufer teilweise im Einzelhandel samstags bis 22 Uhr im Laden stehen, oder sogar sonntags arbeiten? Wie weit lässt sich der verkaufsoffene Sonntag denn mit der sogenannten "christlichen Leitkultur" vereinbaren, da er doch als Ruhetag gedacht war, an dem man außerdem zu mehr Gottesgedenken finden sollte? Letzteres ist in einer zunehmend materialistischen Gesellschaft ohnehin kaum noch ein Thema, die "christliche Leitkultur" ist zu einem Kampfbegriff geworden, der nahezu ausschließlich noch als Waffe gegen den Islam hervorgeholt wird.
Wir leben inzwischen in einer Dienstleistungsgesellschaft, in der die Wirtschaft den Takt vorgibt, in den sich alle widerspruchslos zu fügen haben, auch Familien. Das Wohl der Kinder bleibt dabei auf der Strecke. Frau Schwesig verteidigte die 24-Stunden-Kita mit dem Argument, der Dienstplan bei der Polizei oder in Krankenhäusern ließe es nicht zu, Rücksicht auf Mütter mit Kindern zu nehmen. Als Erstmaßnahme würde ich aber genau das vorschlagen, aber das genügt nicht. Die Politik redet war gern davon, dass Familien „gefördert“ und „entlastet“ werden sollen, aber dem müssen endlich Taten folgen. Allenthalben wird gejammert, dass die Deutschen zu wenig Kinder bekämen. Mit dem gebetsmühlenartigen Ruf nach mehr Kitaplätzen oder gar nach „rund-um-die-Uhr“- Kitas ist es dabei nicht getan, und mit der bloßen Erhöhung der Geburtenrate auch nicht. Die skandinavischen Länder haben eine höhere Geburtenrate als Deutschland, wegen des ausgebauten Kita-Netzes, aber ich halte es doch für sehr fragwürdig, was für Kinder da rauskommen, die ein normales Familienleben praktisch gar nicht kennen, wie früher in der DDR. Wenn die Eltern ihr Kind frühmorgens abgeben und abends total geschafft vom Arbeitstag wieder abholen, haben sie nicht mehr ausreichend Kraft und Nerven, auf die Sorgen und Nöte des Kindes einzugehen oder sich einfach mit ihm zu beschäftigen. Wie diese Kinder später selber ihr Familienleben leben werden, falls man das noch als solches bezeihnen will, mag ich mir gar nicht vorstellen, völlig ungeachtet, wie qualifiziert die Erzieher auch sein mögen. Das wäre für mich kein nachahmenswertes Modell, das ich mir für Deutschland wünschen würde.
Daher plädiere ich für ein Müttergehalt, denn keine Mutter soll gezwungen sein, aus finanziellen Gründen aushäusig zu arbeiten und ihre Kinder frühzeitig in Fremdbetreuung zu geben. Die ehemalige Familienministerin Kristina Schröder kam noch kurz zu Wort, und sie betonte, dass sie für eine Wahlfreiheit einträte, dass Mütter eben wählen könnten, ob sie berufstätig sein wollen oder nicht. Das klingt erst einmal positiv, nur ist im derzeitigen System für viele gar keine Wahlfreiheit gegeben, sondern diese haben allein Gutverdienende. Alleinerziehende Mütter beispielsweise oder Geringverdiener hätten dann die „Wahlfreiheit“ zwischen (oftmals prekärer) Berufstätigkeit und Hartz IV. Sollten sie Vollzeit arbeiten, müssen sie regelmäßig irgendwie ihre Kinder „weg-orgnisieren“, und bei Teilzeit gibt es wenig Geld, außerdem können sie so kaum Rentenansprüche erwerben, ihnen droht also die Armut im Alter. Dieses Müttergehalt könnte zu einem Teil mit den Mitteln finanziert werden, die zur Zeit in die Kitas gepumpt werden.
Die Gender-Mainstreaming- Apologeten und die Feministinnen werden jetzt sicher aufschreien, wo denn bei all diesen Überlegungen bitte die Väter blieben. Ich will damit keineswegs ausdrücken, dass die Väter sich nicht in die Erziehungsarbeit einbringen sollen. Aber in den ersten Jahren ist die Mutter die optimale Bezugsperson für das Baby bzw. Kleinkind, durch ihre größeren empathischen Fähigkeiten. Das wird aber heute schon als „Rückfall in traditionelle Geschlechterrollen“ oder gar als „mittelalterlich“ gebrandmarkt. Aber was ist eigentlich an den sogenannten „traditionellen“ Geschlechterrollen so schlecht, dass man sie unbedingt abschaffen, ja auf den Kopf stellen muss? Mittlerweile wird auf Väter regelrecht Druck ausgeübt, dass sie doch bitte in Elternzeit gehen sollen, damit Mama schnell wieder arbeiten kann.
Dass die Diskussion über die Gleichstellung homosexueller Paare einschließlich Adoptionsrecht wieder neuen Aufwind erfahren hat, passt dabei ins Bild. Es wird wirklich nichts unversucht gelassen, die Familie zu zerstören, denn das Kapital braucht willige, vereinzelte Konsummarionetten. Warum eine Gesellschaft derart suizidal handelt, ist mir ein Rätsel. Von den vielen Kindern, die in Deutschland aufgrund von Abtreibungen gar nicht erst geboren werden, die misshandelt und / oder vernachlässigt werden, oft mit Todesfolge, weil die Eltern nicht in der Lage sind, ihre Kinder zu erziehen, soll hier gar nicht erst die Rede sein.
Insgesamt kommen wir nicht darum herum, die Familienpolitik bzw. Politik insgesamt völlig neu zu justieren. Es sollte eigentlich so sein, dass die Wirtschaft dem Menschen dient, zur Zeit ist es aber umgekehrt, und das nicht nur in Deutschland.