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Zunächst: Ist der Terminus 'Ur-Ursache' wirklich sinnvoll? Führt eine 'Steigerung' des Begriffes der 'Ursache' nicht zwangsläufig in einen infiniten (bzw. indefiniten) Regress, solange man sich im Rahmen der klassischen Logik bewegt?
Ob die klassische Logik das geeignete Hilfsmittel ist, um die Wahrheit zu erkennen oder überhaupt etwas zu erkennen, lasse ich zunächst offen. Aber obige Frage ist absolut berechtigt! In dem Moment, in dem ich den Begriff Ur-Ursache verwende, gehe ich davon aus, dass die Kausalitätskette rückwerts verfolgt einen Anfang hat. Das aber ist noch gar nicht bewiesen bzw. wurde "übersprungen" bei der Diskussion. Daher habe ich versucht mit der neuen Frage uns wieder dorthin zurück zu lenken. Ziel dieser Diskussion ist es ja nicht, die "Nachweise" so zu führen, wie es am "logischsten" wäre, sondern so zu führen, wie es die Diskussion ergibt. Sonst wäre es ein Monolog, der niemandem nützt! Allein mit der klasischen Logik werden wir das Problem allerdings genau so wenig lösen können, wie wir mit der klassischen Logik unsere eigene Existenz beweisen könnten. Insofern bedarf es weiterer gemeinsam akzeptierter disziplinen, wie z.B. die Naturwissenschaften (die einstmals die Logik verwendet haben aber Neuerdings diesbezüglich teilse "merkwürdig" werden).
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Und verlässt man die klassische Logik mit ihren drei Grundaxiomen ('Satz der Identität', 'S. d. Widerspruchs' und 'S. d. ausgeschlossenen Dritten'), dann erübrigen sich sowieso derartige 'Kausal'-Hierarchien und es bleibt nur noch das (im Optimalfall bewusste, andächtige) Schweigen.
Dazu bedarf es des Verständnisses der Zeit. Kausalität, wie wir sie kennen, ist ohne Zeit nicht denkbar. Das bedeutet, dass wir im Rahmen der Zeit mit Kausalität argumentieren können (die heutige Physik sagt dass selbst das in den ersten Millisekunden des Urknalls schwierig wird), aber was ist die Zeit? Und gibt es eine Ursache für die Zeit?
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Wollen Menschen aber in der materiellen Welt miteinander kommunizieren, sind sie eben scheinbar zwangsläufig auf die Dogmen der klassischen Logik angewiesen, indem diese Dogmen (wenn auch ganz unbewusst) als 'gemeinschaftlich anerkannte Vorannahmen' vorausgesetzt werden.
Einverstanden!
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Aber diese Dogmen sind im Prinzip willkürlich gewählt ... denn ohne den anfänglichen - wohlgemerkt logisch-unbegründbaren - 'Objektivitäts-Glauben' kann seitens des Erkennenden ja gar nicht von 'Mitmenschen' ausgegangen werden ;)).
Ganz so ist es meiens Erachtens nicht! Erkenntnis - in jeglicher Form und auf jeglicher Ebene (ob physisch oder metaphysisch) beruht auf Vorannahmen, da stimme ich überein. Aber was heißt schon "objektiv". Wenn zwei Menschen, die einander etwas dargelegen, beweisen oder diskutieren wollen, die Dinge, die sie gemeinsam "glauben" als objektiv bezeichnen, ist das hinreichend. Z.B. behaupten alle Menschen, dass ein Stein, den ich loslasse, fällt. Es spielt dabei keine Rolle, ob er fällt, weil die Erde irgendiwe ominös den Stein anzieht oder weil der Raum um die Erde gekrümmt ist, oder gar nicht der Stein fällt sondern die Erde sich auf den Stein zubewegt. Die Menschen, die dieses Geschehnis betrachten, sind sich darin einig und können dann darauf aufbauend analysieren, was geschieht, wenn der Stein jemanden auf den Kopf fällt. Logisch betrachtet könnte niemand beweisen, dass er beim nächsten Mal wieder fallen wird. Doch solch eine "logische" Betrachtung lenkt nur ab. In 1000 Jahren könnte die Bewegung des Steines ganz anders erklärt werden, weil die Menschen Raum und Zeit ganz anders deuten, und das mögliche Wunder, das jemand den Stein schweben lässt, haben wir ganz ausgeklammert. Denoch hilft unsere gemeinsame Erkenntnis, dass der Stein fällt uns hier und heute (nicht gestern und nicht morgen) gemeinsam etwas zu "erkennen" und darauf aufbauend richtige Schlüsse zu ziehen, die uns zur "Ur-Ursache führen können, falls es eine Ur-Ursache gibt
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Um also überhaupt 'logisch' argumentieren zu können, muss bereits etwas gänzlich irrationales wenigstens stillschweigend vorausgesetzt werden.
Ja, wie z.B. das Fallen des Stein, oder dass ich aufgrund meiner Wahrnehmung behaupte, dass ich existiere. DA wir uns beide darin aber einig sind, können wir also darauf aufbauen.
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Damit basiert auch die vermeintlich 'objektive' Wissenschaft unserer Zeit im letzten Grund auf einer spekulativen Hypothese, die nach moderner Wissenschaftstheorie über gar keine 'Theoriefähigkeit' verfügt, weil sie nicht widerlegbar ist.
Tatsächlich kann nicht bewiesen werden, dass der Stein wieder fallen wird. Wir "glauben" letztendlich nur, dass es so ist. Beweisen können iwr es erst, wenn wir ihn loslassen, und dann ist es zu spät für die verhersagende Behauptung. Aber der "Glaube" aller Mitdiskutierender daran ist so stark und so einheitlich, dass wir darauf aufbauen können. Wen spätere Gesellschaften den "Trick" heruasgefunden haben, dass der Stein dann nicht mehr fällt, werden sie anders diskutieren müssen.
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Das sogenannte 'Münchhausen Trilemma' besagt, dass es keine tatsächlichen 'Letztbegründungen' gibt, nur 1. Dogma, 2. infiniten Regress, 3. Zirkelschluss. Aus dieser Zwickmühle auszubrechen kann nicht innerhalb der klassischen Logik gelingen, man muss 'das ewige Rundherum' durch ein individuell irrationales Moment 'transzendieren'.
Meines Erachtens ist die Trilemma-Situation von Herrn Albert selbst ein Beweis für die Ur-Ursache, aber das würde hier möglicherweise zu weit führen.
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Sollten wir nicht die (lineare) 'Zeit', bzw. den Eindruck, dass es eine solche 'gibt', schlichtweg als bloßes Ergebnis einer beschränkten menschlichen Wahrnehmung betrachten, die nicht fähig ist, alle Kausalitätsverhältnisse des Kosmos auf einen Blick zu durchschauen?
Und woher stammt jene Wahrnehmung? Und wozu dient sie?
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Alle 'Dynamik' in unserer naiven Wahrnehmung ließe sich dann damit erklären, dass wir eben die Dimension der Zeit im Unterschied zu den drei naiven Raumdimensionen grundsätzlich NUR in eine bestimmte 'Richtung' begehen können, während uns im Raum diesbezüglich nur durch unsere Körperlichkeit ('Schwerkraft' etc.) Grenzen gesetzt sind.
Haben Raum und Zeit nicht die gleiche Art von Beschränkungen? Schließlich können wir nicht in die vierte Raumdimension treten, obwohl es sie geben könnte. Ionsofern steckt auch in der Begrenzung von Raum und Zeit eine neue Frage.