Dörte Donker schreibt:
Zitat
Als die Ur-Ursache also noch nicht Ursache war, als sie also noch nicht Raum und Zeit hervorbrachte, gab es auch keine Zeit. Das nennen wir Ewig. Gleichzeitig müssen wird annehmen, dass es nach unseren Maßstäben NICHTS ist und in meiner beschriebene Meditationserfahrung habe das als das absolute NICHTS bezeichnet. Aber gleichzeitig ist es ALLES.
... da kommt ein Schopenhauer-Zitat in den Sinn: 'Wir bekennen es vielmehr frei: was nach gänzlicher Aufhebung des Willens übrig bleibt, ist für alle Die, welche noch des Willens voll sind, allerdings Nichts. Aber auch umgekehrt ist Denen, in welchen der Wille sich gewendet und verneint hat, diese unsere so sehr reale Welt mit allen ihren Sonnen und Milchstraßen - Nichts.' (letzter Satz des ersten Bandes seines Hauptwerkes 'Die Welt als Wille und Vorstellung')
Es sei noch ergänzt: Manche esoterische Strömungen schlagen die von dir/Ihnen beschriebene Meditationserfahrung dem so genannten 'Geheimnis des Abgrunds' zu, bzw. würden diese Erfahrung als 'Ergründung des Abgründigen' bezeichnen. In dieser Terminologie bildet das 'Geheimnis des Abgrunds' den notwendigen ersten Schritt auf dem mystischen Pfad, indem der oder die Suchende in dieser Einsicht in das 'Abgründige' den sogenannten 'Hüter der Schwelle', der das 'Ego' vom 'wahren Selbst' trennt, erstmalig überwindet. In diesem 'ersten' mystischen Erlebnis sind im Prinzip alle weiteren sechs bereits enthalten, die da wären: 'das Geheimnis von der Zahl und der Zeit', 'das Geheimnis von der Alchemie (oder von Krieg und Frieden)', 'das Geheimnis von Geburt und Tod (oder der Glückseligkeit)', 'das Geheimnis des Bösen (oder der Materie)', 'das Geheimnis vom Wort/Logos (oder von der Entsprechung von Mikrokosmos und Makrokosmos)' und zuletzt 'das Geheimnis der Gottseligkeit'. Natürlich könnte man jedes dieser 'Geheimnisse' auf Basis einer klassischen Logik als bloße Tautologie 'entlarven' ... Trotzdem steht es jedem frei, auch eine 'bloße' Tautologie als sinnvolle Methodik der Wirklichkeitsbewältigung zu verstehen und entsprechend anzuwenden. Niemals wird sich daraus unmittelbar eine logische Erkenntnis ergeben, geschweige denn die 'absolute' Wahrheit. Aber mittelbar lässt sich doch so manches an zumindest relativer Wahrheit daraus ableiten, das dem eigenen Seelenleben von unschätzbarem Wert sein kann. Und so muss jeder ganz für sich selbst entscheiden, ob ein Fürwahrhalten derartiger 'Glaubenssätze' im Sinne Gottes ist.
Mystische Praxis würde eine Persiflage ihrerselbst, wenn sie sich anmaßt, eine Allgemeingültigkeit ihrer Methodik zu propagieren. Menschen können sich gegenseitig nur bis zu einem ganz bestimmten Punkt helfen, stützen; eben bis zur 'Schwelle' - darüber hinaus ist dann ein jeder ganz zwangsläufig auf sich selbst allein gestellt und somit in erster Linie auf die GNADE GOTTES angewiesen, oder materialistisch verdreht: auf 'glückliche Zufälle' ...
Die These von der 'vor-raum-zeitlichen' All-Einheit allen Seins, in der wir heutigen konkreten Menschen also alle bereits enthalten sind, ist ein sehr gutes Beispiel für eine 'bloße' Tautologie, die trotz ihrer (oder gerade wegen ihrer) Unwiderlegbarkeit wunderbar als Grundlage für die Arbeit an sich selbst dienen kann - schließlich impliziert diese vor-zeitliche All-Einheit, dass sie auch 'in der Zeit', bzw. 'aus der Zeit heraus' vorhanden/erreichbar ist, indem man sich Zeit und Raum 'weg-abstrahiert'. So findet sich für den Einzelnen, der sich zu diesem Verständnis, zu dieser Betrachtungsweise hinaufschwingt, in der 'All-Einheit' potentiell ALLES, wenn es auch in der Relation zur Raumzeitlichkeit ein NICHTS bleiben muss für die materielle Welt; als innere Quelle der Seelenkraft aber ist diese All-Einheit vermutlich unübertroffen und bildet gerade die Substanz, aus der das Individuum (ob bewusst oder unbewusst) ALLE innere Kreativität überhaupt erst schöpft, die es dann auch in der 'materiellen' Welt auszuleben vermag.
Aber auch all dies - nenne man es 'ur-ursächliche All-Einheit', 'unendliche Quelle von Kreativität' o.ä. - ist sicherlich nur ein klitzekleiner Aspekt dessen, was wahrhaftig verstanden GOTT genannt wird. Aber reden wir alle uns ruhig weiter ein bisschen 'um Kopf und Kragen' ... :) ... es ist vielleicht gerade die ewige Annäherung an das Höchste, ohne es als Individuum je endgültig erreichen zu können, die uns auf dem Pfad Gottes schreiten lässt. Das STREBEN nach Etwas - nicht das Erreichen von Etwas - sollte wohl unser Anspruch sein. Denn 'erreicht' war es immer; in dem Sinne, dass die letzte Verbindung zur ursprünglichen Quelle mindestens 'im Abstrakten' immer besteht. Denn was war, das war, was ist, das ist, und was wird, das wird. Ob wir kleinen Menschen das wollen oder nicht, ob wir das wissen oder nicht, ob wir das akzeptieren oder nicht.